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«Jungkook«

Mit neuem dazugewonnen Selbstbewusstsein kehrte ich zu dem Filmset zurück, wo anscheinend jeder bereits auf mich gewartet hatte, denn alles stand bereit. Die Kulisse mit der vorbereiteten Küchentheke, auf der sich allmöglichen Lebensmittel, Gewürze und Utensilien befanden. Das Licht, das durch die aufgestellten Softboxen gebrochen und dadurch weicher gemacht wurde, um die perfekten Lichtverhältnisse zu schaffen. Und schließlich Kim Seokjin, der nun ein weißes Hemd und eine schwarze Schürze um die Hüfte trug.

Alle Blickte richteten sich auf mich, als ich in hereinkam. Aus dem Blickwinkel konnte ich Manager Kang ausmachen, der sich seufzend gegen die Schläfe schlug. Andere schüttelten empört die Köpfe. Unbehagen stieg in mir auf.

„Wo warst du denn? Alle warten auf dich und du wurdest nicht einmal geschminkt", rief die junge Frau mir zu, von ihrer ursprünglichen Freundlichkeit war nur noch ein Viertel zu erkennen, wenn überhaupt. Sie schien äußerst gereizt über mein plötzliches Verschwinden.

„Es tut mir leid, aber ich-"

„Was bildet er sich ein?"

„Tzz, soll mal froh, dass so ein Nobody wie er hier mitmachen darf."

„Fühlt er sich zu gut oder warum lässt er uns alle warten? Kein Feingefühl die heutigen Newcomer."

„Kim Seokjin muss sich mit jemandem wie ihm vor der Kamera blicken lassen? Und dann verschwendet er auch noch seine Zeit."

„Wer ist das überhaupt?"

„Der hat doch Dreck am Stecken. Wie sonst kann er hier sein?"

Die Leute murmelten und zischten sich gegenseitig Dinge zu. Ich wünschte, ich hätte sie nicht gehört, aber ich hatte leider jedes einzelne gemeine, verletzende Wort aufgegriffen.

„Es tut mir leid", stieß ich hervor und senkte den Blick. Ich wollte doch mein Bestes geben, stattdessen stand ich wieder vor allen in einem schlechten Licht.

„Geh nach Hause, Junge! Verzieh-"

„Das reicht." Seine Stimme schnitt durch die erregte Atmosphäre und ließ jeden erstarren. Die Geräuschkulisse verstummte augenblicklich und jeder schien die Luft anzuhalten. „Ich möchte nicht, dass hier irgendjemand schlecht gemacht wird. Ich hoffe, ihr habt alle dafür Verständnis." Der Blondhaarige, der für die Ruhe gesorgt hatte, kam aufrechten Ganges zielstrebig auf mich zugelaufen, während die Menge, die sich nach und nach um mich gebildet hatte, ihm den Weg freimachte, sodass ein Gang für ihn entstand.

Ich schluckte schwer. Was für eine Ausstrahlungskraft.

Er stand nun vor mir, ein anmutiges Lächeln umspielte seine Lippen und er streckte seinen Arm nach mir aus, woraufhin ich instinktiv einen Schritt zurückwich. Ein helles Lachen war die Reaktion auf meinen eingeschüchterten Reflex. „Wir hatten noch nicht die Ehre miteinander zu sprechen. Ich bin Kim Seokjin, aber du kannst mich gerne auch Jin nennen."

„Er bietet doch nur seinen engsten Freunden an, ihn so zu nennen!", wisperten einige geschockt, die Hand vor dem Mund.

Verunsichert, was das genau für mich bedeutete, streckte ich ihm zögerlich ebenfalls meinen Arm entgegen, bis unsere Hände sich berührten und wir sie ineinander verschlossen schüttelten. „M-Mein Name ist Jeon Jungkook, J-J-Jin-nim...!"

„Jin Hyung reicht", sagte er lachend und drückte meine Hand freundschaftlich. „Also dann, Jungkook, wollen wir loslegen und eine unvergessliche Show einlegen?"

„J-Ja, ich gebe mein Bestes!"

„Süß", kommentierte er, ehe ich zur Seite genommen wurde, um mich ansehnlich aussehen zu lassen.

Die anwesenden Leute konnten immer noch, ich gehörte definitiv dazu, nicht fassen, dass der Kim Seokjin, der momentan berühmteste Schauspieler schlechthin, mich vor allen verteidigt hatte. Und er war wirklich richtig freundlich und zuvorkommend. Taehyung hatte also doch Recht gehabt.

Zehn Minuten später stand ich neben Jin vor der Kamera. Meine Angst war wie verflogen, stattdessen trieb mich eine motivierende Kraft an. Zwar schüchterte Jins Präsenz neben mir mich immer noch ein, aber ich verhielt mich immer professionell, wenn es ernst wurde. Da konnte nicht einmal meine Furcht mir etwas anhaben.

„Auf drei fangen wir an. Eins, zwei, drei...go", sagte der Kameramann an und gab uns das Startzeichen.

„Herzlichen Willkommen zu der heutigen Kochshow, wo ich, Kim Seokjin, euch zeige, wie ihr einfache Rezepte zu Hause zu einem Gourmet umwandeln könnt. Heute habe ich einen Gast bei mir, der mir dabei assistieren wird. Jeon Jungkook, ein neues Idol, dass erst sein Debut gemacht hat", begann Jin sofort und tauchte in die Rolle des kompetenten Sprechers.

„Es freut mich sehr heute hier sein können", sagte ich lächelnd und verbeugte mich.

„Nun dann, fangen wir doch an zu kochen."

Daraufhin begannen wir die Zutaten für die drei Gerichte zusammenzutragen und vorzubereiten. Jin wies mich an das Gemüse klein zu schneiden, während er die Nudeln für die Hauptspeise kochte. In der Zwischenzeit redeten wir eifrig miteinander und lernten uns gegenseitig ein wenig kennen. Die Stimmung war ziemlich gut und es machte wirklich Spaß mit ihm zu filmen und zu kochen natürlich. Es könnte nicht besser laufen.

„Jungkook, hältst du bitte das Sieb, während ich die Nudeln auskippe?", fragte der Ältere bittend.

Ich nickte, ließ das Messer auf dem Schneidebrett liegen und ging zu ihm an die Spüle herüber. Mit beiden Händen hielt ich das Metallsieb, als er den heißen Inhalt des Topfes hineingoss. Er tat dies etwas sehr schnell, weshalb das heiße, kochende Wasser teilweise auf meine rechte Hand schwappte. Ich keuchte erschrocken auf, ließ das Sieb ruckartig fallen, wodurch ein paar Nudeln herausfielen, und hielt meine verbrannte Hand fest.

„Jungkook, ist alles okay mit dir? Du hättest mehr aufpassen sollen", sagte er besorgt, nahm meine Hand und begutachtete sie.

„Es ist nicht so schlimm, ich muss sie nur unter kaltes Wasser legen und-" Als ich lächelnd zu ihm aufschaute, hielt ich für einen Moment inne. Für den Bruchteil einer Sekunde könnte ich schwören, dass er geschmunzelt hatte. Hatte ich mir das bloß eingebildet? Warum sollte er auch...?

„Hier, ich gebe dir ein Kühlpack. Kümmere du dich kurz um deine Hand, während ich das hier fertig mache", er lächelte und schob mich auf einen Stuhl, den jemand vom Kamerateam für mich hingestellt hatte.

Unmöglich, dass dieses freundliche Wesen geschmunzelt hatte. Vielleicht war ich einfach nur müde und sah schon Dinge, die nicht da waren. Das musste es sein.

Ich hielt mir das blaue Kühlpack an die rötliche Stelle auf meiner Haut und seufzte erleichtert auf, als der Schmerz nachließ. Jin warf mir erleichterten Blick zu und wandte sich dann wieder an die Zuschauer.

„Es ist alles in Ordnung, der Patient wurde versorgt", scherzte er und zwinkerte mir zu, woraufhin ich verlegen lachte. „Also dann, ich würde sagen ich schneide schnell das Gemüse weiter und huch-" Der Blondhaarige sprang plötzlich zur Seite und wirkte geschockt. Irritiert suchten alle nach dem Grund für seinen Schreck.

Er beugte sich herunter und hob das lange Messer vom Boden hoch, mit dem ich das Gemüse vorhin geschnitten hatte. „Jungkook, du musst wirklich aufpassen, wo du Messer hintust. Fast wäre es mir auf den Fuß gefallen. Liebe Zuschauer, tut scharfe Gegenstände wie Messer oder Scheren nicht an die Kante der Arbeitsplatte, sonst passiert noch ein Unfall. Ich hatte noch Glück und mir ist nichts passiert."

Ich schaute an der Kamera vorbei und stellte zu meinem Unglück fest, dass ich von zahlreichen Leuten Todesblicke erhielt, die mich offensichtlich dafür verantwortlich machten, den Schauspieler beinahe verletzt zu haben.

Jin machte daraufhin ungestört weiter, doch ich konnte mich gar nicht so wirklich darauf konzentrieren, weil ich immer wieder daran denken und mich fragen musste, wie der Zwischenfall dazu gekommen war, obwohl ich mir fast schon hundertprozentig sicher war, dass ich das Messer ganz auf das Schneidebrett gelegt hatte, was sehr weit von der Thekenkante entfernt gewesen war. Wie konnte es jetzt also möglich sein, dass es ihm heruntergefallen war?

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt