Kapitel 23: Das kam unerwartet, oder?

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• Fenja •

Benedikt gibt sich echt beste Mühe, damit Yara und ich gleich volle Kanne auf den Vampir losgehen. Zugegeben, der bisher öde Tag ist so nicht mehr öde.

Schließlich findet Benedikt sich mit Kapuze über dem Kopf direkt hinter uns ein und überlässt uns die Wahl der Richtung.

Die Architektur mag sich zwar optisch leicht unterscheiden, aber das Einkaufsviertel des Adelsviertels ist gleich aufgebaut: Viele Läden entlang der Hauptstraße und einige weitere Läden in den Nebengassen, sowie in den Parallelstraßen. Und natürlich edel hergerichtet, mit Sitzmöglichkeiten, saftig grünen Bäumen und hier und da ein erfrischender Brunnen.

Yara und ich schlendern gemeinsam durch die Gassen und schauen hier und da mal in die Schaufenster. In einen Laden hinein gehen wir bisher aber nicht, wir wollen keine Frau mit tiefroten Augen ins Stadtgespräch bringen.

Zumindest war das der Plan.

„Eine Buchhandlung! Da muss ich rein!", ruft Yara begeistert und stürmt fast schon voller Vorfreude durch die große Eingangstür mit schnörkelig verzierten Glasfenstern.

Ehe ich mich versehe, schiebt Benedikt mich bereits hinterher und seine Ausstrahlung wechselt von locker-wachsam zu aufmerksam-wachsam. Yara durchstreift bereits die Gänge, ich folge ihr dabei.

Die Buchhandlung ist recht gut besucht, in ein paar Gängen stehen andere Interessenten und begutachten die Auswahl der ganzen Schriften. Ein leiser Geräuschpegel dringt mir in die Ohren. Da hier niemand Yara als Vampirkönigin erkennt, hat sie ihre Ruhe. Benedikt zieht ihr aber streng die Kapuze ihres sommerlichen Umhangs wieder ins Gesicht.

Genau drei Gänge kommen wir weit und ich plaudere nebenbei mit Benedikt, weil ich gerade keine Lust auf Bücher habe.

Yara bleibt wie angewurzelt stehen und Benedikt verstummt mitten in unserem Gespräch, um auf Yara zu achten. Auch ich sehe sie fragend an.

„Ven?", fragt Yara einen alten Mann mit ergrauten, kurzen Locken.

„Königin Yara? Seid Ihr das?", hakt dieser Mann hoch ungläubig nach.

„Oh mein Gott, ja! Ven! Das gibt's nicht, du lebst noch? Hier bist du nun also, was für ein Zufall! Wie geht es dir?", sprudelt es begeistert aus Yara hervor.

Benedikt legt behutsam einen Arm um mich und hält mich nah bei sich, so hat er volle Konzentration bei Yara. Ich starre nun aber auch neugierig da hin und lasse Benedikt seinen Personenschutz. Gemütlich lehne ich mich ein wenig an Benedikt an, was ihm sehr entgegen kommt.

„Mit euch habe ich nicht gerechnet, meine Königin. Es erfreut mich wirklich sehr, euch noch einmal wieder zu sehen. Es geht mir soweit gut, die ersten Alterserscheinungen, falls Ihr versteht. Und wie ergeht es euch, wenn ich fragen darf?", steigt dieser Ven höflich in das Gespräch mit ein.

Mit seiner grauen Schiebermütze, dem weißen Hemd und der hellbraunen weiten Hose sieht er doch auch eher wie ein Bürger des Vampirreichs aus, muss ich gestehen.

Yara vergisst uns Zwei völlig und verfällt mit Ven in ein angeregtes Gespräch. Auch die Bücher sind Schnee von gestern, aber aufhalten oder rausschmeißen tut uns auch sonst keiner.

Schließlich unterhalte ich mich dann doch noch weiter mit Benedikt, während Yara und Ven sich gegenseitig eine Kante ans Bein labern.

• Silas •

Die Mitte des siebten Monats und endlich steht mein Besuch bei Shani in ihrer Länderei an!

Dieser Fakt kommt aber nicht bei allen Vampiren gut an, wie ich mir anhören darf.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt