1. ASHER

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Biep!  Biep! Biep!
Das Dröhnen meines Weckers ertönte, ich holte zu einem Schlag aus und beförderte das Scheißteil zu Boden. Er zersplitterte in mehrere Teile. Ich betrachtete mein Weck und ließ mich erschöpft in meine weichen Kissen zurückfallen. Zwar hatte es der Wecker verdient, mal auf die Fresse zu bekommen, aber jetzt musste ich mir einen neuen kaufen.
Ich starrte die Zimmerdecke an und dachte an den mir bevorstehenden Tag. Schulanfang! Zum Kotzen!
Okay, Schule war eigentlich nie etwas Schlimmes für mich, immerhin wurde ich dort bewundert und angehimmelt.
Die Jungs wollten so sein wie ich und die Mädchen wollten mich am liebsten sofort von allen Seiten anspringen.
Das war schon alles ziemlich geil, aber es gab drei Sachen, die mir an der Schule nicht gefielen.
1. Das frühe Aufstehen und Hausaufgaben. Gegen das Aufstehen konnte ich zwar nichts machen, doch die Aufgaben ließ ich meistens von irgendeinem Streber erledigen. Aber weiter zum nächsten Punkt.
2. Die alten, hässlichen und fetten Lehrer, die selbst keinen Plan hatten von was sie redeten, aber dann etwas „beibringen“ wollten. Jaja, schon klar.
Und 3.- Der wohl schlimmste Punkt- Grayson fucking Clade. Es war nicht so, als hätte ich Angst vor ihm oder so, der Junge pisste mich einfach nur gewaltig an. Nicht nur, dass wir einen ewigen Konkurrenzkampf um den Titel „Fuckboy der Schule“ austrugen, er hatte es mit meiner Schwester getrieben. Und sowas ging nicht klar.
Der Junge machte mir in jeder Hinsicht nur Probleme. Nachdem meine Schwester heulend zu mir gerannt war und mir erzählt hatte, dass Grayson fucking Clade sie abserviert hatte, nachdem er sie einmal in der Kiste gehabt hatte, hatte ich ihn vor versammelter Mannschaft in der Schule verprügelt.
Okay, verprügelt trifft es nicht ganz, er konnte sich ziemlich gut wehren. Es war eher so, dass wir uns gegenseitig verprügelt hatten. Auf jeden Fall waren wir beide fast von der Schule geflogen. Da es aber bereits Ende des Schuljahres gewesen war, ließ der Direktor es durchgehen, warnte uns aber vor, sollten wir uns im nächsten Schuljahr nochmal etwas zu Schulden kommen lassen, würden wir beide fliegen.

Tja und jetzt lag ich in meinem Bett nach den Sommerferien und hatte keine Lust aufzustehen. Warum auch? Schule ohne etwas anzustellen war scheiße und langweilig. Die Drohung vom Rektor bedeutete: Kein Sex mehr in den Besenkammern, den Toiletten oder sonst irgendwo im Schulhaus, keine Joints mehr in den Pausen und keine Prügeleien.
Gings dem Typen eigentlich noch gut? Was sollte ich denn sonst in der Schule den ganzen Tag machen? Lernen? Nö, ganz sicher nicht. Ich musste mir die Sachen zuhause einmal durchlesen und konnte sie. Diese Vorstellung im Unterricht freiwilligen mitzumachen oder so... No Way! Ich musste auf mein Image aufpassen.

„Ash, kann ich bei dir mitfahren?“ Meine Schwester stürmte in mein Zimmer und riss die Augen auf, weil ich noch im Bett lag. „Scheiße, was soll das? Wir haben Schule!“ Sie wurde ganz rot im Gesicht und schaute mich wütend an.
Auch, wenn ich es niemals zugeben würde, ich fand sie süß, wie sie sich immer aufregte, daher hatte ich es mir gerade spontan zum Ziel gesetzt, sie heute Morgen ein wenig auf die Palme zu bringen.
Ich zuckte nur mit den Schultern und schloss die Augen entspannt wieder. Schnelle Schritte kamen auf das Bett zu, meine Schwester riss die Decke von meinem Körper. Alle anderen Mädchen kreischten immer bei meinem Anblick in Boxershorts. Naja, ich musste zugeben, dass mein Körper allgemein ziemlich gut aussah. Hier und da ein paar Muskeln... Fuck, nein, wem machte ich etwas vor? Ich war ein totales Muskelpacket und stolz darauf.

„Asher“, fauchte meine Schwester fordernd, weshalb ich meine Augen öffnete und sie angrinste. Wenn sie meinen vollen Namen aussprach, hatte ich etwas Angst. Aber das war Top Secret. „Ja gut, ich gehe mich fertig machen“ Ich setzte mich auf, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand im Bad.

Eine halbe Stunde später fuhr ich mit meiner Davidson auf den Schulparkplatz und lies Ashley, meine Schwester, absteigen. „Könntest ruhig etwas langsamer fahren“, murmelte sie, während sie den Helm absetze und ihre langen, schwarzen Haare einmal durchschüttelte.
„Wie sehe ich aus?“ Sie sah mich fragend an und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Du siehst immer schön aus, Prinzessin“, antwortete ich, während ich ihre Haare glatt strich. Ja, sie war penibel, was ihr Äußeres anging, aber es war kein Wunder. Sie versuchte, aus meinem Schatten zu treten, was nicht ganz einfach war. Vermutlich würde sie das erst nächstes Jahr schaffen, wenn ich nicht mehr auf der Schule war.
Okay, ich wollte nicht angeben, aber ich konnte ja nichts dafür, dass ich so war wie ich war. Ein Fuckboy eben und beliebt noch dazu.

Als meine Schwester ihre Haare nochmal im Spiegel überprüft hatte und zufrieden war, gingen wir zusammen auf das Schulhaus zu, bogen dann aber in unterschiedliche Richtungen ab. Sie zu ihren Freunden und ich zu meiner Clique. „Stell nichts dummes an, Ash!“, rief sie mir noch hinterher. Ach, sie kannte mich einfach zu gut. Natürlich wussten alle, dass Grayson und ich nur auf Bewährung noch an dieser Schule waren.

Ich ging einmal um das Schulhaus herum hinter die Tribünen bei der Sporthalle beim Footballfeld und gesellte mich zu meinen Freunden. Isaac, meinen besten Freund, umarmte ich, weil er die Ferien über in Australien gewesen war, bei den anderen reichte ein Handschlag.
Brad bot mir sofort einen Joint an, den ich leider ablehnen musste. „Ihr wisst doch, dass ich aufpassen muss, sonst fliege ich“, rechtfertigte ich mich. „Darfst dich halt nur nicht erwischen lassen“, gab Colben schulterzuckend zurück. Ich verdrehte nur die Augen. Das waren ja gute Freunde!

Ich hatte schon wieder, wie so oft in letzter Zeit, keinen Bock mehr auf die und ging wieder zurück auf die Schule zu. Isaac folgte mir, ohne, dass ich ihn dazu aufgefordert hatte. „Was ist los, Ash?“, fragte er, während er mir leicht mit der Rückhand auf die Brust schlug.
Ich zuckte wieder nur mit den Schultern. „Ahh ich sehe schon. Bist seit zwei Tagen ungefickt und bekommst schon miese Laune“ Das stimmte tatsächlich. Wie jedes Wochenende waren meine Jungs und ich auf einer Party gewesen, aber seit Samstag hatte ich schon keinen Sex mehr gehabt. Vielleicht war ich deshalb heute so angepisst.

„Wie war es in Australien?“, wechselte ich das Thema. Wir setzten uns auf die Treppen, die zur Tür hochführten, um uns die Schüler anzusehen, die aus und eingingen. Ich suchte nach etwas neuem, nach etwas scharfem, nach etwas mit dicken Möpsen.

Ich hörte Isaac einigermaßen zu, wie er gerade von irgendeiner Australierin erzählte und musterte die Menge, bis mein Blick an jemandem hängen blieb. Grayson. Er stieg gerade aus seinem schwarzen Camaro, den er neben meiner Davidson geparkt hatte, sah sich einen Moment um und fand sofort meinen Blick.
Es war mir unangenehm, dass der Spast mich so anstarrte, dennoch unterbrach ich den Blickkontakt nicht, sondern hielt ihm stand.
Er schlug die Autotür zu, ohne woanders hinzusehen und kam schnellen Schrittes auf mich zu.
Isaac hatte ich komplett ausgeblendet, bis er mich auf die Beine zog und mir irgendwas zuflüsterte von wegen „Nicht unterlegen sein“ und so.
Grayson stoppe direkt vor mir und sah mich ernst an. Ich ignorierte alles um mich herum und fokussierte seine blauen Augen. Ich durfte mich ja nicht mehr mit ihm prügeln, also musste ich ihm meine Abneigung durch meinen Blick deutlich machen.

„Ich will keinen Ärger, Ash“, meinte er irgendwann. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Asher für dich.“ Er zog kurz die Augenbrauen hoch und sah amüsiert aus. „Dein Ernst? Wir kennen uns seit dem Kindergarten.“ Wollte der jetzt wirklich Smalltalk mit mir führen? „Und hassen uns genauso lange“ Seine Augenbrauen wanderten wieder nach unten und er kniff die Augen zusammen.
Ehrlich gesagt verstand ich nicht, wie er als meine Konkurrenz angesehen werden konnte. Okay, ich verstand es schon. Er war etwas größer als ich, wenn auch nicht ganz so muskulös, hatte braune Haare, die vorne etwas heller waren als sonst und diese blauen Augen. Ja, man konnte sich darin verlieren, wenn man ein Mädchen war. Außerdem roch er unglaublich gut und...

Verdammte scheiße, was dachte ich da?

Wir starrten uns weiterhin an, bis ich den Schulgong hörte und Isaac mich mit sich in die Klasse zog.
Okay, das war verwirrend gewesen.
Ich spürte, dass er noch immer hinter uns lief, immerhin ging er in dieselbe Klasse und irgendetwas in mir wollte sich nach ihm umdrehen.
Wieso? Vermutlich lag das nur daran, weil ich ihn so hasste. Ja, das musste es sein. Dieser beschleunigte Herzschlag, die schwitzen Hände, die weichen Knie... Alles nur, weil ich ihn hasste.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now