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«Jungkook«

Drei Tage vergingen seit dem Vorfall bei der Kochshow mit Jin. Drei Tage seit ich das letzte Mal von Taehyung gehört hatte.

Ich humpelte zum Fenster und schaute hinaus, meine Gedanken trifteten wie so oft in den letzten Tagen ab, in denen ich die Wohnung kein einziges Mal verlassen hatte. An den verletzten Fuß hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, einschließlich den Schmerzen, wenn ich mich leichtsinnig bewegte, und den Komplikationen, die miteinhergingen. Zumindest den Gang zur Toilette hatte ich bewältigt, ansonsten vermied ich es größtenteils mich viel umherzubewegen, wie der Arzt es mir vorgeschrieben hatte.

Mit wenig Hoffnung starrte ich auf das Display meines Handys, das keinerlei neue Benachrichtigungen anzeigte. Seufzend ließ ich meine Hand mit dem Smartphone sinken und lehnte mich mit meinem Kopf an die kühle Scheibe des Fensters an.

Ich hatte versucht Taehyung zu erreichen, nachdem er sich nach einem Tag nicht gemeldet hatte. Er sollte meine Anrufe und Nachrichten erhalten haben, doch bisher war kein Lebenszeichen seinerseits bei mir eingetroffen. Daraufhin hatte ich es aufgeben, weil ich ihn nicht nerven wollte. Es gab sicherlich einen Grund, warum er nicht antwortete. Früher oder später würde ich schon von ihm hören.

Zumindest redete ich mir das ein, ich hoffte es.

Seine Abwesenheit machte ich traurig, aber womöglich waren diese Gefühle nur dadurch verstärkt, weil ich den ganzen Tag nichts anderes tat als herumzuliegen und durch die Gegend zu starren. Es konnte ja nicht sein, dass ich nach so einer kurzen Zeit bereits so anhänglich war.

Gerade als ich mich von der Scheibe abwenden wollte, um mich zurück auf die Matratze zu begehen, vibrierte plötzlich mein Handy in meiner Hand. Aufgeregter als ich es sein sollte, hielt ich es vor mein Gesicht. Meine strahlenden Augen kehrten wieder zu den leeren, ausdruckslosen Äuglein zurück, als ich den Namen von Manager Kang las.

Ich nahm den Anruf ab und hielt das Gerät an mein Ohr. „Hallo? Manager Kang?"

„Geht es dir wieder einigermaßen gut?", fragte er mit einem Ton, der lediglich obligatorisch klang.

„Ja, Hyung. Weshalb rufst du an...?"

Er räusperte sich und erzählte: „Du hast es wieder geschafft, Jungkook. Kim Taehyung hat Arbeit für dich besorgt. Du wirst für die Serie ‚Feelings For You' das Ost singen. Der zuständige Produzent wird mit dir in seinem Tonstudio den Song aufnehmen."

Das Einzige, was ich wirklich heraushörte, war Taehyungs Name. Sofort wurde ich ganz aufgeregt und in meinem Bauch kribbelte es unruhig. „Hat Taehyung PD-nim angerufen?"

„Ja. Ach so, ich soll dir von ihm noch ausrichten, dass er gerade viel zu tun hat und sich deswegen erst später irgendwann meldet. Jeon Jungkook, du hast wirklich großes Glück", sagte Manager Kang monoton. Keine Freude, aber genauso wenig hörte er sich beleidigend an, im Gegensatz zu vor ein paar Tagen.

„Wann nehme ich das Ost auf?"

„Heute. Ich hole dich gleich ab, also mach dich schon mal bereit. Ich komme hoch und helfe dir wegen deinem Fuß."

„N-Nein nein, ist schon okay. Ich schaffe es allein", versicherte ich ihm, woraufhin er mehr als recht sich einverstanden gab.

Nachdem ich auflegte, suchte ich mir etwas Frisches zum Anziehen heraus und beeilte mich aus der Wohnung herauszukommen. Als ich draußen ankam, stand der Van bereits vor der Tür und Manager Kang wartete im Auto. Ich stieg ein, begrüßte die beiden Männer, und so fuhren wir los.

Während ich die Stadt beobachtete, die an mir vorbeizog, lächelte ich über beide Ohren. Taehyung hatte nichtsdestotrotz an mich gedacht und mir dieses Ost ermöglicht, obwohl er scheinbar tatsächlich selbst viel um die Ohren hatte. Er hatte mich nicht vergessen oder bewusst gemieden, ich wusste es doch. Bei dem Gedanken an den Schwarzhaarigen, und dass ich ihn vielleicht schon bald wiedersehen könnte, begann mein Herz schneller zu schlagen.

Die Fahrt dauerte nicht besonders lange. Wenig später parkte der Fahrer vor einem Studio, das ich bereits öfters betrachtet hatte, wenn wir vorbeifuhren. Es war nämlich das bekannte RM Studio, in dem der erfolgreiche Rapper und Produzent Songs entwickelte, die nur die besten Sängerinnen und Sänger singen durften. Ich würde doch nicht wirklich ein Ost von Kim Namjoon aufnehmen, oder?

Der fünfundzwanzigjährige Rapper war bekannt dafür, äußerst wählerisch zu sein, was seine Lieder betraf. Die meisten davon wurden sogar richtige Hits, die mehrere Awards gewannen.

Hatte Manager Kang sich bei der Adresse vertan? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich diese Möglichkeit erhielt.

„Wieso steigst du nicht aus, Jungkook?", fragte Manager Kang irritiert, als ich weiterhin einfach nur aus dem Autofenster schaute und keine Anstalten machte, die Tür in nächster Zeit aufzuschließen.

„S-Sind wir hier wirklich richtig...?"

Er seufzte. „Ich konnte es ja auch kaum glauben. Aber ja, dein Freund Kim Taehyung hat dafür gesorgt, dass du einen Song von Kim Namjoon singen kannst."

Bei der Anrede von Taehyung als ‚mein Freund' wurde ich rot, obwohl ich wusste, dass Manager Kang es anders gemeint hatte.

„Das...ist unglaublich..."

„Ja, ist es. Du solltest aber nun endlich reingehen, bevor er sich umentscheidet", gab er ungeduldig von sich.

„Kommst du nicht mit, Hyung?"

„Nein, Herr Kim mag es wohl nicht, wenn die Artisten begleitet werden. Er möchte ungestört mit den Sängern allein arbeiten. Also auf."

Ich nickte verstehend, öffnete die Tür und stieg aus. Kaum stand ich im Freien startete der Motor des Vans und sie fuhren weg. Etwas bedrückt schaute ich dem wegfahrenden Wagen hinterher. Warum hasste er mich eigentlich so?

Schulterzuckend humpelte ich in Richtung des Eingangs, was gefühlt eine Ewigkeit dauerte, da mein verletzter Fuß so viel Anstrengung nicht gewohnt war. Ich war im Inneren des Gebäudes dermaßen konzentriert so vorsichtig wie möglich zu laufen, um Schmerzen zu vermeiden, dass ich nicht merkte, dass jemand mir entgegenkam.

Die Person stieß gegen mich, sodass ich das Gleichgewicht verlor und rückwärts auf meinen hintern landete. Ein Mann im weißen Hemd, ein paar Zettel in den Händen, stand über mir.

„Was soll das? Kannst du nicht besser aufpassen?", giftete er mich an, obwohl ich am Boden saß.

„T-Tut mir leid...", entschuldigte ich mich dennoch, während ich mich bemühte, zurück auf die Beine zu kommen, was sich als schwerer herausstellte als gedacht. Unbeholfen versuchte ich vor dem Mitarbeiter aufzustehen, der mich ungeduldig dabei beobachtete.

„Also wirklich. Was macht ein kleines Kind denn hier?" Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich dankbar annahm. Als ich mich jedoch hochziehen wollte, ließ er auf einmal einfach los, weshalb ich direkt wieder hinfiel.

Erschrocken quietschte ich auf und starrte ihn mit geweiteten Augen fassungslos an. Der Mann schmunzelte belustigt. „Warum sollte ich dir helfen?" Schulterzuckend wischte er sich die Hand an seiner Hose ab, die er mir gereicht hatte, steckte beide Hände in seine Hosentaschen und ging fort.

Was war denn bitte mit dem?

Kopfschüttelnd raffte ich mich auf und hinkte weiter. Völlig ahnungslos irrte ich durch das Gebäude, in dem sonst irgendwie niemand unterwegs war, den ich fragen könnte. Ich hätte den Mann vorhin fragen müssen, aber eigentlich bezweifelte ich, dass er mir geholfen hätte.

Mit jeder weiteren, vergehenden Minute wurde ich nervöser. Kim Namjoon wartete bestimmt schon irgendwo in eines der Räume auf mich, und ich streunerte hier wie ein verlorener Welpe herum.

Mein Gesicht hellte sich auf, als ich eine Frau mich zukommen sah. Sie schaute auf ihr Handy und beachtete mich nicht. Wenn ich sie nicht angesprochen hätte, wäre sie wohl einfach vorbeigegangen.

„Entschuldigen Sie?"

Mit hochgezogener Augenbraue wandte sie sich zu mir und wirkte genervt von der Unterbrechung. „Ja?"

„Können Sie mir sagen, wie ich zu Kim Namjoon komme?"

Ein überraschter Blick huschte ihr übers Gesicht, ehe sie anfing zu lachen. „Du willst zu Namjoon? Wer hat dich überhaupt hier rein gelassen? Das ist hier kein Spielplatz, geh nach Hause."

Ich sah ihr nach, während sie davonstolzierte.

Was war denn mit diesen ganzen Leuten hier los?

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن