Tot oder Lebendig (überarbeitet)

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Ich öffnete meine Augen und schnappte panisch nach Luft.

Mein nächster Gedanke war: Ich lebte! Ich war noch am leben!

Tränen liefen mir über die Wangen und ich war unfassbar dankbar! 

Eine Hand an meinem Arm, die mich bedächtig festhielt, holte mich zurück in die Realität. 

Es dauerte einen kurzen Moment, bis meine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten.

"Bin ich tot? Wo bin ich? Wer sind Sie?", fragte ich und rappelte mich auf. 

"Langsam. Schön langsam." der Fremde drückte mich zurück in die Kissen. Ich lag wieder im Gleichen Bett, in dem ich vor wenigen Tagen aufgewacht war und war keinen Schritt weiter. 

"Hey. Nicht weinen. Es ist alles in Ordnung.", sagte der Unbekannte und strich mir behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn. Ein flaches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er hatte braune, strubbelige Haare und schöne klare grüne Augen. Kurz: Er war attraktiv. Ziemlich attraktiv.

"Wer sind Sie?", wiederholte ich meine Frage und schniefte hilflos. 

"Ich bin Cameron, oder Cam. Dein Arzt.", stellte er sich vor und lächelte wieder. "Und du kannst mich gerne duzen."
"Das heißt... Ich bin also...", stotterte ich nur, da ich so langsam anfing meinen schmerzenden Körper zu spüren. Es waren höllische Schmerzen.
"Ja, du bist noch am leben.", ergänzte er und sah mich besorgt an. Und erneut liefen mir Tränen über das Gesicht.
"Danke!", sagte ich leise und riss mich zusammen, um ihn nicht in eine feste Umarmung zu ziehen.
"Was hast du dir nur dabei gedacht? Einfach über eine Klippe zu springen..." Cameron schüttelte den Kopf.
"Das war nicht beabsichtigt", klärte ich ihn leise auf.
"Ohne die schnelle Bluttransfusion, hätte ich dich auch nicht retten können..."

Ich rollte zur Seite, streckte die Füße unter der Bettdecke hervor und kämpfte mich auf. Mein ganzer Körper wehrte sich gegen die Bewegung und ich stöhnte laut. Cam war sofort an meiner Seite und stütze mich. 

"Das war zu erwarten. Und glaub mir, die Schmerzen werden noch schlimmer. Ich kann dir was dagegen geben", bot er an, während ich mit der sich drehenden Welt kämpfte.

"Woher kennen Sie und Adrien sich? Natürlich nur wenn ich fragen darf.", versuchte ich das Thema in eine andere Richtung zu lenken. 

Cameron lachte. "Adrien ist mein Bruder."
"Oh, das heißt... Sie... Sie wissen von der Sache mit den..." Ich deutete mit den Fingern auf meinen Rücken. Er sah mich verwirrt an.

"...Flügeln?", fragte ich. Cameron blickte kurz auf den Boden, schluckte und blickte mich danach wieder an.
"Ja, ich weiß davon. Immerhin war ich von seinem Egoismus ebenfalls betroffen.  An jenem Tag, an dem er unsterblich wurde, wurde ich es auch. Nur hat er sich danach noch den Bösen Mächten hingegeben, während ich ein anderes Leben wählte. Ich habe mich entschlossen den Menschen zu helfen. So wie dir.", erzählte er.
"Das klingt ja alles sehr interessant, allerdings habe ich gerade ein wenig andere Sorgen."
Keine Sekunde später kippte ich um und mir wurde schwarz vor Augen.
Als ich wieder aufwachte, blickte ich erneut in Cam's Gesicht.
"Das war dann wohl doch ein wenig zu schnell. Ich hab dir etwas gegen die Schmerzen gespritzt, aber ich bitte dich, als dein persönlicher Arzt, die nächsten Tage im Bett zu bleiben." Vorsichtig fuhr er mir mit der rechten Hand über die Wange. Danach schenkte er mir einen liebevollen Blick.
"Sagen Sie das ihrem Bruder.", entgegnete ich und seufzte. "Er kann sehr fordernd sein...

"Oh Talia. Darauf kannst du dich verlassen.", lachte er leise.
Er ließ mich nicht aus den Augen. Was irgendwie ein komisches und schönes Gefühl zugleich war.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Woher wussten Sie eigentlich meine Blutgruppe?"
Cameron stutze. "Erst mal darfst du 'du' zu mir sagen.", versuchte er von der eigentlichen Frage abzulenken.

Schwingen der NachtWhere stories live. Discover now