Jeremys Wahrheit

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Jeremy brauchte noch eine ziemliche Zeit, bis er sich endlich beruhigt hatte. Bei Poldi ging es schneller, denn sie war zwar in der Geschichte involviert gewesen, aber der Angriff ging letztendlich gegen Jeremy und wer Jeremy kannte, der wußte wie empfindlich er auf solche Angriffe reagierte. Aber Pauls witzige Art und etwas Alkohol hatten es dann doch geschafft Jeremy wieder zu beruhigen und so wurde der Abend letztendlich doch noch gut.
Sie unterhielten sich viel über die Hochzeit und was sie noch alles planen müssten. An Jacky und Hailee dachte niemand mehr. Paul alberte irgendwann rum und selbst Jeremy schaffte es am Ende wieder zu lachen.

Gegen Mitternacht verließen die Drei dann das Paradise wieder und fuhren nach Hause.
Müde schloss Jeremy die Haustür auf und ging mit Poldi hinein. Er legte den Schlüssel auf einen kleinen Schrank im Flur und streckte sich dann gähnend.
„Was ein Tag." Sagte er und ließ sich auf die Couch fallen.
„Das kannst du laut sagen!" sagte Poldi und setzte sich zu ihm.
Jeremy nahm sie in den Arm, zog sie an sich und legte sich dann mit ihr hin.
„Und doch war er sehr erfolgreich. ... Wir haben immerhin jetzt ein Datum!" sagte Jeremy.
Poldi lächelte sanft.
„Ich hab gedacht, dass wird am Ende das größte Problem werden. ... Dieses Datum!" sagte sie ehrlich.
„Ging mir genauso... aber gut das wir einen Weddingplaner haben, der für uns mitdenkt!" grinste Jeremy und strich ihr sanft über den Arm.
Poldi nickte.
Für einen Moment schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.
„Sag mal Jeremy...." Sagte Poldi dann nach einiger Zeit. „Stimmt es, dass du kein Unterhalt mehr an Sonni bezahlen musst, wenn du neu heiratest?"
Jeremy atmete tief durch. Er hatte fast damit gerechnet, dass das nochmal zu Thema kommen würde.
„Ja, das stimmt...!" sagte er dann ehrlich und Poldi nickte nachdenklich.
Jeremy schaute zu ihr und zog sie dann fester an sich. „Was aber nicht bedeutet, dass ich dich nur aus diesem Grund heirate." Fügte er noch hinzu.
„Jackys Worte haben schon getroffen." Sagte Poldi ehrlich und Jeremy seufzte.
„Ich hab es mir fast gedacht, aber mach dir bitte keine Sorgen deswegen."
„Das sagst du so einfach. ... Du weißt, dass ich anfänglich sehr gezweifelt habe. Das ausgerechnet du dich in mich verliebst. Wir kannten uns damals so gut wie gar nicht und nach 3 Wochen machtest du mir einen filmreifen Antrag. Als ich wieder in Deutschland war habe ich sooft daran gedacht. Habe mir die Videos und Fotos angeschaut oder einfach nur auf meinen Ring gestarrt. Ich habe immer auf den Moment gewartet, dass ich wach werde und alles nur ein sehr intensiver Traum war. ... Immer wieder hab ich mich gefragt, was so toll an mir ist, dass ausgerechnet du, der Mann der alle haben könnte, sich in mich verliebt. ... Die Zweifel haben mich fast zerfressen und ich glaube, hätte Bina nicht immer und immer wieder gesagt, ich soll einfach nur alles genießen.... Hätte ich am Ende alles beendet, weil ich geglaubt hätte, du verarscht mich nur."
Sie seufzte leise.
Jeremy schaute sie schweigend an und ließ sie zu Ende sprechen.
„Weißt du... es ist ewig mein Traum gewesen, dich mal persönlich zu treffen. Alle Comic-Convention-Ankündigungen habe ich genau beobachtet in der Hoffnung, du wärst ein Special Guest dort und ich hätte wenigstens die Chance auf ein Foto mit dir gehabt. ... Und jetzt lieg ich hier in deinem Haus, in deinen Armen, als wäre es das normalste der Welt. Es ist so surreal. Du warst immer unerreichbar und jetzt ...." Poldi schüttelte den Kopf und wirkte immer noch fassungslos, wie das Schicksal alles gedreht und gewendet hatte. „Und jetzt kommt diese Frau.... Und erzählt mir, dass du das alles nur spielst. Mich nur benutzt um am Ende lediglich aus dem Vertrag mit Sonni rauszukommen. Das du eine Hochzeit brauchst um endlich „Frei" zu sein. Eine Hochzeit zu einer anderen Schauspielerin hätte dich wahrscheinlich in ein neues Problem geworfen... die Hochzeit mit einem Fan hingegen wäre einfacher wieder loszuwerden, außer vielleicht ein komischer Fleck auf dem Lebenslauf.... Und...."
Jeremy hatte genug gehört und erstickte weitere Worte mit einem langen Kuss. Sanft drückte er sie an sich und strich ihr zärtlich über die Wange. Er spürte dass sie leicht zitterte und so intensivierte er seinen Kuss. Sie seufzte leise. Wie gerne hätte sie den Kuss einfach nur genossen. Sie liebte ihn so sehr und sein Kuss machte alles nur noch schlimmer. Die Zweifel schrien in ihr. Sie sollte ihn von sich drücken und einfach gehen bevor alles nur noch schlimmer wurde. Doch ihr Herz war mindestens genauso laut wie ihre Zweifel und ihr Herz sagte ihr eindeutig, dass man so einen Kuss voll Liebe nicht spielen konnte, egal wie gut der Schauspieler auch war.
Nach einiger Zeit löste Jeremy sich langsam von ihr und sah sie an. Noch immer strich er ihr über die Wange.
„Jeremy.." flüsterte sie.
„Pssst..." er legte ihr den Finger auf den Mund. „Jetzt möchte ich sprechen."
Poldi sah ihn und nickte langsam.
„Du willst wissen, warum ausgerechnet du? ... Das kann ich dir erklären. ... Auch wenn ich das schon oft getan habe. ... Du bist einfach Anders, als all die anderen Frauen, die hier vor deiner Zeit mit mir lagen. ... Dir ist Luxus und Geld völlig egal, es erschlägt dich fast, wenn du damit konfrontiert wirst. Du bist bodenständig und ehrlich und doch kannst du mich verteidigen wie eine Löwin ihr Junges verteidigen würde. Du hast Witz und Charme, kannst verdammt gut zuhören und versuchst zu helfen, wo du kannst. Du erdest mich, wenn ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause komm und ich weiß und spüre, dass du das nicht nur machst, weil ich Jeremy Renner bin, sondern weil du mich ehrlich liebst. Du kennst meine Ecken und Kanten, du weißt, wie schnell ich explodieren kann und doch findest du das nicht eschreckend. Es ist nicht das Geld was dich hier bleiben lässt, oder das Haus, die Autos oder gar der Jet... nein... du bleibst weil du ehrliche Liebe spürst. ... All die Frauen vor dir,... ob es jetzt Sonni war oder irgendein Mädchen, dass ich nach einer Partynacht mit nach Hause gebracht habe, haben nur den Luxus und das Geld gesehen. Sie hatten alle direkt diesen Goldblick. Oh der Mann hat Geld... keine Ahnung wer er ist, aber egal, er hat Geld. Das reicht. .. Sooft bin ich deswegen auf die Fresse geflogen. Habe tausende von Dollar verloren, weil ich wieder verarscht wurde... Es war am Ende so schlimm, dass ich mich langsam damit abgefunden hatte, beziehungsunfähig zu sein. Ich hatte aufgegeben und ließ nur noch One-Night-Stands zu, die ich aber meistens nach dem Sex sofort wieder vor die Tür setze, bevor sie sich auch nur einen Gedanken darüber machten, sich hier häuslich niederzulassen. Zu keine hab ich den Kontakt aufrecht gehalten. Ich wollte keine Liebe mehr und schon gar nicht eine Beziehung. Das mir das einen ziemlich schlechte Ruf einbrachte, war mir bewusst, aber auch egal. Immerhin hatte ich Geld und war auch nur ein Mann und so sprang ich zwischen Mädels von der Straße bis hin zu irgendwelchen Huren hin und her."
Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Poldi schwieg und schaute ihn an. So tief hatte er noch nie über sein Leben gesprochen.
„Dazu kam eine Menge Alkohol und völlige Verzweiflung... Bis hin zu... gewaltigen Eskalationen und..." er brach ab und schloss kurz die Augen. Sanft strich Poldi ihm über die Brust. Er atmete tief durch. „Paul hat mir zweimal das Leben gerettet... Wäre er nicht durch Zufall hergekommen oder dazu gekommen, wäre ich heute nicht mehr hier."
„Du wolltest dich umbringen....?" Fragte Poldi vorsichtig nach. Sie hatte diese Geschichte schon mal von Paul gehört, aber sie schnell wieder verdrängt. Aber jetzt, wo Jeremy darüber sprach, war sie wieder in ihr Gedächtnis zurück.
„Nicht bewusst..." antwortete Jeremy. „Aber die Kombination zwischen sehr viel Alkohol und irgendwelchen gepanschten Drogen der Huren hat mein Kreislauf nicht mehr mitgespielt." Er atmete tief durch und Poldi schmiegte ihr Gesicht fest an seine Brust. Ihr wurde gerade sehr bewusst wie viel Glück sie hatte, ihn überhaupt noch zu haben.
„Mein Leben war am Ende... am Abgrund... Ich lebte um zu arbeiten. Mein Freunde haben mich gehasst und sich abgewendet und je mehr Freunde gingen umso mehr Alkohol und Drogen konsumierte ich... Bis an den Tag der Oscarverleihung. ... Ich hab Paul und Chris für völlig durchgeknallt gehalten, als sie mit dir und Bina auftauchten. Das Gerede und Geläster war groß und mir ging das ziemlich auf den Nerv. Nicht, weil ich mich da schon verliebt hatte, sondern einfach aufgrund der Tatsache, dass sie euch genauso wie mich verurteilt hatten ohne auch nur einmal darüber nachzudenken, dass sowas verletzend war. Deswegen hab ich euch in Schutz genommen."
„Also kann ich fast schon stolz darauf sein, nur ein Fan gewesen zu sein, den du beschützen wolltest."
„So ungefähr. ... Eigentlich wollte ich damit so überhaupt nichts zu tun haben. Für mich war das nach dem Abend erledigt. Ich bin nach Hause und hab mich gnadenlos betrunken. Keine Ahnung woher die Nutte kam, die am anderen Morgen in meinem Bett lag. Ich hab sie rausgeschmissen. ... Als Paul dann wenig später kam, warf er mich in den Pool, damit ich wieder klar im Kopf wurde. Dann hat er mich so richtig zu recht gewiesen und gesagt, ich soll mein Leben wieder in den Griff bekommen und dann schleppte er mich wieder mit zu Chris. Er sagte mir noch ich solle höflich zu euch sein. Das ihr Fans seit und ich nicht auch noch meine Fans schockieren solle. ... Tja... und was soll ich sagen... da warst dann du und du hast mich plötzlich verteidigt. Ausgerechnet mich. Den ständig besoffenen Kerl ohne Sinn fürs Leben. Und du sahst mich nicht an wie ein schwer verliebter Teenie sondern wie eine Frau, die in eine Seele blicken konnte. Die genau gemerkt hatte, dass in mir irgendwo noch der alte Jeremy war, den alle vermissten. Immer wieder locktest du diesen alten Jeremy hervor und ich merkte, dass es doch noch mehr im Leben gab außer schweren Enttäuschungen. Ich konnte wieder Lachen und mit den wenigen Freunden, die noch hatte, Spaß haben. ... Der erste Sex war... irgendwie erst nur wie ein One-Night-Stand.... Dachte ich wenigstens. Aber... es war anders, intensiver und da war mir klar, da ist mehr als nur einem Fan danke zu sagen."
Er schaute sie an.
„Da wußte ich, dass ich dich liebe. Das genau du es bist, die es schaffen würde mich wachzurütteln. Aus mir wieder einen Mann zu machen, der auch glücklich sein kann. Und als du dann noch anfingst mir mit Ava zu helfen, war es für mich klar, dass ich dich niemals mehr gehen lassen wollte. Das ich dich liebe und du die einzige Frau bist, die in mein Leben gehörte. Keine Huren oder irgendwelche Frauen, deren Name ich nicht einmal kannte. ... Ich wollte nur dich. ... und genau du bist es, die ich auch immer noch will. Ob du ein Fan bist oder warst, ist mir egal. Ich werde dir Marvel weder verbieten noch sonst etwas. Ich richte dir hier im Haus auch gerne ein ganzes Marvelzimmer ein, wenn es dich glücklich macht. Du sollst alles bekommen, was du willst. ... Und ich heirate dich weil ich dich liebe und nicht weil ich Sonni loswerden will. ... Wäre das der einzige Grund, hätte ich das mit der Blitzhochzeit in Las Vegas schon erledigt. Es wäre lediglich ein Brief ans Gericht gewesen und ich wäre Sonni los gewesen. .... Hab ich aber nicht. ... Ich will dass du eine Hochzeit bekommst, die weder ich, noch du, noch ganz Hollywood vergessen wird. Alle Welt soll sehen, dass Jeremy Renner lieben kann und das mit ganzem Herzen.... Also höre nicht auf das Gerede von irgendwelchen abgewiesenen Frauen, sondern auf mich. Ich kann nur lieben oder hassen und hassen tue ich dich nicht. ... Niemals... dafür hast du mir bereits zu viel gegeben und zurück gegeben. ... Die Frauen hier aus Hollywood sind einfach nur eifersüchtig, dass eine einfach Frau wie du es bist, es geschafft hat, mich zu binden. Und genau deswegen suchen sie nun Gründe, die dich verunsichern... Aber Honey... glaub ihnen bitte nicht. ... Ich habe all das Schlechte im Leben hinter mich gelassen, weil du hier bist und ich endlich wieder eine Perspektive habe. ... Ich liebe dich... mein Fan... und das soll am 06.06. die ganze Welt erfahren."
Poldi schaute ihn an.
„Wow....!" Sagte sie leise. Seine Worte hatten sie zu tiefst berührt. Er war so offen wie nie zuvor zu ihr gewesen und diese Worte hatten die Zweifel in ihr ausgelöscht. Dieser Mann liebte sie wirklich und nicht nur um durch sie seine Ex-Frau ein für alle male loszuwerden. Das hätte er definitiv auch schon mit der Las-Vegas-Hochzeit haben können. Sie glaubte ihm. Wie sollte sie nach so einer Aussage auch nur noch eine Spur an Zweifel in sich haben.
Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und küsste ihn dann lange und zärtlich. Jeremy erwiderte den Kuss sofort und strich ihr sanft über den Rücken.
„ich liebe dich, Jeremy! Und nur dich." Flüsterte sie und küsste ihn erneut.
Jeremy seufzte zufrieden. Diese Worte bedeuteten ihm wirklich viel und er drückte sie fest an sich. Er spürte, dass es gut war, ehrlich zu ihr zu sein, denn so konnte er ihre Zweifel wegwischen und er hoffte, dass nun wirklich einer perfekten Hochzeit nichts mehr im Wege stehen würde.

Spirit of the Hawk - The main attractionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt