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«Jungkook«

Mit klopfendem Herzen saß ich in dem schwarzen, luxuriösen Van, in denen immer die Idols herumgefahren wurden. Es war offensichtlich, dass ich mich zum ersten Mal in so einem Wagen befand, denn ich rutschte auf meinem Platz nervös hin und her, und machte mich ganz klein, als wäre ich vollkommen fehl am Platz. Ich wusste nicht einmal, dass unser Entertainment sich das leisten konnte.

Manager Kang saß vorne auf dem Beifahrersitz neben dem Fahrer, den ich bisher noch nie gesehen hatte, während ich hinten auf dem rechten Sitz am Fenster Platz genommen hatte. Die Scheiben waren abgedunkelt, sodass ich hinaus, aber andere nicht hineinschauen konnten. Wenn ich die Umstände ausblendete, könnte ich mich tatsächlich wie eine Berühmtheit fühlen.

Aber ich konnte sie nicht ausblenden. Das war mir seit einer Woche nicht gelungen, in der ich immer und immer wieder darüber nachgedacht hatte, ob ich das Richtige tat.

Genau deswegen kribbelte mein ganzer Körper vor Anspannung und Angst sowie einer Spur von Reue, dass ich auf diesen Deal eingegangen war. Ich seufzte, es gab kein Zurück, und eigentlich wusste ich, dass ich mich nicht anders entscheiden würde, selbst wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte.

„Wir sind da, Jungkook", sagte Manager Kang, als das Auto zum Halt kam.

Ich nickte zögerlich und legte die Hand auf den Autotürgriff, sie bebte, als ich die Tür aufdrückte, und hinausstieg. Wir standen vor einem hohen, luxuriösen Hotel mitten in der Innenstadt Seouls, dessen Eingang riesiger und prachtvoller erschien als mein ganzes Leben wert war.

Ein Ort, den ich sonst niemals als armer Mensch, der in einer billigen Einzimmerwohnung abseits des Stadtzentrums wohnte, die von Schimmel und einigen Ungeziefer heimgesucht wurde. Und wo die Heizung nur im Sommer funktioniert statt im Winter, nicht zu vergessen die Küche, die lediglich aus einem Gerät bestand, eine einzelne Gasherdfläche.

„Wie fühlst du dich?", fragte Manager Kang, der in der Zwischenzeit ausgestiegen war, nun neben mir stand und die Hand auf meine Schulter legte.

Ich schaute ihn an und schüttelte lediglich den Kopf. „Ich bin...sehr nervös, Hyung." Mein Geständnis schien ihn nicht wirklich zu bewegen, kein Funken Mitleid lag in seinen objektiven Augen.

„Du weißt, was du zu tun hast?"

„Ich muss nur mit diesen Produzenten Spaß haben, nicht wahr? Einen schönen Abend verbringen und Freundschaften schließen, damit sie unser Entertainment und meine Karriere unterstützen...?"

Er nickte strahlend. „Super, du hast es verstanden. Ach, und noch was, bevor du gehst, widersetze dich auf gar keinen Fall gegen sie. Das mögen sie nämlich so gar nicht."

Ich guckte ihn verunsichert an, mit diesen Worten stieg meine Sorge geradezu in die Höhe. „A-Aber Hyung...was, wenn sie D-Dinge mit mir machen wollen, die ich nicht toleriere...?" Nur weil ich noch keine Erfahrung in diesem Bereich hatte, wie auch bei meiner mangelnden Zeit, hieß es noch lange nicht, dass ich zu naiv war, um zu verstehen, was der CEO mir eingeredet hatte, und was er eigentlich von mir verlangte.

Manager Kang zog irritiert eine Augenbraue hoch und verschränkte ein wenig aufgebracht die Arme vor der Brust. „Dann ist das eben so, Jungkook. Du hast keine andere Wahl. Du musst sie von dir überzeugen, und wenn du nicht willst, dass wir dich aus dem Entertainment werfen, dann musst du es zulassen", erklärte er mit harscher Stimme und einem kalten Blick, der mich bis ins Mark erschaudern ließ.

Worin lag dann der Unterschied zwischen Prostitution und dem hier? Bevor ich angefangen hatte als Trainee zu trainieren, hörte ich bereits einige Gerüchte, dass Mädchen gezwungen wurden mit Direktoren und Produzenten intim zu werden, damit sie überhaupt ansatzweise eine Chance bekamen, die Aufmerksamkeit zu ergattern, die sie verdient hatten. Aber dass Jungs und Männer ebenso dafür missbraucht wurden...?

„Ich gebe mein Bestes...", murmelte ich bedrückt und blickte abermals hinauf auf das gigantische, lichtdurchflutete Gebäude.

Mit meiner schwarzen Jeans und einem lockeren, weißen Hemd fühlte ich mich schrecklich unpassend gekleidet, aber in meinem Kleiderschrank fielen die Auswahlmöglichkeiten spärlich aus.

„Hier, ich habe noch etwas für dich, bevor du reingehst", sagte er schnell und kramte etwas aus seiner Umhängetasche heraus. Eine Packung mit weißen, runden Tabletten kam zum Vorschein, die ich skeptisch in seiner Hand begutachtete. Eine Wasserflasche folgte gleich darauf.

„Wofür...ist das?"

„Ein Mittel, das dich etwas locker werden lässt. Du wirst nicht viel mitbekommen und vielleicht ist das auch besser so für dich", versuchte er mir harmlos zu erklären, stattdessen schienen seine Worte und das Angebot der Medikamente mich noch mehr zu beunruhigen.

Wurde das etwa wirklich so schlimm, dass ich lieber nicht bei meinem Bewusstsein sein sollte?

Medikamente oder besser Drogen, die es mir leicht machten, diese Sache hier zu überstehen? Es schmerzte in meiner Brust bei dem Gedanken, dass ich in eine wirklich verdammt schlimme Situation hineingerutscht war, dass ich sogar in Erwägung zog diese Drogen einzunehmen. Was hatten diese Männer bitte mit mir vor? Würden sie sich wirklich an einen Achtzehnjährigen vergehen, der lediglich versuchte in dieser Welt zu überleben?

Trotz meiner Bangen und dem miesen Gefühl streckte ich kurzerhand meinen Arm aus und hielt ihm die Hand offen entgegen. Manager Kang grinste zufrieden und legte mir eine Pille auf die Handfläche, die ich ohne Weiteres in meinen Mund nahm und hinunterschluckte. Bevor ich nach dem Wasser greifen konnte, hielt er mir eine weitere Pille Tablette hin.

„Vielleicht solltest du lieber zwei davon nehmen."

Ich nickte langsam und schluckte auch die zweite direkt hinunter. Daraufhin folgte das Wasser, das in meinen Rachen floss.

Beinahe sofort fühlte ich mich ein bisschen schwer und irgendwie leicht benebelt, als läge ein Schleier vor meinen Augen. Ich ignorierte das Gefühl jedoch. So schnell würden die Medikamente nicht wirken, redete ich mir ein.

„Du musst ins Zimmer 406. Geh einfach direkt dorthin und klopf an die Tür. Wenn du deinen Namen und unsere Kompanie erwähnst, sollten die Herren direkt Bescheid wissen. Vergiss es nicht, Jungkook. Zimmer 406", rief mir Manager Kang noch zu, während ich schon die wenigen Stufen zur Eingangstür hinaufstolperte. Auf dem Weg zu einem schrecklichen Ort, und das nur, weil ich mich auf den Deal eingelassen hatte, wodurch ich ein erfolgreiches Idol werden durfte.

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Hier also das erste Kapitel

Es fühlt sich richtig seltsam an, nicht jeden Tag etwas hochzuladen, aber ich muss die vorgeschriebenen Kapitel auf jeden Fall aufheben, sonst habe ich plötzlich keine mehr für euch in der Klausurenphase :') 

Ich hoffe, euch gefällt das, was ihr bisher von Love Affair gelesen habt *^*

Mei~

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt