31. ASHER

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Gray stand direkt hinter mir. Ja, direkt. Es passte kein Blatt mehr zwischen uns.
Es fühlte sich gut an, aber auch irgendwie komisch, da ich seine Beule an meinem Arsch deutlich spüren konnte.

Als er mir sagte, ich sollte mir die Bewegung seines Handgelenkes anschauen, sah ich auf unsere Hände.
Mir gefiel dieser Anblick, doch als ich einen silbernen Ring an seinem Daumen wahrnahm, musste ich schlucken.

Das war der Beweis.
Im Dark Room hatte ich die ganze Zeit irgendetwas Metallenes zwischen meinen Fingern gespürt. Es war ein Ring gewesen. Graysons Ring.

Bei dieser Erkenntnis ließ ich den Ball fallen und drehte mich zu ihm um. Das erste, was ich sah, waren seine blauen Augen, die direkt auf meine Lippen starrten.

„Du warst es.", konnte ich nur hauchen. Er nickte, sah mich an. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Die Luft zwischen uns brannte und schrie formlich danach, dass wir den Abstand überwanden.

„Bist du jetzt schwul?", fragte er dann flüsternd. Zu verneinen, wäre eine Lüge gewesen und ich hatte es satt zu lügen.
Scheiß drauf, ob er mich auslachte, ich musste es ihm sagen. „Ich denke schon.", gestand ich.
Ich versuchte etwas in seinem Blick zu deuten, doch das einzige, was er tat, war dieses Lächeln zu lächeln, während sein Kopf immer näher zu meinem kam.

Dann lagen seine Lippen schon auf meinen und begann sich zu bewegen.
Ich zog scharf die Luft durch die Nase ein und drückte mich an ihn, sodass er ein paar kleine Schritte zurück stolperte, den Kuss jedoch gierig erwiderte.
Die verdammte Zeit schien plötzlich still zu stehen, während seine Zunge über meine Unterlippe glitt und ich ihm Einlass gewährte. Seine Hände lagen an meinen Wangen, meine fuhren über seinen Körper.
Ich traute mich kaum, aber ich wagte es, sein Top aus seiner Hose zu ziehen und meine Hand darunter zu schieben.

Er lächelte in den Kuss hinein, während ich an seinen Bauchmuskeln entlang fuhr. Er war etwas verschwitzt vom Training, aber das störte mich wenig. Im Gegenteil. Irgendwie machte es mich total an.

Nach einer viel zu kurzen Zeit mussten wir uns voneinander lösen, weil keiner mehr atmen konnte, also zog ich meine Hand zurück, während er seine Stirn gegen meine lehnte und mir tief in die Augen sah.
„Ich wusste, dass du auf mich stehst.", flüsterte er dann irgendwann und begann zu grinsen.
Ich drückte ihn von mir weg und rollte genervt mit den Augen. Er schaffte es wirklich, jeden noch so romantischen Moment zu zerstören.
„Ach komm", meinte er dann lachend, aber ich schüttelte nur stumm den Kopf und verengte die Augen zu schlitzen.
Pf! Sollte er doch meinen. Okay, ich stand total auf ihn, aber diese selbstverliebte Art ging mir auf die Nerven. Irgendwie fang ich das geil, aber irgendwie auch nicht. Keine Ahnung.
Er verwirrte mich.

„Ash." Er knurrte meinen Namen.
Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und stürmte auf ihn, um ihn wieder zu küssen. Ich konnte nicht anders. Ich musste es einfach tun.
Er ließ es zu und so küssten wir uns wieder eine ganz Zeit lang, bis wir Geräusche hörten und uns ertappt voneinander lösten.
Irgendwelche Opas kamen in die Halle und grölten, was wir hier zu suchen hätten, das wäre ihre Halle um die Uhrzeit, also flüchteten wir.

In die Dusche trauten wir uns nicht wegen den Opas, also stiegen wir in Grays Camaro und er fuhr einfach los. Ich sah ihm dabei zu, genoss es wie die Lichter der Ampeln, vorbeifahrenden Autos oder Straßenlaternen sein Gesicht beleuchteten.

„Soll ich dich nachhause fahren?", fragte er irgendwann mit einem kurzen Seitenblick zu mir.
Ich schüttelte den Kopf, ehe ich bedachte, dass er es nicht sah, weil es so konzentriert fuhr. „Nein, ich will mit zu dir.", antwortete ich daher wahrheitsgemäß.

Als wir an einer Ampel halten mussten, beugte er sich lächelnd zu mir und küsste mich kurz, bis die Autos hinter uns zu hupen anfingen.
Gray fuhr dann weiter, aber nicht, ohne denen hinter uns noch durch den Rückspiegel den Mittelfinger zu zeigen.
„Und du behauptest, ich hätte ein Agressionsproblem." Ich schüttelte lachend den Kopf. Er grinste ebenfalls.
„Hast du doch auch."
Ich verdrehte genervt die Augen. Ja, er hatte Recht, aber ich hatte auch viele gute Seiten. Ich konnte kochen. Das war doch viel mehr wert.

Irgendwann hielt Gray in seiner Auffahrt, machte jedoch keine Anstalten auszusteigen, also tat ich es auch nicht.
„Du willst da nicht mit rein, glaub mir." Er presste nach diesem Satz die Zähne zusammen.
Ich wusste, wieso er nicht wollte, dass ich mit rein kam. Er wollte nicht, dass ich mitbekam, wie Spasti sich benahm. Was er mit ihm tat. Also griff ich nach seiner Hand, sodass er mich ansah.
Sein Blick wurde automatisch weicher.
„Kannst du bitte gehen?", fragte er nach einer Zeit, in der wir uns nur stumm angesehen hatten. Ich wollte nicht gehen. Das wusste er. Aber ich wusste, dass ich es tun sollte.
Also zog ich ihn nochmal zu mir, küsste ihn, versuchte ihm deutlich zu machen, dass ich immer für ihn da war, stieg dann aus, holte meine Sporttasche aus dem Kofferraum und ging.

Es dauerte keine 10 Minuten, ehe ich zuhause war und direkt in mein Zimmer sprintete. Ich öffnete das Fenster, sah zu Grays und blickte auf einen oberkörperfreien Rücken.
Als spürte er mich, drehte er sich um und lächelte mir entgegen. Ich war froh, dass es ihm gutging und Spasti ihm nichts getan hatte. Ich wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte, also musste ich mir etwas überlegen.
Als Isaac aber plötzlich in meinem Zimmer stand, streckte ich auf. „Boa Junge, warst du nach dem Training nicht duschen? Du stinkst wie die Socken meiner Oma, wenn sie die drei Wochen nicht gewechselt hat." Er hielt sich demonstrativ die Nase zu, ich knallte das Fenster zu, damit er nicht misstrauisch wurde, was aber schon zu spät war.
„Was gibt es denn so interessantes?", fragte er neugierig und riss mein Fenster wieder auf.

Er spähte nach draußen, aber Gray war nicht mehr zu sehen, sodass ich erleichtert ausatmete.

Was war das mit uns jetzt eigentlich? Eine Affäre? Eine verbotene Romanze? Oder einfach nur zwei Jungs, die es mochten einander nahe zu sein?
Ich wusste es nicht, aber ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, weil Isaac störte. „Geh bitte duschen, Ash, ich will nicht, dass du deine Schwester durch deinen Gestank tötest."
„Ha-ha", lachte ich ironisch, suchte mir im Schrank Klamotten raus, während Isaac sprach. „Wolltest du in der Halle nicht mit Clade duschen oder wollte er nicht mit dir?"
Er zwinkerte mir zu, was ich augenrollend erwiderte. „Wir haben zu lange trainiert und dann kamen so Opas, die uns aus der Halle gescheucht haben", erklärte ich. Naja, wir hatten trainiert einen andern Jungen zu küssen.

Ich musste grinsen. Isaac entging das nicht, also schaute er mich fragend an. „Hast du jetzt was mit dem?"
Ich zuckte mit den Schultern. Ich kannte die Antwort ja selbst nicht.
„Okay, halte mich bitte nicht auf dem laufenden", sagte er und verschwand wieder aus meinem Zimmer.

Natürlich wusste ich, dass es ihn interessierte, aber ich wusste genauso, dass er es nicht wissen wollte, weil er Ashley nichts vormachen wollte. Außerdem wusste ich gar nicht, was es zu erzählen gab.
Ich hatte nur den besten Kuss meines Lebens mit ihm gehabt und konnte nicht mehr aufhören an in zu denken, aber hei. War nichts weiter.

Mit weitern Gedanken an Gray ging ich unter die Dusche, da ich es wirklich nötig hatte und irgendwie freute ich mich auf den morgigen Schultag.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora