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«Jungkook«

Acht Monate später...

Wir traten aus dem Flughafen heraus, hinter uns zogen wir unsere Koffer mit. Sofort kam uns eine Welle Rufe und Schreie von den vielen Fans entgegen, die wahrscheinlich schon Stunden auf die Ankunft der Idols gewarteten hatten. Jimin zwinkerte mir zu und schob seine Sonnenbrille von seinem Kopf zu seinen Augen herunter, ich tat es ihm nach.

Auf meiner linken Seite grinste mich Hoseok an, der ebenfalls seine Sonnenbrille aufgezogen hatte, um den Blitzlichtern der Kameras zu entkommen. Die beiden gingen einige Schritte voraus, während ich ein letztes Mal vor dem Ausgang tief ein und ausatmete, hinter mir liefen noch unsere Stylistinnen, Manager und Securities.

Ich war also wieder in Korea.

„Kookie? Kommst du?", rief Jimin nach mir.

Ich sah ihn nicht mehr, aber sein neuer blondgefärbter Haarschopf stach aus der Menge heraus, weshalb ich schnell wieder zu den beiden fand.

„Fahren wir direkt zum Entertainment?" Hoseok schaute begeistert um sich und sog alle möglichen Eindrücke Seouls in sich. Immerhin waren es für ihn schon ein paar Jahre her, seitdem er wieder in seinem Heimatland war.

„PD-nim Yoon möchte wohl mit uns reden, vor allem mit dir Jungkook. Wegen dem Vertrag", sagte Jimin strahlend.

Ich nickte lächelnd. „Wollen wir dann?"

Wir stiegen in einen Van, den unsere Manager vorab für uns gerufen hatten. Während ich so am Fenster saß, Jimin und Hoseok redeten neben mir angeregt über das ganze köstliche, koreanische Essen, was wir so vermisst hatten, kamen mir all die Erinnerungen zurück, die ich mit diesem Land und dieser Stadt verband.

Meine Gedanken schweiften allmählich ab und ich starrte mit leeren Augen hinaus, in mich zurückgekehrt blendete ich die Außenwelt ab, während ich mich in mein Inneres zurückzog.

• ❥ •

Vor etwas mehr als acht Monaten, nachdem der schlimmste Tag meines Lebens eingetroffen war und mich innerlich zerfetzt hatte, hatte Jimin mich wie ein Häufchen Elend vor meinem damaligen Entertainment angetroffen. Er hatte mich gesucht, soweit er von den Nachrichten gehört hatte.

An den Moment konnte ich mich eigentlich nur noch wage erinnern, vermutlich weil diese Erinnerung immer noch traumatisch für mich war. Ich wusste nicht einmal, wie ich dorthin gekommen war. Die Szene begann einfach immer damit, dass ich weinend vor dem Eingang saß und mich zusammengerollt hatte.

Jimin, der zu dem Zeitpunkt noch pinke Haare gehabt hatte, hatte mich mit einem Ruck hochgezogen und in die Arme geschlossen. Ich hatte mich an ihn gepresst und unkontrolliert geschluchzt, bis mir mein Rachen weh tat. Er hatte mir gesagt, dass ich weinen durfte, dass ich alle meine Gefühle herauslassen konnte, wenn ich es wollte. Dass es helfen würde.

Daraufhin hatte ich wirklich alles, was mich von innen zu zerfressen drohte, herausgelassen. Wie noch nie in meinem Leben hatte ich geschrien und geweint, bis nichts mehr übrig war. Weder meine Stimme noch meine Tränen, von denen ich einfach keine mehr hatte. Nicht genug, um weiter zu weinen.

Nachdem ich mich beruhigt hatte und Jimin wieder etwas mit mir anfangen konnte, erzählte ich ihm, was vorgefallen war. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion gehabt, und tatsächlich war er auch wütend geworden, aber nicht wegen mir, sondern wegen der Ungerechtigkeit, die mir angetan wurde. Vor allem bei der Erwähnung von Yoongi in der ganzen Sache, hatte er eine aufgebrachte Aura ausgestrahlt.

Danach folgte eine schicksalhafte Anfrage, die mir mein Leben erneut um hundertachtzig Grad wendete, die mich vor dem Abgrund gerettet hatte.

Er wollte, dass ich ihn auf seine Welttour begleitete, um Abstand von all dem zu bekommen. Außerdem wollte er nach der Tour ein paar Monate in Japan bleiben, wo auch einer seiner guten Freunde, Jung Hoseok, lebte. Ein gleichaltriger Profitänzer, der vor einigen Jahren von Südkorea nach Japan umgezogen war, um die neue Kultur in seinen Tanzstil zu integrieren. Ein wirklich freundlicher und warmherziger Mensch, den ich Dank Jimin kennenlernen durfte.

Es hatte mich nicht viel Zeit gekostet, mir über das Angebot Gedanken zu machen, sondern ich hatte fast schon sofort zugesagt. Allein der Gedanke daran von diesem Ort zu verschwinden, hatte mir Adrenalin in die Adern gepumpt.

Und es war die beste Entscheidung, die ich in meiner damaligen Situation hätte treffen können.

Wir flogen wenige Tage später ab. In der Zeit hatte Jimin mich bei sich aufgenommen. Ich durfte bei ihm wohnen und er kümmerte sich um mein zerbrochenes Herz. Zu sagen, dass es mir schlecht ging, war eine Untertreibung schlechthin. Ich hatte mich furchtbar und miserabel gefühlt.

Jedes Mal, wenn ich an einen bestimmten Schwarzhaarigen denken musste, allein sein Name, ja selbst die kleinste Vorahnung, dass er sich plötzlich in meinen Kopf schleichen könnte, sorgte dafür, dass ich zusammenbrach und weinte. Nachts war es am schlimmsten. Wenn ich allein im Bett lag und die dunklen Gedanken mich überfluteten.

Dunkle Zeiten, die mich für immer prägen würden.

Als wir dann endlich in Japan ankamen, der erste und letzte Halt der Tour, ging es für einige Zeit weiterhin den Berg hinab.

Die Medien und die Fotos verfolgten mich, immerhin waren sie überall im Netz, jedoch hatte ich schnell festgestellt, dass gerade außerhalb Südkoreas wenig davon viral gegangen war. Und den Leuten interessierte es nicht. Ich war eine völlig neue Person, ein neues Idol.

Ich durfte bei Jimins Konzerten mitmachen. Durch den Vertragsschluss mit Lifelight durfte ich zwar nicht mehr meine Lieder singen, aber ich konnte mit Jimin seine zusammen singen. Und so entstand nach und nach mein neuer Ruf und ich agierte seitdem unter dem Künstlernamen JK.

Zusammen mit Hoseok und Jimin genoss ich die Zeit einfach, vergaß meine Problem und Sorgen, und entdeckte die Welt, die noch so viel mehr zu bieten hatte als Südkorea es jemals könnte.

Ich gewann immer mehr an Aufmerksamkeit von internationalen Fans. Sie liebten mich und selbst mit der Existenz meiner Vergangenheit im Rücken, verabscheuten sie mich nicht. Im Gegenteil, ich bekam haufenweise Support.

Das Singen, Tanzen und Interagieren mit den Fans stellten für mich wie eine Therapie dar. Es ging mir immer besser, bis ich wieder das Gefühl hatte, dass ich ein ganzer Mensch war.

Natürlich tat mein Herz noch weh, wenn ich ab und zu an den Schwarzhaarigen dachte. Ich hatte ihn geliebt. Liebte ihn vielleicht immer noch. Wer weiß.

Aber in diesen acht Monaten hatte ich mich verändert. Charaktermäßig nicht viel, aber ich war auf jeden Fall in meiner Person gewachsen und hatte Dinge verarbeitet, die mich sonst auf Ewig beschädigt hätten.

Meine Eltern hatten mich übrigens auch gesucht. Nach den News über mich waren sie natürlich total ausgerastet. Sie hatten mich am Telefon angeschrien, mich beleidigt und per Worte eigentlich schon fast enterbt, nicht, dass es da etwas geben würde, was sie mir hätten vererben können.

Gerade in dieser kritischen Phase hätte ich sie gebraucht, aber da sie mir nur noch mehr schadeten, hatte ich den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Ich änderte meine Handynummer und warf mein Handy weg.

Denn ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, die ganzen Fotos von ihm und mir zu löschen. Es war leichter gewesen, das ganze Gerät einfach in den nächsten Mülleimer zu werfen.

Und das alles war in Dreivierteljahr ungefähr geschehen.

• ❥ •

„Jungkook, wir sind da."

Ich schreckte ein bisschen auf, als Hoseok mich an der Schulter antippte. Tatsächlich war der Wagen zum Stehen gekommen.

„Ist alles okay, Kookie?", fragte Jimin besorgt, als wir alle drei aus dem Van traten.

Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Ja, alles in Ordnung. Ich war nur ein wenig in Gedanken versunken."

Er grinste und legte seinen Arm um mich. „Ich kann es kaum erwarten, bis wir offiziell Kollegen sind. Bald bist du Teil der Familie."

„Nochmal Danke, dass du mir das ermöglicht hast, Hyung", sagte ich zum hundertstens Mal.

Jimin verdrehte lachend die Augen und erwiderte: „Ja ja, und genauso wie die anderen zehntausend Male, liebend gerne. Und jetzt los."

Hoseok hakte sich ebenfalls auf meiner anderen Seite ein und schmollte gespielt beleidigt. „Vergesst mich gefälligst nicht."

Wir brachen zusammen in Gelächter aus und machten uns daraufhin auf den Weg ins Innere von Hype Labels.

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt