Du allein trägst alle Schuld

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„Wäre es ok für dich wenn du mit hoch kommst?" fragte Jeremy und schaute auf Chris.
Sie waren vor einem alten grauen Hochhaus stehen geblieben. Vor der Tür standen eine Gruppe Chinesen, die kurz auf das Auto schauten und dann weiter diskutierten. Irgendwo im Haus hörte einer verdammt laut Musik und die Hauswand wies etliche Graffitis auf.
„Ich weiß nicht, ob ich mein Auto hier draußen allein lassen möchte. ... Das ist bestimmt weg, wenn wir zurück kommen!" sagte Chris skeptisch und betrachtete das Haus, aber auch die Umgebung eher argwöhnisch. Sein Auto fiel hier definitiv auf, denn die anderen Fahrzeuge die hier standen hatten schon einige Jahre auf dem Buckel. Seiner war allerdings erst ein halbes Jahr alt.
„Da passiert schon nicht... und wenn doch hab ich eine gute Versicherung, die sich darum kümmert."
„Was willst du denn dadrin."

„Wirst du schon sehen.... Nur in diesem Fall werde ich dich wahrscheinlich brauchen."
„Das ist aber wirklich nicht dein Dealer wo wir hingehen, weil du vielleicht noch eine Rechnung offen hast."
„Nein.... Mein Dealer... besser gesagt, mein Ex-Dealer wohnt auf der anderen Seite der Stadt. ... Und da ist nichts mehr offen. ... Aber hier geht es um eine andere Sache und mein persönliches Seelenheil."
„Und ich bin die moralische Unterstützung."
„Genau... Und derjenige, der mich zurückhalten kann, wenn ich ausraste!"
Chris atmete tief durch. „Also gut... auf deine Verantwortung."
„Versprochen... sollte deinem Auto was passieren, werde ich für alles aufkommen!"
„Schon gut... dann los... ich hab nämlich immer noch Hunger!"
„Danach gehen wir essen, versprochen!"
Jeremy stieg aus und auch Chris stieg aus. Er schaute noch mal skeptisch auf das Haus und folgte Jeremy dann zu der Haustür. Jeremy schaute über die Klingeln und drückte dann auf eine Drauf. Chris schaute auf dem Namen, konnte mit diesem aber nichts anfangen.

Sie warteten einen Moment und Jeremy drückte erneut auf die Klingel. Jetzt wurde die Tür endlich geöffnet. Jeremy schaute auf Chris, drückte die Tür auf und beide betraten den schäbigen Hausflur.
„Das hier Menschen leben...!" sagte Chris und folgte seinem Freund.
„Für mich wäre das auch nichts. ... Ich würde hier jämmerlich zu Grunde gehen."
„Definitiv...!"
Die Beiden gingen zu einem Aufzug. Beide waren etwas skeptisch, betraten diesen dann trotzdem und fuhren hoch in eine der oberen Etagen.
Dann gingen sie einen Flur entlang und blieben dann vor einer alten Holztür stehen. Jeremy atmete tief durch. Chris lehnte sich gegen die Wand neben der Tür und dann klopfte Jeremy laut gegen die Tür.
„Moment!" erklang von innen die Stimme einer Frau.
Chris zog die Augenbrauen hoch.
Kurz warteten sie und dann wurde die Tür geöffnet.
Völlig überrascht schaute Jacky auf Jeremy.
„Was machst du denn hier!?" fragte sie dann und wußte nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Seit dem vermeidlichen Abend hatte sie Jeremy nicht mehr gesehen. Umso mehr freute sie sich darüber, ihn wohlauf zu sehen.
„Wir haben zu reden!" sagte Jeremy tonlos.
Skeptisch schaute Jacky auf Jeremy. Chris schien sie nicht zu sehen, da sie in ihrer Wohnung stehen blieb.
„Ich hab Besuch!" sagte sie dann.

„Interessiert mich nicht!"
„Hör zu Jeremy... ich hab keine Lust auf dieses Gespräch! Wegen deinen Freunden bin ich jetzt arbeitslos!"
„Ach... meine Freunde sind daran Schuld?"
„Ja sind sie... Paul, Robert, Kiwi und deine ach so heiß geliebte Verlobte Poldi."
„Ich wüßte nicht, dass einer von ihnen für irgendetwas Schuld trägt. Es gibt nur einen Schuldigen! Und das bist du!"
„Natürlich! ... Das habt ihr ja toll eingefädelt .. Deine Honey" Sie betonte den Kosename extra kindisch und verstellt, „hatte von Anfang an ein Problem mit mir, weil wir uns kannten. Sie hat von Anfang an Scheiße über mich erzählt."
Jeremy verschränkte die Arme vor der Brust und schaute gefühlslos auf Jacky.
„Und dann schafft sie es am Ende auch noch, dass ich meinen Job verliere und jetzt auf der Straße sitzt, während du ihr dein Geld in den Arsch schiebst und sie nichts dafür tut, außer blöd zu grinsen!"
„Reicht es jetzt?" fragte Jeremy und deutlich konnte man Wut in seiner Stimme hören.
Chris schaute zu ihm. Er wußte er würde eingreifen müssen, wenn Jacky ihn weiter so provozierte und jetzt verstand er auch, wieso Jeremy darauf bestanden hatte, dass er mit kam.
„Weißt du Jeremy, ich hab mich so in dir getäuscht!" sagte Jacky dann. „Ich hab immer gedacht, du wärst was Besonderes, wärst ein Mann mit Charme und Herz. Ich hab immer gedacht, du wärst anders als die ganzen arroganten Filmstars, weil du mir irgendwie bodenständig vorgekommen bist! ... Und dann verliebst du dich ausgerechnet in eine deutsche Provinzschnepfe und auf einmal ist dir alles egal!"
„Dumm...!"sagte Chris leise zu sich und schaute auf Jeremy, dessen Gesicht sich gerade bedrohlich verfinsterte.
„Rede nicht so... über meine Frau!" sagte Jeremy dann seltsam ruhig, doch sein wütendes Gesicht blieb.
„Wieso...sie redet doch auch so über mich! ... Und sie hat dich mir weggenommen!"

Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt