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«Jungkook«

Die zahlreichen Lichter in dem Raum blendeten mich ein wenig, als wir durch die Tür liefen und im Studio ankamen, wo sich überraschenderweise viele Leute aufhielten.

In der Mitte befand sich ein aufgestellter, halber Raum aus drei Wänden, vorne war alles offen, sodass man hineinfilmen konnte. Ich erkannte, dass es sich um ein Bad handelte.

Manager Kang und ich begrüßten die anwesenden Personen höflich und kämpften uns bis zum Direktor vor, der in dem Moment die ganzen Requisiten kontrollierte. Er war ein kleinerer Mann mit längeren Haaren, eher schmächtig und zierlich gebaut. Sein Gesicht besaß weiche Züge, als er den mit anderen sprach. Er schien ein freundlicher Mann zu sein, mit dem  man gerne arbeitete.

Die Vorfreude wuchs in mir und übersteigerte so langsam die Anspannung, sodass ich mich wagte, ein bisschen selbstbewusster aufzutreten. Immerhin musste ich einen guten Eindruck machen, um sie alle von mir zu überzeugen.

„Herr Oh, ich bin Jeon Jungkook und soll heute mit Ihnen den Werbespot filmen", stellte ich mich ihm vor und verbeugte mich zu einem Neunziggradwinkel.

Er schaute zu mir auf und lächelte. „Es ist schön dich kennenzulernen. Du musst nicht so formal sein. In meinem Studio sind wir hier alle Freunde."

„D-Dankeschön für diese Möglichkeit."

„Also gut, es geht, wie du wahrscheinlich bereits weißt, um unsere Pflegecreme, die großen Zuspruch von unseren Kunden erhält. Unsere Zielgruppe war bisher meistens die weibliche Bevölkerung, aber nun möchten wir es erweitern. Die Männer sollen ebenfalls angeregt werden, die Creme zu konsumieren. Daher brauchen wir unbedingt ein männliches, jungenhaftes Model mit schöner Haut", erklärte er und zeigte mir einige Fotos von bisherigen Werbeshootings, die hauptsächlich Frauen zeigten.

„Du musst dir einfach vorstellen, als würdest du morgens aufwachen, ins Badezimmer gehen und dich fertig machen. Nach dem Gesicht waschen, cremst du dich mit unserer Pflegecreme ein, die dich den ganzen Tag vor der Umwelt schützt, und dich natürlich und frisch strahlend lässt. Hast du alles verstanden?"

Ich bejahte eifrig und folgte haargenau seinen Anweisungen, die daraufhin folgten. Anfangs war ich einfach nur aufgeregt, gerade weil so viele Menschen mir zusahen, und ich bisher noch keinerlei Erfahrungen mit Schauspielerei besaß. Es war zwar nur ein Werbespot, jedoch schien alles von diesem ersten Job abzuhängen. Ich wollte alles geben.

Wie abgesprochen öffnete ich die Tür, trat hinein in den aufgestellten Raum, fuhr mir etwas verträumt durch die Haare und stellte mich lächelnd an das Waschbecken. Die Kamera verfolgte meine gezielten Bewegungen, und mit jeder vergehenden Sekunde gewann ich an Selbstvertrauen hinzu. Es machte wirklich Spaß.

Gerade als ich das Wasser in mein Gesicht machen wollte, rief Direkter Oh plötzlich. „Cut."

Ein wenig verwirrt schaute ich auf, als er auf mich zuging. „Was ist los...?"

„Der Anfang war ganz gut, aber könntest du, wenn du dich vor das Waschbecken stellst, einen kleinen Tick länger den Blickkontakt mit der Kamera halten?"

„Ja, mache ich."

Und so wiederholte ich alles. Nach meinem Gefühl lief es sogar besser als zuvor, doch auch dieses Mal unterbrach er die Szene an demselben Punkt. „Jetzt ein bisschen kürzer, das war dann doch zu lang."

Beim dritten Versuch passte es ihm dann endlich mit der Stelle, aber dann bemängelte er, dass ich nicht mehr natürlich wirkte. Meine Geduld war normalerweise sehr groß, auch dieses Mal dachte ich mir nichts dabei und versuchte weiterhin mein Bestes, aber nach dem vierten Mal schien er derjenige zu sein, der die Geduld verlor.

„Jungkook, bitte, gib dir doch ein bisschen mehr Mühe", bemerkte er deutlich genervt an.

Sein Unterton gefiel mir nicht und verunsicherte mich. Was wollte er denn noch mehr? Ich fühlte mich in meinen Handlungen, Gesten und Mimik eigentlich sehr sicher.

Nach dem, ich glaubte, sechsten Dreh, seufzte er frustriert und meinte, dass er sicherlich schon etwas Brauchbares davon finden würde. Nun schritten wir endlich zur eigentlichen Hauptszene über.

„Versuch bitte das Wasser leicht und geschmeidig ins Gesicht zu spritzen, und kneif die Augen nicht zu stark zusammen. Es soll entspannend aussehen."

Ich setzte alles um, was er von mir wollte, aber es war auch hier scheinbar nicht gut genug. Mein Gesicht war bereits nass, als er erneut ‚Cut' rief. „Nein, so wird das nichts. Du darfst dich nicht zu sehr vorbeugen, nochmal. Jemand soll sein Makeup wieder auffrischen!"

2. Versuch. Selbes Problem.

3. Versuch. Zu viel Wasser.

4. Versuch. Nicht schnell genug wieder hochgeschaut.

5. Versuch. Wieder zu langsam.

6. Versuch. Zu schnell.

7. Versuch. Nicht gelächelt.

8. Versuch. Zu verkrampft.

„Okay, langsam, reichts aber wirklich", er schlug sich verärgert gegen den Kopf, während die Makeup-Artistin zum tausendsten Mal mein Gesicht von dem durch das Wasser verschmierten Makeup befreien musste, indem sie ein Wattepad in meine Haut einrieb. So oft wie diese überstrapaziert wurde, tat das Reiben irgendwann einfach nur noch weh. Und selbst als sie leicht gerötet aussah, vor allem meine Wangen und um meine Nase herum, sagte ich nichts.

„Wieso bekommst du die leichtesten Sachen nicht hin?? Ich weiß, dass du das hier zum ersten Mal machst, aber sogar Amateure von der Straße würden das besser hinbekommen", seine Stimme wurde immer lauter, sodass ich zusammenzuckte.

Der Kloß in meinem Hals wurde größer und ich gab mir Mühe, dass meine Augen nicht feucht wurden, um das ganze Makeup nicht schon wieder zu ruinieren. „E-Es tut mir leid, versuchen wir es bitte noch einmal."

„Nein, das ist völlige Zeitverschwendung. Jemand soll ihn wegbringen, ich möchte ihn hier nicht mehr wiedersehen!"

Ich starrte ihn entgeistert an. Von dem freundlichen Mann schien nichts mehr übriggeblieben zu sein. Mein Mund öffnete sich, um einen letzten Versuch zu starten, ihn zu überreden, aber er drehte sich einfach von mir weg. Manager Kang stellte sich neben mich und warf mir einen enttäuschten Blick zu, er schüttelte dabei seufzend den Kopf.

„Lass uns gehen, Jungkook."

„A-Aber Hyung-"

„Lass es einfach gut sein. Der Tag war lang genug", sagte er monoton und lief voran.

Die ganzen Blicke, die ich von den Leuten bekam, als ich mit hängenden Schultern das Studio verließ, fühlten sich an wie kleine Messerstiche, die sich tief in meinen Rücken bohrten. Der Scham und das Gefühl gescheitert zu sein zerrten an mir, sodass ich am liebsten im Erdboden versinken wollte.

Mein erster und höchstwahrscheinlich auch letzter Auftrag endete erfolglos.

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Erst mal tut es mir unendlich leid, dass am Mittwoch kein Kapitel gekommen ist, aber ich hatte diese Woche wirklich viel Stress mit meinen letzten drei Uniklausuren. Aber nun ist alles vorbei und ich bin motiviert endlich weiterschreiben zu können ^-^

Mei~

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Where stories live. Discover now