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«Jungkook«

Ich warf die Tür zu meiner Wohnung zurück ins Schloss, zog meine Schuhe aus und stapfte hinein in das Zimmer, denn mehr Zimmer hatte ich nicht, außer einem kleinen Bad. Die Küche bestand lediglich aus einer Einzelherdplatte, die auf dem kleinen Tisch in der Ecke stand.

Seufzend ließ ich mich auf die Matratze fallen, was übrigens mein erwähntes Bett war, und starrte gedankenverloren an die Decke, auf der Spuren von Schimmel zu sehen war. Ein weiterer Grund, weshalb diese Wohnung preisgünstig angeboten wurde.

Ich fuhr mir aufgewühlt durch die Haare, als ich daran denken musste, was vor wenigen Minuten passiert war.

Nachdem ich den Scheck mit den unglaublich vielen Nullern in der Hand gehalten hatte, hatte ich ihn augenblicklich losgelassen, als hätte ich mich an ihm verbrannt. Daraufhin hatte ich mich entschuldigt und war wortwörtlich vor der jungen Frau geflüchtet, ohne einen letzten Blick zurückzuwerfen.

Wie konnte man so viel Geld besitzen, dass man einfach förmlich damit um sich werfen musste? Der Scheck war wie ein Schlag ins Gesicht. Für sie spielte diese Summe vielleicht keine Rolle, aber für mich war das mehr, als ich jemals in meinem Leben besessen hatte. Und wahrscheinlich wusste sie das auch.

Nichts lieber hätte ich das Geld angenommen, denn ich benötigte jeden Cent, aber es hatte sich wie Schmiergeld angefühlt. Nein, ich würde ihr Geld selbst dann nicht annehmen, wenn ich noch einmal die Chance dazu gehabt hätte.

Ausgelastet von den Ereignissen des Tages schlief ich nach einer Weile einfach ein, ohne mich umzuziehen und ohne etwas gegessen zu haben.

• ❥ •

Am nächsten Morgen wurde ich von dem lauten Klingeln meines Handys aus meinem traumlosen Schlaf gerissen. Ich stöhnte genervt und tasteten nach dem Störenfried und nahm den Anruf ab, ohne vorher zu lesen, wer mich angerufen hatte.

„Hallo...?", gähnte ich in den Hörer.

„Jungkook? Hast du etwa geschlafen?"

Ich setzte mich ruckartig auf. „PD-nim?"

„Ja, ich bin es. Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass ich dich die nächsten Tage nicht sehen möchte, aber die Dinge haben einen anderen Verlauf eingenommen. Vergiss die Produzenten, die du verärgert hast. Wir haben einen besseren Investor für dich gefunden", sagte der CEO gut gelaunt, er schien richtig euphorisch zu sein.

„Einen Investor? Ich verstehe nicht so ganz, PD-nim...", murmelte ich verwundert.

„Es hat sich heute Morgen jemand gemeldet. Kim Taehyung von der Kim Financial Bank! Er möchte für deine zukünftigen Projekte investieren und hat sogar angeboten dir Aufträge bei Marken und Filmen zu besorgen. Er kenne wohl ein paar Leute, die im Showbiz sind", erklärte er weiterhin ganz aufgeregt, während ich gar nicht beschreiben konnte, was ich darüber denken sollte.

Taehyung, der Mann, der mich gestern noch bedroht hatte, hatte wirklich bei dem Entertainment anrufen und mit meinem CEO geredet? Und er wollte Geld für meine Karriere ausgeben?

Seine Worte flogen mir durch den Kopf. Vielleicht kann ich es wieder gutmachen.

„Jungkook? Hast du mir zugehört?", ertönte die Stimme meines CEOs und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich räusperte mich schnell. „Ehm ja, ich habe Sie gehört."

„Also gut, Jungkook, Manager Kang wird in einer halben Stunde bei dir sein. Du wurdest heute gebucht, um einen Werbespot für eine Pflegecreme zu drehen. Gib dir Mühe und mach es gut, ja?"

„J-Ja, ich werde mein Bestes geben...!"

„Na gut, dann wünsche ich dir viel Spaß, bis dann, Jungkook."

„Warten Sie bitte noch kurz! Können Sie mir vielleicht die Nummer von Taehyung geben? Ich möchte mich persönlich bei ihm bedanken..."

• ❥ •

Wieder einmal fand ich mich auf dem rechten Platz, hinter dem Beifahrersitz des schwarzen Vans wieder. Dieses Mal wirkte die Atmosphäre jedoch völlig verändert, was daran lag, dass die Umstände sich von einem auf den anderen Tag um hundertachtzig Grad gewendet hatten. Selbst Manager Kang schien glücklich zu sein, denn er summte heiter mit der Melodie meines Liedes mit, das leise im Hintergrund aus der Anlage des Wagens abspielte.

In der ganzen Aufregung war ich noch nicht dazu gekommen, Taehyung anzurufen und mich bei ihm zu bedanken. Und ich wollte auf gar keinen Fall nur eine Nachricht hinterlassen, nachdem, was er mir ermöglicht hatte. Er war praktisch zu meinem Lebensretter geworden.

Das Auto hielt vor einem fast komplett gläsernen Gebäude, das hoch hinauf ragte, ich schätze es auf vier Stockwerke, und ein wenig an einen riesigen Würfel erinnerte, an. Zu meiner Verwunderung öffnete Manager Kang mir die Tür, bevor ich hinausstieg, er benahm sich plötzlich so freundlich und unterstützend. Es war so seltsam für mich, dass ich sein Verhalten als unangenehm abstempelte, was ich ihm nicht auf die Nase binden würde. Seine schlechte Laune abzubekommen, war ebenso wenig mein Plan.

Wir betraten zu zweit das Gebäude, und ich erkannte, dass es eine durchaus bekannte Marke war, für die ich den Werbespot drehen würde. Die Aufregung breitete sich in mir aus, was ich nicht als negative Erfahrung empfand, sondern viel mehr als Vorfreude auf diese Möglichkeit.

Im Inneren wurden wir von einer lächelnden jungen Frau empfangen, die mit ihrem weißen, langen Kleid perfekt in dieses Gesamtimage passte. Sauber, modern und professionell. Ich fühlte mich recht klein, kam mir so vor, als würde ich nicht hierhergehören. Wer hätte gedacht, dass mich jemand für einen Werbespot buchen würde?

„Herr Oh erwartet Sie bereits sehnsüchtig im Studio, wo der Werbespot aufgenommen wird. Ich bringe Sie vorher noch zu den Umkleiden, wo Sie das passende Outfit erhalten und geschminkt werden", erklärte sie mir auf dem Weg dorthin.

Ich nickte verstehend und kaute nervös auf meiner Lippe herum. Schon bald standen wir vor den Umkleiden, die genauso aussahen, wie ich sie vorgestellt hatte. Auf einer Seite eine gemütliche Sitzecke, auf der anderen Seite die Schminktische mit den riesigen Spiegeln. Meine Wangen verfärbten sich rot, als ich mich dabei erwischte, wie ich dachte, dass ich nun ein richtiges Idol sei.

„Jungkook, hier, das sollst du anziehen", sagte Manager Kang zu mir.

Er hielt mir ein strahlend weißes Hemd hin, das am Hals zwei breite, separate Streifen hatte, die man zu einer Schleife binden konnte. Die ebenfalls weiße, lockere Hose folgte sogleich.

Nachdem ich mich in die Kleidung umgezogen hatte, machte man sich auch schon an meinem Gesicht und an meinen Haaren zu schaffen. Dafür arbeiteten gleich zwei Stylistinnen an mir herum, während ich schüchtern in den Spiegel vor mir blickte und das Geschehen schweigend beobachtete.

Passierte das gerade wirklich?

Ich kleines Lächeln umspielte meine Lippen, was die eine Frau wohl bemerkte.

Sie kicherte etwas und sagte: „Wenn du vor der Kamera auch so natürlich lächelst, wird der Dreh im Handumdrehen im Kasten sein."

Ich lachte nervös. „D-Dankeschön."

Nachdem auch die Haare saßen und das Makeup mein Gesicht highlighte, liefen Manager Kang und ich nebeneinander zum erwähnten Studio. Ich atmete tief ein und aus, versuchte mich ruhig zu halten und mir einzureden, dass ich da bloß rausgehen musste und Spaß haben sollte.

Es war immerhin der Beginn meiner Karriere.

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Where stories live. Discover now