9. ASHER

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„Ash, du kannst nicht ernsthaft sauer auf mich sein“ Ich klopfte genervt gegen die Zimmertür meiner Schwester.
Sie hatte kein Wort mit mir gesprochen, seit sie mich mit Grayson gesehen hatte.

Irgendwie fühlte ich mich so, als hätte sie mich bei etwas Verbotenem erwischt, aber ich hatte ja nichts mit Grayson getan, das ihr den Anlass geben könnte, sauer auf mich zu sein. Zumindest nichts, von dem sie wusste.
Wenn ich ihr erzählen würde, dass ich innerhalb von zwei Stunden zwei Mal einen Ständer wegen ihm gehabt hatte, wäre das etwas anderes, aber so konnte ich sie nicht verstehen.

Okay, klar verstand ich, dass sie sauer war, immerhin hasste sie Grayson genauso wie ich, aber bei ihr war es anders.

Sie hasste ihn, damit sie ihn nicht lieben musste. Schon seit wir klein waren, himmelte sie ihn an. Es war das Größte für sie gewesen, als er mit ihr geschlafen hatte, doch, nachdem er sie abserviert hatte, war ihre ganze Welt zusammen gebrochen.
Und dann sah sie mich gemeinsam mit ihm auf dieser Bank, wie wir uns gegenseitig anstarrten. Klar, dass es ihr nicht gut ging.

Ich wollte doch nur für sie da sein. Ich hatte niemanden außer ihr.
Naja, natürlich noch Isaac, aber das war etwas anders. Er war mein bester Freund und nicht meine Familie.
Meinen Vater hatte ich seit Tagen nicht mehr gesehen, er war eher selten zuhause, weil er sich betrank und dann den Weg zu seinem eigenen Haus nicht mehr fand. Aber mittlerweile war mir das egal. Ich war froh, wenn er weg war, denn dieser Mann interessierte mich einen Scheiß. Nur Ashley zählte.

Plötzlich riss sie die Tür auf und sah mich wütend an. Oh ich kannte diesen Blick. Sie würde mich gleich umbringen.
„Warum bist du da mit ihm gesessen, als wärt ihr ein verliebtes Pärchen oder so? Mh? Was sollte das? Bist du schwul? Stehst du auf Grayson?“

Ich hörte mir ihr Geschreie an, bis zur letzten Frage.
Ich schlug mit der flachen Hand gegen die Wand neben meiner Schwester, sodass es laut krachte und sie augenblicklich verstummte. Ich wollte ihr keine Angst machen, aber anders hörte sie einfach nicht auf zu reden.
„Nein, Verdammt! Ich bin nicht schwul! Und ich stehe ganz sicher nicht auf Grayson fucking Clade! Das würde ich dir niemals antun! Ich hasse ihn noch immer genauso wie du, aber ich muss nett zu ihm sein, sonst fliege ich von der Schule. Das hat nichts damit zu tun, ob ich ihn mag, denn das tue ich nicht. Wenn dir das jetzt als Erklärung reicht, dann halt die Klappe und komm her“

Beim Sprechen wurde ich immer leiser und breitete letztendlich meine Arme aus. Ashley umarmte mich sofort und murmelte eine Entschuldigung.

„Schon gut, Prinzessin. Aber du musst aufhören dir immer solche Gedanken wegen Grayson zu machen. Der ist es nicht wert.“ Sie nickte an meine Brust.

Als sie mich immernoch nicht losließ, wollte ich sie wegschieben, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war, doch  dann bemerkte ich, dass mein Shirt langsam feucht wurde und ihr kleiner Körper bebte.

Ich seufzte, strich über ihre Haare und zog sie noch fester in die Arme. Sie liebte diesen Kerl, obwohl er ihr wehgetan hatte. Obwohl er ein Arschloch war. Obwohl er sich einen Scheiß für sie interessierte.

„Was ist denn hier los?“, hörte ich Isaacs Stimme dann an der Eingangstür. Er hatte einen Hausschlüssel, weil er unseren zweiten Stock mietete, damit wir unser Haus nicht verloren. Er war hier eingezogen, damit ich den Unterhalt nicht völlig alleine finanzieren musste.

Er sah nur auf meine kleine Schwester und kam dann auf uns zu, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte.

Obwohl er zwar das obere Stockwerk bewohnte, verbrachte er die meiste Zeit bei uns unten.

Ich strich noch immer über Ashleys Haare, doch sie drehte ihren Kopf in die andere Richtung, damit Isaac sie nicht weinen sah. Er stand hilflos vor uns und sah meine Schwester leidend an.
Wir waren zusammen aufgewachsen, er hatte mir geholfen, sie groß zuziehen, sie war auch wie eine Schwester für ihn.

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Where stories live. Discover now