EPILOG: GRAYSON

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10 Jahre später:

„Baby“, murmelt eine verführerische, tiefe Stimme in mein Ohr.
Ich beginne sofort zu lächeln und schlage die Augen auf.
Ash grinst mich an. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“, fragt er glücklich strahlend.
Ich tue so, als würde ich nachdenken und nicht auf die Lösung kommen. „Nö, welcher denn?“, will ich ahnungslos wissen.
Ash schlägt mir daraufhin auf sie Brust. „Unser Hochzeitstag, du Arschloch“
„Schon wieder?“, frage ich gespielt verwirrt. „Wir hatten doch erst letztes Jahr“
Er muss daraufhin lachen und legt sich auf mich. „Du hättest Clown werden sollen. Im Zirkus ist bestimmt noch Platz für dich“, meint er schmunzelnd.
„Mein Humor ist nur für dich reserviert“, gebe ich daraufhin zurück und küsse seine Stirn.
Er seufzt zufrieden.

„Also, wo ist mein Geschenk?“, fragt er dann wieder voller Elan.
Ich kann nur den Kopf schütteln. Früher war er morgens der schlimmste Muffel, aber jetzt kommt er mir vor wie ein Flummi.

„Ich habe kein Geschenk, ich dachte, das hätten wir so abgemacht“
Er schnaubt. „Wir haben abgemacht, dass ich dir nichts schenken muss. Das gilt nicht für dich“
Ich lache empört und belustigt zugleich und schiebe ihn von mir, damit ich mich aufsetzen kann. „Sag mal geht’s noch? Ich soll dir was schenken und du mir nicht?“
Er nickt grinsend.
Ich verdrehe die Augen und fasse unter das Bett. „Na schön, wenn das so ist“ Ich überreiche ihm sein Geschenk. Natürlich habe ich unseren Hochzeitstag nicht vergessen und ein Geschenk besorgt. Was wäre ich denn bitte für ein Ehemann?
Ash stürzt sich glücklich darauf.
Als er es dann in der Hand hat, wirkt er irgendwie verwirrt. „Ehm, du schenkst mir ein Buch?“ Er zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich prüfend an.
Ich grinse nickend. „Ich hab dein Notizbuch gefunden, wo du alles aufgeschrieben hast, woran du dich erinnerst und dann hab ich meine Erinnerungen auch dazu geschrieben und jetzt ist es ein Buch“ Ich grinse ihn stolz an, seine Verwirrtheit verfliegt.

„Du hast meine Notizen gefunden?“

Ich nicke.
Ash hat irgendwann langsam angefangen, sich wieder an unser Leben zu erinnern und notiert seitdem alles, was ihm dazu wieder einfällt.
Als ich das Buch gefunden habe, habe ich mich total gefreut, weil er relativ viel wieder weiß, und alles, was er nicht mehr weiß, kann er jetzt durch das Buch, das ich ihm geschenkt habe neu erleben.

Ash mustert mich eine Zeitlang, scheint schon wieder nachzudenken, ehe er eifrig das Buch umdreht und sich das Cover ansieht.
„Niemand kennt uns wirklich“, liest er vor. „Wow, wie bist du auf den Titel gekommen?“, fragt er aus großen Augen.
Ich zucke mit den Schultern. „Ist doch die Wahrheit“
Er nickt abwesend. „Und wo hast du das Bild her?“
„Photoshop“
Jetzt lacht er mich an, ich lache zurück, ehe er  das Buch durchblättert.

Irgendwann legt er es wieder zur Seite und fällt mir glücklich um den Hals. „Das ist das perfekteste Geschenk, das ich jemals bekommen habe, Gray. Danke.“ Als er nach ein paar Minuten lockerer lässt, nutze ich die Chance, um ihn liebevoll zu küssen.
„Ich danke dir ebenfalls“, murmele ich in den Kuss.
„Wieso?“, fragt er, als er seine Stirn an meine lehnt.
Ich lächele. „Weil du mir damals erlaubt hast, zu dir zu kommen. Wenn du nein gesagt hättest, wäre das er Schlussstrich gewesen“
Er lächelt mich daraufhin sanft an. „Weißt du, das war wie mit dem Basketball. Ich habe mich nicht daran erinnert, wie ich es spiele, aber meine Muskeln schon. Und ich habe mich nicht daran erinnert, dich zu lieben, aber mein Herz schon. Es hat es von ganz allein getan.“ Er sieht mir mit einem intensiven Blick in die Augen. Ich glaube ihm jedes Wort.

Der Moment wird allerdings unterbrochen, als unsere Zimmertüre auffliegt und Mia auf zu und in das Bett springt.
„Hei Daddy“, meint sie und drückt Ash, wodurch er mich loslassen muss.
„Wie bist du hier reingekommen?“, fragt er etwas überfordert und tätschelt ihren Kopf. Er kann einfach nicht mit Kindern umgehen, selbst nach zehn Jahren nicht.
„Na durch das Küchenfenster“, erklärt die Kleine, als sei es selbstverständlich.
Ein Pech für alle, dass sie seine kriminelle Energie und seine Intelligenz geerbt hat. Ohne beides wäre es für uns deutlich einfacher.

Irgendwann lässt sie Ash dann los und umarmt auch mich. „Ich hab dich vermisst Cladey“ Ich lache wegen dem Spitznamen und drücke die Kleine. „Ich dich auch Mimi“
Ich wollte zwar immer eigene Kinder, aber da Ash es fertig gebracht hat, meine Ex zu schwängern, gebe ich mich auch mit seinem zufrieden.
Immerhin ist die kleine Ash ziemlich ähnlich und so kann ich nicht anders als sie zu lieben.
Dann lässt sie mich wieder los und grinst mich an. „Wollen wir Spielen gehen?“
Ich lächle sie an. „Klar, geh doch schon mal runter, ich komm gleich nach“
Sie nickt eifrig, springt dann wieder aus dem Bett und ist schon verschwunden.

Ash atmet erschöpft aus. „Wieso hab ich nochmal kein Kondom benutzt?“
Ich verdrehe die Augen, muss aber lachen, weil er es nicht ernst meint.
Er liebt seine Tochter, manchmal sogar mehr als mich, auch wenn er es nicht zugeben würde und es nicht zeigen kann. Nur hasst er ihre Mutter, was aber auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass Jules immer noch so eine Schlampe ist wie vor zehn Jahren.

Ich denke gerade darüber nach, wie ich mich bewegen soll, um aus dem gemütlichen Bett zu kommen, und treffe dann die Entscheidung, mich an Ashs Rücken zu hängen.
Ich umklammere seine Schultern mit den Händen und seinen Bauch mit den Beinen.
„Was soll das werden, Klammeräffchen?“, fragt er belustigt.
„Ich hab keine Lust, mich zu bewegen, aber deine Tochter will mit mir spielen, also trag mich zu ihr“
Er lacht daraufhin, steigt aus dem Bett und trägt mich runter.

Unten angekommen klingelt es aber an der Tür. Wir machen gleich auf dem Weg auf, und Isaak und Ashley stürmen hinter ihren drei Kindern rein. Isaak grinst uns an, Ashley ruft ihren Kindern irgendetwas zu. Naja, wenigstens können die jetzt mit Mia spielen und ich habe mehr Asher-Zeit.
„Was macht ihr hier?“, fragt Ash dann irritiert.
„Charlet wollte unbedingt mit Mia spielen und wenn sie was will, ist es besser, man gibt ihr das“, erklärt Isaak. „Also wie bei Ashley auch.“
Sie verdreht die Augen und wirft ihm einen Todesblick zu, aber er zwinkert und bekommt dafür dann doch ein Lächeln geschenkt.
Alles in allem ist Isaak, glaube ich der einzige, der im Stande ist Ashleys Temperament zu zügeln, auch wenn es lange gedauert hat, bis er herausgefunden hat wie.

Aber trotz allem, was wir erlebt haben, haben wir unser Glück gefunden.
Isaak mit Ashley, Asher mit mir, auch wenn keiner verstanden hat, warum Ash und ich so sehr um unsere Liebe gekämpft haben, nachdem er sein Gedächtnisse verloren hatte.
Aber wenn es nicht die Liebe wert ist zu kämpfen, was dann?

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now