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«Jungkook«

Ich betrat die Bank, in die ich eigentlich nie wieder gehen wollte, doch hier war ich nun in der Lobby und lief geradewegs zur Rolltreppe, die mich nach oben bringen würde. Auf dem Weg dorthin kam mir jemand mit einem Karton in den Armen entgegen. Leises Schluchzen ertönte hinter dem braunen Karton, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Die Person schien wegen dem Hindernis vor ihrem Gesicht nicht genau zu sehen, wohin sie lief, weshalb sie beinahe in mich reinlief, wenn ich nicht vorher ausgewichen wäre.

„Brauchen Sie Hilfe?", fragte ich höflich, woraufhin sie sich zu mir umdrehte, sodass ich ihr Gesicht sehen konnte.

Beide Beteiligten starrten einander geschockt an, als sie realisierten, wer jeweils vor ihnen stand.

Es war die Frau von der Rezeption, die den Sicherheitsdienst auf mich gehetzt hatte!

„J-Jeon Jungkook?" Ihre verweinten Augen, die Wimperntusche, die durch die Tränen verwischt war... Sie sah schrecklich aus.

Bei meinem Anblick begann sie noch mehr zu weinen und rannte wortlos davon. Ich blieb überrumpelt zurück und sah ihr eine Weile hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwand. Schulterzuckend fuhr ich die Rolltreppe hoch und beging mich zu den Aufzügen.

Zu meiner Verwunderung stellte ich etwas bitter fest, dass mich im Gegensatz zu den letzten Malen, endlich mal niemand aufhielt. Den zwei Männern wollte ich nun wirklich nicht mehr begegnen.

Auf der ersten Etage angekommen, lief ich zu dem Aufzug und fuhr hinauf auf Taehyungs Stockwerk. Ich lehnte mich an die hinterste Wand und seufzte. War ich wirklich drauf und dran mich mit ihm zu treffen?

Ich legte meine Hand an meine Brust und schloss für einen Moment die Augen. Nachdem Yoongi, Namjoon und Jin mir von Taehyung erzählt hatten, begann in meinem Kopf eine hitzige Diskussion, die sich darum drehte, ob ich mit ihm reden sollte oder nicht. Den ganzen Tag hatte ich gebraucht, um abzuwägen, ob ich so ein Treffen schaffen würde. Einen weiteren Tag hatte es benötigt, um mich mental darauf vorzubereiten, nachdem ich mir eingestanden hatte, dass ich dieses Gespräch womöglich ebenso sehr benötigte, um abzuschließen oder vielmehr, um weiterzumachen.

Und hier war ich also. Ohne jegliche Vorwarnung.

Die Tür des Aufzugs öffnete sich mit einem Bling und ich trat hinaus. Vor Taehyungs Büro saß an dem Platz, der bei meinem ersten Besuch leer gewesen war, ein Mann, der von seinem Monitor aufschaute, als er mich von Weitem bereits bemerkte.

„Kann ich Ihnen helfen?"

„Ich möchte gerne zu Tae- Zu Herr Kim."

Er nickte zögernd und schien zu überlegen, ob er mich zu Taehyung hereinlassen sollte. Ich befürchtete bereits, dass er dieselbe Aktion machen würde wie die Frau an der Rezeption, aber glücklicherweise nickte er. Er erhob sich von seinem Platz und ging zur Tür, ich dicht hinter ihm gefolgt.

Dort klopfte er gegen die Tür und sagte: „Herr Kim, Sie haben einen Besucher."

„Schick ihn weg. Ich will niemanden sehen!", kam es von drinnen zurück.

Taehyung klang müde und gereizt, seine Stimme war irgendwie anders.

„Wie Sie hören, empfängt Herr Kim momentan keine Besucher. Versuchen Sie es an einem anderen Tag nochmal."

Ich schüttelte den Kopf und öffnete einfach die Tür, woraufhin der Assistent versuchte mich aufzuhalten. Jedoch war es zu spät und ich bereits im Inneren des Büros.

Taehyung saß, mit dem Rücken zur Tür gerichtet, in seinem Stuhl. Sein Tisch war unordentlich, überall lagen Akten kreuz und quer verteilt, auch auf dem Boden drumherum befanden sich Papiere, die dort nicht hingehörten. Es war ein Chaos.

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt