Ich hasse Tradition

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Donnerstag,

Noch 3 Tage bis zur Hochzeit..

Am anderen Morgen hatten Poldi und Jeremy lange geschlafen.
Jeremy hatte während seines Arbeitsversuches am Mittwoch schnell gemerkt, dass er doch noch nicht fit genug fürs Drehen war. Schon nach 2 Stunden konnte er sich weder konzentrieren noch richtig bewegen. Alles hatte irgendwie steif ausgesehen und Jeff hatte ihn dann an die Seite gezogen und ihm nahe gelegt, abzubrechen. Gepasst hatte es Jeremy aber nicht, denn wieder hingen die Dreharbeiten fest, weil er krank war.
Nachdem Jeff die Szenen mit Jeremy abgebrochen hatte, war dieser dann zu Kevin gegangen und hatte mit ihm darüber gesprochen. Kevin hatte aber Jeff zugestimmt und Jeremy ebenfalls nahegelegt, sich lieber auszuruhen, anstatt ums Biegen und Brechen wieder zu arbeiten und am Ende hatte Jeremy es dann eingesehen. Kevin hatte ihn somit frühzeitig in den Urlaub geschickt.
Poldi hatte ebenfalls Mittwoch ihren letzten Arbeitstag vor der Hochzeit und ihrem Urlaub gehabt, sodass sie sich nun auf sich konzentrieren konnten.
Sie waren am Abend essen gegangen, aber Jeremy hatte darauf bestanden mit ihr in ein Nobelrestaurant zu gehen, mit Abendkleidung und viel Luxus. Es war für Poldi wieder eine völlig andere Welt gewesen und doch hatte sie es irgendwie genossen. Sie schien sich langsam aber sicher an dieses neue Leben zu gewöhnen. Dazu musste sie zugeben, dass Jeremy im Anzug wirklich gut aussah und sie konnte einfach nicht die Augen von ihm lassen.
....

Nach dem Frühstück war Jeremy ins Tonstudio gegangen um weiter an seinem Song zu arbeiten. Poldi hatte sich währenddessen um die Katzenklos gekümmert und war anschließend in den Garten gegangen, hatte hier und da eine verwelkte Blume entfernt und hatte sich irgendwann mit ihrem Buch auf einen der Sonnenliegen gelegt.
Es war ruhig und friedlich. Einfach ein perfekter und entspannter früher Nachmittag. So hätte es immer sein können, doch war es einfach zu perfekt, denn in dem Moment, wo Poldi eine weitere Seite in ihrem Buch umblätterte schellte jemand an der Tür Sturm.
Poldi stöhnte leise.
„Wenn das wieder Sonni ist, bring ich sie um!" sagte sie zu sich und stand auf.
Noch immer wurde wie wild auf die Klingel gedrückt, sodass sogar Jeremy zurück ins Wohnzimmer kam.

„Wer dreht denn da so durch?!" fragte er leicht genervt. Er hasste es einfach während seiner Arbeit, die auch seine volle Konzentration benötigte, so unsanft gestört zu werden.
„Ich hab keine Ahnung... aber wenn das Sonni ist, wird ich ihr gleich so richtig meine Meinung sagen!"
Poldi ging an die Tür und schaute auf den Bildschirm. Sitz stutzte sofort, als sie den schwarzen Van von Paul und direkt dahinter den Audio von Chris sah.
„Das sind Paul und Chris!" sagte sie dann und sah auf Jeremy.
Dieser war genauso überrascht, während immer wieder und wieder geschellt wurde.
„Mach auf... es nervt!" sagte Jeremy und verzog leicht das Gesicht.
Poldi nickte und gab den Code für das Tor ein, das sich dann auch direkt öffnete. Endlich hörte auch das Dauerschellen auf.
„Ich bring ihn um dafür." Sagte Jeremy dann und öffnete die Haustür.
Poldi folgte ihm.
Es dauerte nicht lange, bis Paul vorfuhr. Auch Chris fuhr die Auffahrt hoch und blieb neben Paul stehen.
„Da sind sie ja die Renners!" lachte Paul und sprang aus dem Auto.
„Sag mal, hast du zu viel Langeweile?" fragte Jeremy direkt. „Einmal schellen hätte gereicht!"
„Einmal ist keinmal... und du bist oft auch schwerhörig... das fängt in deinem Alter schließlich an." Sagte Paul und öffnete die Schiebetür von seinem Auto.
Erst jetzt sahen Jeremy und Poldi, dass auch Mark, Robert und Kiwi im Auto saßen. Auch Chris und Bina waren ausgestiegen und im Auto saß zusätzlich noch Scarlett.
„Honey... sag schnell... haben wir was vergessen?" flüsterte Jeremy sofort skeptisch.
Auch Poldi war überfragt und hatte keine Ahnung, warum ihre Freunde alle gekommen waren.
„Ich weiß es nicht!" sagte sie und schaute ihn entschuldigend an.
Chris ging zu seinem Kofferraum und auch Paul öffnete den von seinem Auto.
„Könnt ihr uns verraten, was euch herführt?" fragte Jeremy skeptisch und ging einige Schritte auf seine Freunde zu.
„Jetzt sag nicht du hast es vergessen!!" sagte Bina empört.
Jeremy schaute unsicher zu Poldi, doch diese zuckte nur mit den Schultern.
In diesem Moment flog der erste Teller in Jeremys Richtung und zerbrach auf der Steinplatte vor Jeremys Füßen.
„Was zum....!" Überrascht aber auch mit einem Hauch Wut schaute Jeremy auf und blickte in das grinsende Gesicht von Paul. „Spinnst du?" fragte Jeremy dann ungläubig. Genau in diesem Moment flog ihm der nächste Teller vor die Füsse, und dann noch einer, und noch einer.
Jeremy ging einige Schritte zurück. Fassungslos schaute er auf seine Freunde. Auch Chris und Bina, sowie Robert, Kiwi und Scarlett hatten Teller und Tassen in der Hand und warfen sie auf den Steinboden.
Ungläubig schaute Jeremy zu Poldi, doch diese lachte leise und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Honey... was machen die?!" fragte Jeremy und ging abermals einen Schritt zurück und schaute auf das Geschirr, dass seine Freunde mit ziemlich guter Laune auf den großen Steinboden fallen ließen.
„Hey Renner!" rief Robert gerade.
Jeremy schaute unsicher zu ihm.
„Fang!" rief Robert und warf eine alte Suppenschüssel.
Überrascht wich Jeremy dieser aus und sie viel mit einem lauten Krachen auf den Steinboden und zerbrach.
„Du solltest doch fangen, Jer ... Kannst du nicht zu hören?" rief Kiwi lachend.
„Was soll das alles...?!" Jeremy war sichtlich überfordert.
Chris hatte sich in sein Auto gesetzt und hatte die Musik laut aufgedreht, was die gute Laune anhob. Während immer mehr Teller, Tassen und Schüsseln auf den sonst so perfekten Boden des Hauses flogen, tanzten und sangen die Freunde gut gelaunt.
Nur Jeremy war verwirrt und überfordert.
„Sie sind verrückt geworden... alle!" stellte er ungläubig fest.
Bina kam gut gelaunt angelaufen und pikste den noch immer verwirrten Jeremy in die Seite.
„Lach mal, Jer!" sagte sie grinsend und drückte ihm dann eine Flasche Sekt in die Hand. Dann sah sie zu Poldi. „Klär deinen Mann mal auf und sag ihm was ein Polterabend ist..." lachte sie .
Poldi grinste.
„Ihr seit schon gemein... so ganz ohne Vorankündigung!" grinste sie dann.
„Du weißt was hier los ist?" fragte Jeremy und sah auf Poldi.
„Ich ahne es... aber ich hatte keine Ahnung, dass sie das machen!" antwortete diese.
Wieder folgen Tassen und Teller vor ihre Füße und der Scherbenberg wuchs und wuchs.
Paul sang gerade ziemlich schief einen Song. Robert verzog das Gesicht, ging zu ihm und versuchte ihm einen der Teller in den Mund zu schieben um ihn somit zum Schweigen zu bringen, während Chris versuchte mit mehreren Tassen zu jonglieren, diese aber nach und nach alle krachend auf den Boden fielen.
„Die zerstören mein Haus!" stellte Jeremy ungläubig fest.
Poldi ging jetzt zu ihm und griff nach seiner Hand.
„Es ist alles in Ordnung, Sweetheart!" sagte sie dann und versuchte ihn zu beruhigen. Dennoch musste sie leise lachen, denn Jeremys Blick war wirklich zu niedlich.
Jeremy sah sie ungläubig an. „Aber warum? Was tun sie!"
„Polterabend Renner!" lachte Bina und ging wieder zu den Anderen um beim Poltern mitzumachen.
Jeremy sah weiter auf Poldi und hoffte auf eine Antwort.
„Es ist eine deutsche Tradition vor einer Hochzeit. ... Man wirft dem Brautpaar Porzellan vor das Haus. Es soll böse Geister vertreiben und Glück bringen." Erklärte Poldi ihm dann.
„Ja aber... muss das soviel sein?" Jeremy schaute auf den Berg an Scherben in seinem Hauseingang, der immer und immer mehr wurden. Die Freunde achteten auch nicht wirklich darauf, wohin die Scherben fielen und einige landeten auch in den Blumengärten.
„Je mehr Scherben... umso mehr Glück. ... Und Glück kann man nicht genug bekommen!" lächelte Poldi.
„Aber.... Die machen das wieder sauber oder?" fragte Jeremy
„Die nicht... wir...!" sagte Poldi entschuldigend.
„Ist das auch so eine Tradition?" fragte Jeremy und Poldi nickte.
„Du lieber Himmel!"
Jeremy schaute weiter auf das Treiben vor seinem Haus, doch langsam schlug die gute Laune seiner feiernden Freunde auf sich über und er musste immer und immer wieder leicht lachen. Vor allem über Chris, der es immer wieder versuchte zu Jonglieren. Scarlett versuchte gerade zusammen mit Bina einen Teller auf einen Besenstiel „tanzen" zu langen, was aber missfiel. Der Teller fiel hin.
„Die sind bekloppt!" stellte Jeremy fest und schüttelte den Kopf. Doch er lacht dabei.
Er schien sich tatsächlich langsam damit abzufinden, dass seine Freunde systematisch ihren Porzellanmüll vor seiner Haustür ablieferten.
„Ladys und Gentlemen!" rief Paul jetzt lachend. „Ich präsentiere Ihnen .... Den einzigartigen.... Wundervollen.... Über alles geliebten.... Robert Downey jr.... Mit seinem... Gott sei dank... sauberen... Klosett!"
„Seinem was?" Jeremy starrte zu Paul.
Robert war hinter den Van gegangen und tauchte dort nach wenigen Sekunden wieder auf. Auf seinem Arm trug er tatsächlich eine weiße Kloschüssel.

Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt