17. ASHER

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Ich sah noch eine Weile- zugegebenermaßen enttäuscht- auf Grays Fenster, doch der Idiot schien sich tatsächlich schlafen gelegt zu haben.

Wie konnte er nach so einer Performance einschlafen? Ich konnte es jedenfalls nicht.

Daher blieb ich einfach weiter stehen, bis Ashley ins Zimmer kam. Ohne anzuklopfen natürlich.
„Was war das hier für ein Lärm?“ Als sie sah, dass ich am Fenster stand, zog sie mich weg und zog schloss den Vorhang und das Fenster.
„So sieht dich doch jeder. Außerdem wirst du krank bei diesen Temperarturen.“

Wir ließen uns zu zweit in mein Bett fallen und ich lächelte. „Manchmal könnte man meinen, du bist die Ältere von uns“ Sie nickte bestätigend und legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab.
Sie hatte schon lange nicht mehr bei mir geschlafen, aber früher hatten wir das ständig getan.
Naja, vor der Sache mit Gray und Jules.

„Warum hast du so spät noch Musik laufen lassen?“, fragte sie mich, während ich uns zudeckte.
„Ich wollte, dass die Nachbarin für mich strippt“, erklärte ich fast wahrheitsgemäß. Aber Gray konnte keine Frau sein. Nein, auf keinen Fall.

„Und hats funktioniert?“, wollte sie wissen, während sie sich weiter an mich kuschelte.
„Ja klar. Mir kann keiner wiederstehen, weißt du doch“

Sie schüttelte nur den Kopf. Ich streichelte über ihre Haare, während sie dann plötzlich gar nicht mehr müde wirkte. „Weißt du, was mir heute passiert ist?“, meinte sie aufgeregt. Natürlich wusste ich, was sie mir gleich erzählen würde, aber ich wollte ihr den Spaß nicht nehmen, also verneinte ich.

„Grayson Clade hat mit mir gesprochen.“ Sie fing schon beinahe an zu kreischen. „Er hat sich entschuldigt und mir erklärt, wieso das alles. Er hat es zwar nicht direkt gesagt, aber man konnte raushören, dass das alles deine Schuld war, aber ich verzeihe dir. Immerhin liebe ich dich und nur weil du ihm die Freundin ausgespannt hast, hätte er ja nicht mit mir schlafen müssen.“

„Ich hab ihm Jules nicht ausgespannt“ Dieses Thema nervte mich. Ich war vielleicht ein Fuckboy, aber ich hatte Ehre. Ich würde mit keiner vergebenen Frau schlafen. Das Problem damals war gewesen, dass Jules und ich betrunken gewesen waren und sie mir gesagt hatte, sie wäre nicht mehr mit Gray zusammen. Tja, anscheinend war sie das doch noch gewesen. Für mich war sie nur eine von vielen gewesen, aber ich wusste, dass Gray sie geliebt hatte. Vielleicht tat er das immernoch.

„Was bist du denn aufeinmal so angespannt, Ash? Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war“ Ashley hob ihren Kopf leicht, um mich ansehen zu können. Ich nickte nur, drückte sie wieder an meine Brust und versuchte alle Gedanken an Gray zurück zu drängen.

So sehr ich die Zeit mit ihm auch genoss, so sehr ich ihn auch mochte, ja, fuck, so sehr ich ihn vermisste, obwohl er doch nur 100 Meter weiter lag, wusste ich, meine Schwärmerei würde niemals eine Zukunft haben.
Ja, ich hatte mir eingestanden, dass er mein Crush war.
Aber nein, ich hatte es nicht akzeptiert.
Ich war nicht schwul. Oder bi. Oder sonst was. Ich stand nicht auf Männer.
Ich war durch und durch hetero.
Ich meine, Grayson war ein Mann. Ein richtiger, großer, muskulöser, gutaussehender Mann.

Ich war wie immer mal wieder froh, dass niemand meine Gedanken hören konnte. Das würde zu peinlich werden. Und es würde Probleme machen.
Ich wusste, meine Schwester liebte mich, aber ich konnte ihr das nicht antun. Ich vertraute ihr, aber ich konnte ihr nicht sagen, dass ich in denselben Typen verknallt war wie sie.

Wie sollte das denn ablaufen?
Sollten wir uns zusammen Schokoladeneis kaufen, uns auf das Sofa verziehen, Disneyfilme anschauen und heulen, weil er keinen von uns liebte? Nein. Ich würde es einfach für mich behalten, dann war alles viel einfacher und meine Schwester hatte keinen Grund mich zu hassen.

Das Schlimme war ja, dass ich nicht nur Angst hatte, zuzugeben, dass ich ihn mehr mochte als andere Jungs oder Mädchen, sondern dass ich Angst hatte, er würde es erwidern. Ich meine... Keine Ahnung.
1. Traute ich ihm das nicht zu. Er mochte Sex. Mit Mädchen. Er mochte Titten, Ärsche, Muschis. Klar hatte ich auch viel Sex mit Frauen gehabt, aber was war wohl der Grund dafür, dass ich so viele verschiedene Probiert hatte? Der Sex mit Frauen war für mich nie das einzig Wahre gewesen und dank Gray kannte ich jetzt den Grund. Ich wusste zwar nicht, wie es war mit einem Jungen zu schlafen, geschweige denn einen zu küssen, aber ich stellte es mir so viel besser vor. Doch das würde niemals passieren.
Und 2. Ich musste auf mein Image aufpassen. Ich konnte nicht von heute auf morgen als Schwuchtel dastehen. Ich meine, wenn ich wirklich im Baskettballteam sein wollte, würde das bestimmt für Probleme sorgen. Wegen dem Duschen und so.
Außerdem gab es keinen einzigen Schwulen an unserer Schule und das hatte einen Grund. Er würde fertig gemacht werden. Bestimmt standen einige von den Jungs auch auf Männer, doch keiner würde es zugeben. Genauso wenig wie ich.
Okay, vermutlich würde man sich nicht trauen, etwas gegen mich zu sagen, oder sie würden ihre Fressen halten, spätestens nachdem ich den ersten von ihnen verprügelt hätte, doch dann würde ich von der Schule fliegen. Ich brauchte dieses Jahr aber noch. Also hatte ich ein Problem.

Eigentlich war das alles nur Grays Schuld. Vor ihm hatte ich nie an meinem Hetero-Dasein gezweifelt, es nie in Frage gestellt, aber jetzt? Ehrlich gesagt zweifelte ich daran, dass wir uns jemals gehasst hatten. Plötzlich hatte alles einen Sinn. Dass ich ihn von mir hatte fern halten wollen, dass ich behauptet hatte, ich konnte ihn nicht ausstehen, dass ich versucht hatte, ihn fertig zu machen, dass ich trotzdem irgendwie seine Aufmerksamkeit gewollt hatte und ihm zeigen, was ich alles drauf hatte. Das ging schon seit Jahren so. Und jetzt redeten wir mal ein paar Tage wieder miteinander ohne uns gegenseitig zu verprügeln und plötzlich begann die Birne in meinem Hirn zu leuchten. Ja, ich war ein intelligentes Bürschchen.
Und deshalb wusste ich auch, was ich zu tun hatte.

Ich musste mich von Grayson lovely Clade fernhalten.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now