Sherlock Bina

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Samstag,
(eigentlich) noch 15 Tage bis zur Hochzeit.

„Guten Morgen!" sagte Kiwi, als sie in die Maske war. Jacky war, wie sooft schon da und bereitete den Arbeitstag vor.
„Hey guten Morgen!" lächelte sie und hakte auf einer Bestellliste einige Dinge ab, die sie neu bestellen lassen wollte.
Kiwi ging zu ihren Spint und packte ihre Tasche weg. „Dann wollen wir uns mal in einen langen Arbeitstag stürzen." Sagte sie. „Was steht an?"
Sie blickte über die Liste der Darsteller, die sie heute besuchen würden. Viele waren es nicht, aber teilweise aufwendig. Sie würden einen straffen Zeitplan haben.
„Weißt du warum Jeremy wieder aus der Liste raus gestrichen wurde? Er war gestern schon nicht da." Sagte Jacky etwas unsicher und sah zu Kiwi.
„Ich denke, dass er krank ist." Sagte Kiwi und blickte noch immer auf die Liste.
„Ich hoffe es ist nichts Ernstes...!" sagte Jacky leicht besorgt.
„Wie man es nennt... bezeichnet man als Liebeskummer!" Kiwi ging zu ihren Platz und bereitet alles für den ersten Darsteller vor.
„Liebeskummer? Haben er und Poldi Stress?" fragte sie und versuchte die Schadenfreude zu unterdrücken. Sollte ihr Plan tatsächlich aufgegangen sein? Sollte es so einfach gewesen sein?
Kiwi sah zu ihr.
„Wie hättest du in ihrem Fall reagiert, wenn du so ein Video bekommen hättest." Sagte Kiwi ernst. „Aber vielleicht ist es am Ende doch ganz gut. ... Man weiß es nicht."
Jacky sah sie an und nickte. Innerlich jubelte sie vor Freude.
„Aber die bekommen sich doch bestimmt wieder ein, oder? ... Ich meine... ein Streit sollte doch eine Beziehung aushalten." Sagte Jacky und versuchte mitfühlend zu klingen.
Skeptisch schaute Kiwi auf Jacky.
„Streit? Die Beiden haben sich getrennt und Jeremy hat sie rausgeschmissen! Ich war dabei! ... Da ist nichts mehr mit Versöhnung, glaub mir."
„Getrennt und rausgeschmissen? ... Das ist heftig!" log Jacky und wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen.
„Ja ... war ziemlich heftig.... Aber ich denke, für Jeremy war es am Ende besser... Er wurde einmal ausgenutzt... gut das es frühzeitig aufgedeckt wurde."
Jacky nickte und musste kurz Grinsen. Kiwi musterte sie und verschränkte dann die Arme vor der Brust.
„Jetzt wäre er wieder frei für dich!" sagte sie dann. „Und du kannst ihn jetzt richtig trösten."
„Bitte? Kiwi nochmal, ich will nichts von Renner!" sagte Jacky empört. Sie durfte sich nichts anmerken lassen.
„Es sieht fast so aus, als würdest du dich freuen!"
„Nein! Ich fand die Beiden nur nie passend zusammen. .. Zu Jeremy gehört eine Frau, wie Sonni zum Beispiel. .. Model... oder auch eine Schauspielerin... oder eine gute Sängerin! .. Halt eine die passt!"
„Sonni? ... Du hast wirklich nichts verstanden!" sagte Kiwi und schüttelte den Kopf.
„Ich hab mich vor einigen Tagen kurz mit ihr unterhalten. ... Ich fand sie ganz nett."
„Wenn du meinst... bedenke, was sie mit Jeremy gemacht hat... und dann... reden wir noch mal über Sonni."
Jacky verdrehte die Augen, doch sie würde da nicht weiter drauf eingehen. Sie hatte sich wunderbar mit Sonni verstanden. Immerhin hatte Sonni ihr die Idee zu dem Video gegeben, nach dem diese gemerkt hatte, dass Jacky ein Auge auf Jeremy geworfen hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihr gegenüber einmal zu oft Jeremys Namen erwähnt.
...

Zur selben Zeit waren Scarlett, Poldi und Bina auf dem Weg zu Roberts Anwesen. Auch er hatte eine große Villa in Beverly Hills, trotzdem mussten sie etwas fahren, bis sie dort angekommen waren. Scarlett schellte kurz an und fuhr wenig später den Weg hoch, der zum Haus führte.
Sprachlos schauten Poldi und Bina aus dem Fenster, als sie das Haus sahen. Es war weiß. Gut, das war nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich war die Form, denn es schien von außen schon keinerlei Ecken zu haben. Es war einfach überall Rund. Selbst die Fenster waren rund.
„Na das... nenn ich mal ein seltsames Haus." Versuchte Bina es in normalen Worten zu beschreiben.
Scarlett lachte. „Ja, Robert war schon immer sehr extravagant.
Sie parkte und stieg dann mit den Anderen aus.
Robert stand vor der Haustür und musterte seine Gäste.
„Hallo... Wie komm ich zu der Ehre eures Besuches?" fragte er und blickte in die Runde. Etwas irritiert war er, als er Poldi sah, sagte aber nichts.
„Wir würden gerne mit dir und Kiwi sprechen." Sagte Scarlett kurz.
„Kiwi ist arbeiten!" antwortete er und war etwas skeptisch.
„Mist... aber hättest du kurz Zeit?" fragte sie dann und Robert nickte. „Klar... wenn es nicht um... Streit... und schlechten Sex geht?!" fügte er noch hinzu und blickte kurz auf Poldi. Diese atmete nur tief durch, sagte dazu aber nichts.
„Nein... nur um die Wahrheit...!" sagte Bina ernst.
Robert musterte sie, doch dann nickte er. „Gut... kommt raus... Und Schuhe aus!"
Er ging zurück ins Haus und die drei Frauen folgten ihm.
Das Haus war auch von innen so futuristisch wie von außen. Es hatte wirklich keine Ecken und Kanten. Alles war irgendwie ... rund.
Sie gingen raus auf die Terrasse wo sie sich in eine Sitzecke setzten.
„Also? ... Was gibt's so wichtiges."
Scarlett schaute ihn an. Dann atmete sie tief durch. „Es geht um das Video... dass du mir geschickt hast."
Robert schaute sie an und nickte ausatmend. „Hab ich mir fast gedacht... sonst wären deine deutschen Freunde nicht dabei."
„Nun... von wem hast du das?!" fragte sie dann.
„Marvel-Mitarbeiterin. ... Wollte es mir erst nicht geben, hat sie dann aber doch."
„Robert... Vielleicht willst du hier jemanden schützen, ich weiß es nicht... aber... du musst es uns sagen." Sagte Bina jetzt.
Robert schaute sie an. „Ich bin grundsätzlich neutral... lässt einen weniger Stress haben... du verstehst schon."
Bina sah ihn an. Wieso erinnerte er sie gerade extrem an seine Tony Stark-Rolle.
„Rob... es ist wirklich wichtig... du weiß gar nicht, was dieses Video ausgelöst hat!" sagte Scarlett jetzt ernst.
„Drama... Herzschmerz...Frust... Tränen... Schlaflose Nächte..." zählte er auf.
„Also hast du es mit bekommen!" sagte Scarlett sofort und dachte an Jeremys Absturz, doch anders als erwartet schüttelte er den Kopf und verzog kurz den Kopf.
„Nein... Aber ein Blick in das Gesicht von Poldi, die tiefen Augenringe, die verquollenen Augen zeigen einem deutlich was los ist." Sagte er dann.
Scarlett schaute kurz auf die Freundin, die dann auf den Boden schaute. Ihr war das unangenehm. Sie bereute es mitgekommen zu sein, doch die Freunde hatten darauf bestanden.
Scarlett blickte wieder auf Robert.
„Das meinte ich nicht.... Jeremy ist abgestürzt... Er hat in seinem Haus gewütet wie ein Irrer... er ist dauerbetrunken... und seit gestern... oder sogar seit vorgestern, genau weiß ich das gar nicht... nimmt er wieder starke Drogen... Du weißt was Drogen aus einem machen... Jeremy ist am Ende!" Ernst sah sie ihn an. Anscheinend hatten die Worte jetzt was in ihm ausgelöst, denn nicht nur, das alle Jeremys schlimmste Zeit miterlebt hatten, nein, Robert hat selber eine schlechte Zeit mit Drogen und Gefängnis hinter sich.
„Er soll keinen Scheiß machen. ... Er macht damit nicht nur sich, sondern auch seine Karriere kaputt." Sagte er dann und kaute leichte auf seiner Unterlippe.
„Ich denke, dass ist gerade wirklich sein kleinstes Problem." Sagte Bina und Scarlett nickte.
„Glaubst du... was in dem Video gesagt wurde?" fragte Poldi jetzt unsicher und fast schon scheu.
Robert sah zu ihr und legte den Kopf schief.
„Glauben... Glauben beginnt da wo Wissen aufhört, sagt man." Sagte er dann.
„Im Ernst jetzt, Rob... glaubst du es...?" fragte Scarlett noch mal nach und sah ihn eindringlich an.
Rob leckte sich leicht über die Lippe und atmete tief ein. „Ich bin ehrlich," sagte er dann. „Als wir an dem Abend bei Jeremy waren, hab ich Poldi beobachtet. ... Sie war genauso überrascht, wie auch Renner. ... Ich war kurz skeptisch, ob das Video eventuell doch ein Fake ist... Aber.. am Ende weiß ich es nicht. .. Es kann echt sein und Poldi eine verdammt gute Schauspielerin... oder jemand will ihr gehörig ans Bein pissen."
„Es ist Fake!" sagte Bina jetzt.
Robert sah zu ihr. „Und das hast du rausgefunden, Sherlock Bina?"
„Ja, das hat sie wirklich!" sagte Scarlett jetzt und zog ihr Handy aus der Tasche. Dann öffnete sie das Video. „Hör hin... merkst du was?"
„Nein.. die gleichen seltsamen Worte über einen Mann, den Poldi angeblich mehr liebt als ihr eigenes Leben." Sagte Robert fast gleichgültig.
„Hör richtig hin." Ermahnte ihn Scarlett.
Robert hörte einen Moment zu und zuckte mit den Schultern.
„Nichts...!" sagte er dann. „Was soll ich da hören... irgendwelche Pieptöne? Oder ein Rasseln?"
„Nein... aber du hörst auch kein Akzent oder?" fragte Bina
Jetzt setzte sich Robert langsam auf. Er schaute auf Poldi, dann zu Scarlett und wieder zu Poldi. „Sag was... irgendwas...!" sagte er dann zu ihr.
„Was soll ich denn sagen?" fragte diese dann.
Robert schaute sofort zu Scarlett. „Mach das Video noch mal an."
Scarlett nickte und tat es.
Robert kratzte sich am Kinn. „Okay... da ist kein Akzent auf dem Video... Also kein Deutscher, dafür ein Amerikanischer..."
„Richtig!" sagte Scarlett jetzt. „Und genau jetzt müssten bei dir die Alarmglocken läuten."
„Da hat jemand gewaltig was gegen dich, Poldi!" sagte Robert jetzt.
„Himmel, er hat es verstanden!" sagte Bina und Robert sah zu ihr, ging darauf aber nicht ein.
Auch Poldi atmete tief durch.
Robert hörte sich abermals das Video an und nickte. „Jetzt ist es eindeutig. Wenn man es weiß, merkt man dass es weder Poldi Stimme ist noch ein Akzent vorhanden ist. ... Das Video ist definitiv synchronisiert."
„Ganz genau... und das wiederum bedeutet, dass Poldi unschuldig ist und ihre Liebe zu Jeremy wahr ist." Sagte Bina.
„Ich hab nie daran gezweifelt!" sagte Robert und gab Scarlett das Handy zurück.
„Doch... irgendwie schon."
„Wie dem auch sei. ... Habt ihr Jeremy davon schon erzählt?" fragte er dann.
„Nein... wir haben das vorhin erst entdeckt und wir bezweifeln, dass Paul uns überhaupt zu Jeremy lässt."
„Gut möglich... Und wie kann ich da helfen?"
„Vielleicht über Kiwi. ... Sie war immerhin auch ziemlich sauer auf Poldi und wenn ihr klar wird, dass sie da etwas völlig falsches gemacht hat, wird sie es vielleicht einsehen und dann mit Paul sprechen, der dann wiederum mit Jeremy spricht oder Poldi gar wieder zu Jer lässt." Sagte Scarlett.
„Guter Plan... sie ist aber arbeiten." Sagte Robert.
„Wie lange?" Fragte Poldi vorsichtig.
„Irgendwann heute Abend... Wenn die Tür aufgeht, ist sie da!" antwortete Robert.
„Nicht sehr hilfreich, deine Antwort." Sagte Scarlett.
„Ihr wartet einfach hier, okay? ... Ich wollte mir eh gerade ein Stück Fleisch auf den Grill legen. .. Ich hol mehr aus dem Kühlschrank, dann essen wir was und dann ist sie bestimmt bald da." Sagte Robert dann und nickte.
„Warum isst ihr nicht später zusammen?" fragte Bina verwundert.
„Weil sie Vegetarierin ist. ... Und das akzeptiere ich und esse mein Fleisch wenn sie nicht da ist." Erklärte er.
„Gute Einstellung!" sagte Bina und er nickte.
„Also... geh ich mal Fleisch holen!" sagte Robert und stand auf. Dann ging er ins Haus.
„Einen haben wir schon mal auf unserer Seite... fehlt noch Kiwi und dann Paul und Jeremy." Sagte Scarlett und schaute aufmunternd auf Poldi.
„Vor den letzten Zwei habe ich Angst...!" sagte Poldi jetzt und seufzte.
„Brauchst du nicht. ... Paul hat nur einen wahnsinnigen Beschützerinstinkt entwickelt, wenns um Jeremy geht. Wenn ihm aber klar wird, dass er völlig falsch liegt, sind wir auf der richtigen Seite und dann hast du Jeremy schneller zurück, als du jetzt noch erwartest" sagte Scarlett.
„Wenn ich wüsste, dass ich Jeremy wirklich zurück bekomme, dann kann ich auch warten." Sagte Poldi.
„Du wirst ihn zurück bekommen! ... Ich bin mir da sicher. ... Außerdem hab ich schon ein Kleid für die Hochzeit, die wird nicht abgesagt, hörst du?" Scarlett schaute sie ermahnend aber mit einem Lächeln an.
Poldi lächelte leicht und nickte dann. „Ich vertrau euch... Ihr werdet es schon wissen."
„Tun wir!" sagte Bina und zwinkerte ihr zu.

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