Kapitel 71: Die Feinfühligkeit eines Minidämons

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• Silas •

Kurz schmelze ich im Kriegslager dahin und vergesse, dass Krieg ist. Ich blende total aus, dass es an der Front jeden Moment losgehen kann mit dem entscheidenden Gefecht, denn mein kleiner Sohn Shade geht das erste Mal an meiner Hand seine kleinen Schritte.

Aaah!

Ich liebe ihn!

Ich muss mich bei meiner Statur tatsächlich ein wenig bücken, weil Shade noch ziemlich winzig ist. Aber das macht nichts, ich würde auch neben ihm krabbeln, wenn das nötig wäre.

Mit langsamen Schritten, aber einem offensichtlichen Ziel setzen wir uns in Bewegung.

„Awww!", höre ich Mutter im Hintergrund nun ebenso dahinschmelzen, weil wir Zwei wohl ein tolles Bild für sie abgeben.

Delian setzt sich nun zu Fenja und Mutter dazu und redet kurzerhand mit Enya. Shade und ich lassen die kleine Gruppe aber nun hinter uns und er steuert ganz gemächlich den Gang zu den Zeltabteilen an.

Da geht er dann drauf zu und fast wundert es mich nicht, wo wir landen.

Ich strecke meinen Kopf in das Zeltabteil von Lucia, wo Clarissa an ihrem Bett sitzt und ihr mitfühlend zuredet. Lucia sieht aber in Anbetracht der Lage nicht traurig aus, sondern genervt.

Meine beste Freundin kenne ich gut, sie will das nicht und wird niemanden an sich heran lassen. Aber das ist ganz ehrlich Lucias Entscheidung, weil es nun mal ihr Körper ist, wie ich finde.

Shade fragt nicht, sondern geht einfach rein. Er geht zielstrebig auf das Bett zu und braucht beim Hinaufkrabbeln noch ein wenig Hilfe.

Das erste Mal helfe ich ihm bei etwas, wo er meine Hilfe gerne annimmt.

Aaah!

Mein Sohn!

Shade streckt seine Hände nun aus, allerdings nach mir. Was mich dann doch jetzt arg verwundert, aber ich halte ihm meine Hände hin. Er ergreift mit einer Hand aber nur meine linke Hand und streckt seine andere Hand dann nach Lucia aus. Ein wenig unsanft patscht er auf ihren Bauch, was sie ebenso verwundert dreinschauen lässt.

Im nächsten Moment ist alles schwarz.

• Lucia •

„Silas? Großmutter? Seid ihr noch da? Ich ... sehe nichts", kommt es ganz verhalten aus mir heraus.

Wenn ich aus irgendeinem Grund jetzt doch ganz plötzlich wieder blind geworden bin, verliere ich die Beherrschung.

Ich schwöre es!

„Ganz ruhig, Lucia, wir sind in der Schattenebene bei Noctis. Das hier ist sein Innenhof", klärt Silas mich auf.

Shade fängt an zu lachen.

Verfluchte Scheiße, ich bin ein Lichtwesen und die stehen mit Dämonen nicht gerade nicht auf Kriegsfuß!

„Warum zur Hölle bringst du mir das Lichtwesen hier her, Silas?", ertönt die tiefe und raue Stimme von Noctis.

Ich erkenne ihn von der Jahreswende Feierlichkeit wieder, wo er für mehr Sicherheitsgefühl im Volk gesorgt hat.

Aber naja, hier ist nun mal sein Land.

„Shade war das!", betont Silas nun vollkommen entsetzt.

Moment mal!

„Shade?", platzt es voller Unglauben aus Noctis und mir zeitgleich heraus.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich fühle mich hier weder sicher noch willkommen. Und dass meine Lichtschwaden nicht mal für Licht sorgen, beunruhigt mich!

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt