37. ASHER

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Ich spielte wie immer die Melodien, die mir vorgegeben wurden. Zwar fand ich sie langweilig und es machte nicht besonders Spaß, aber so verdiente ich mein Geld, um das Haus und unsere Lebenskosten zu finanzieren. Außerdem liebte ich das Klavierspielen, selbst wenn es nur einfache Melodien waren und wenn das Resteraunt leerer war, durfte ich spielen, was ich wollte.

Irgendwann war es dann so weit, es saßen nur noch ca. 10 Personen an einem großen Tisch in der Ecke, wo davor 50 gesessen hatten, und ansonsten vereinzelte Paare. Mein Chef kam zu mir und meinte, wenn ich wollte, dürfe ich jetzt spielen was ich will, also tat ich das.
Das Tempo wechselte sofort und wurde um einiges schneller, die Melodie intensiver und das Gefühl belebender.
Ich spielte, was mir gerade durch den Sinn ging und genoss es einfach loszulassen. Nach einer halben Stunde- schätze ich, aber vermutlich war es länger-beendete ich dann mein Spiel und wollte gerade meinen Platz verlassen, weil ich jetzt aus hatte, aber dann hörte ich jemanden klatschen und sah mich um.
Vor mir stand Spasti und sah mich mit einem beeindruckten Gesichtsausdruck an.
„Nicht schleicht, mein Junge“, meinte er, doch es war mir egal,  was er sagte.

Ich suchte den Raum nach einer anderen Person ab.
Ich wusste, dass Gray zu einem Geschäftsessen mitgeschleift wurde, aber ich hatte nicht geahnt, dass es in diesem Resteraunt stattfinden würde.
Dann traf mich allerdings sein Blick und sein Lächeln erreichte direkt mein Herz.
Seine Mutter stand neben ihm und sah verwirrt zwischen uns hin und her. Man sah ihr an, dass es ihr nicht so gut ging, aber Gray und ich wussten, war mit ihr los war. Tja und dann war da noch die junge Frau, die sich an seinen anderen Arm klammerte. Ich würde schätzen, sie war so alt wie wir, aber weil sie so stark geschminkt war, konnte sie auch älter oder jünger sein.
Keine Ahnung, es interessierte mich auch nicht. Was mich interessierte, war, dass sie seine Hand hielt, denn das gefiel mir gar nicht.

Also stand ich auf, ging wortlos an Spasti vorbei und blieb vor Gray stehen, schaute ihn aber nicht an, stattdessen das Mädchen. Ich versuchte zu überspielen wie angespannt ich war, denn erstens hatte ich nicht gewollt, dass jemand von meinem Job erfuhr und zweitens, sollte sie Gray endlich loslassen.
„Hei, ich bin Ash“, stellte ich mich möglichst höflich vor und übertrieb sogar, indem ich ihre Hand nahm und ihr einen zarten Kuss auf den Handrücken drückte. Anders hätte sie ja nicht von Gray abgelassen. Meinem Gray.

Sie kicherte, stellte sich als Angel vor und es entwickelte sich ein Gespräch. Mir entging nicht, dass sie mit mir flirtete, aber nachdem ich zum wiederholten Male nicht darauf eingegangen war, meinte sie: „Schade, dass du schwul bist.“
Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und sah zum ersten Mal zu Gray, dessen angespannte Miene einer amüsierten wich.
Er zuckte nur mit den Schultern und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das ging wohl auf seine Kappe.

Dann zog er mich von Angel und seiner Mutter weg etwas abseits. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du hier spielst? Dass du überhaupt noch spielst?“ Er wirkte nicht wütend oder sauer, dennoch schwang ein vorwurfsvoller Ton in seiner Stimme mit.
Ich könnte ihm jetzt sagen, dass ich mich geschämt hatte, weil ich es nötig hatte arbeiten zu gehen, aber das ließ ich sein. „Ich dachte es interessiert dich nicht“, sagte ich stattdessen.
„Mich interessiert alles, was mit dir zu tun hat“ Er hob eine Hand und wollte sie an meine Wange legen, ließ sie dann aber wieder sinken.
Wir waren in der Öffentlichkeit,  Spasti stand nur ein paar Meter weiter, ich nahm es ihm also nicht übel.

„Kommst du nachher vorbei?“, fragte ich. Er nickte, ehe er von Angel zurück zu den Spießern gezogen wurde.

Ein paar Stunden später war ich wieder zuhause und es klingelte an der Tür. Ich rannte freudig hin und öffnete sie.
Gray stand mit einem Lächeln davor und küsste mich sofort. „Ich hab dich vermisst“, flüsterte er.
„Wir haben uns doch erst vorhin gesehen“, gab ich zurück, als interessiere es mich nicht.

Meine Schwester war oben bei Isaac, also hatten wir das untere Stockwerk für uns.
Wir chillten uns auf das Sofa, ich legte mich zwischen seine Beine und auf seine Brust. Ihn schien es nicht zu stören, er legte sogar die Arme um mich und drückte mich näher an sich. Wir machten einen Film an.
Nach ein paar Minuten fragte er: „Willst du den wirklich schauen?“ Ich drehte mich verwundet zu ihm um und fragte: „Hä?“ Was hatte er gegen 21 Jump Street?
„Willst du nicht lieber nen Liebesfilm schauen oder so?“ Ich sah mich ertappt im Raum um. Woher wusste er, dass ich diese Filme mochte? „Ehm“, kam nur aus meinem Mund. Ich hatte doch so aufgepasst!
„Isaac hat mir ein bisschen was über dich erzählt“, meinte er dann und ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Klar, Isaac dieser verdammte Verräter!
„Mir ist eigentlich egal, was wir anschauen“, meinte ich dann, er lachte. „Jetzt mach ihn schon rein“

Ich grinste glücklich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und legte einen meiner Lieblingsfilme rein. Kopfschüttelnd zog er mich wieder in seine Arme. Nach einer Zeit des Kuschelns, schob er mich dann sanft von sich und ging in die Küche, um sich ein Wasser zu holen, kam aber mit einem Pudding wieder zurück.
Er grinste mich an, gab ihn mir und ich löffelte ihn glücklich. Ich liebte Pudding!
„Isaac ist so ein Verräter“, murmelte ich während dem Essen, was Gray einen angewiderten Blick entlockte. „1. Erst schlucken, dann sprechen. 2. Er wollte einfach nur, dass ich dich glücklich machen kann“

Mein Pudding war leer, also stellte ich ihn wieder ab und sah Gray an. Der lachte, streckte seinen Daumen nach mir aus, fuhr über meine Unterlippe und leckte sich dann Schokoladenpudding vom Finger.
Ich grinste etwas verlegen.
Ich stand nicht nur auf Kinderfilme, aß Kindersachen, sondern sah nach dem Essen auch noch so aus wie ein Kind. Toll! Musste ja richtig anziehend sein!

Als der Film dann aus war, wollte ich aufstehen und ins Bett gehen, aber ich lag wieder auf Gray, der sich nicht bewegte.
„Steh auf, du Fettsack“
Ich wollte aufstehen, doch er drückte mich nur fester an sich und murmelte irgendetwas.
Er schien schon zu schlafen, was ich total süß fand.
Ich kämpfte mich auf seinen Armen frei, nahm ihn dann hoch und trug ihn in mein Zimmer, wo ich ihn nicht gerade sanft auf das Bett schmiss. 1. Er war groß und 2. Waren seine Muskeln nicht wirklich leicht. 
Ich betrachtete ihn lächelnd, bis ich mich neben ihn legte, nachdem ich uns beide bis auf Boxershorts ausgezogen hatte und ihn in den Arm nahm.
Mir war aufgefallen, dass er in unserer Beziehung die Hosen anhatte, immerhin war er meistens Top, aber ich genoss es, ihn jetzt auch mal in den Arm nehmen zu können.

Am nächsten Morgen wachten wir allerdings in einer komplett anderen Position auf. Gray lag auf der linken Bettseite, obwohl ich ihn auf der rechten abgelegt hatte, er hatte einen Arm unter dem Kopf, den anderen ausgetreckt. Mein Kopf lag auf dem ausgestreckten Arm, ich lag bäuchlings halb auf ihm, halb auf dem Bett.

Ich wurde durch Grays bebenden Brustkorb wach, weil er lachte. Ich zwang mich, meine Augen zu öffnen und drehte ihm meinen Kopf zu.
Er lachte tatsächlich leise, nahm jetzt den Arm unter seinem Kopf weg und strich mir die Haare aus dem Gesicht, während ich mich leicht an seiner Brust abstützte, um ihn besser ansehen zu können.
„Wieso lacht du so behindert?“ Ich wollte nicht unhöflich sein, vorallem nicht zu ihm, aber so gute Laune am Morgen ging mir auf die Nerven.
„Du hast mich ins Bett getragen. Ich hätte dich nicht für so stark gehalten.“ Ich schlug ihn leicht und trat dann auf ihn ein, bis er aus dem Bett flog.
Auf dem Boden krümmte er sich vor Lachen. 
Ich rollte mich selbst aus dem Bett, landete auf ihm und funkelte ihn böse an. „Ich kann dich ja wieder verprügeln, dann wissen wir wer der Stärkere ist“ 
Er lachte weiter und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Schon gut“
Zufrieden stieg ich dann von ihm runter und ging unter die Dusche.
Gray ging erst, nachdem ich fertig war, damit es nicht auffällig war, falls Ashley etwas mitbekam. Sie und Isaac waren allerdings schon aus dem Haus und der Blick auf die Uhr verriet mir auch wieso. Es war bereits neun Uhr. Am Montag.

„Fuck“, sagten wir beide gleichzeitig, stiegen dann auf meine Davidson, fuhren in die Schule und stürmten in das Klassenzimmer.
Wir setzten uns auf unsere  Plätze. Im Raum war es ganz still, während uns alle ansahen und Frau Egolt uns streng musterte.

„Gibt es eine Erklärung, weshalb sie zu spät kommen und dann auch noch beide?“, fragte sie streng, während sie ihre Brille zurecht rückte. Bevor Gray etwas sagen konnte, tat ich es. „Graysons Auto ist stehen geblieben, ich habe es auf dem Weg gesehen und ihm geholfen, wir mussten auf den Pannendienst warten und jetzt sind wir hier“ 
Die Pedo- Lehrerin schien zufrieden mit der Antwort, denn sie nickte und machte dann mit ihrem Unterricht weiter, forderte uns aber auf, später wieder zu ihr zu kommen.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora