2.10. ASHER

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Ausnahmsweise war ich heute sogar mal vor Gray wach, was schon fast an ein Wunder grenzte, doch es geschah tatsächlich.
Trotzdem war ich so verschlafen und mies gelaunt wie jeden Morgen und wollte einfach weiter schlafen, also drückte ich mich fester an ihn und wollte am liebsten mit ihm zu einer Person verschmelzen, doch leider funktionierte das nicht, also gab ich mich mit kuscheln zufrieden.

Irgendwann spürte ich, wie seine Hand von meinem Rücken nach oben strich und begann mit meinen Haaren zu spielen. Ich seufze und ließ ihn machen.

„Willst du lieber im Sommer heiraten oder im Winter?“, hörte ich seine Morgenstimme dann sprechen und drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte. Wow, er wachte auf und das erste, woran er dachte, war unsere Hochzeit. War das der Grund für meinen beschleunigten Herzschlag?
„Weiß nicht, du?“, gab ich zurück.

Er rutschte im Bett leicht nach hinten, wodurch er sich aufrichten konnte, strich mir aber weiterhin durch die Haare, während sich mein Kopf in seinem Schoß bettete.
Ja hallöchen! Ich war kurz davor.die Hände zu geben und mich zu ergeben, da ich hier fast erstochen wurde.

„Weiß auch nicht“, meinte er, doch plötzlich wirkte es so, als interessierte ihn die Hochzeit gar nicht mehr.
Kein Wunder.
Ich grinste ihn an, ehe ich mich umdrehte, mich liegend auf seinen Beinen abstütze und seine Boxer runterzog, sodass seine Morgenlatte vor uns stand.

„Du nennst mich ein notgeiles Flittchen?“, fragte ich ihn mit einem bedeutungsvollen Blick.
Er schluckte und nickte.
Ich grinste, denn er hatte Recht. Aber nur, wenn es um Gray ging. Ich sah zu ihm hoch und leckte provozierend an seinem Kumpel.
Er stöhnte leise und lies den Kopf gegen die Wand hinter sich sinken. Ich machte mich an die Arbeit, seine Hand vergrub sich in meinen Haaren, zog, drückte, steuerte meine Geschwindigkeit, bis er schließlich sein Morgenproblem los war.

Zufrieden zog ich seine Boxer wieder hoch und sah ihn an, er blickte mir aus rötlichen Wangen entgegen. „Ich finde, wir sollten ab jetzt jeden Morgen genauso aufwachen“, schlug er dann vor.
Ich grinste ihn an, verdrehte aber die Augen. Wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, dass das der letzte Morgen für uns sein würde, an dem wir so aufwachten, hätte ich ihm vermutlich etwas gesagt, doch so tat ich nichts anders als ihn zu küssen.

„Kommst du heute wieder mit zur Arbeit?“, fragte ich ihn irgendwann nuschelnd.
Immerhin hatte er keinen Job mehr, also konnte er mich ruhig zu meinem begleiten. Er nickte.

Dann standen wir auf, verzogen uns in Bad, um zu duschen. Als wir damit fertig waren, zogen wir uns in unserem Zimmer um und machten uns auf den Weg in die Küche, um zu frühstücken.

Jules stand dort in einem Shirt von Isaak und Isaak stand in Boxer daneben. Ich hätte am liebsten gleich eine Wende gemacht und wäre einfach zu Starbucks gegangen, aber das konnte ich Isaak zu Liebe nicht bringen, also begrüßte ich alle freundlich und stellte mich an den Herd.

„Willst du Eier, Baby?“, fragte ich Gray über die Schulter.
„Heute hatte ich schon genügend Eier im Mund also nein danke“, gab er grinsend zurück. Oh ja, die dusche war echt heiß gewesen.
Ich musste lachen, hörte wie Jules empört die Luft einzog. Ach die war ja auch noch da.

Weil Gray keine Eier mehr wollte, machte ich mir auch keine, sondern beließ es bei Brötchen mit Nutella und einem Kakao.
Gray lachte mich immer aus, weil er meinte, ich frühstückte wie ein Kind, aber ich mochte das nun mal so. Wir machten uns also unser Essen, setzten uns dann an den Tisch, wobei er mich kurzerhand auf seinen Schoß zog. Ich kicherte, blieb aber sitzen.

„Ich hab mir was überlegt“, meinte ich zwischen ein paar Bissen.
Gray sah mich fragend an.
„Vielleicht sollten wir es mal in der Küche treiben“, schlug ich vor.
Er lachte und nickte. „Stimmt, ist der einzige Ort, der noch fehlt“
Ich grinste ihn an, doch dann zerstörte Jules die Stimmung.

„Ihr seit echt ekelhaft. Jetzt reicht es nicht nur, dass man euch durch das ganze Haus, vermutlich das ganze Land hört, jetzt müsst ihr eure Spermien auch noch überall verteilen“ Sie schüttelte angewidert den Kopf und setzte sich mit Isaak zu uns an den Tisch. Isaak sagte nichts dazu, ich verdrehte die Augen und rutschte von Gray runter auf einen Stuhl.

„Jetzt hör mal gut zu, Jules. Nur weil du zurzeit die Hure von meinem besten Freund bist, heißt das nicht, dass du mir etwas zu sagen hast. Du bist gerade in meinem Haus, isst das Zeug aus meiner Küche, benutzt mein Strom und Wasser. Also, denkst du, du hast das recht, mir zu sagen, wo ich es mit meinem Verlobten treibe?“
Sie biss die Zähne zusammen, sagte aber nichts.
Ich schnaubte, sah zu Isaak. ER sah mich an, ich wusste, er dachte nach. Er konnte argumentieren, dass wir uns die Kosten für Strom und Wasser teilten und dass er immerhin Miete bezahlte und meistens auch den Einkauf, doch das tat er nicht.
Stattdessen sah er mich nur entschuldigend an.

„Baby, wir müssen los“, meinte Gray dann und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls, brachte beim Vorbeilaufen noch die Teller in die Küche und ging schließlich mit Gray raus.

„Jetzt sind wir viel zu früh dran“, meinte ich, während ich in das Auto stieg.
ER zuckte mit den Schultern. „Es ist alles besser, als mit der Hexe an einem Tisch zu sitzen. Außerdem haben wir so noch Zeit für etwas anderes“
„Was denn?“, fragte ich ahnungslos.
Er grinste, beugte sich zu mir rüber. Aber nicht, um mich zu küssen. Sein Kopf wanderte weiter runter, bis in meinen Schoß, wo er dann an meiner Hose herumhantierte. Ich ließ den Kopf zurückfallen.

Eine dreiviertel Stunde später hielten wir wieder vor dem großen Gebäude, in dem ich arbeitete. Ich stieg aus, Gray stieg aus und grinste mich an. Ich grinste zurück, musterte ihn, wie er um den Wagen herum lief und zu mir kam.

Gray war für mich der Inbegriff von Schönheit, Eleganz, Anmut.
Sein Gang war geschmeidig, ich verglich ihn unterbewusst immer mit einem Raubtier, das sich so graziös bewegte wie kein anderes Lebewesen.
Sein Körper war perfekt, keine Zelle war in der falschen Stelle, kein Haar, wo es nicht hingehörte.
Seine Beine waren schlank, aber muskulös vom Training, genau wie seine Arme.
Seine Brust und Bauchmuskeln waren nicht so ausgeprägt wie meine, doch das mochte ich sowieso lieber bei ihm.
Er war, obwohl ich tatsächlich ein paar Zentimeter gewachsen war, noch immer größer als ich, wenn auch nur wenig.
Trotzdem liebte ich es, zu ihm hochzusehen und in seine strahlenden blauen Augen zu blicken.
Sein markantes Gesicht wurde von einem wunderschönen Lächeln geziert, das meinen Magen kribbeln ließ, seine Augen strahlten Freude aus, immer wenn er mich ansah.

Das war das schönste Gefühl. Nicht, dass er glücklich war, sondern, dass ich der Grund dafür war.
Immer, wenn er mich ansah, fühlte ich mich wertvoll. Er hielt mich für besonders und gab mir ebenfalls das Gefühl, es zu sein.
Wenn er mich berührte, fühlte ich mich vollständig, wenn er mich küsste, war ich in einer anderen Welt, nur mit ihm.
Wenn er mit mir schlief, fühlte ich mich sicher, auch wenn es manchmal wehtat, doch ich mochte das irgendwie.
Ich mochte alle Gefühle, die er in mir auslöste, selbst, wenn es Schmerz war.

Doch am meisten genoss ich es, wenn wir zusammen aufwachten und das erste, was ich sah, sein Gesicht war. Er war meistens vor mir wach und lächelte mir schon entgegen, wodurch jeder Tag für mich zu einem perfekten wurde.
Wenn wir dann zusammen joggen gingen und uns den Sonnenaufgang ansahen, wusste ich, es konnte keinen glücklicheren Menschen geben als mich. Und ich war dankbar dafür. Ich wusste es zu schätzen. Gray und meine Liebe zu ihm, waren das wertvollste, was ich besaß, denn es gab niemanden, der mich wirklich kannte und verstand. Außer ihm. Und er liebte mich genau für diese Person, die ich war, den anderen aber nicht zeigte.

Ich war nicht stark, ich war kein Badboy, ich war kein mutiger Mensch.
Ich war einfach nur ich, doch ich versteckte mich meistens hinter den Gerüchten, die es über mich gab.
Jeder hatte seine eigene Meinung von mir, jeder glaubte, alles über mich zu wissen, doch nur er kannte mich wirklich.
Und er gab mir dieses Gefühl, dass ich schwach sein durfte, ein Softie, dass ich Angst haben durfte.
Dann war er für mich stark, er beschützte mich und gab mir Sicherheit.

Ich war sehr intelligent, doch es gab kein Wort, das mir einfiel, um zu beschreiben, wie sehr ich ihn liebte.
Es war beinahe eine Sucht.
Doch süchtig zu sein war gefährlich und, wenn man nicht aufpasste, konnte es einen umbringen.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora