Einen Fan zu lieben ist peinlich

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Der Wecker klingelte.
Jeremy lag ausgestreckt auf dem Bauch in seinem Bett und stöhnte leise. Er hob die Hand und knallte damit auf den Wecker. Wieder war es ruhig im Raum. Absolut nichts war zu hören und Jeremy schlief langsam wieder ein.
Keine 5 Minuten später ging der Wecker wieder los und Jeremy griff danach, zog kräftig und warf den Wecker keine Sekunde später gegen die nächste Wand. Krachend viel er zu Boden und als das Geräusch verebbte, war es wieder still in dem Raum.
Müde öffnete Poldi ein Auge und sah zu ihm.
„Jetzt ist er kaputt." Nuschelte sie.
„Egal... ich hab ihn eh gehasst!" nuschelte Jeremy zurck.
Poldi schmunzelte. Was hatte sie diesen Morgenmuffel vermisst. Sie hob die Hand und strich ihm liebevoll über den nackten Rücken und er seufzte wohlig. Sie dachte an den gestrigen Abend zurück. Sie hatte bis kurz nach Mitternacht gefeiert. Es war gemütlich gewesen, sie hatten viel gelacht und sich über Gott und die Welt unterhalten. Irgendwann waren dann Chris und Scarlett abgehauen und kurz danach die Anderen. Poldi hatte dann noch die Katzen versorgt und war dann mit Jeremy ins Bett gegangen wo sie den Abend auf ihre Art und Weise beendet hatten.
Jetzt war es kurz nach 10 und Jeremy musste gleich zum Set, weswegen er auch den Wecker gestellt hatte, der nun, in tausend Einzelteilen zerbrochen am Boden lag.
Langsam drehte er sich zu ihr und sah sie aus müden Augen an. Sie lächelte und kuschelte sich an ihn. Sofort legte er die Arme um sie und atmete tief durch, dann schloss er wieder die Augen.
„Nicht wieder einschlafen, Sweetheart." Sagte sie und strich ihm sanft über die Seiten.
„5 Minuten noch...!" nuschelte Jeremy und Poldi schmunzelte. Ihr war klar, dass Jeremy, wenn sie jetzt nicht hier wäre, wirklich wieder einschlafen würde und dann gewaltig zu spät kommen würde. Aber wie sollte sie ihn wach bekommen. Er war eindeutig zu spät ins Bett gegangen und der gestern getrunkene Alkohol gab ihm den Rest.
Sanft streichelte sie ihn weiter und immer wieder hörte sie sein leichtes Seufzen. Wirklich schlafen schien er nicht mehr. Männer waren so einfach zu durchschauen. Jeremy legte den Arm fester um seine Freundin und zog sie enger an sich. Dann drehte er sich plötzlich um und lag auf ihr.
„Na? Wach?" fragte sie frech und er grinste leicht.
„Hab ich eine andere Chance?" fragte er dann.
„Eigentlich nicht." Grinste sie.
„Siehst du!" er beugte sich vor und küsste sie sanft über den Hals.
Poldi schloss direkt die Augen und strich ihm sanft über den Rücken. Leicht legte sie ein Bein um seine Hüften und genoss seine Nähe, doch sie wollte ihn noch etwas ärgern.
„Ich denke wir sollten aufstehen!" sagte sie dann.
Jeremy hielt kurz inne.
„Ich denke nicht!" sagte er leise.
„Du kommst zu spät zur Arbeit."
„Ich muss erst um 12 da sein."
„Wieso stellst du dann den Wecker so früh?"
„Taktik!" grinste er, hob den Kopf und sah sie an. Jetzt grinste er frech und Poldi legte den Kopf leicht schief.
„Ganz schön schlau, Mr. Renner!"
„Ich hab viel Nachholbedarf."
Poldi schmunzelte und strich ihm sanft durchs Haar. „Warum hörst du dann auf?!" flüsterte sie und er lächelte. Dann beugte er sich vor und küsste sie lange. Seine Küsse wurden langsam verlangender und leidenschaftlicher und Poldi zog ihn wieder dicht an sich. Er machte sie schon mit seiner bloßen Anwesenheit verrückt. Jetzt durfte er einfach alles mit ihr tun, was er wollte und das schien er genau zu merken....
....

Zur selben Zeit kam Kiwi gerade an den Filmstudios an.
Sie parkte ihr schwarzes Cabrio vor einem Gebäude, welches zu den Marvel-Studios gehörte und stieg aus. Sie griff nach ihrer Tasche und ging leise summend in das Gebäube.
Ihr Weg führte den Gang entlang, eine Treppe hoch und dann direkt durch die erste Tür.
„Guten Morgen!" sagte sie fröhlich.
In dem Raum standen mehrere Tische mit Spiegeln und an der gegenüberlegenden Wand waren einige Schränke aufgebaut. An einem Ende stand ein großer Tisch um den mehrere Stühle standen. An den Wänden hingen unzählige Bilder und in der Luft hing eine Mischung aus Haarspray und Klebstoff.
„Guten Morgen Kiwi!" begrüßte sie eine junge Frau. Sie war Anfang 40 und hatte schulterlange braune, leicht gewällte Haare. Die Jeans, die sie trug und das lange schwarze, ärmellose Top umschmigten ihren perfekten Körper und auf dem rechten Oberarm konnte man ein Tattoo mit Rosen und Lilien sehen.
„Na Jacky, wie war dein Abend gestern noch?" fragte Kiwi und legte packte ihre Tasche in einen der Schränke.
„Langweilig ... Ich wollte eigentlich runter ans Meer, konnte mich aber nicht aufraffen. Es war einfach zu warm."
Kiwi schaute zu der jungen Frau. Jacky hatte sie damals, als sie nach LA kam, aufgenommen wie eine Freundin. Sie hatte ihr hier alles gezeigt und ganz genau erklärt. Sie war eine sehr geduldige Frau, die immer ein offenes Ohr hatte und mit der man einfach über alles sprechen konnte. Dass sie noch Single war, wunderte Kiwi sehr, denn eigentlich war sie sowas wie die perfekte Frau.
„Warm war es gestern wirklich."
„Hat Robert dich nicht in Ruhe gelassen!?" lackte Jacke und begann einen riesigen Schminkkoffer mit unendlich vielen Dosen und Pinseln zu sortieren.
„Erst als wir zu Hause waren." Lachte sie. „Aber das war sehr spät gestern."
Jacky schaute auf. „Oh, wart ihr noch aus?"
„Kann man so sagen. ... Wir waren erst bei Mark Ruffalo... und der hat uns später mit zu Jeremy Renner genommen und da haben wir noch lange zusammen gesessen. War ein schöner Abend. Chris Evans war auch da, und Paul und Scarlett."
Überrascht schaute Jacky auf. „Du warst bei Jeremy Renner zu Hause?" Sie wirkte sehr verwundert.
Kiwi ignorierte den Blick und nickte. „Ja, hat mich selber überrascht, aber ich muss mich wohl daran gewöhnen, solche Leute zu treffen. Immerhin ist Robert Downey jr. mein Freund."
„Ich hab mir mal sagen lassen, dass nur die wenigsten bei Renner so reinkommen." Sagte Jacky.
„Ja er war anfänglich auch sehr... verhalten und skeptisch. Das merkte man richtig. Aber Paul hat ihm dann klar gemacht, dass ich nicht beiße."
„Paul ist sein bester Freund. Wenn das einer weiß, dann er."
Kiwi nickte und setzte sich an einen der Tische. Vor ihr stand nun ein Perückenkopf. Schon seit Tagen war sie damit beschäftigt eine neue Perücke zu knüpfen und diese Arbeit setzte sie jetzt fort.
„Es war echt Lustig. ... Jeremy und Paul haben sich dich ganze Zeit geärgert. ... Wie so kleine Kinder."
„Verrückt!" sagte Jacky knapp.
„Ach, man gewöhnt sich daran. ... Du hättest dabei sein sollen, es war so lustig."
Jacky sah kurz zu ihr. „Wird nur leider nie passieren?!" sagte sie dann.
„Wieso nicht?" Verwundert schaute Kiwi zu der Freundin.
„Naja... weil mich keiner der Schauspieler beachtet."
„Muss ja kein Star sein. ... Männer laufen hier genug rum und du wirst schon einen abbekommen. Der Richtige war nur noch nicht dabei."
„Oder der Richtige ist einfach nur blind?" sagte Jacky und schaute kurz auf die Freundin. Dann sortierte sie weiter.
„Oder das. ... Man weiß es nicht! ... Robert brauchte auch einige Anläufe bis er es kapiert hat."
„Und doch hast du ihn dir gekrallt. Also alles richtig gemacht."
„Das stimmt wohl!"
Für einen Moment schwiegen beide. Im Hintergrund lief leise Musik und von draußen hallten alle möglichen Geräusche in den Raum.
Nach einiger Zeit fragte Jacky dann: „Wie wohnt der Renner?"
„Jeremy? ... Wahnsinnig, mehr kann ich da nicht zu sagen." Lachte Kiwi.
Verwundert schaute Jacky zu ihr. „Wie meinst du das?"
„Das Haus ist riesig. ... Mark und Paul hatten mich ja schon vorgewarnt als sie meinten, ich soll nicht in Ohnmacht fallen, aber als wir dann auf das Grundstück fuhren, blieb mir für einen Moment echt die Luft weg. Paul hat ihn als größenwahnsinnig betitelt und ja, das trifft es zu."
„Ich hab schon öfters gehört, dass Jeremy im puren Luxus lebt. Er zeigt wohl gerne was er hat."
„Das definitiv und wenn man bedenkt, dass er alles selbst geplant und durchdacht hat und auch die Einrichtung von ihm stammt, hat er meinen absoluten Respekt. Und da verstehe ich auch, dass er bei Fremden vorsichtig ist und ich bin oder war für ihn fremd."
„Und er wohnt da ganz allein? Oder ist seine Tochter bei ihm."
„Nein, seine Tochter lebt offiziell bei seiner Ex-Frau. Die Kleine ist nur einige Tage in der Woche bei ihm. ... Aber seit gestern ist seine Verlobte da und zusätzlich hat er jetzt auch Katzen. Also ganz allein ist er da nicht."
„Seine Verlobte? Hieß es nicht, die ist wieder in Deutschland und die große Liebe ist vorbei?"
„Sie ist gestern erst angekommen. Die meisten, die da waren, waren richtig überrascht, als sie plötzlich von oben runter kam, aber alle haben sich tierisch gefreut. ... Und das die große Liebe vorbei ist, wage ich zu Bezweifeln. Die Zwei haben sich sehr oft sehr verliebt angesehen und viel miteinander gekuschelt. ... Nein, da passte alles."
„Verstehe... Und wieso ist die plötzlich wieder hier?"
„Die Zwei wollen heiraten und das wohl auch schon bald. ... Und Poldi wohnt jetzt auch fest bei ihm. Also lange wird das mit der Hochzeit nicht dauern."
Jacky sah zu Kiwi, die aber in ihrer Arbeit vertieft war. So konnte sie nicht sehen, wie Jacky kurz das Gesicht verzog.
„Ich glaub nicht dass die heiraten werden." Sagte sie dann.
Verwundert schaute Kiwi zu ihr.
„Wieso dass denn nicht?" fragte sie verwundert. „Du hättest sie sehen sollen, sie sind so ein tolles Paar."
„Ich hab mir sagen lassen, dass diese Poldi ein Fan ist."
Überrascht schaute Kiwi sie an. „Bitte?"
„Genauso hab ich damals auch reagiert, als ich das gehört habe. ... In den Studios laufen Wetten, wie lange das gut geht. ... Keiner versteht Jeremy wirklich und viele glauben, er hat das nur gemacht um endlich Ruhe zu haben, vor allem vor seiner Ex."
„Verstehe ich nicht."
„Meines Wissens braucht er an Sonni nach einer Hochzeit keinen Unterhalt mehr zahlen. Lediglich für Ava muss er weiter zahlen. Und genau das will er."
„Nein... das glaube ich nicht. Liebe kann man nicht vorspielen und das, was ich gestern in seinen Augen gesehen habe ist Liebe. ... Und diese Fangeschichte... ja dann war sie halt mal ein Fan von ihm. Wo steht geschrieben, dass es verboten ist, sich in einen Fan zu verlieben."
„Verboten nicht, aber peinlich."
„Finde ich jetzt nicht so."
„Dann hör dich mal rum, was hier so gesagt wird. Viele sind gegen diese Verbindung."
„Aber am Ende sollte es uns allen egal sein. Es ist erstens Jeremys Leben und vor allem seine Entscheidung und zweitens nicht unsere Angelegenheit. Wir sollten uns freuen, dass er glücklich ist. Das ist doch das was zählt oder?"
„Ja das stimmt...!" sagte Jacky und widmete sich wieder dem Koffer.
Kiwi schaute kurz zu ihr. Irgendetwas war anders in Jackys Stimme, doch was es war, verstand sie nicht.
Jacky hingegen konnte einfach nicht verstehen, wieso jeder einen Star abbekam, nur sie nicht. Ja selbst Fans hatten mehr Glück als sie. Woran konnte das nur liegen? Doch je mehr Fragen sie sich diesbezüglich stellte, umso weniger Antworten bekam sie und am Ende konnte sie darüber mit niemanden sprechen. Aber sie würde für ihren Traum kämpfen. Und das würde sie, bis sie am Ende den bekam, den sie sich schon vor Jahren ausgesucht hatte....
Jeremy Renner.

Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt