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«Jungkook«

„Dein Erstes Mal...?", wiederholte er fragend, er wirkte auf einmal äußerst überfordert. Von seinem Zorn war keine Spur mehr zu erkennen.

Ich nickte schniefend und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht. Endlich hörte er mir zu.

„Aber wieso? Ich verstehe es nicht. Wenn du wirklich nichts mit diesen Fotos zu tun hast, warum warst du dann vor meiner Tür? Und du wirktest wirklich erregt, als würdest du jeden anspringen wollen." Er sah mich schief an, und wog anscheinend ab, ob er mir glauben sollte.

„Ich bin ein Idol und habe gerade erst mein Debut gemacht. Weil das Entertainment sehr klein ist, habe ich nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen, also wollte mein CEO, dass ich sozusagen ein paar...Connections mache. Ich war damit einverstanden, mich mit ein paar Männern zu treffen, die mich ‚kennenlernen' wollten... Mein Manager hat mir vorher Tabletten gegeben, damit ich gefügiger werde, deswegen war ich in so einem Zustand...", erklärte ich ihm beschämt.

Ich konnte es nicht fassen, dass ich diesem Fremden alles erzählte, und es war mir unfassbar unangenehm, aber ich wollte auf gar keinen Fall unnötigen Ärger mit ihm. Er hatte mich schon genug eingeschüchtert.

„Das ist Prostitution. Wie kannst du für Aufmerksamkeit und Ruhm so etwas akzeptieren?"

Ich schluckte hart. „Verurteile mich nicht, denn du kennst mich nicht. Aber ich...i-ich hatte keine andere Wahl."

„Jungkook...", sprach er meinen Namen beinahe sanft aus, weshalb ich ihn verwundert in die Augen schaute. „Ich glaube dir, dass du nicht dahintersteckst. Und es tut mir leid, dass ich dir voreilig weh getan habe."

„S-Schon gut."

„Vielleicht kann ich es wieder gutmachen. Aber jetzt muss ich mich erst einmal um meine Probleme kümmern."

Ich nickte verstehend und erwiderte nichts weiter. Was sollte er schon damit meinen. Es wieder gutmachen?

„Also dann, auf Wiedersehen, Jungkook."

„Tschüss...T-Taehyung...Hyung."

• ❥ •

Nachdem ich mich von der ganzen Situation erholt hatte, war ich endlich aus meiner Starre erwacht und überwand mich nicht weiter nichts tuend in der Gegend herumzustehen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhrzeit stellte ich zudem fest, dass ich mich beeilen musste, wenn ich nicht zu spät zu meinem Minijob in dem Café wollte.

Ich arbeitete schon ein paar Jahre hier, die Bezahlung war nicht schlecht und das Trinkgeld, was ich gelegentlich bekam, half mir in schweren Monaten um die Runden zu kommen. Die Besitzerin hatte mich damals bereits mit vierzehn Jahren angenommen, da ich sie angefleht hatte, mich einzustellen. Seitdem war ich ihr bester Arbeiter und sie unterstützte mich mit meiner Idol Karriere. Immer wieder gab sie Kommentare von sich, wie, eines Tages kann ich behaupten, dass Jeon Jungkook mal bei mir gekellnert hat.

Dass dies noch eine ganze Weile dauern würde, wusste sie wahrscheinlich genauso wie ich, aber ihre Worte heiterten mich auf.

Ich kam pünktlich bei dem Café an und trat hinein. Wie jeden Tag war es um diese Zeit besonders viel besucht, weshalb ich mich beeilte, in meine Arbeitskleidung, bestehend aus einem schwarzen Oberteil, einer schwarzen Hose und einer weißen Schürze um die Hüfte, zu wechseln. Kurz bevor aus dem Personalraum trat, atmete ich tief ein, dachte die Schmerzen in meinem Unterleib weg und trat hinaus, um meine Arbeit zu verrichten, ohne dabei an die ganzen Probleme zu denken, die in den letzten vierundzwanzig Stunden ausgebrochen waren.

• ❥ •

Die acht Stunden zogen wie im Fluge an mir vorbei. Auf eine Pause hatte ich wie so oft freiwillig verzichtet, um noch ein bisschen mehr Geld dadurch zu verdienen. Die halbe Stunde brachte zumindest etwas mehr Geld ein und in der Zeit bekam ich die Möglichkeit von den Kunden, die ich bediente, ordentlich Trinkgeld zu bekommen.

Dementsprechend fühlte ich mich nach Arbeit auch. Müde, schwach und hungrig.

Ich ließ mir ordentlich Zeit, als ich meinen Nachhauseweg antrat, denn ich hatte einfach keine Kraft mehr mich schnell zu bewegen. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und ich wollte mich einfach nur noch ins Bett schmeißen.

Die Gegend wurde mit jedem Schritt, dem ich mich meiner kleinen Wohnung näherte, düsterer und unfreundlicher. Kein besonders schöner Ort und den Leuten, die hier wohnten, sollte man ebenfalls lieber aus dem Weg gehen, doch es war das Einzige, was ich mir leisten konnte. Und die Bindung ans Stadtzentrum war ganz gut.

Ich hatte so ein Gefühl, dass heute noch etwas passieren würde, noch bevor ich die Person bereits von Weitem vor meinem Wohnungsblock sichtete. Eigentlich dachte ich mir nicht viel, aber innerlich ahnte ich, dass diese junge Frau in ihrem schicken, eleganten Kleid nicht zufällig in so einer Gegend unterwegs war, und schon gar nicht hier lebte.

Ich ging also zögernd weiterhin in die Richtung und versuchte sie zu ignorieren, und einfach ins Innere zu gehen, aber natürlich hatte ich einfach kein Glück heute. War ja klar.

„Entschuldige, du bist Jeon Jungkook, nicht wahr?", sprach sie mich mit ihrer klaren Stimme an.

Ich stieß einen leisen Seufzer aus und drehte mich nervös lächelnd zu ihr um. „Ja...? Und wer sind Sie?"

„Mein Name ist Choi Nanhee", stellte sie sich vor.

Für einen Moment dachte ich darüber nach, warum mir ihr Name bekannt vorkam, ehe es mir einfiel. So hieß doch die Verlobte von Kim Taehyung! Aber was wollte sie von mir? Und woher wusste sie, dass ich hier wohnte?

„Sie...Sie sind die Verlobte von-"

„Ja, das bin ich", sagte sie zaghaft und lächelte sogar ein wenig.

„E-Es tut mir so leid, was passiert ist. Ich...i-ich wollte nicht mit Ihrem Verlobten-", stammelte ich geschockt und wagte es nicht ihr ins Gesicht zu schauen.

„Es ist okay. Sehr sogar."

Ich starrte sie verwirrt an. „Wie meinen Sie das?"

„Du musst das nicht verstehen, Jungkook, aber ich habe seit Wochen darauf gewartet, dass so etwas passiert. Wie du sicherlich mittlerweile weißt, ist diese Verlobung nicht aus Liebe entstanden. Sondern aus geschäftlichen Gründen. Taehyung möchte das auch, denn er würde alles tun für seine Bank, aber ich nicht. Ich liebe ihn nicht."

Ich runzelte die Stirn. „Wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie jemanden beauftragt haben, um ihm hinterher zu spionieren? Sie wollten einen guten Grund finden, mit dem sie die Verlobung aufheben können." Obwohl ich nicht direkt betroffen war, schockte es mich trotzdem. Wenn ihr Verlobter wüsste, was sie abzog, nur um ihn nicht heiraten zu müssen. Das, was sie da geplant hatte, befand sich schon lange unter der Gürtellinie, aber wer war ich, dass ich über sie urteilen konnte?

„So kann man das sagen, schätze ich", sagte sie schulterzuckend.

„Und wieso haben Sie mich aufgesucht...?"

„Um mich bei dir zu bedanken. Ich habe erfolgreich mit ihm Schluss gemacht und meinen Vater dazu überredet diese Verlobung zu beenden. Mit so einem Mann soll ich nicht verheiratet werden." Dies erzählte sie nebenbei mit so einer Leichtigkeit, dass ich mich ein wenig vor ihr ekelte.

„Das ist unfair gegenüber ihm. Sein Ruf leidet darunter."

„Wenn ich ihn nicht sowieso beschatten gelassen hätte, hätte er mich trotzdem betrogen, und zwar mit dir, einem Mann. Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, dennoch möchte ich mich danken. Hier nimm das", sagte sie und hielt mir einen kleinen Zettel hin.

Verwirrt nahm ich ihn entgegen und hätte den Schein beinahe fallen gelassen, als ich sah, um was es sich handelte.

Es war ein Scheck im Wert von vierzehn Millionen Won (~ 10000 Euro).

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Where stories live. Discover now