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«Taehyung«

Mit ausdrucksloser Miene laufe ich durch die Bank, meine Tasche in der einen Hand, meine Jacke in der anderen. Es war gerade einmal der frühe Nachmittag und eigentlich war ich erst seit fünf Stunden hier, aber ich war bereits jetzt auf den Weg nach Hause.

Ich kam unten in der Lobby an und wollte gerade schnurstracks hinauslaufen, als ich plötzlich ärgerlicherweise aufgehalten wurde. Innerlich verdrehte ich meine Augen und sah die zwei Personen mit erhobener Augenbraue an.

Es waren die beiden Männer vom Sicherheitsdienst, die sich mir in den Weg gestellt hatten.

„Herr Kim, gehen Sie etwa schon nach Hause?", fragte der eine von ihnen freundlich.

„Wollen Sie einen Kaffee? Wir können Ihnen einen holen."

Ich starrte die beiden an, meine Augen verengten sich ein bisschen. Wieso störten sie mich? Wieso sprachen sie überhaupt mit mir?

Jedes Mal, wenn ich diese zwei sah, musste ich an Jungkook denken. Mein Herz zog sich wie so oft zusammen und es begann unangenehm zu schmerzen. Mit verkniffener Miene legte ich meine Hand an mein Hemd an und zerknitterte es dadurch.

„Alles okay, Herr Kim? Geht es Ihnen nicht gut?"

Er streckte seine Hand aus, vermutlich um irgendwie zu helfen, doch ich schlug sie heftig weg und wich zurück. Meine Augen waren geweitet und ich spürte, dass ich unnormal schnell atmete.

„Bleibt weg! Ihr seid gefeuert. Ich möchte euch nie wieder hier sehen!", schrie ich, drehte mich auf dem Absatz um und eilte hinaus.

Soweit ich aus dem Gebäude war, wollte ich direkt zu meinem Auto rennen, aber ich wurde am Arm gepackt und zurückgezogen. Erschrocken und gleichzeitig verärgert über die dauernde Störung schwang ich herum, drauf und dran diejenige Person in ihre Schranken zu weisen.

„Yoongi Hyung?", fragte ich dann jedoch verdattert. „Was machst du denn hier?"

Statt meine Frage zu beantworten, betrachte er mich durchgehend.

„W-Was?" Irritiert sah ich an mir herunter, um nach etwas zu suchen, was Grund für sein skeptisches Starren sein könnte.

„Dir erging es wohl auch nicht so gut."

Ich biss die Zähne aufeinander und wandte meinen Kopf von ihm weg. „Ich...ich weiß nicht, was du meinst."

„Jimin ist zurück und-"

Ein wenig grimmig stemmte ich meinen Arm in die Hüfte. „Ja und...? Deswegen bist du extra hergekommen?"

Yoongi verdrehte die Augen und stieß genervt aus: „Wenn du mir vielleicht zuhören würdest, dann hätte ich dir schon längst gesagt, dass Jungkook auch zurück ist."

Ich weitete meine Augen. „Jungkook?"

„Was? Hast du gedacht, dass er nach der Sache für immer das Land verlässt?"

Mit diesem Gedanken hatte ich tatsächlich gespielt, nachdem ein halbes Jahr vergangen war und Jimins Welttour eigentlich zu Ende ging, und sie trotzdem noch nicht zurückgekehrt waren. Es waren Tage vergangen, Wochen, Monate. Aber keine Nachrichten, dass er wieder in Südkorea war.

„Er und Jimin sind nach der Tour noch in Japan geblieben, um zu trainieren, habe ich gehört. Jetzt sind sie zurück und rate, wer ab heute bei Hype Labels unter Vertrag steht", erklärte Yoongi.

Ich seufzte. „Hyung, du weißt, dass ich mich da nicht so auskenne. Du kannst mich über jede Bank ausfragen, aber von Entertainments habe ich keine Ahnung."

Er warf mir einen entgeisterten Blick zu. „Nicht mal das weißt du? Hype ist das größte Musikentertainment in der ganzen Branche."

„Nicht meine Branche."

„Wie auch immer. Es ist das Entertainment von Jimin. Und irgendwie hat Jungkook es geschafft, dass die ihn haben wollen."

„Was? Jungkook ist jetzt bei Hype Labels? Einfach so, nachdem er gerade die Welt bereist ist?"

Zugegebenermaßen, nachdem er abgereist war und ich keine Chance gefunden hatte, ihn vorher anzutreffen, um mit ihm zu sprechen, hatte ich das Thema Jungkook möglichst vermieden. Zumindest nach meinen gescheiterten Versuchen ihn auf dem Handy zu erreichen. Die Nummer war nicht vergeben und ich konnte es damals einfach nicht fassen. Ich konnte ihn verstehen, es war verständlich, dass er nie wieder von mir hören wollte, aber die Erkenntnis tat mir einfach zu weh.

Danach hatte ich mich in meine Arbeit hineingesteigert und mich nicht mehr nach ihm erkundigt. Vielleicht hätte ich gewusst, was bei ihm los war, wenn ich die Nachrichten verfolgt hätte. Das letzte Mal, als ich mit den Nachrichten zu tun hatte, war, als ich alles dafür gegeben hatte, die Fotos von Jungkook aus dem Netz zu löschen. Größtenteils war mir das auch gelungen, aber das Internet war ewig. Irgendwo würden sie trotzdem noch sein.

Aber es war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte.

„Erde an Taehyung? Bist du noch da?" Yoongi winkte vor meinem Gesicht mit seiner Hand hin und her.

„Du hast ja wirklich keine Ahnung, was der Kleine im Ausland gemacht hat. Eigentlich ziemlich unglaublich, was er geschafft hat. Jimin hat ihn bei seinen Konzerten mitsingen lassen. Er hat international schnell eine neue Fanbase aufgebaut, besonders in Japan lieben sie ihn. Er ist überall in den Medien. Bekannt als der glänzende Stern, der heller strahlt als alle anderen."

Während ich ihm so zuhörte, konnte ich nicht glauben, dass wir wirklich über Jungkook redeten. Das hatte er alles geschafft? Innerlich lächelte ich, ein Andrang an Stolz meldete sich, obwohl ich der Letzte war, dem dies zu verdanken war.

Jungkook hatte es geschafft, zurück an die Spitze zu kommen, von der ich ihn gestoßen hatte. Erleichterung erfüllte mich. Ich wusste, dass es egoistisch war, dass mein schlechtes Gewissen damit nur besänftigt wurde. Aber ich konnte nicht anders als zu denken...

Zum Glück ging es ihm gut. Zum Glück litt er nicht mehr allzu sehr wegen mir.

Yoongi seufzte bei meinem glücklichen Anblick. „Taehyung, so geht das nicht weiter. Ihr müsst reden. Heute findet ein Willkommenskonzert im Stadtpark statt. Jimin und Jungkook werden da sein. Ich kann uns VIP Karten besorgen, damit du ihn im Backstagebereich treffen kannst."

„D-Das würdest du für mich tun, Hyung?", fragte ich überaus dankbar.

Zugleich wuchs die Anspannung in mir. Wie würde Jungkook reagieren, wenn ich vor ihm auftauchen würde?

„Nicht nur für dich." Er wirkte plötzlich nachdenklich. „Es gibt auch Einiges, was ich mit Jimin bereden muss."

Ich nickte verstehend und sah an Yoongi vorbei in die Ferne, keinen bestimmten Punkt anvisierend.

Alles, was in dem Moment zählte, war, dass ich mit Jungkook sprechen musste. Ich musste mich entschuldigen, ihn eigentlich auf Knien anflehen. Aber seien wir mal ehrlich. Hatte ich einen Gedanken daran verschwendet, ihm auch nur eine Chance zu geben, sich an dem Tag zu erklären? Nein, ich hatte immer weitergesprochen, mit dem Wissen, dass jedes weitere Wort ihn noch mehr verletzte.

Wäre ich er, würde ich mich auch nicht mehr anhören wollen.

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Ein kürzeres Fillerkapitel, aber es brauchte einfach ein Kapitel, das alles so ein bisschen überbrückt :')

Mei~

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora