Kapitel 66: Die ersten Stunden des Krieges

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• Fenja •

Es ist noch früh am Morgen und geschlafen habe ich kaum, ich fühle mich aber auch nicht in der Lage, jetzt friedlich weiter zu schlafen.

Auf leisen Sohlen schleiche ich in das kleine Zelt, was als kleines Ankleidezimmer an unsere Kabine angebaut ist. Mit einer inneren Unruhe schaue ich auf Jarons Hemden, wovon ich eines in die Hand nehme und den zarten Samt über meine Fingerspitzen gleiten lasse. Sein Geruch liegt noch in jedem seiner Kleidungsstücke und ich versenke meine Nase nun tief in seinem Hemd.

Schließlich beherrsche ich mich aber und hänge es fein säuberlich zurück. Direkt daneben befinden sich meine Oberteile, ich suche mir eines mit blauem Farbverlauf aus und eine dunkelgraue Hose. Dann gehe ich doch an Jarons Kleiderschrank und fische einen seiner Umhänge hervor, den ich nun geschickt um meinen Schultern befestige.

Ja, so lässt es sich aushalten.

Aus altem Reflex atme ich tief ein und wieder aus, ehe ich auf den schweren Vorhang zugehe, der die Tür zu unserem privaten Zeltabteil darstellt.

Meine Füße bringen mich in den Wohnbereich, in dem zu so früher Stunde tatsächlich niemand anzutreffen ist. Einen Moment lang lasse ich meinen Blick schweifen und kralle mich dabei an dem Stoff des Umhangs auf der Höhe meiner Brust fest.

„Prinzessin Fenja, einen schönen guten Morgen. Darf es ein Tee oder ein Kaffee sein?", hakt einer der Bediensteten nun nach, der sein Gesicht durch den Haupteingang in das Zelt steckt.

„Einen Kaffee bitte", gebe ich zaghaft in Auftrag und setze mich am Rand in den kleinen Lesesessel.

Kurz darauf reicht der Bedienstete mir die Tasse, dessen Porzellan schön glatt und warm ist. Der Geruch vom frischen Kaffee umspielt meine Nase und fast schon automatisch ziehe ich die Duftschwaden voller Genuss in meine Lungenflügel. Aromatisch und schön geröstet, es riecht wahrlich gut!

„Die restlichen Vampire des Königshauses sind noch zur Nachtruhe, ein paar Vampire waren gestern sogar bis nach Mitternacht wach. Vermutlich werdet Ihr eine Weile unter euch sein, ist das in Ordnung, oder wünscht Ihr Gesellschaft?", hakt der Bedienstete höflich nach.

„Danke, aber das geht schon", bringe ich mutig hervor.

„Unsere Anweisung ist, besonders auf euer Wohlergehen zu achten. Wenn was sein sollte, ruft jederzeit nach einem von uns", betont er nun, verbeugt sich galant und verschwindet dann wieder aus dem Zelt.

Das ist mir dezent peinlich, als ob ich nicht mal alleine einen Kaffee trinken kann. Naja, ein bisschen verloren und unwohl fühle ich mich schon, aber nicht so, dass ein Bediensteter Händchen halten muss.

Ein paar Schlücke des Kaffees genieße ich in angenehmer Stille, das Treiben des Zeltlagers dringt nur wie ein weit entferntes Hintergrundgeräusch an mich heran. Der königliche Bereich ist auch bewusst leicht abgegrenzt vom allgemeinen Kriegslager gebaut, natürlich auch besonders bewacht und gesichert.

Nun dringt ein leises Geräusch zu mir, dass aus einem der nahen Zeltkabinen dringt.

„Shade, es ist viel zu früh, schlaf doch bitte noch ein bisschen", höre ich die verschlafene Stimme von Yara.

Schmunzelnd lausche ich der Konversation, stehe dann aber schon auf.

„Yara? Darf ich reinkommen?", hake ich höflich an dem schweren Vorhang nach.

„Nur zu", sagt sie hinter einem herzhaften Gähnen.

Ich hebe nun den Vorhang und schaue in das Zeltabteil, das ganz offensichtlich für die Königin eingerichtet ist. Der Boden ist noch mit zusätzlichen Holzplatten befestigt und die Ränder der Zeltwand verstärkt. Und wenn ich Shade daran herumdrücke sehe, weiß ich auch warum. Ich steige nun über die kleine Absperrung, die Shade daran hindern wird in den Wohnbereich zu krabbeln.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt