Der Teufel in Person

13K 885 48
                                    

Gewidmet seelinaa1  (Meine Beste...)


"Was ist los?", schrie ich über den Lärm zu Adrien.
Die Leute purzelten wild durcheinander und einige von Nassims Leuten fielen in den großen Riss in der Erde. Jake und Cam stellten sich neben uns und stützten uns. Weder Adrien und ich waren in Topform, nach dem was wir gerade erlebt hatten.
"Ist das Nassim?", fragte ich und hoffte wirklich, dass er nicht dafür verantwortlich war. Er war absolut das letzte, dass ich jetzt gebrauchen konnte.
"Nein!", brüllte Adrien zurück. "Das ist viel schlimmer."
Was konnte denn schlimmer sein, als Nassim? Ich dachte immer, dass Nassim und Adrien die mächtigsten Dämonen waren. Aber da durfte ich mich wohl eines besseren belehren lassen.
Aus dem Spalt drangen laute, klagende Schreie. Erschreckt drückte ich mir die Hände auf die Ohren und hoffte, dass das ganze Schauspiel bald ein Ende hatte.
Dann war es still. Von einer Sekunde auf die Andere. Als wäre nie etwas passiert.
Vor dem Riss stand nun ein Mann. Er war groß gewachsenen und strahlte unheimlich viel Macht und Autorität aus.
Er hatte schwarze Haare und eine schwarze Iris. Seine Kleidung bestand aus einer schwarzen Lederjacke und einer dunklen Hose die in ebenfalls schwarzen Stiefeln endete.
Bei seinem Anblick schluckte ich. Er machte mir Angst.
Als er auf uns zukam, schaffte ich es nicht meinen Blick abzuwenden. Kleine gelbe Sprenkel waren in dem Schwarz seiner Iris verteilt, stellte ich fest und krallte mich an Adriens Hand.
"Luzifer.", begrüßte Adrien den Mann und lächelte.
"Adrien!", rief der Mann freundlich und da wurde mir erst bewusst, wer hier gerade so auf uns zu marschierte: Der Teufel in Person.
Als Luzifer an Nassim vorbeilief, warf er ihm kurz einen kalten, abschätzigen Blick zu, woraufhin Nassim den Kopf demütig senkte und zurückwich.
Vor uns kam der Teufel zu stehen und sah mich an.
"Luce, das ist Talia.", stellte Adrien mich vor und ich fragte mich wie er nur so locker sein konnte. Hallo? Mir stand gerade der leibhaftige Teufel gegenüber! Und Adrien sprach mit ihm, als wären sie die besten Freunde.
"Oh ich weiß wer sie ist.", meinte Luzifer, lächelte, nahm meine Hand und hauchte einen Kuss auf darauf. "Es ist mir eine Ehre."
"Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, schätze ich...", entgegnete ich und erntete daraufhin ein Lachen des Herrschers der Unterwelt.
"Menschlich sein steht dir gut, Adrien.", wandte Luce sich an meinen Verlobten. "Du hast endlich mal Farbe im Gesicht."
Adrien strahlte und bedankte sich.
"Mal ganz unter uns. Ich bin echt froh, dass du als erste das Mädchen, dass hinter die Maske sehen kann gefunden hast. Dir gönne ich das Glück im Gegensatz zu ihm." Mit einem angewiderten Kopfnicken deutete Luzifer auf Nassim.
"Aber ich werde ein schönes warmes Plätzchen für ihn und seine Leute im Fegefeuer finden, darauf kannst du dich verlassen.", versicherte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Adrien lachte. "Das will ich doch hoffen."
Luce nickte. "Worauf du dich verlassen kannst. Aber nun zu deinen Gefährten. Sie sollen werden wie du, oder? Das haben sie sich verdient."
Er klatschte in die Hände, rieb die Handflächen aneinander und murmelte etwas. Kurz darauf fielen alle von Adriens Leuten einfach um.
Verwirrt sah ich wie Cam, Jake und die anderen auf dem Boden lagen, als würden sie schlafen.
"Keine Sorge meine Liebe. In weniger als fünf Minuten, sind die wieder alle putzmunter.", versprach er mir und grinste.
Ich brachte kein Wort über die Lippen.
"Adrien. Meine Zeit läuft ab. Es sei dir versichert, dass ihr nie wieder einem Vampir begegnet. Es hat mich gefreut dich mal wieder zu sehen.", verabschiedete Luzifer sich bei Adrien.
Mir nickte er freundlich zu. "Adrien hat großes Glück dich gefunden zu haben. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
"Ich hoffe es doch.", sagte ich als ich meine Stimme wieder gefunden hatte und lächelte.
Danach drehte der Teufel sich auf dem Absatz um und ging auf Nassim zu.
Sie unterhielten sich kurz, bis Luce mit den Fingern schnippte und sämtliche Vampire in den Erdriss gezogen wurden. Egal wie sehr sie dagegen ankämpften.
Ich drehte mich weg, als ich die Schreie hörte und kümmerte mich um Jake. Er würde bestimmt bald aufwachen. Wenn einer es verdient hatte, Mensch zu sein, dann er. Jake war ein herzensguter Mann und jetzt endlich konnte er sein Glück suchen und hoffentlich finden.
Es dauerte nicht lange bis er die Augen aufschlug.
"Was ist passiert?", fragte er verwirrt und setzte sich auf.
"Herzlich willkommen unter den Menschen.", begrüßte ich ihn und lachte als ich seinen Gesichtsausdruck sah.
"Ich kann meine Schwingen nicht mehr fühlen.", stellte er fest und ich wusste nicht recht, ob er jetzt lachen oder weinen würde.
Letztlich schien er sich für eine Mischung aus beidem entschieden zu haben, denn er lachte während Tränen der Freude ihm über das Gesicht liefen.
"Ich bin ein Mensch!", rief er und tanzte pfeifend über die Lichtung. Lachend beobachtete ich wie sich ihm immer mehr ehemalige Schattenschwingen anschlossen.
"Wie fühlst du dich?", fragte ich Adrien, als ich ihn neben mir bemerkte.
"Wie soll ich mich schon fühlen? Das schönste Mädchen der Welt hat mir einen Teil ihrer Seele geschenkt um mich zu retten. Ich hatte gerade Besuch vom Teufel, der meinen schlimmsten Erzfeind in die Hölle geschickt hat. Mein Bruder hat mir verziehen. Ich bin glücklich verlobt und habe die Aussicht auf eine spannende Zukunft. Hmmm. Ich würde sagen mir geht es gut." Er grinst mich frech an und nahm meine Hand.
Der Ring seiner Mutter leuchtete an meinen verschmutzten Fingern. Es war kaum zu glauben, was heute alles passiert war.
Ich sah aus wie eine Vogelscheuche. Meine Kleidung hatte überall Brandlöcher und rote Blutflecken. Meine Haar waren trocken durch das Feuer. An meinem Hals klebte Blut, dass durch einen Dolch verursacht wurde. An meinem Kopf hing ein schiefes Pflaster und seitlich an meinem Hals hatte ich noch zwei kleine Löcher, die ein paar Vampirzähne dort hinterlassen hatten.
Doch nichts von all dem war von Bedeutung.
Nur Adrien neben mir.
Sein Lachen war für mich alles was ich brauchte um glücklich zu sein und heute hatte ich gelernt, dass ich ihn nie wieder gehen lassen würde.
Selbst wenn ich dafür auch noch den Rest meiner Seele hergeben müsste.

Schwingen der NachtWhere stories live. Discover now