2.16. ASHER

4.1K 265 42
                                    

"Was, wenn ich nicht schwul sein will?"

Graysons Lächeln verging ihm.
Ihm war klar, dass die Frage bedeutete, dass ich ihn nicht lieben wollte. Das wussten wir beide. Aber egal, wie romantisch unsere Vergangenheit auch war, es war nicht meine Vergangenheit. Das war nicht ich. Und ich war nicht schwul.

„Ash, es zählt nicht, was du willst. Du kannst das doch nicht nach Lust und Laune abstellen. Du hast mir erzählt, dass sich der Sex mit Frauen für dich nie richtig angefühlt hat. Das ist der Grund. Willst du wirklich dein Leben lang unglücklich sein, statt zu dir selbst zu stehen?“ Er sah mich durchdringend an. Ja, er hatte Recht.
Ich war nie wirklich begeistert von Sex mit Frauen, doch allzu viel hatte ich noch gar nicht gehabt.
Aber Sex mit Männern? Was sollte denn daran besser sein, jemandem seinen Schwanz in den Arsch zu stecken?
Ich verstand nicht mal richtig, wie das möglich war, noch wie man so etwas genießen konnte.

Versunken in Gedanken kam ich dann irgendwann darauf zurück, was ich hier tat. Ich hatte geheult und mich von jemanden trösten lassen, der angeblich mein Verlobter war. Er hatte mir eingeredet schwul zu sein und ich zweifelte meine Sexualität an. Ich saß auf seinem Schoß wie ein verängstigtes Kind.
Der Grayson, an den ich mich erinnere, würde mich auslachen. Würde Fotos machen und sie in der Schule herumschicken.
Aber der Grayson, zu dem er geworden war, hielt mich im Arm, fuhr mir durch die Haare und sah mich aus seinen blauen Augen geradezu sehnsüchtig an. Und in diesem Moment traf ich eine Entscheidung. Er würde alles für mich tun, das sah ich in seinem Blick. Und ich nutzte es aus.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?“, flüsterte ich.
Er nickte. „Alles“
Wollte ich das wirklich machen? Ja, ich musste es tun, nur so hatte ich Gewissheit.
„Schlaf mit mir“, sprach ich nervös meine Bitte aus.

Seine Augen weiteten sich überrascht. Er musterte mich ganz genau, ehe er leicht nickte. Er stellte keine Fragen, vermutlich, weil er wusste, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

Ich wollte nicht mit ihm schlafen, weil ich etwas für ihn empfand.
Ich wollte testen, ob es besser war als bei Frauen.
Also rutschte ich von seinem Schoß runter und legte mich hin.
Er legte sich neben mich.

Dann lächelte er. „Ist ja jetzt sowas wie deine Entjungferung oder?“ Er schien unsicher.
Ich wollte nicht, dass er mit mir redete, wollte nicht, dass er mich anlächelte.
Ich wollte einfach nur Sex mit ihm. Nicht mehr.
Ich fühlte rein gar nichts dabei, als ich ohne zu antworten seinen Kopf zu mir zog, damit ich meine Lippen auf seine legen konnte.
Fühlte nichts,  als er von meinen Lippen abließ und ohne lange zu suchen, eine empfindliche Stelle an meinem Hals erwischte.
Fühlte nichts, als er seine Hand unter mein Shirt schob und meine Muskeln nachzeichnete.
Doch als es immer so weiterging, kam dann doch ein Gefühl auf. Erregung.
Ich zog ihn auf mich, spürte wie hart ich schon war und er ebenfalls.

So dauerte es nicht lange, bis wir die Kleidungsstücke verloren.
Als ich dann begriff, dass es bald soweit sein würde, drückte ich ihn von mir weg.
Er sah mich verwirrt an.
„Ich will Top sein“, beschloss ich. Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Glaub mir, du liebst es Bottom zu sein.“
Ich wusste nicht, ob er mich anlog, doch es war mir auch egal.
Ich wollte es einfach hinter mir haben.

Und als es dann soweit war und Gray sich auf mir fallen ließ und mit mir kuscheln wollte, drückte ich ihn von mir runter und stand vom Bett auf.
Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir, doch ich sah ihn nicht an.

Ich musste meine Gedanken ordnen.
Dass das der beste Sex meines Lebens gewesen war, konnte ich nicht abstreiten, doch trotzdem war es bedeutungslos. Es war eben doch nur Sex gewesen.

Ich wischte mir also die Flüssigkeit vom Bauch, stieg in meine Boxer und verschwand wortlos aus dem Raum, um zu duschen.

Zehn Minuten später kam ich zurück und sah, wie Grayson noch immer unbekleidet, im Bett lag.
Seine Hände lagen verschränkt unter seinem Kopf, sein Blick war an die Decke gerichtet, zumindest war sein Prachtstück mit der Bettdecke zugedeckt.

Als ich die Tür hinter mir zumachte, sah er zu mir und richtete sich dann sofort auf. Es schein, als würde er etwas sagen wollen und gleichzeitig etwas von mir erwarten. Aber ich tat nichts, als meinen Blick von ihm loszureißen und mir etwas zum Anziehen zu suchen.

Als ich wieder bekleidet war, sah ich zu Grayson, der mich immernoch anschaute.
„Ist was?“, fragte ich ihn dann barsch.
Er schien aus einer Art Trance aufzuwachen. „Du hast mich ausgenutzt oder?“ Seine Stimme klang ernsthaft verletzt.
Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn wir wirklich verlobt sind, war es ja nur einmal von vielen für dich. Ich wollte halt wissen wie das so ist und jetzt weiß Ichs. Aber nochmal vorkommen wird das ganz sicher nicht“
Er presste wieder die Zähne zusammen. Dann ließ er sich zurück in das Bett sinken. „Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert“
Er wirkte verzweifelt, aber ehrlich gesagt war es mir ziemlich egal.
Er sollte gefälligst froh sein, dass er das hatte mit mir erleben dürfen.

Also ging ich aus dem Zimmer und ließ ihn dort liegen.

Wenn ich ehrlich war, redete ich nur mir ein, dass ich rein gar nichts dabei gefühlt hatte, aber meine Verwirrung überschattete alles.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now