Eine ernstgemeinte Warnung?

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Nach dem Frühstück machten sie sich gemeinsam auf dem Weg zu den Filmstudios. Da Jeremy sich nach seinem Anfall noch nicht wirklich in der Lage fühlte zu fahren, übernahm das Poldi. Der Weg zu den Studios war für sie schon gut bekannt und so fuhr sie routiniert durch den Stadtverkehr von Los Angeles.
Gegen 11 Uhr kamen sie dann an den Studios an.
„Soll ich direkt zu den Containern bringen?" fragte Poldi, als sie durch die Schranke am Eingang gefahren waren.
„Nein... zu den Büros. .. ich muss erst noch zu Kevin, damit er weiß, dass ich wieder da bin." Antwortete Jeremy.

„Alles klar."
Poldi lenkte ihren Wagen routiniert über das Gelände und parkte kurze Zeit später vor dem großen Bürogebäude von Marvel. Sie stiege aus und betraten das Gebäude. Vor Kevins Büro blieben sie kurz stehen.
„Hab einen schönen Arbeitstag." Sagte Jeremy sanft und nahm sie in den Arm.
„Du auch... aber denk dran, wenn es doch noch nicht geht, hör auf." Sagte sie und klang erneut besorgt.
„Ich verspreche es. ... Komm später einfach zu den Containern. Einen Schlüssel hast du ja im Falle ich noch nicht da bin." Sagte er dann und Poldi nickte.
„Dann bis später!"
Sie küssten sich noch mal kurz und Poldi ging den Gang weiter hinunter, während Jeremy ihr kurz nachschaute und dann vor die Bürotür von Kevin klopfte.
„Ja!" hörte man Kevins Stimme direkt und Jeremy öffnete die Tür.
Grinsend sah er zu ihm.
„Hey Kev, hast du einen Moment?" fragte Jeremy dann.
Überrascht schaute Kevin auf. „Jeremy... na mit dir hab ich heute so überhaupt nicht gerechnet. ... Komm rein."
Jeremy betrat das Büro und setzte sich zu Kevin an den Tisch.
„Wie geht's dir?!" fragte Kevin direkt und musterte den Schauspieler genau.
„Besser... wenigstens solange ich die Tabletten nehme." Antwortete Jeremy ehrlich.
„Und das tust du hoffentlich."
„Ja... sonst bekomm ich Ärger zu Hause."
„Zu recht... wir haben uns alle mächtig Sorgen gemacht. Das hätte dieses Mal auch richtig schief gehen können, aber ich denke, dass weißt du."
Jeremy nickte. Etwas unangenehm war ihm das Gespräch schon, aber er musste da durch, dass wußte er.
„Gibt es schon was, wegen dem Paparazzi?" fragte Jeremy um von seiner eigenen Gesundheit und seinem Fehler abzulenken."
„Er hat Anzeige erhoben. ... Du wirst deswegen noch eine Anhörung haben."
Jeremy nickte. „Mein behandelnder Arzt hat ein Attest ausgestellt in dem klar hervor geht, dass ich an dem Tag keine Macht über mich selber hatte und nicht bewusst das getan habe, was ich am Ende getan habe."
„Ich kann dir nicht versprechen, dass es damit erledigt ist."
„Zur Not zahle ich die Strafe und entschuldige mich offiziell bei ihm... Aber am Ende hatte er auch nichts auf meinem Grundstück zu suchen."
„Das ist richtig. ... Nun, wir werden sehen, wohin das führen wird. ... Aber jetzt sag, was dich herführt."
„Ich wollte mich zurück melden."
Überrascht schaute Kevin ihn an.

„Schon? Ich hab geglaubt, dass wir dich vor Ende deines Urlaubs hier nicht mehr sehen werden."
„Mir fällt die Decke zu Hause auf dem Kopf, wenn Poldi nicht da ist."
„Du hast eine Hochzeit zu planen."
„Damit sind wir so gut wie fertig. Natürlich hab ich sicherlich auch anderes zu tun, meine Songs einsingen, nach Reno fahren und schauen ob die Bauarbeiten weiter gehen... aber ich vermisse meinen Job schon etwas."
„Bist du denn wirklich fit?"
„Für kleinere Aufnahmen sicherlich. Ich fehle ab Freitag für 3 Wochen. Vieles wird also liegen bleiben."
„Da hast du schon recht. ... Warte mal ich schau auf den Drehplan, was heute dran wäre."
Er griff nach einer dicken Ringbuchmappe und schlug diese auf. Dann blätterte er kurz einige Seiten um und sah über eine Liste.
„Gut, es ist jetzt eingeplant, dass du für 3 Wochen und länger fehlst. Somit werden zwar Aufnahmen gemacht, aber eben die ohne dich. ... Aber, da du ja plötzlich gefehlt hast, fehlen einige Zwischenaufnahmen. ... Warte ich ruf Jeff kurz an. Der wird mir da sicher was zu sagen können."
Kevin griff nach einem Handy und wählte die Nummer von Jeff. Dieser ging sofort dran.
„Hey Jeff, kurze Frage... An welcher Stelle seid ihr bei Hawkeye gerade.... Okay... ja... Ja ich weiß... hör zu, ich hab hier einen jungen Mann sitzen, der gerne mitspielen will.... Nein, keine Änderungen im Skript, es bleibt alles wie besprochen. ... Nein, alles gut... Wer? ... Kommst du nie drauf. .... Nein, wie gesagt, er hat Sehnsucht.... Was macht dich sicher, dass es nicht Jeremy ist... Achso? .... Aber doch, er ist es und er vermisst dich. .... Ja er sitzt genau vor mir. ... Kannst du ihn für zwei Tage gebrauchen? .... Genau... Alles klar, ich schick ihn rüber. ... Okay, Bye."
Er legte wider auf und sah zu Jeremy.
„Er kann es nicht glauben, freut sich aber dich quälen zu dürfen."
Jeremy lachte. „Ja es hätte mich auch gewundert wenn nicht."
„Er erwartet dich... aber Jeremy... nicht übertreiben. Du bist schon noch etwas blass um die Nase." Ermahnte Kevin ihn dann.
„Du klingst wie meine Frau!" sagte Jeremy und stand wieder auf.
„Dann sind wir schon zu Zweit. Also hör auf uns."
„Jaja, jaja," säuselte Jeremy.
Kevin schmunzelte. „Dann hab einen schönen Arbeitstag."
„Danke du auch... und lass Poldi pünktlich gehen. ... Ich will sie heute Abend entführen."
„Wußte gar nicht, dass du so romantisch sein kann."
„Oh ich kann viel!"
Jeremy zwinkerte ihm zu und verließ kurz darauf das Büro von seinem Chef und machte sich dann auf den Weg zu den Containern.

Zur selben Zeit war Poldi bereits in ihrem Büro angekommen.
Sie hatte Lesley kurz gegrüsst und sich dann an die Arbeit gemacht. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das die Mappe, die sie hingelegt bekam, jedes Mal dicker wurde. Sie konnte sich allerdings vorstellen, dass Lesley an den Tagen, wo Poldi nicht da war, ihre Arbeit nur zur Hälfte machte und dann Poldi hinlegte. Aber sie würde das nicht ansprechen. Seit dem Sonni hier gewesen war, war Lesley sowieso eher oberflächlich zu ihr, doch das war ihr egal. Sie konnte sich nicht vorstellen mit jemanden befreundet zu sein, die gleichfalls die beste Freundin der Ex-Frau von Jeremy war.

Seit bereits einer Stunde hatten die beiden Frauen schweigend gearbeitet. Im Hintergrund lief, wie jeden Tag auch, das Radio, was die Stille wenigstens etwas unterbrach.
Irgendwann lehnte sich Lesley zurück und griff nach einer Saftflasche. Sie goss sich etwas der gelblichen Flüssigkeit in ein Glas und trank einen Schluck. Dabei beobachtete sie Poldi.
„Stimmt es, das du Samstag heiratest?" fragte sie nach einiger Zeit.
Poldi nickte, ohne aufzuschauen. „Ja, das ist richtig."

„Und du meinst, du tust das Richtige?"
„Ja, das meine ich." Sie sah noch immer nicht auf, denn sie war diese Diskussionen echt langsam leid. Wieso konnte hier niemand verstehen, dass es ihre alleinige Entscheidung war, Jeremy zu heiraten.
„Hey ich will dir nichts Böses... wenn du glücklich mit ihm bist, dann ist doch alles okay... nur... naja... man hört so viel und ich glaube du verrennst dich da in etwas." Sagte Lesley dann.
Poldi atmete tief durch und sah jetzt doch zu ihrer Kollegin.
„Ich kann mir denken, was du gehört hast und ich kann dir sagen, dass nichts davon wahr ist. ... Und selbst wenn es wahr ist, werde ich um eine Lektion reicher sein, aber bis dahin genieße ich jede Minute, die ich mit Jeremy verbringen darf." Sagte Poldi dann und versuchte das Genervte aus ihrer Stimme zu vertreiben.
„Das sollte kein Vorwurf sein."
„Ich kann es nur langsam nicht mehr hören. ... Jeder hat etwas dagegen einzuwenden. Jeder meint mich warnen zu müssen. Jeder glaubt mich oder Jeremy zu kennen. ... Aber keiner weiß wirklich, was das zwischen ihm und mir ist."
„Naja... du liebst ihn, wenigstens sagst du es."
„Ich sag es nicht nur, ich tu es wirklich. ... Meine Gefühle zu ihm sind echt."
Lesley musterte sie und nickte dann. „Okay... gut... aber... Ich will dir echt nichts Böses, aber... du hast einige Neider."
„Das weiß ich... Es genügt schon Instagram oder Facebook zu öffnen und schon werde ich bombardiert von Neidern. Aber damit werde ich leben müssen, solange Jeremy berühmt ist."
Lesley atmete tief durch. „Sonni hat sich zur Aufgabe gemacht, dich fertig zu machen und Jeremy weiterhin zu schaden."
„Auch das ist mir bewusst. ... Sie war heute früh bei uns und hat einen ziemlichen Aufstand gemacht wegen unserer Hochzeit. Aber das schreckt uns nicht ab. Heiraten werden wir trotzdem."
Lesley nickte.
Poldi musterte sie. „Mich wundert es allerdings, dass du ihr so in den Rücken fällt."
„Weil es mich langsam nervt.... Bei ihr gibt es einfach kein anderes Thema mehr außer Jeremy und wie sie ihn erniedrigen kann."
Poldi zog eine Augenbraue hoch. So etwas von Sonnis bester Freundin zu hören, überraschte sie nun wirklich.
„Glaub mir, nicht nur dich nervt es."
„Ich kann es verstehen. ... Du kannst am wenigsten dafür, dass die Ehe zwischen ihr und Jeremy nicht geklappt hat... aber... manchmal hab ich das Gefühl, dass sie ihn vermisst."
„Bitte?" sprachlos sah Poldi ihre Kollegin an.
„Klingt vielleicht etwas dämlich, nach alle dem, was sie gemacht hat... aber sooft wie sie von ihm spricht, klingt das für mich nach einer Art Hassliebe. ... Sie kann nicht ohne ihn."
„Wird sie aber müssen. ... Er würde sie niemals mehr zurück nehmen, schon allein wegen der ganzen Geschichte um Ava."
„Logisch, wer würde das dann noch wollen. ... Aber ich will dich einfach warnen. ... Ich weiß zu was Sonni fähig ist und ihr werdet sie auch nach der Hochzeit nicht loswerden."
Poldi nickte. „Sie ist immerhin Avas Mutter und solange sich Sonni und Jeremy das Sorgerecht teilen, werde auch ich mich mit dieser Frau arrangieren müssen."
„Pass einfach nur auf... nicht nur auf dich, sondern auf Jeremy. Ich weiß, dass er nicht so einfach zu händeln ist."
Poldi nickte erneut. Es war schon erstaunlich, dass Lesley das sagte.
„Danke!" sagte sie dann.
„Schon okay... ich mag dich, auch wenn du mit ihm zusammen bist und auch wenn Sonni ein Problem mit dir hat. ... Aber sie hat auch nur dieses Problem mit dir, weil du mit Jeremy zusammen bist und die Hochzeit ist jetzt ein richtiger Dorn in ihren Augen. ... Wärst du nur irgendwer, wäre dein Leben ich völlig egal."
„Du magst mich? Das klang in den letzten Tagen aber auch anders."
„Aufgehetzt durch Sonni. ... Tut mir leid."
„Schon ok. Jeder hat eine zweite Chance verdient." Lächelte Poldi.
„Danke!" sagte Lesley. „Fangen wir einfach wieder von vorne an. ... Diese eisige Stimmung zwischen uns und das nur, weil du die Frau vom Renner bist, stört mich nämlich schon."
„Ganz ehrlich... mir auch." Lächelte Poldi.
„Also... starten wir neu ohne Gezicke!"
„Perfekt!"
Poldi freute sich, dass das Kriegsbeil mit Lesley nun endlich wieder begraben war, doch sie würde dennoch vorsichtig sein. Lesley war nach wie vor die beste Freundin von Sonni und nach Sonnis Auftritt am Morgen war Poldi erst Recht vorsichtig geworden. Dennoch war es interessant, was Lesley gesagt hatte. Sollte es stimmen? Sollte Sonni doch noch etwas für Jeremy empfinden, es aber nicht wahrhaben wollen? Ihr Verhalten sprach schon etwas danach. Hassliebe war da schon der richtige Ausdruck.
Sie würde am Abend mit Jeremy darüber sprechen müssen. Er würde sicherlich lachen und trotzdem mussten sie darüber reden. Nicht das Sonni irgendetwas plant, was am Ende die Liebe zwischen Poldi und Jeremy doch noch stören würde.

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