16. GRAYSON

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Nachdem ich mich von Ash wie gestern mit einer kurzen Umarmung verabschiedet hatte, schlich ich zurück ins Haus.

Ich sah mich suchend um, erkannte Spasti, der mit einem Bier in der Hand vor dem Fernseher eingeschlafen war. Ich suchte nach meiner Mum und fand sie im Schlafzimmer wieder. Zu meiner Überraschung war sie gerade weder High noch schlief sie.

„Hei Mum“, sagte ich leise. Ich war zwar oft sauer auf sie, beleidigte sie in meinen Gedanken, dennoch war sie der wichtigste Mensch ich meinem Leben und ich liebte sie.
„Komm rein, Schatz. Setz dich“ Sie klopfte auf ihre Bettkante und legte ein Buch zur Seite, das sie gerade gelesen hatte.
„Bist du gerade clean?“, fragte ich vorsichtshalber, während ich mich auf die Bettkante setzteund sie leicht lächelte.

Sie war nicht sauer auf mich, wegen der Frage, das war sie nie. Nachdem mein Vater uns verlassen hatte, hatte sie mich gehasst, mir die Schuld gegeben, ich hatte Ash die Schuld gegeben und wir hatten uns hassen gelernt. Doch je älter ich wurde, desto besser verstand meine Mutter-zumindest, wenn sie nüchtern war- dass ich nicht so war wie mein Vater und es auch nie werden würde.
Ich lasse die, die ich liebe, nicht im Stich.

Weil sie nicht antwortete, war ich zufrieden. Das hieß, sie war zwar nicht nüchtern, aber auch nicht komplett drauf und damit war ich einverstanden. Wenigstens war sie sie selbst.

„Mein hübscher Junge“ Meine Mutter lächelte und strich mir durch das Haar, doch sie betrachtete mein Gesicht als würde sie die Schmerzen spüren.
„Hast du dich in der Schule geprügelt, Schatz?“, fragte sie.
Wir wussten beide, dass sie mitbekam, was wirklich in diesem Haus passierte, aber wir wussten ebenfalls, dass sie ihre Augen vor dieser Tatsche verschloss und es auch weiterhin tun würde.
Also nickte ich nur und sie seufzte.

„Mum, ich brauche deinen Rat“ Sie nickte schnell, als freue sie sich, dass wir diesen Moment zusammen verbrachten. Es war selten, dass es ihr so gut ging, deshalb wollte ich das ausnutzen.
„Was ist los?“
Ich warf einen kurzen Blick durch das Fenster auf Ashers Haus, sah dann wieder zu meiner Mutter und begann zu sprechen.
„Ich bin verwirrt, Mum. Es gibt da so einen Jungen und ich... Ich mag ihn, glaube ich.“
Meine Mutter nickte verstehend. „Aber du hast doch viele Freunde. Was ist das Problem?“

Okay, nein, ich nehme alles zurück, sie verstand gar nichts. Warum redete ich eigentlich mit ihr? Oh man. Ich wollte ein normales Gespräch mit ihr führen, sie um Rat fragen sowie alle andern das auch tun konnten, aber... mir war bewusst, es würde nicht funktionieren.
„Stimmt Ma, du hast recht. Danke für deine Hilfe“ Ich lächelte sie an, um meine Enttäuschung zu verbergen, küsste sie auf die Stirn und verließ dann ihr Zimmer.

Ich schloss die Tür hinter mir, wollte gerade hochgehen, als Spasti sich mir in den Weg stellte.
„Was wolltest du bei deiner Mutter?“, fragte er aufgebracht. Ich schluckte und sah ihn aus großen Augen an. Ich dachte, er hätte geschlafen! „Ich... Ich wollte nur mit ihr reden.“ Sie war meine Mutter verdammt, wieso musste ich mich für ein Gespräch mit ihr rechtfertigen?! 
„Du hast mich nicht um Erlaubnis gefragt“, stellte er dann fest und sah mir fest in die Augen. Oh shit.
„Du... du hattest geschlafen... ich wollte dich nicht stören...“, erklärte ich. Ich wusste, dass es absurd war, aber ich wollte einfach nicht noch mehr einstecken müssen. Außerdem musste ich auf meinen Körper aufpassen, jetzt in der Baskettballsaison. Spasti hob die Hand, doch anstatt mich zu schlagen, legte er sie auf meiner Schulter ab, klopfte zwei Mal darauf und sprach dann.
„An einem der kommenden Wochenenden findet ein Essen statt von mir und einigen Kollegen. Die Familien werden mitkommen, also will ich, dass du einen guten Eindruck machst. Verstanden?“ Ich nickte schnell.
Das konnte nicht gut gehen. Dennoch würde ich mir Mühe geben, ich hatte keine Lust totgeschlagen zu werden.

Spasti sah mich noch einen Augenblick eindringlich an, bis er mich entließ, ich in mein Zimmer stürmte und ich mein Fenster aufzog.

Ash stand bereits in Boxershorts vor seinem. Es wirkte, als habe er auf mich gewartet. Er sah kurz etwas enttäuscht aus. Wieso das denn?
Ich erinnerte mich an gestern, wie sehr ihm mein Anblick gefallen hatte und nun wusste ich, was zu tun war.
Ich ging einen Schritt zurück, machte das große Licht in meinem Zimmer an. Als ich zurück zum Fenster ging, war Ash weg. Jetzt war ich der Enttäuschte. Doch dann hörte ich wie laute Musik aus seiner Richtung kam.

Er stand mit einer Bierfalsche in der Hand am Fenster, die laute Musik lief im Hintergrund und ich wusste, wir hatten denselben Gedanken gehabt. Also hörte ich kurz auf den Rhythmus und begann dann meine Hüften zu bewegen. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Ich wusste nicht, was genau ich hier tat, doch es machte irgendwie Spaß und  Ashs Blick dabei gefiel mir. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, wie er die Augenbrauen hochzog, als ich den Saum meines Shirts hochzog.
Er nahm einen Schluck aus der Flasche, während er mich fast schon gönnerhaft beobachtete.
Ich fuhr mit den Händen meine Bauchmuskeln entlang und zog dann möglichst elegant mein Shirt aus. Ashs Blick verharrte noch immer auf mir, doch er hatte aufgehört zu Grinsen. Seine Lippen waren leicht geöffnet, er sah mir einfach dabei zu, wie ich mich tanzend immer weiter auszog. Und ja, ich strippte hier gerade für einen Jungen, aber es machte spaß.

Als ich beschlossen hatte, er hatte sich an meinen guttrainierten Oberkörper gewöhnt, ging ich zu der Hose über. Ashs Augen wurden immer größer, während ich zuerst den Knopf öffnete, dann den Reißverschluss und die Hose schließlich runter zog.
Okay, ich gebe zu, dass die Art, wie ich sie dann schließlich losbekam, wenig sexy war, dafür war Ashs Lachen aber unbezahlbar.Ich
So stand ich nun also vor meinem offenen Fenster, in meiner engen, schwarzen Boxershorts und Ash starrte aus seinem Zimmer darauf.

Ich stemmte die Hände in die Hüften, ließ meine Brustmuskeln tanzen und sah Ash beim Lachen zu. Er kippte beinahe sein Bier um.
Oh, ich liebte dieses Lachen. Es machte mich glücklich, obwohl ich eigentlich keinen Grund dazu hatte, glücklich zu sein.

Nachdem er sich wieder beruhigt hatte und mich abwartend ansah, ließ ich einen Finger an das Gummiband der Shorts wandern, zog es vor und ließ es schnalzen.
Ash lachte wieder, das Lied neigte sich dem Ende zu.
Ich zuckte mit den Schultern, als es aus war, Ash zog eine Hundeschnute. Ich musste lachen, weil es so süß aussah, wie er die Unterlippe vorschob. Ich bewunderte ihn noch kurz, warf ihm dann einen Luftkuss zu, schloss mein Fenster wieder, machte mein Licht aus und ließ mich lächelnd in mein Bett fallen.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now