8. GRAYSON

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Selbst nachdem die Schule aus war, trug ich noch immer mein zufriedenes Lächeln.

Asher hatte doch tatsächlich mitten im Unterricht einen Ständer bekommen! Wegen mir!

Ich konnte das nicht glauben, es war so lustig und auch verdammt unrealistisch, aber wahr.

Den ganzen Tag hatte ich ihn nicht mehr gesehen, weil er meine restlichen Kurse nicht belegt hatte. Umso glücklicher war ich, als ich nach Schulschluss auf mein Auto zusteuerte und ihn auf einer Parkbank sitzen sah, die auf dem Weg lag. Moment mal. Glücklich? Ich war glücklich, ihn zu sehen? Nein, ich war schadenfroh. Ja, das war es.

Ich ließ mich neben ihm auf der Bank nieder, er schreckte von seinem Handy auf und sah mich vorwurfsvoll an.
„Erschreck mich noch einmal so und du bist tot“, drohte er, ich lachte nur. „Nicht immer so schlecht gelaunt, Ash, sonst spannst du dich nur an und wir wissen ja, wie leicht reizbar du bist“

Ich warf einen vielsagenden Blick zwischen seine Beine, wo die große, ja verdammt große Beule verschwunden war und er sah mich böse an, erwiderte aber nichts.

„Bist du sicher, dass du nicht schwul bist?“, fragte ich dann, nur um sicher zu gehen. „Ja, ich bin mir sicher. Wenn einer von uns auf Schwänze steht, dann ja wohl du“
Okay, okay, Asher, nicht so aggressiv.
Ich grinste nur weiter, während ich mich ihm annäherte und in sein Ohr flüsterte. „Wenn dann nur auf deinen Schwanz“

Er zog scharf die Luft ein und stieß mich von sich weg, sodass ich fast von der Bank knallte. „Träum weiter“, meinte er dann nur und zockte auf seinem Handy weiter.
Ich vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah mich gelangweilt um. „Wartest du auf deine süße Schwester?“, fragte ich. Im nächsten Moment saß Asher auf mir, packte meinen Kragen und hob drohend die Faust. Okay, das war nicht meine Absicht gewesen. „Noch ein Wort über Ashley aus deinem Mund und...“ Er verstumme, sah mir nur feurig in die Augen. „Und was?“, fragte ich gespielt gelassen. „Und es ist mir scheiß egal, ob ich dann von der verdammten Schule fliege, wenn ich dir die Fresse poliere“

Er ließ mich daraufhin wieder los und setzte sich neben mich, zockte einfach weiter. Der hatte ja Stimmungsschwankungen wie ein Mädchen!

„Wie bist du dein Problem losgeworden?“, fragte ich nach einer Zeit. Mir wurde die Stille zwischen uns zu doof, aber ich wollte auch nicht einfach so gehen, vorallem, wenn er sauer auf mich war. „Die Pedo-Lehrerin“, antwortete er nur, ohne von seinem Handy aufzusehen, jedoch konnte ich sein Grinsen deutlich erkennen. „Ohne mich?“ Empört stieß ich die Luft aus und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

Er steckte sein Handy in die Hosentasche und sah mich grinsend an. „Tja, du hast gute Vorarbeit geleistet“, meinte er, doch plötzlich verging ihm sein Lächeln. Anscheinend hatte er nicht beabsichtigt das laut zu sagen. Etwas geplättet wusste ich nicht, was ich erwidern sollte, starrte ihn einfach nur an, sowie er mich.

Dann hörte ich eine weibliche Stimme. „Was hast du mit diesem Arschloch zu tun?“, fragte Ashley ihren Bruder und zeigte auf mich.
„Jetzt mal ganz langsam“ Ich hob beschwichtigend die Hände, doch Asher und das Mädchen fuhren mich beide an. „Fresse, Grayson!“

Ich verstummte und sah zwischen ihm und ihr hin und her. So verging eine ganze Zeit, bis ich aufstand und in Richtung Schule wieder wegging, aber nicht ohne Asher noch mein charmantestes Lächeln zuzuwerfen. Der wurde aber sofort von seiner Schwester in eine hitzige Diskussion verwickelt. Okay, vielleicht hatte ich sie ausgenutzt, um mich an Asher zu rächen, weil meine Freundin mich mit ihm betrogen hatte, aber das war mittlerweile fast vier Monate her. Man kann doch nicht so nachtragend sein. Ashley konnte es  anscheinend und solange sie mich noch hasste, tat es ihr Bruder auch.

Ich kam in der Sporthalle an, nachdem ich mich umgezogen hatte. Mein Team war schon am Trainieren. Als ich jedoch in die Halle trat, legten sie alle Bälle weg und begannen zu klatschen, weil ich endlich da war.
Okay, vielleicht war ich ein bisschen zu spät, wegen der „Unterhaltung“ mit Ash, aber die übertrieben doch echt mit ihrer Reaktion.

Der Coach sah mich wütend an, als ich mir einen Ball nehmen wollte. „Du bist zwar mein bester Spieler, aber denk daran, dass ich die Positionen diese Saison neu besetzen werde. Das heißt, du bist nicht mehr Teamkapitän, bis du es dir wieder verdienst.“ Ich nickte verstehend, auch wenn es mir nicht gefiel um meinen Titel kämpfen zu müssen, aber ich wurde jede Saison Kapitän, warum also nicht diese? 

Nach dem Training, bei dem ich wie immer bewiesen hatte, dass ich nicht umsonst der beste Spieler genannt wurde, rief der Coach alle zusammen, um Neuigkeiten zu verkünden. „Da die anderen Schulen diese Saison keine Footballmannschaften stellen können, wird unsere ebenfalls aufgelöst. Die Spieler aus dem früheren Team müssen sich auf die anderen Clubs der Schule aufteilen. Ihr wisst schon wegen der Reglung, dass jeder Schüler an einer Freizeitaktivität teilnehmen soll und dem ganzen Scheiß. Auf jeden Fall werden beim nächsten Training welche der früheren Footballmannschaft mitmachen, da sie sich umorientieren müssen. Ich weiß, ihr hattet immer einen Konkurrenzkampf, aber ich will, dass ihr zu denen mit Potenzial nett seid und sie für das Team gewinnt. Die Schlechten könnt ihr meinetwegen verscheuchen. Und jetzt geht duschen, ihr kleinen Pisser stinkt die ganze Halle voll!“ Ja, unser Coach war ein Arschloch, aber irgendwie mochte ich ihn. Er tat immer so fies und hochnäsig,  dabei wollte er einfach nur keinen an seiner Autorität zweifeln lassen. Er war irgendwie wie ich.

„Wann erfahre ich, ob ich noch Kapitän bin?“, fragte ich den Coach, nachdem ich alle anderen weg waren und die Bälle eingesammelt und aufgeräumt hatte. Das war irgendwie zu meiner Aufgabe geworden und ich fand es nicht schlimm. Im Gegenteil. Ich mochte es, die Halle für mich zu haben und in Ruhe weiter trainieren zu können.
„Sobald ich mir die neuen Spieler angeschaut habe“

Ich nickte verstehend und wollte zu den Duschen gehen, doch der Coach hielt mich zurück. Ich sah ihn fragend an. „Ich will am Donnerstag keinen Stress zwischen dir und dem Footballjungen“ Ich zog die Augenbrauen zusammen. Vom wem redete er da? Er schien zu kapieren, dass ich nicht wusste, wen er meinte, also erklärt er. „Der Quaterback... Wie hieß er noch gleich? Anton? Alvin? Ashton?“
„Asher?“, fragte ich und er nickte. „Ja genau der. Der ist schnell und wendig. Wenn er das auf unserem Platz auch ist, will ich ihn im Team. Und du wirst dafür sorgen, dass er nicht in den Schachclub geht“ Ich lache kurz wegen der Vorstellung eines Schachspielenden Ashers. „Keine Sorge, Coach, Ash ist nicht so der Denker, eher ein Macher.“ Beruhigt nickte er und entließ mich dann in die Dusche.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now