Wir schaffen das.... gemeinsam

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Dienstag,
(eigentlich) noch 12 Tage bis zur Hochzeit.


„Wie siehst du denn aus?!" fragte Scarlett verwundert, als Poldi am anderen Morgen aus ihrem Gästezimmer kam.
„Frag nicht... mir war die ganze Nacht schlecht und ich hab mehrmals gebrochen. ... Ich vermute, dass das die letzten Tage einfach zu viel war." Antwortete diese und setzte sich an den Esstisch.
Scarlett stand auf und verschwand in der Küche. Wenig später kam sie mit einer Tasse Tee wieder, die sie Poldi reichte.
„Nicht dass du uns jetzt noch zusammen klappst. Einer im Krankenhaus reicht doch oder?" sagte Scarlett leicht besorgt.
„Das ist nachher wieder weg. .. Wie gesagt, die ganze Aufregung gepaart mit der Angst... das hat mir gestern einfach den Rest gegeben."
„Na hoffen wir es."
„Doch ich bin mir sicher." Poldi lächelte Scarlett zuversichtlich an und trank einen Schluck von dem Tee.
„Paul will übrigens um 11 hier sein. ... Wir fahren dann direkt in die Klinik und treffen uns dann um 14 Uhr mit den Anderen an der Villa Renner."
Poldi nickte. „Sieht es da wirklich so schlimm aus?"
Scarlett nickte. „Du wirst dich erschrecken. ... Da steht nichts mehr da wo es stand, viel ist zerbrochen. ... Der große Spiegel hinter der Bar zum Beispiel ist völlig kaputt. ... Wir werden einiges an Arbeit vor uns haben."
Poldi nickte nachdenklich.
Sie hatte früher schon immer von Jeremys Ausrastern gehört. Immer wieder hatte er die Leute gewarnt ihn nicht zu provozieren. Doch Poldi hatte es nie wirklich geglaubt. Aggressiv war jeder mal, aber war es bei Jeremy wirklich so schlimm?
Scarlett legte ihre Hand auf die von Poldi und drückte sie sanft.
„Wir schaffen das.... Und dann steht euch nichts mehr im Wege." Sagte sie dann und lächelte Poldi aufmunternd an.
„Ich hoffe es... Er muss uns nachher einfach zuhören."
„Er wird... weglaufen kann er nicht."
Poldi lächelte und nickte dann.
...

Wie verabredet kam Paul pünktlich bei Scarlett an. Er wirkte ausgeschlafener als in den Tagen zuvor. Wahrscheinlich hatte er endlich mal wieder richtig und lange geschlafen.
„Seit ihr soweit? .... Gott wie siehst du denn aus!?" überrascht schaute Paul auf Poldi, die noch immer etwas fahl im Gesicht war.
„Hab schlecht geschlafen... mehr nicht...!" sagte Poldi abwinkend und schaute kurz in den Spiegel. „Ach das geht schon."
„Du solltest auch mal wieder vernünftig schlafen." Mahnte Paul.
„Das wird sie, sobald sie wieder in Jeremys Armen liegen darf." Sagte Scarlett und griff nach ihrer Tasche.
„Dann sollten wir zusehen, dass das bald der Fall ist! ... Ich hasse Krankenhäuser und wir müssen da nicht ständig hin!" sagte Paul und ging mit den beiden Frauen zu seinem Van.
Sie stiegen ein und fuhren los.

Nach ca. 20 Minuten Fahrt kamen sie am Krankenhaus an.
Mit eiligen Schritten betraten sie das große Gebäude und gingen auf die Station, wo Jeremy lag. Sie meldeten sich kurz dort an und gingen dann zu Jeremys Zimmer.
„Vielleicht solltet ihr zuerst rein gehen. ... Wer weiß wie er auf mich reagiert, wenn er mich sieht." Sagte Poldi unsicher.
„Du kommst mit. ... Ein Schubs ins eiskalte Wasser wird angenehmer sein, als um den heißen Brei drum herum zu reden." Sagte Scarlett.
„Okay... dann halte ich mich aber etwas m Hintergrund auf. Ich will ihn nicht überfordern, denkt an diese Herzgeschichte, wovon der Arzt sprach." Poldi hatte einfach Angst, dass sie alles nur noch schlimmer machen würde, wenn sie direkt auf Jeremy zugehen würde.
Die beiden Anderen nickten.
Dann klopfte Paul leise an, wartete kurz und öffnete die Tür.
Jeremy lag in seinem Bett und schaute durch halb geöffnete Augen durch das Fenster nach draußen. Er wirkte nachdenklich, aber ruhig. Paul sah kurz zu den Frauen und ging dann leise zu seinem Freund. Scarlett folgte ihm, nur Poldi blieb an der Tür stehen und beobachtete die Situation von weiten.
„Hey...!" sagte Scarlett zu Jeremy und griff nach dessen Hand. Jeremy sah zu ihr und lächelte zaghaft.
„Hey...!" sagte er leise. Seine Stimme klang rau und kratzig.
„Na du alter Spinner... Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?!" sagte Paul jetzt und schaute ermahnend aber mit einem Lächeln auf den Freund.
Jeremy schaute ihn an. Er wußte genau, was dieser meinte, war aber dankbar, dass er sich keine Standpauke anhören musste.
„Tut mir leid...!" sagte Jeremy lediglich, da er nicht genau wußte, wie er sich daraus reden sollte.
„Ich hoffe dir ist klar, dass du so richtig Scheiße gebaut hast oder?" sagte Scarlett jetzt.
Jeremy nickte. „Ich hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen. ... Alles war irgendwie kaputt."
„Wärst du nicht abgehauen, hättest, wie ich es dir gesagt habe, gewartet, würdest du jetzt nicht hier liegen." Sagte Paul.
„Ich konnte einfach nicht mehr. ... Diese Stimmen im Kopf... sie wurden immer lauter..." sagte Jeremy und schloss kurz die Ohren.
„Wir hoffen, dass diese Stimmen jetzt aber auch wirklich schweigen." Sagte Scarlett besorgt.
„Sie sind noch da, aber leiser. ... Wenn sie lauter werden, bekomm ich Medikamente. Danach schlaf ich und dann ist es etwas besser." Sagte Jeremy leise.
„Du schaffst das...!" sagte Scarlett und lächelte aufmunternd und Jeremy nickte leicht.
„Wir... sind übrigens nicht alleine hier..." sagte Paul jetzt.
Jeremy sah ihn an.
„Wie meinst du das...?" fragte er dann verwundert.
„Es gibt jemanden... die sich wahnsinnige Sorgen um dich macht...!" Paul schaute zu Poldi und winkte sie zu sich. Diese ging unsicher zu ihnen und schaute auf Jeremy.
Seine eigentlich immer strahlenden Augen jetzt so matt und traurig zu sehen, tat ihr weh, doch sie ließ sich nichts ansehen. Jeremy sah sie schweigend an und Unsicherheit stieg in Poldi auf.
„Hej....!" Sagte sie leise. Wie gerne hätte sie jetzt seine Hand genommen und diese gestreichelt. Wie gerne hätte sie ihn in den Arm genommen und einen sanften Kuss gegeben. Doch sie traute sich nicht. Es war das erste mal, seit dem großen Streit, dass sie sich wieder in die Augen sahen und sie spürte, wie sehr sie ihn wirklich vermisst hatte.
„Hey... !" antwortete er dann leise und atmete tief durch. Auch er wirkte verunsichert.
„Hör zu Jeremy... sie ist aus guten Grund hier und nicht um dich aufzuregen, ok?" sagte Paul jetzt.
Jeremy sah in an. „Ich hab gar keine Kraft dazu, mich aufzuregen ... und ich denke, dass gerade du sie schneller rauswerfen würdest, als ich. ... Also bin ich gespannt... was ihr zu sagen habt." Sagte Jeremy.
Paul schaute zu Scarlett und Poldi und atmete dann tief durch.
„Dieses Video... es war ein Fake. ... Poldi wurde deswegen missbraucht um vor allen dich zu linken." Sagte Paul dann.
„Und was macht dich da plötzlich so sicher?" fragte Jeremy dann.
„Uns selber ist es gar nicht aufgefallen. Selbst dir ist es nicht aufgefallen.... Aber auf dem Video hat Poldi keinen deutschen Akzent. ... Das ist Bina aufgefallen, als sie das Video mehrmals gesehen hat." Sagte Scarlett.
Jeremy sah erst Scarlett an und dann zu Poldi.
„Sie ist unschuldig. ... Sie hat keins der Worte gesagt, die man auf dem Video gehört hat. ... Irgendjemand wollte euch ganz bewusst trennen und derjenige muss gewußt haben, wo man dich am tiefsten trifft." Sagte Paul.
„Das alles... war eine Verschwörung?" fragte Jeremy und sah zu Paul. Dieser nickte.
„Es sieht ganz danach aus. ... Dieses Video und diese Verschwörung hätte dich fast in den Tod getrieben." Sagte Paul.
„Du musst uns glauben, Jeremy... Wir wären nicht hier wenn wir uns nicht sicher wären. ... Während du im Delirium warst, haben wir nach der Wahrheit gesucht. ... Uns war schnell klar, dass Poldi sowas niemals beabsichtigt hat. Dafür liebt sie dich zu sehr. Bina kam dann, wie gesagt, auf den entscheidenden Hinweis und damit konnten wir auch Paul überzeugen." Sagte Scarlett.
Jeremy sah sie an, dann schaute er wieder auf Poldi, die ihn hoffend ansah. Vorsichtig hob Jeremy die Hand und griff nach der von Poldi. Diese war sofort bei ihm und umschloss seine Hand.
„Stimmt es wirklich...?" fragte er dann. „Bitte sei ehrlich... ich schaff eine Lüge kein weiteres mal."
„Es stimmt wirklich, Jeremy. ... Ich hab das auf dem Video niemals gesagt. ... Niemals würde ich so etwas über dich oder einen der Sillvengers sagen. ... Ihr ... und vor allem du bist mir so wichtig. ... Und wenn ich dich wirklich hätte verarschen wollen, dann hätte ich das schon Monate vorher gemacht. Hätte deine Geldangebote und all das ohne nachzufragen angenommen. .... Verstehst du? ... Ich liebe dich... und mehr will ich nicht von dir... Nur deine Liebe..."
Jeremy sah sie an und leicht lächelte er. Sanft drückte er dann ihre Hand und sah wieder auf Paul.
„Sie meint es ernst, Jeremy... und keine von uns ist wütend auf dich. Wir wollen alle nur, dass du wieder glücklich wirst und lachen kannst. ... Wir hätten Poldi nicht hergeholt, wenn wir uns nicht sicher wären, dass nur sie dir helfen könnte. Und sie ist bereit dafür, dir zu helfen." Sagte Paul.
„Ich werde einen Entzug machen müssen... keine einfache Situation!" sagte Jeremy und sah wieder auf Poldi.
Diese strich sanft über seine Hand und sah ihn an. „Und auch das schaffen wir gemeinsam... Du und ich. Gemeinsam." Sie lächelte ihn an.
Jeremy lächelte. „Verzeih mir... was ich dir angetan habe...!" sagte er dann.
„Sssschhh... Schon gut, Sweetheart. ... Vergeben und Vergessen!" sagte sie und küsste jetzt endlich leicht seine Hand.
Paul sah zu Scarlett und diese nickte.
„Und Jer... keine Drogen mehr..." sagte Paul jetzt ermahnend.
„Nie wieder..." sagte Jeremy.
„Das hast du schon mal gesagt." Ermahnte Scarlett.
„Ich weiß... aber jetzt... hab ich zurück was ich nie hätte verlieren dürfen." Sagte er sanft und Scarlett nickte.
„Und wenn du hier raus bist, planen wir die Hochzeit weiter... Es sei denn du hast alles schon abgesagt." Sagte Poldi.
„Nein... gar nichts... Ganz ehrlich, war ich so in meinem Nebel gefangen, dass ich gar nicht weiß, was ich gemacht habe und was nicht. Aber von der Hochzeit... hab ich nichts abgesagt oder so."
„Du hast einen Paparazzi verprügelt!" sagte Scarlett ernst.
„Daran kann ich mich erinnern. ... Er war in meinem Garten...." Sagte Jeremy.
„Ja... wegen dem Tor das offen stand!" sagte Paul.
Jeremy nickte. „Ich hoffe, es ist jetzt zu?"
„Ja... Poldi hat mir den Code gegeben und jetzt kommt niemand mehr auf das Grundstück, der dort nichts zu suchen hat." Sagte Paul.
„Danke..." Jeremy lächelte. „Weiß... man denn von wem dieses Video ist? Also wer es in den Umlauf gebracht hat?"
Poldi umschloss ihre Finger mit denen von Jeremy und streichelte sanft über seinen Arm. Er sah immer wieder lächelnd zu ihr.
„Nein... Ganz ehrlich hatten wir andere Sorgen." Sagte Scarlett und sah auf Jeremy. „Deine Gesundheit stand an erster Stelle und wir haben uns alle mächtig Sorgen gemacht."
Jeremy nickte und seufzte leise.
„Aber er hat schon Recht. ... Wir sollten uns jetzt wirklich auch darauf konzentrieren rauszufinden, wer diese Intrigen gesponnen hat und Jeremy fast ins Grab befördert hat." Sagte Paul und schaute auf Scarlett und Poldi. Diese nickten.
„Zuerst hatten Robert und Kiwi dieses Video. Das es von denen ist, wage ich zu bezweifeln. Dafür haben sie in letzter Zeit zu viel geholfen." Sagte Scarlett.
„Aber sie werden uns sagen können, woher sie das Video haben. Wir müssen es zurückverfolgen und dadurch den Täter einkesseln." Sagte Poldi.
„Okay... wir sehen sie nachher, dann können wir sie fragen!" sagte Paul.
„Ihr haltet mich aber auf dem Laufenden oder?" fragte Jeremy.
„Nein... du bleibst hier und musst doof sterben.... Natürlich werden wir es dir sagen." Lachte Paul.
...

Nach dem die Freunde sich noch etwas unterhalten hatten, wies eine Krankenschwester sie letztendlich darauf hin, den Patienten langsam zur Ruhe kommen zu lassen. Aber man sah Jeremy auch an, dass ihn das alles bereits sehr angestrengt hat. Allerdings wollte er Poldi nicht gehen lassen.
„Ich muss leider aber auch gehen, Sweetheart." Sagte sie entschuldigend.
„Sagt wer...?" fragte Jeremy.
„Dein behandelnder Arzt. ... Und ich würde richtig Ärger bekommen, wenn ich jetzt bleiben würde." Sagte sie entschuldigend. „Aber ich komm morgen nach der Arbeit sofort wieder. ... Das verspreche ich dir."
Jeremy lächelte und nickte dann.
„Und bis dahin gibt es Handys. ... Dann schreibt ihr eben." Sagte Paul.
„Da hat er recht...!" sagte Poldi und stand auf. Dann beugte sie sich vor und gab Jeremy einen sanften Kuss. Beide schlossen die Augen und man konnte sehen, wie wichtig ihnen diese Nähe gerade war.
„Bis morgen Honey..:!" sagte Jeremy leise und strich ihr sanft über die Wange.
„Bis Morgen... Ich liebe dich...:"
„Ich dich auch!"
Sie küssten sich abermals. Doch dann mussten sie sich trennen. Sie sahen sich noch mal verliebt an und dann verließ Poldi mit Paul und Scarlett das Krankenzimmer.
Draußen atmete sie tief durch.
„Ich lass ihn nur ungerne hier zurück!" sagte sie, während sie mit den beiden Freunden den Gang runter liefen.
„Verständlich. ... Aber in einigen Tagen hast du ihn ja wieder und dann holt ihr alles nach." Sagte Scarlett lächelnd.
„Und das werden wir. ... Aber erst muss er richtig gesund werden. Das ist das wichtigste!"
Die Freunde nickten und wenig später verließen sie das Krankenhaus und fuhren zurück zur Renner-Villa.

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