Der schwarze Lamborghini

234 18 11
                                    


Anders als bei den Frauen, hatte Jeremy die Nacht allein in seinem Haus verbracht. Eigentlich wollte Paul bleiben, aber eins seiner Kinder war krank geworden und so war er nach Hause gefahren um sich um die eigene Familie zu kümmern. Jeremy war nicht böse deswegen. Etwas alleine zu sein, tat ihm auch gut. Nachdem seine Freunde das Haus verlassen hatten, hatte er noch etwas im Tonstudio gearbeitet, hatte sich dann eine Abkühlung im Pool gegönnt und war anschließend ins Bett gegangen. Dann hatte er noch etwas mit Poldi geschrieben und er musste zugeben, dass er sie wirklich vermisste. In der kurzen Zeit hatte er sich so an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass sie ihm nun fehlte. Aber nicht mehr lange, und sie wären wieder zusammen und dann würde sie nichts mehr trennen. Das stand für Jeremy fest.

Am nächsten Morgen hatte der Wecker schon um 7.30 Uhr geklingelt. Jeremy war nie ein Frühaufsteher gewesen und so hätte er den Wecker am liebsten vor die nächste Wand geworfen. Aber der Wecker konnte am Ende nichts dafür, dass er heute heiratete und dafür so früh aufstehen musste.
Als erstes hatte er sich unter die Dusche gestellt um irgendwie wach zu werden. Anschließend hatte er sich rasiert und die Zähne geputzt und war dann, nur mit seinem Bademantel bekleidet nach unten gegangen, wo die 5 Katzen sofort lautstark nach Futter verlangten. Jeremy hatte gelächelt und sie selbstverständlich zuerst gefüttert, bis er sich selber einen Kaffee machte und damit raus auf die Terrasse ging um den Tag in Ruhe mit Kaffee und einer Morgenzigarette zu starten. Er wußte, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war, denn Paul würde früh kommen, um ihn abzuholen.
Kurz sah er auf die Uhr. Mittlerweile war es fast 9 Uhr. Noch immer zu früh, nach Jeremys Geschmack. Tief atmete er durch und schaute nachdenklich auf den Wasserfall, der ruhig plätschernd vor ihm lag. Er spürte deutlich die Aufregung in sich. Heute würde er tatsächlich wieder heiraten. Niemals hätte er nach der Scheidung von Sonni damit gerechnet, wieder so einen Schritt zu gehen und dieses Mal auch noch in solchen Dimensionen. Hätte man ihm das vor einem Jahr gesagt, hätte er gelacht und alle für bekloppt gehalten. Doch jetzt würde es heute tatsächlich passieren und unwillkürlich musste er lächeln. Soviel war in den letzten Wochen passiert, doch alles war absolut richtig gewesen. Nichts, aber auch wirklich gar nichts hatte sich falsch angefühlt. Eher im Gegenteil, denn so intensiv hatte er wirklich noch nie geliebt.
Es klingelte und Jeremy atmete tief durch.
Jetzt war die Ruhe vorbei, da war sich Jeremy sicher. Er stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch, stand auf und ging zur Tür. Dann öffnete er diese, denn Paul stand bereits davor.
„Guten Morgen, Mr. Renner. Na? Ausgeschlafen?" fragte Paul wie immer gut gelaunt.
Jeremy zog eine Augenbraue hoch.
„Erstens.... Wieso bist du um die Zeit schon so gut gelaunt und Zweitens.... Was trägst du da?" Jeremy musterte seinen besten Freund ganz genau. Paul trug einen Anzug komplett in einem recht auffälligen Lila, dazu ein weißes Hemd, eine passende lila Krawatte, Socken im Leo-Look und schwarze Lackschuhe. Seltsamerweise stand es ihm.
„Cool oder? .... Lila ist die Farbe dieser Hochzeit."
„Und du meintest es wieder übertreiben zu müssen."
„Du kennst mich doch!" grinste Paul und zwinkerte ihm zu.
„Manchmal frage ich mich ob das gut ist."
„Und wieso bist du noch nicht angezogen? Jer du heiratest in ein paar Stunden." Paul tippte auf seine Armbanduhr und schaute strafend auf Jeremy.
„Das weiß ich. ... Aber ich hab schon geduscht und rasiert bin ich auch schon."
„Na immerhin etwas. ... Und jetzt rein und was Anziehen."
„Wir haben doch noch Zeit."
„Nein haben wir nicht. .... Los jetzt!" Paul schob Jeremy ins Haus und dieser musste kurz lachen.

Drinnen scheute Paul Jeremy sofort in dessen Schlafzimmer, damit er sich umzog, während Paul im Wohnzimmer auf ihn wartete.
Jeremy tat ihm den Gefallen und öffnete den großen Schrank in dem sein neuer Anzug hing, den er gestern noch mit den Jungs abgeholt hatte. Er zog ihn an, stellte sich dann vor den Spiegel und band sich die Krawatte und steckte das lila Tuch in die Jackett Tasche. Anschließend ging er kurz ins Bad um sich die Haare etwas zu stylen und stellte sich dann vor einen großen Spiegel im Flur um sich zu betrachten. Zufrieden nickte er. Ja so könnte er wohl heiraten und wieder spürte er einen Schwall Aufregung in sich. Seine Hände fühlten sich leicht feucht an, doch das störte ihn nicht. Tief atmete er durch, ging die Treppe runter und dann zu Paul ins Wohnzimmer.
„Und? Darf ich so heiraten?" fragte er den Freund dann.
Paul pfiff kurz durch die Zähne. „Sehr cooler Anzug. Steht dir verdammt gut."

„Danke. Chris hat geholfen beim Aussuchen."
„Dann hat er Geschmack. ... Und er passt auch super zu Poldis Kleid. Das wird richtig gut harmonisieren."
„Na ich hoffe... und wehe das Kleid ist nicht so bombastisch, wie ihr immer sagt, dann werde ich sauer."
„Glaub mir, dir wird die Sprache im Hals stecken bleiben."
„Ich bin gespannt."
„Darfst du sein... und... sie wird hin und weg von dir sein."
„Na ich will es hoffen." Lachte Jeremy und setzte sich dann zu Paul. Nervös knetete er etwas die Hände und Paul musterte ihn grinsend.
„Kann das sein, dass da jemand ziemlich nervös ist?" fragte er dann.
„Langsam schon!" antwortete Jeremy ehrlich.
„Langsam? Ich hab eher das Gefühl du bist mehr als nur etwas nervös."
„Möglich... Aber ich bin ehrlich, dass ich damit auch nicht gerechnet habe. ... Bei Sonni war ich damals nicht so aufgeregt."
„Du wirst das packen, Jer. Da bin ich mir sicher. ... Du musst nur dein Eheversprechen kennen und am Ende Ja sagen. ... Dann hast du es geschafft."
„Ich hoffe, dass ich überhaupt noch irgendetwas sagen kann, wenn es erst einmal so weit ist."

„Ich bin in der Nähe. Zur Not knall ich dir eine."
Jeremy lachte. „Das trau ich dir sogar zu."
„Schlaues Kerlchen." Grinste Paul. Dann sah er auf die Uhr. „Oh so spät schon... wo sind die Ringe?"
„Im Tresor." Antwortete Jeremy und Paul schaute ihn fassungslos an.
„Könntest du die bitte holen? Was sollen die im Tresor, wenn du gleich heiratest."
Da hatte Paul irgendwie Recht und Jeremy musste leicht schmunzeln. Also stand er auf und ging in sein Arbeitszimmer, wo er die Schatulle mit den Ringen aus dem Tresor holte. Dann ging er zurück zu Paul.
„Hier sind sie!" sagte er dann.
„Sehr gut... die nehme ich!" sagte Paul direkt und nahm Jeremy die Schatulle aus der Hand.
„Ähm....?!"
„Frag nicht... ich hab damit was vor... und keine Angst, sie werden im richtigen Moment da sein."
„Was hast du denn vor?"
„Das wirst du erfahren, wenn es soweit ist."
„Irgendwie war es mir klar, das ich es jetzt nicht erfahren werde."
„Schlaues Kerlchen." Paul sah erneut auf die Uhr. „So mein Lieber, fertig?" fragte er dann.
Jeremy nickte. „Ich denke schon."
„Dann los!" Paul stand auf und auch Jeremy erhob sich.
„Wie kommen wir zum Paradise?" fragte Jeremy dann und Paul grinste direkt.
„Das wirst du gleich erfahren. Komm!" Paul ging zielstrebig zur Tür und öffnete diese. Jeremy folgte ihm und blieb dann überrascht stehen.
„Überraschung!" sagte Paul.
Auf dem Vorplatz des Hauses stand jetzt ein pechschwarzer Lamborghini, tiefer gelegt und mit breiten Reifen. Auf der Motorhaube war ein breites lila Band befestigt das nach vorne in ein V zusammenlief.
„Wow.... Was ein Wagen!" sagte Jeremy begeistert und ging direkt zu dem Auto hin um es sich genauer zu betrachten.
„Dein Geschmack?" fragte Paul grinsend.
„Aber total!"
„Eigentlich sollte es wieder der Hummer sein, aber da wir den schon am Junggesellenabschied hatten, wollten wir jetzt was anderes."
„Sehr geil... fährst du den?"
„Klar, wer sonst! ... Du leider nicht, du musst ja heiraten."
„Mist... ich dachte ich dürfte den fahren."
„Wenn du nicht heiraten würdest, würde ich es mir überlegen, aber heute musst du dich chauffieren lassen."
„Na gut... trotzdem geniales Auto!"
Jeremy war sichtlich begeistert. Autos waren einfach seine Leidenschaft und der Lamborghini war definitiv nach seinem Geschmack.
Paul ging auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür. „Darf ich bitten, der Herr?" sagte er dann und schaute auf Jeremy.
Dieser grinste. „Gerne!" antwortete er und setzte sich dann auf den Beifahrersitz.
Paul schloss die Tür und setzte sich dann auf den Fahrersitz. Dann schaute er auf Jeremy.
„Und? Bereit?" fragte er dann.
Jeremy sah ihn an und atmete tief durch. Dann nickte er.
„Ja. ... gehen wir eine Hochzeit feiern." Antwortete er dann.
„Das wollte ich hören! Dann los!"
Paul startete den Wagen und spielte kurz etwas mit dem Motor in dem er immer und immer wieder mit dem Gaspedal spielte. Dann fuhr er endlich los.
Jeremy lehnte sich zurück und versuchte die Fahrt in diesem Auto zu genießen. Doch je näher sie dem Paradise kamen umso nervöser wurde er.
Hoffentlich würde das heute ein perfekter Tag werden.


Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt