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«Jungkook«

Weder das für mich verantwortliche Personal noch sein Team, das hinter ihm stand, gaben einen Ton von sich. Genauso wenig kam ihm oder mir ein Laut über die Lippen. Wir blickten uns lediglich an und hielten die Luft an.

Irgendwie war es schon ganz lustig. Jemand hätte dieses Szenario aufnehmen müssen.

Um nicht weitere Zeit in dieser Starre zu verbringen, ergriff Manager Kang als erster das Wort, wofür ich ihm recht dankbar war. „Wollen Sie etwas Bestimmtes, Herr Park?"

Ich biss mir auf die Lippen. Es war also wirklich Park Jimin. Ich hatte ihn mir nicht eingebildet.

Ich spürte, wie meine Beine schwach wurden und dachte mir, dass ich von Glück reden konnte, dass ich auf einem Stuhl saß und nicht stand. Wer würde auch nicht vor Park Jimin nervös werden? Und er war ausgerechnet mein Vorbild, von dem ich schon seit Jahren ein Fan war.

• ❥ •

Das erste Mal, das ich ihn gesehen oder von ihm gehört hatte, gehörte bis heute zu den Momenten, die ich als Schicksal anerkannte.

Damals, als ich gerade einmal dreizehn Jahre alt gewesen war, hatte ich mich in einer für einen Jugendlichen schwierige Zeit befunden. In der Schule war ich immer der Einzelgänger gewesen. Ich wurde nicht gemobbt oder herumgeschubst, und eigentlich wollte ich auch gar nicht immer so allein unterwegs sein, aber ich hatte einfach nie den Anschluss zu anderen gefunden.

Wenn die Familie in armen Verhältnissen lebte und man ohnehin genug Stress zu Hause hatte, hatte man eben andere Dinge im Kopf als Videospiele, Beziehungen und andere Sachen, die junge Menschen begeisterten. Dadurch wurde ich automatisch zum Außenseiter, als wäre ich unsichtbar. Manchmal wurde ich sogar vergessen, nicht nur von Mitschülern, sondern ebenso von Lehrern.

Als das Geld völlig knapp wurde, nahmen mich meine Eltern komplett von der Schule. Ich glaubte nicht, dass die anderen wirklich einen Unterschied bemerkt hatten.

Und obwohl die Schulzeit nicht besonders schön und lange war, hatte ich sie immer vermisst. Ich wollte wie jeder Teenager sein, stattdessen durfte ich das Privileg der Bildung nicht genießen. Stattdessen wurde von mir verlangt, arbeiten zu gehen, gleichgültig, wie klein die Jobs waren, ob Zeitungen austragen oder bei fremden Haushältern aufräumen. Was man eben in solch jungen Jahren machen durfte.

Meine Eltern hatten es natürlich auch nicht einfach, dafür hatte ich Verständnis, doch irgendwann behandelten sie mich nicht mehr wie ihren Sohn, sondern nur noch wie eine Arbeitskraft. In dem Alter von vierzehn Jahren spürte ich dann, dass diese liebevolle Beziehung zwischen Eltern und Kind vollständig gerissen war.

Es war schwer für mich gewesen. So unheimlich hart. Zu viel Last, an der ich nach und nach zu zerbrechen drohte.

Eines Tages lief mein vierzehnjähriges Ich durch den in der Nähe meines Zuhauses, in meiner Heimatstadt Busan, liegenden Parks. Dort gab es eine kleine Bühne mit großen Steinen davor aufgereiht, auf denen sich Zuschauer und Zuhörer hinsetzen konnten. Ab und zu sangen oder tanzten Hobbymusiker und Straßenkünstler auf der hölzernen Tribüne.

An dem Abend, in dem ich wie so oft meiner Realität entfliehen wollte, setzte ich mich zu der kleinen versammelten Menge dazu, die darauf wartete, dass die in dem Moment sich vorbereitende Person begann etwas vorzutragen. Ohne große Hintergedanken hatte ich den jungen Mann beobachtet.

Er wirkte glücklich, strahlte, obwohl ihm nicht besonders viele Leute zuhörten. Wie in seiner eigenen Welt schien er über die kleine Bühne zu schweben und seine Stimme füllte die Leere in meinem Inneren. Am Ende seiner kleinen Show stellte er sich vor. Sein Name war Park Jimin und er hatte gerade erst als Trainee angefangen.

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt