23. ASHER

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Ich saß auf meinem Bett und starrte auf meine blutigen Fingerknöchel.
Ich wusste, dass es Graysons Blut war und ich bereute es wie nie zuvor, ihn geschlagen zu haben. Ich wusste, was Spasti ihm antat, da hätte ich das nicht auch noch tun müssen.
Aber ich war einfach so wütend gewesen.

Er hatte meine Schwester geküsst.
In  meinem Zimmer.
In meinem Bett.
Und es war mein Herz, das jetzt leiden musste.

Fuck, ja, ich hatte mir eingestanden, dass ich zumindest bi war und, dass ich etwas für Grayson empfand, aber umso schlimmer war es gewesen, mir mitanzusehen mit welcher Leidenschaft er Ashley geküsst hatte. Es war als hätte er sein Leben lang auf diesen Kuss gewartet und ich war einfach nebenbei gestanden und hatte es mir angesehen.
Wer weiß, wenn ich nicht gekommen wäre, hätte er sie bestimmt auf meinem Bett genommen.

Ich fragte mich ernsthaft, wie ich mich nur so hatte in ihm täuschen können. Ich kannte sein wahres selbst besser als viele andere, vielleicht besser als alle anderen, aber vielleicht hatte ich mir diese andere Seite an ihm nur eingebildet.
Vielleicht war er wirklich der Fuckboy, für den man ihn hielt. Das musste er sein. Wieso hätte er sonst meine Schwester küssen sollen?
Ich hatte keine Lust mehr, mir dieses Stechen in meinem Brustkorb gefallen zu lassen, also stürmte ich an meiner Schwester und Isaac vorbei aus dem Haus, auf meine Harley und direkt in eine Bar. Wegen der Sache mit meinem Akli-Vater trank ich nicht besonders viel, weil ich nie so enden wollte wie er, aber jetzt brauchte ich das. Ich kippte einen Shot nach dem anderen weg, bis ich eine Wirkung bemerkte, doch es war nicht genug.
Grays Lachen wollte einfach nicht aus meinem Hirn verschwinden. Seine Stimme. Sein Gesichtsausdruck, als ich auf ihn eingeschlagen hatte.
Er musste mich für ein krankes Monster halten.

„Ash!“ Ich hörte eine bekannte Stimme neben mir und drehte meinen Kopf in diese Richtung. Candy saß da auf einem Hocker neben mir und lächelte mich an.
„Candy!“ Ich tat so, als würde ich mich freuen und lächelte sie an. Vielleicht konnte sie mich ablenken... „Bist du alleine hier?“, fragte sie, während sie an ihrem Drink nippte, mich dabei nicht aus den Augen ließ. Ich wusste, dass ich bestimmt scheiße aussehen musste, immerhin waren meine Haare nicht gemacht und immernoch nicht ganz trocken, was sie immer lockig werden ließ. Außerdem war ich zwar wieder gesund, aber noch immer etwas blass, doch das schien Candy nicht zu stören, denn sie flirtete einfach weiter mit mir, ich mit ihr und dann packte ich sie auf meine Harley und fuhr zu ihr nachhause.

Ich hatte schon ziemlich viel getrunken, wusste wie gefährlich es war, so am Verkehr teilzunehmen, aber es war mir in diesem Moment egal, ob etwas passierte. Ob mir oder Candy. Ich mochte sie eigentlich gar nicht. Klar, sie war total hübsch und hatte einen guten Körper und nett war sie auch, immerhin kannten wir uns schon seit der Grundschule, aber Gray mochte ich trotzdem mehr.

Bei diesem Gedanken drückte ich noch mehr auf das Gas, sodass sich Candy noch mehr an mich klammerte. Ich bog in ihren Hof ein, ließ meine Maschine da stehen und wir gingen hoch in ihre Wohnung. Als sie dabei war, die Tür zu öffnen, drückte ich sie von hinten dagegen und küsste ihren Hals, sodass sie kichern musste.
„Warte bis wir drin sind“, beschwerte sie sich, schaffte es endlich die Tür zu öffnen. Dann drehte sie sich zu mir um und küsste mich. Es war kein Besonders erotischer oder leidenschaftlicher Kuss, es waren auch keine Gefühle beteiligt, es war einfach nur ein Kuss. Einer, der zu mehr werden sollte.

Als ich gerade meine Lederjacke in eine Ecke geworfen hatte, hörte ich ein Räuspern, das weder von ihr noch mir stammte. Wir fuhren auseinander und ich starrte auf die Person, die in Candys Bett saß und uns böse ansah.

„Wieso sagst du, ich kann vorbei kommen, wenn du irgendjemanden aufreißen gehst?“ Grayson beachtete mich gar nicht, sondern sah nur Candy vorwurfsvoll an.
Diese strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich habe ihn in der Bar von meinem Onkel gesehen und keine Ahnung. Ich habe irgendwie vergessen, dass ich gesagt habe, du kannst vorbei kommen.“
Grayson schüttelte nur den Kopf, stand von Bett auf und sah mich böse an. Doch es lag noch etwas anderes in seinem Blick, das ich nicht deuten konnte. Aber immerhin war ich dicht, also...

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now