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«Jungkook«

„A-Aufregendere Fragen?"

„Hast du eine Freundin, Jungkook? Oder einen Freund? Wie stehst du zu deiner Sexualität? Wie viele Beziehungen hattest du schon?", bombardierte sie mich.

War ja klar, dass sich Reporter für solche Dinge besonders interessierten. Jin hatte mir diese Frage bei der Kochshow ebenfalls gestellt.

„Ich habe momentan keinen Partner."

Sie schmollte ein wenig, weil ich ihre Fragen nicht in dem Maße beantwortet hatte, den sie sich erhofft hatte. „Wenn du einen hättest, welches Geschlecht hätte die Person?", fragte sie also noch einmal nachdrücklich.

Ich starrte sie verunsichert und mit einem Hauch Skepsis an, während ich mir in meinem Kopf zurechtlegte, welche Antwort hier besonders schlau wäre. Solche Leute wie sie, deren Arbeit darauf basiert die Geheimnisse der Prominenten zu enthüllen, um eine herausstechende Geschichte zu veröffentlichen, verdrehten jedes Wort. Ich durfte ihr keinen Spielraum für Interpretationsmöglichkeiten geben.

„Ich habe bisher noch keinerlei Erfahrung in Sachen Liebe oder Beziehungen. Während der Schulzeit habe ich gelernt, bis ich als Trainee angefangen habe. Es gab in meinem Leben nie Platz für solche Gedanken. Daher bin ich auch noch offen gegenüber allem."

„Keine Erfahrung also...", murmelte sie vor sich hin. „Wenn du schon mal die Schulzeit erwähnst. Deine neuen Fans sind bestimmt auch daran interessiert, wie dein Leben als normaler Jugendlicher so war."

„Es gab nichts Besonderes. Ich war einfach ein normaler Schüler", sagte ich etwas lachend.

„Ein normaler Schüler? Soweit ich weiß, waren deine Umstände etwas anders."

Ich glaubte mich verhört zu haben, doch das amüsierte Schmunzeln um ihre roten Lippen und der Ausdruck in ihren Augen verrieten mir, dass sie bewusst etwas versuchte, auszugraben. Aber was wollte sie in meiner Vergangenheit genau finden?

„Es tut mir leid, aber ich weiß nicht genau, was Sie meinen."

„Ich rede davon, dass dein Leben sicherlich nicht so einfach war wie das deiner Mitschüler. Deine Familie lebte in ärmlichen Lebensverhältnissen, sie tut es eigentlich noch immer, nicht wahr?"

Ich zuckte zusammen und lehnte mich ein wenig von ihr weg. „Das...Das ist wahr, aber ich weiß nicht, warum das-"

„Deine Familie war damals zu arm, um deine Schulbildung weiter zu fördern. Du hast die Schule abgebrochen und musstest arbeiten. Ich habe mich zudem mit einigen deiner alten Lehrer in Kontakt gesetzt. Sie alle hielten dich für einen äußerst braven, schlauen Schüler, dessen Potential nicht vollkommen ausgeschöpft werden konnte. Aber vor allem warst du erstaunlicherweise ein Außenseiter."

Außenseiter...

„Oh es tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahetreten. Nennen wir es lieber Einzelgänger, ja?" Sie ignorierte meinen verstörten Blick und das Entsetzen, das sich in meinen Augen widerspiegelte. „Wie war das so für dich arm zu sein? Ich meine, ihr wart ja wirklich sehr arm. Und da du nicht einmal die nötige Bildung für einen anständigen Beruf hast, passt der Traum als Idol perfekt zu dir, huh?"

„Das- Warte, was wollen Sie damit sagen? Ich-"

„Deine Eltern setzen alles in ihren Sohn. Wenn du berühmt wirst, wenn du alle Stufen des Ruhms erklimmst, wirst du unglaublich viel Geld wert sein. Das hört sich nach einer wunderschönen Geschichte für ein Drama an. Der arme Junge, der seinem Traum folgt und letztendlich durch Ehrgeiz und Leidenschaft erfolgreich wird." Sie guckte mich nicht einmal mehr an, sondern war damit beschäftigt, Wörter auf ihren Block zu notieren. Und sie unterbrach mich ständig.

„Natürlich erhoffe ich mir, dass ich irgendwann genauso wie die anderen Idols, sowie Jimin Hyung, stolz auf der Bühne stehen kann, um die Menschen mit meiner Stimme glücklich zu machen. Und natürlich möchte ich mit dem Geld, dass ich dadurch bekomme, meine Eltern unterstützen. Aber das ist nicht der Haupt-"

„Sag mal, Jungkook, erzähl mir doch, wie du es geschafft hast?

„Wie ich was geschafft habe?" Ich biss die Zähne aufeinander, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Langsam machte sie mich wütend. Es war so frustrierend mit ihr zu sprechen, da sie mich immer und immer wieder mitten in meinen Sätzen unterbrach, als müsste sie gegenüber mir keinen Respekt aufweisen. Das war nicht einmal eine Sache von Respekt, sondern vielmehr Höflichkeit und Anstand.

„Du hast dein Debut gemacht, das in den Schatten unterging. Ich habe vor deinem ersten Sieg mit dem Ost für ‚Feelings For You' ehrlich gesagt noch nie deinen Namen gehört oder gelesen. Wie ist es also möglich, dass jemand, der zuvor keinen Namen in der Branche hatte, plötzlich mit Kim Namjoon zusammenarbeiten darf?"

Die Reporterin stützte abwartend ihr Kinn auf ihrem Handrücken, während sie unschuldig blinzelte, sodass ihre langen, schwarzen Wimpern flatterten.

Ich konnte ihr unmöglich von Taehyungs Connection erzählen. Taehyung durfte hier nicht hineingezogen werden. Außerdem hatte ich bereits so eine Ahnung, auf was sie hinauswollte.

„Mein Entertainment hat mich unterstützt. Sie haben-"

„Soweit ich weiß, ist Lifelight ein kleines Label, das nicht den nötigen Einfluss dafür hätte. Wir reden hier immerhin von Kim Namjoon, das RM Studio ist bekannt für die großartigen Songs, die alle Erfolg genossen habe. Oh, und davor hattest du noch mit Kim Seokjin zu tun. So viele Berühmtheiten, die sonst nie mit Anfängern arbeiten. Ist das ein Zufall, Jungkook? Haben sie einfach dein wahres Können in dir gesehen? Oder steckt eine dreckigere Geschichte dahinter?"

„Es steckt keine dreckige Geschichte dahinter...!", presste ich zähneknirschend hervor. „Ich bin sehr dankbar für diese ganzen Möglichkeiten und kann mich nicht glücklicher schätzen mit so talentierten Menschen arbeiten zu dürfen. Glauben Sie mir, ich selbst kann es am meisten von allen nicht fassen."

„Schöne Antwort." Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Danke", gab ich triumphierend wieder.

Aber lange hielt der Moment des Siegesgefühls nicht an, denn sie grinste plötzlich selbstsicher, was mir Gänsehaut bereitete. Alles in mir schrie danach, aufzustehen und sofort von hier zu verschwinden. Hilfesuchend richtete ich meinen Blick auf Manager Kang, der mich jedoch nicht bemerkte.

„Ich erkläre das Interview für beendet. Danke für deine Zeit und Kooperation. Ich werde mit diesem Material bestimmt einen hervorragenden Artikel schreiben können. Ließ es dir auf jeden Fall durch." Sie stand lächelnd auf, schaltete das Abhörgerat aus und hielt mir die Hand hin.

Ich starrte auf ihre mir entgegengehaltene Hand, die in der Luft auf meine Erwiderung wartete. Mein Verstand setzte aus, ich erhob mich zögerlich, während mein Blick sich nicht von ihrer Hand abwandte. Diese Frau machte mir Angst. Und dieses Ende fühlte sich definitiv nicht richtig an.

„Jungkook? Ist alles in Ordnung? Du solltest dich vielleicht heute ausruhen. Es gibt einiges zu verdauen."

Mit einem Lachen klopfte sie mir neckend auf die Schulter und lief davon. Beim Vorbeigehen verabschiedete sie sich noch von Manager Kang, ehe sie nach einer Weile um die Ecke verschwand, von der sie auch gekommen war.

Ich war noch immer nicht in der Lage mich zu regen, sondern stand einfach da und sah zu Boden. Manager Kang rief nach mir, doch ich reagierte nicht. Erst als er zu mir kam, mich beinahe schon anschrie und mich an meinen Schultern rüttelte, erweckte ich wieder zum Leben.

Meine Augen waren geweitete, Terror bildete sich in ihnen ab.

„Jungkook, was ist denn los mit dir?", fragte er erschrocken.

„Hyung...! Sie...Sie wird... Sie wird-"

„Was wird sie? Was hat sie dir für Fragen gestellt, dass du so außer Fassung bist?"

Mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust, meine Lippen bebten, als würde ich versuchen Worte auszusprechen, aber kein einziges davon schaffte es heraus.

Diese Frau wird mich in ihrem Artikel auseinandernehmen. Es spielte überhaupt keine Rolle, nichts von alldem, was ich zu ihr gesagt hatte.

Love Affair ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt