Die Sillvenger-Torte

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Jeremy war eine gute Stunde weg, als es an der Tür schellte.
Poldi schaute kurz auf die Uhr, stand dann auf und ging zur Haustür. Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass es Paul war. Sie öffnete das Tor und wartete bis Paul geparkt hatte.
„Wir können sofort los, wenn du willst!" sagte Paul dann und begrüßte Poldi mit einer Umarmung.
„Ich muss drinnen noch alles ausmachen, sonst bekomm ich Ärger. ... Außerdem muss ich kurz mit dir sprechen!" sagte Poldi und ging zurück ins Haus.
„Das klingt ernst!" sagte Paul und folgte ihr.
Im Haus setzte sich Paul auf die Couch und sofort sprang Cyril, der dicke blaue Nebelungkater ihm auf den Schoß.
„Na wer bist denn du?" sagte Paul sofort entzückt und begann den Kater zu streicheln. Dieser begann direkt zufrieden zu schnurren.
„Du hast einen neuen Freund!" grinste Poldi und schloss die Fenster.
„So was gibt's denn?" fragte Paul dann und in seiner Stimme war eine Spur Neugierde zu hören.
Poldi sah zu ihm.
„Wir haben eine Absage fürs Paradise bekommen!" sagte sie dann ernst.
„Nein... aber ich wußte es."
„Jeremy ist fast ausgeratet heute früh. Er hatte alle seine Tricks angewendet, aber es hat nichts geklappt"
„Scheiße..."
„Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie seine Laue war oder?"
„Oh ja, dafür kenne ich ihn lange genug... Und wie ist jetzt Plan B?"
„Keine Ahnung... Neue Location."
„Schwierig in der Größenordnung am Strand."
„Ich habs mir fast gedacht... Hast du echt keine Idee?"
„Ich kenn ein paar gute Läden, die würden bestimmt zustimmen... aber das Problem sind die 250 Gäste."
„Können wir trotzdem unser Glück versuchen?"
„Ja klar, ihr braucht eine Location. ... Jeremy wird kaum sein Haus dafür nehmen wollen."
„Vergiss es... dafür ist ihm hier alles zu heilig."
„250 Gäste... Okay... sehen wir es als Herausforderung an."
Poldi nickte „Wir müssen etwas finden. Ich hätte gerne heute Abend ein Erfolgserlebnis für ihn."
„Dann lass uns keine Zeit verschwenden. ... Wir haben jetzt erst einen Termin in einer Konditorei wegen der Torte und dann fahren wir den Strand ab. ... Also los!"
„Dann los."
Paul schob den Kater von seinem Schoss und stand dann auf. Gemeinsam verließen sie dann das Haus und stiegen in Poldis Auto. Der kleine Wagen war in der Stadt einfach besser, denn mit ihm fand man schneller einen Parkplatz, als mit dem großen Van von Paul.
Kurz darauf befanden sie sich bereits auf den Weg in die Innenstadt von LA.
Paul hatte die Musik laut aufgedreht und sang den Song laut mit. Er hatte sichtlich Spaß und Poldi musste immer wieder lachen.
Nach einiger Zeit blieben sie dann vor einem großen, hellblauen Gebäude stehen.
„Da wären wir... du wirst es lieben!" sagte Paul.
„Ich bin nicht so für Süsses." Sagte Poldi und schaute aus dem Fenster.
„Du wirst es lieben, glaub mir."
Sie stiegen aus und betraten das Gebäude. Innen kam ihnen direkt ein süsslicher Geruch nach Popcorn und Zuckerwatte entgegen. Überall standen große Glasgaraffen mit Bonbons herum und in der Mitte stand ein großer Glastresen der vollgestellt war mit Kuchen und Keksen.
„Hier bekommt man beim Umschauen schon Diabetes." Stellte Poldi fest.
„Ich liebe diesen Laden! Hier bekommt man einfach alles."
„Ja... Diabetes zum Beispiel."
Eine dickliche Frau Mitte 40 kam auf die Beiden zu.
„Kann ich Ihnen helfen?" fragte sie freundlich.
„Rudd mein Name... wir haben einen Termin!" sagte Paul sofort.
„Ah, wegen der Hochzeitstorte, richtig?"

„Genau."
„Wunderbar... immer wieder ein tolles Erlebnis, wie ich finde. ... Und ich denke das ist ihre bezaubernde Zukünftige?" Sie deutete auf Poldi.
„Oh nein, nein... !" lachte Paul. „Sie ist zwar die Braut, ich aber nicht der Bräutigam."
„Oh, Entschuldigung. Aber ein schönes Paar wären Sie auch!"
„Danke," lächelte Poldi, „Aber da wird seine Frau etwas gegeben haben."
„Gut möglich!" grinste die Dame. „Mein Name ist Tammy. ... Folgt mir bitte. Ich hab schon einiges vorbereitet."
Sie ging los und Poldi und Paul folgten ihr. Tammy ging in einen Nebenraum. Hier waren sie für sich. Der Raum war nicht groß und bestand aus einem großen Tisch, wo bereits 5 Torten standen. Nichts besonderes und doch hatten diese einen Sinn.
„Das wären Geschmackstorten. Wir haben hier einmal Erdbeer-Vanille, Schoko-Vanille, Himbeere, Erdbeer-Minze und nur Schoko. Jeweils mit einer passenden Creme." Erklärte Tammy dann.
„Müssen wir uns da für eine entscheiden?" fragte Poldi dann.
„Nein, je nach dem wie viel Stöcke es werden, können sie die Geschmacksrichtungen wählen." Sagte Tammy.
„Also je Stock ist eine Geschmacksrichtung möglich." Fragte Paul noch mal nach und Tammy nickte.
„Dann ist jetzt die Frage, was ihr möchtet." Sagte Paul und schaute auf Poldi.
„Das ist eine gute Frau.. ich hab keine Ahnung." Sagte Poldi ehrlich und Tammy lächelte.
„Und genau deswegen seit ihr hier!" sagte sie sofort. „Ihr dürft natürlich alle Sorten probieren und euch dann entscheiden."
„Und genau jetzt beginnt der interessantere Teil." Sagte Paul vergnügt und rieb sich die Hände.
Poldi schmunzelte. Manchmal erinnerte sie Paul wirklich an ein kleines Kind.
Tammy ging mit ihnen zu den Torten und dann bekamen sie jeweils ein kleines Stück auf einen Teller.
„Oh die ist gut!" sagte Poldi bei der Erdbeer-Minz Richtung. „Das ist was für mich."
„Schoko musst du testen... Mega!" sagte Paul mit vollem Mund.
Nachdem sie alle Sorten probiert hatten, schaute Tammy sie an.
„Und?" fragte sie. „Welche soll es sein."
„Keine Ahnung... wirklich nicht!" sagte Poldi und wirkte überfordert.
„Also ich fand Schoko super, und Erdbeer-Vanille." Sagte Paul.
„Ich fand sie alle gut!" sagte Poldi und schaute noch mal über die Torten.
„Wie hoch soll sie denn werden, und was mag der Bräutigam?!" fragte Tammy jetzt.
„Ich denke bei Jeremy käme Schoko gut an... und die Größe... Keine Ahnung." Sagte Poldi.
„Wie viele Gäste sind denn da?" fragte Tammy.
„250." Antwortete Poldi und Tammy sah sie überrascht an.
„Uh, das sind ein paar mehr." Stellte sie fest und Poldi nickte.
„Der Bräutigam ist sehr bescheiden." Sagte Paul und grinste. Poldi musste leicht lachen, nickte aber.
„Bescheidenheit klingt anders!" sagte Tammy.
„Das war auch eher ironisch gemeint!" sagte Poldi.
„Nun gut... Bei einer solch großen Gesellschaft könnte man wirklich auf 5-Stöckig gehen." Sagte sie dann.
„Das geht?" fragte Poldi überrascht.
„Natürlich. .. Schaut mal hier hab ich ein Buch mit verschiedenen Torten. Ihr müsst euch sowieso auch für eine Art entscheiden. Ob wirklich als Turm oder Einzeln."
Poldi und Paul setzten sich an einen Tisch und begannen sich das Buch anzuschauen. Es gab wirklich viele Arten eine Hochzeitstorte.
„Schau mal die... Stell dir genau die vor und da wo sie „offen" ist macht man irgendwas von Marvel rein." Sagte Paul und deutete auf eine Torte, die aussah als würde hinten eine Decke „offen" sein und zum Vorschein kam in diesem Fall eine andere Farbe.
Poldi schmunzelte.
„Man würde uns für bekloppt halten."
„Ihr seit es.. und letztendlich seid ihr durch Marvel zusammen gekommen. ... Ohne Marvel, kein Trip nach LA, keine Oscar Verleihung... kein Renner.... Keine Hochzeit." Sagte Paul.
„Du hast schon Recht."
„Wir können zum Beispiel unsere Charaktere nehmen. Also die der Sillvengers. .. Unten das Marvel-Logo, dann Hulk, dann Cap, Black Widow und zum Schluss Ant-Man."
Poldi grinste. „Du hast einen vergessen."
„Nein!" Paul grinste. „Stell dir vor, eine Braut oben drauf, das bist du, und der Mann, also Jeremy, als Hawkeye verkleidet."
Poldi sah ihn überrascht an. „Das wäre doch mal eine Idee. ... Und vielleicht irgendwo noch ein Herz in dem Pfeile stecken."
„Genau!" Paul klatschte begeistert in die Hände.
Tammy die die gesamte Zeit daneben gestanden hatte, schaute sie etwas verwirrt an.
„Geht das?" fragte Paul jetzt an sie gewandt und Tammy lächelte.
„Ab dem Moment mit der Oscar-Verleihung hab ich nichts mehr verstanden." Sagte sie dann ehrlich und Poldi lachte leise.
„Gut... dann noch mal... keine Ahnung ob das klappt, aber das wissen sie am Ende am Besten!" sagte Paul und erklärte noch mal Schritt für Schritt was er sich vorstellte. Tammy hörte interessiert zu und schaute sich Bilder an die Paul ihr zeigte. Immer wieder nickte sie.
„Wie viel Zeit hätten wir für diese Torte. Vor allem die Figur des Bräutigams wäre etwas aufwendiger." Fragte Tammy dann.
„Die Hochzeit ist am 06.06.2020." sagte Poldi und Tammy nickte.
„Das ist machbar." Sagte sie dann.
Poldi und Paul atmeten erleichtert auf.
„Ich bräuchte dann nur diese Bilder, die Sie mir gezeigt haben und eine kleine Skizze. Den Rest erledigen wir dann." Fügte sie noch hinzu.
„Für die Skizze bist du Zuständig!" sagte Paul sofort und Poldi grinste. Dann nickte sie. Sie nahm ein Blatt, dass Tammy ihr reichte und begann die Skizze anzufertigen. Während dessen übertrug Paul die Fotos von seinem Handy auf einen Tablett das Tammy ihm gegeben hatte.
Als sie damit fertig waren, nickte Tammy zufrieden.
„Gut, dann bleibt es bei 5 Torten mit je einer der Geschmacksrichtungen?" fragte sie noch mal nach und Poldi nickte.
„Gut... dann machen wir den Auftrag fertig. .. Kleinen Moment bitte." Sie verließ kurz den Raum und Poldi schaute auf Paul.
„Kein Wort an Jeremy... es soll eine Überraschung werden, wie die Torte am Ende aussieht." Sagte sie dann.
„Das bekomme ich hin. ... Ist halt einfach eine 5-stöckige Torte ohne viel Schnick Schnack. Paar Blümchen. Mehr nicht." Sagte Paul und grinste.
„Perfekt."
Tammy kam zurück und gab Poldi einen Bogen, den sie ausfüllen musste.
„Der Auftrag ist auf Vorkasse, ich hoffe das ist in Ordnung." Sagte Tammy dann. „Die Torte wird schon sehr groß, und da darf ich leider nicht auf Rechnung machen."
„Kein Problem." Sagte diese und füllte den Vertrag aus. Diesen reichte sie dann an Tammy und holte aus ihrer Handtasche ihr Portemonnaie. Jeremy hatte ihr die Kreditkarte mitgegeben und diese reichte sie Tammy. Diese verschwand wieder und kam anschließend wieder. Sie gab Poldi die Karte zurück und nickte.
„Gut... dann bräuchte ich nur noch die Adresse, wohin die Torte am Hochzeitstag geliefert werden soll." Sagte Tammy dann.
„Oh, können wir die nachreichen? .. Die Location steht leider noch nicht fest, da die eigentlich uns abgesagt hat." Sagte Poldi sofort.
„Kein Problem." Sagte Tammy. „Sobald sie die Location wissen, rufen Sie an und geben uns die Adresse in Verbindung der Auftragsnummer durch."
„Wunderbar." Sagte Paul und grinste.
„Dann wünsche ich Ihnen für Ihre Hochzeit alles Gute und viele Grüße an den Bräutigam." Sagte Tammy dann und reichte Poldi und dann Paul die Hand.
„Die werde ich ihm ausrichten!" sagte Poldi und verließ wenig später mit Paul
Sie stiegen wieder in den Mini und Poldi startete den Wagen.
„Und somit wieder einen Punkt auf der Liste abgehakt." Sagte Paul begeistert.
„Ich bin echt gespannt wie Jeremy auf die Torte reagiert."
„Und ich erst einmal. Damit rechnet der niemals."
„Definitiv nicht. ... Aber jetzt steht uns noch die größte Hürde bevor."
„Location!"
„Ganz genau!"
„Das machen wir auch klar... Fahr los. Ich weiß schon wo wir zuerst fragen."
Poldi nickte und fuhr los. Paul erklärte ihr dabei ganz genau wohin sie fahren sollte.

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