Kapitel 40: Die wichtige Jahreswende

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• Lucia •

„Ich weiß, dass der Plan ein anderer ist, aber tust du mir trotzdem einen Gefallen?", frage ich meinen liebsten Valorian.

Zusammen richten wir in unserem Gemach gerade unsere kriegerische Ausstrahlung her. Wir beide in unseren schwarzen Rüstungen, meine aus Leder und seine aus Stahl. Ich bedaure es wirklich sehr, ihn nicht ansehen zu können.

„Was denn?", hakt Val nach, während er nun meinen Umhang an mir befestigt.

„Kannst du heute doch die ganze Zeit bei mir bleiben?", bringe ich verlegen zum Ausdruck.

In aller Ruhe steckt Val die Klammern meines Umhangs fest, dann dreht er mich zu sich und nimmt mich ganz fest in seine Arme. Ich spüre dabei den kalten Stahl seiner schwarzen Rüstung, die ich mit meinen Fingern nun erkunde. Sie ist schön glatt und äußerst stabil. Und so eindrucksvoll wie sich die Rüstung anfühlt, ist auch der Träger.

„Selbstverständlich, meine liebste Lucia. Übrigens hat Lucan sich das schon gedacht und Vittorius bereits informiert. Es ist sowieso schon so eingeplant", raunt Val mir voller Liebe zu.

Nun muss ich doch breit lächeln.

„Vater ist der Beste!", kommt es zufrieden aus mir heraus.

„Und ich dachte, als dein gut aussehender Gemahl wäre ich der Beste. Aber gegen einen Vater komme ich wohl nicht an", haut Val amüsiert heraus.

„Und doch bist es du, der den ganzen Tag bei mir sein soll. Reicht dir das?", erwidere ich und drücke meine Wange an den kühlen Stahl.

„Tut es. Lucia, das ist doch unbequem", kommentiert Val ungefragt.

Er drückt mich sogar ein Stück weit von sich weg, dann schiebt er mich zum nahen Sessel und setzt sich dort hin. Mich zieht er auf seinen Schoß und legt dann allen ernstes ein kleines Kissen auf seine Schulter, wo er meinen Kopf dann gegen drückt.

Hach, er ist so süß!

Schließlich ist es aber soweit und wir Zwei erheben uns nach einer kurzen Kuschelei. Tatsächlich wartet Vater sogar schon mit Mutter vor unserem Gemach, auch er ist in seine eindrucksvolle, kriegerische Aufmachung gehüllt. Vater umarmt mich kurzerhand und lässt mir einen Kuss auf meinem Scheitel. Auch Mutter nimmt mich in ihre Arme, einen kurzen Moment lang genießen wir Zwei das.

„Ich werde heute den ganzen Tag über nicht von deiner Seite weichen, Soraya. Und Runa, du wirst schön brav bei Soraya bleiben, auch dich werde ich heute persönlich bewachen", ertönt plötzlich Großvaters Stimme neben uns.

Er nimmt einfach Mutter und mich zusammen in seine Umarmung, was Mutter und mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

„Du kommst also doch, Vater! Wie schön!", platzt es aus Mutter heraus, die nun strahlend hoch in seine tiefroten Augen sieht.

Großvater streicht Mutter liebevoll durch das Haar und Mutter schmiegt sich zufrieden an ihn an. Auch Großvater trägt heute seine eindrucksvolle Stahlrüstung mitsamt voller Bewaffnung. Und er ist frisch geduscht und gepflegt. Ich spüre aber Vaters wachsamen Blick, der mit leichter Sorge auf Großvater liegt.

Es gibt keinen, der sich keine Sorgen um ihn macht. Bei Jaron und Vittorius sind wir froh, dass sie sich so in die Vorbereitungen stürzen und dass das deren Ventil ist.

Aber Großvater kann das nicht, er ist verloren ohne seine Gemahlin. Vor allem, weil er sie erst wieder hat.

Zusammen gehen wir nun schließlich auf die Feierlichkeit der Jahreswende.

• Fenja •

Ich bin wirklich ganz kurz davor Clarissas Vorschlag es einfach zu beenden nachzugeben. Unsere letzte Blutration ist nun sogar fünf Tage her und ich habe jede Sekunde das Gefühl, es nicht mehr auszuhalten. Der Tag neigt sich dem Ende und es wird wieder so düster draußen, wie ich mich fühle.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt