kapitel 62

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POV Yumeku
Nach ein paar Minuten die von einer unangenehmen Stille begleitet werden, beginnt Major Akira endlich zu sprechen. "Wie geht es deinen Verletzungen? Du warst ja ziemlich übel zugerichtet, als ich dich gefunden habe. Verheilt alles gut?" fragt er nach und es überrascht mich erneut, dass seine Stimme so freundlich ist.
Stumm starre ich auf die Tischplatte und nicke bloß kurz um seine Frage mehr oder weniger zu beantworten. "Na na nun sei doch nicht so schüchtern, ich beiße nicht. Versprochen" lacht Akira und ich blicke überfordert auf. Schon etwas fragwürdig, wie man einfach so ohne Grund so gute Laune haben kann..
"Du bist wohl nicht sehr redselig, was?" diesmal zucke ich mit den Schultern, woraufhin Major Akira ein kurzes Lachen entfährt. "Naja so werde ich dich wohl nicht so einfach näher kennen lernen.. hmm, darf ich dir ein paar Fragen stellen? Du musst nicht alles beantworten, wenn es dir zu persönlich oder unangenehm wird, schüttle einfach den Kopf. Einverstanden?" Zögernd nicke ich und setze mich im Schneidersitz bequemer auf den Stuhl.
"Also Yumi, du bist 15, richtig?" wieder nicke ich. "Hast du Familie oder Verwandte, die wir kontaktieren und über deinen derzeitigen Zustand informieren können?" sofort schießt mir Luke durch den Kopf und ich zucke kurz zusammen. Doch dann fällt mir ein, dass ich sowenige Informationen wie möglich über mich preis geben sollte und schüttle schnell den Kopf.  "Auch keine Freunde oder irgendjemanden?" erneut schüttle ich den Kopf und vermeide Blickkontakt. "Gehst du noch zur Schule?" ich überlege kurz und schüttle dann wieder den Kopf. Es wäre besser genug Distanz zu ihm zu halten und mein 'Privatleben' (wenn man es so nennen kann) nicht zu erwähnen. "Hmm.." überlegt Akira und stützt seinen Kopf auf seiner Hand ab. "Aber wenn du weder Familie noch Freunde hast, bist du dann nicht alleine? Auf dich selbst gestellt? Ohne jegliche Hilfe?" Seine Stimme ist aufeinmal ganz anders... sie bohrt sich in meinen Kopf ein und ich weite die Augen. Seine Worte hallen immer wieder durch meinen Kopf und ich kralle meine Hände fest in meine Hose. "Yumi ist alles in Ordnung? Hab ich etwas falsches gesagt?" Major Akira sieht mich besorgt an und ich bemerke, dass seine Stimme wieder ihren üblichen freundlichen Ton hat.
Hab ich mir das gerade etwa eingebildet? Vielleicht ist es nicht ganz so gut,ohne meine ganzen Medikamente die ich üblicherweise zu mir nehme auszubleiben.
"T-tut mir leid" murmle ich "Sicher dass alles okay ist?" hakt Akira nach und ich lasse langsam meine Arme an meinen Seiten hängen und nicke. "Also, wenn du ja nicht mehr zur Schule gehst und auch keine Freunde oder Angehörigen hast, wohnst du dann alleine?" Kurz überlegend zucke ich mit den Schultern "Was machst du dann um deinen Lebensunterhalt zu verdienen? Arbeitest du als Aushilfe in Läden, oder ist eher etwas wie Drogenkurier? Naja irgendetwas musst du ja mit illegalen Jobs und Drogen zu tun haben...nicht wahr?" als ich keine Reaktion auf seine Frage zeige, fährt er fort "...dann stellt sich mir die Frage, was du an so einem Ort wie dieser heruntergekommenen schäbigen Drogenküche gemacht hast.."
Yumi denk nach! Du musst etwas sagen, spinn dir eine Lüge zurecht.. Verzweifelt feuert mich mein eigenes Gehirn an und ich beginne etwas hervor zu stammeln.
"i-ich.. nunja d-das war Zufall.." innerlich ohrfeige ich mich für diese komplett dumme Aussage und als Major Akira ungläubig den Kopf schief legt, starre ich erneut auf die eiserne Tischplatte, in der Hoffnung dort eine richtige Ausrede zu finden.
"naja i-ich war auf der Suche nach einem Job u-und dann haben mich so Typen angesprochen, ob ich etwas Geld verdienen möchte.." beginne ich zu erklären und bemühe mich, so glaubwürdig wie möglich zu klingen. "d-da ich Geld brauchte, habe ich ohne nach Details zu fragen zugestimmt und d-dann haben sie mich an diesen Ort gebracht, u-um mich ihrem Boss oder so vorzustellen.." fahre ich fort und ich bin mir sicher, dass Akira langsam meine Lüge schluckt.
"Ist es nicht etwas leichtsinnig einfach so mit verdächtigen Personen mitzugehen?" hinterfragt er meine Worte und ich bemühe mich etwas aufgewühlt zu wirken "w-was hätte ich denn tun sollen?! Ich brauchte das Geld.. wie sonst hätte ich in dieser Welt die von Geld und Reichtum regiert wird überleben sollen?!" Tränen sammeln sich in meinen Augen und beginnen meine Wangen herab zu laufen. "h-hätte ich mich von dieser Hierarche der Reichen verschlingen lassen sollen?!" werde ich etwas lauter und balle meine Fäuste. "Yumi beruhige dich.. es tut mir leid, ich bin zu weit gegangen" etwas verzweifelt hebt Akira seine Hand um meinen Kopf zu tätscheln, doch da ich gerade so in meiner dramatischen Rolle stecke, zucke ich auf seine Bewegung zusammen, als wolle er mich schlagen und mir entfährt ein leises Wimmern. Geschockt zieht Akira seine Hand zurück und triumphiere inmerlich über meine Schauspielkünste. "t-tut mir leid.. e-es tut mir leid.." murmle ich immer wieder und kann erkennen, dass Akira der Verzweiflung nahe steht. "Yumi, bitte beruhige dich doch. Es tut mir leid.." langsam 'beruhige' ich mich wieder und wische mit meinen Ärmeln die verbleibenden Tränen von meinen Wangen. "t-tut mir leid, dass ich so überreagiert habe" bringe ich leise hervor und sehe etschuldigend zu dem verzweifelten Teddybär vor mir auf. "Entschuldige dich doch nicht.. ich sollte mich dafür entschuldigen dich so aufgewühlt zu haben" man kann deutlich erkennen, dass Major Akira ein schlechtes Gewissen hat. Entschuldigend rauft er sich die Haare "Ich hätte nicht so offensichtliche Antworten aus dir herausquetschen sollen. Es tut mir aufrichtig leid" wieder entschuldigt er sich und verbeugt sich formell. Wenn Akira ein Hund wäre, würde er gerade sicher seine Ohren so hängen lassen, als hätte er seinen lieblings Tennisball verloren. Aber was ist er denn jetzt? Ein Bär oder ein Hund? Und was sollen eigentlich diese komischen Vergleiche mit Tieren? Oh mannn ich bin überfragt. Glücklicherweise ertönt gerade als sich Akira erneut entschuldigen möchte das Geräusch der Eisentür und Schwester Rose betritt den Raum. Etwas verblüfft über mein verheultes Gesicht und Akiras trübseligen Blick bleibt sie kurz ohne etwas zu sagen stehen und sieht zwischen uns hin und her. Nach ein paar sekunden fängt sie sich wieder und geht in Richtung Akira. "Major Akira, Ihr Besuch muss nun leider ein Ende finden, Sie werden von dem Kommissions Officer verlangt" erklärt Schwester Rose und Major Akira steht mit einem seufzen auf. "Oh man, da möchte man mal zwei Stunden ungestört eine Unterhaltung führen und schon wird nach einem verlangt." bevor Akira Schwester Rose aus dem Raum folgt, bleibt er nocheinmal kurz stehen und dreht sich zu mir. "Yumi, wenn du nichts dagegen hast, werde ich dich von nun an, bis zu deiner Entlassung öfters mal Besuchen. Vielleicht können wir ja dann über angenehmere Themen sprechen" lächelt der Major und nachdem ich zustimmend nicke, verabschiedet er sich und verlässt dann gemeinsam mit Schwester Rose den Raum.
Etwas unbeholfen bleibe ich zurück und als die Tür endlich wieder ins Schloss fällt, strecke ich mich und lasse mich tief in den Stuhl sinken. "Uff wie unbequem" murmle ich nach einigen Sekunden und reibe mir den Rücken, welcher von diesem harten Eisenstuhl schon weh tut. Mit einem letzten Todesblick an den Stuhl gerichtet lasse ich mich wieder auf mein Bett fallen und könnte glatt einschlafen. Gerade als mir langsam die Augen zufallen, fällt es mir wieder ein: Duschen! Unter Aufsicht! Nackt vor einer fremden Person!
Ruckartig setze ich mich auf und beginne unruhig auf meinen Fingernägeln zu kauen. Muss das sein? Ich will nicht von irgendeiner fremden Person beim Duschen beobachtet werden..
Erschrocken zische ich auf als ich mir selbst in die Zunge beiße. "Verdammt!" murmle ich als ich spüre wie das Blut sich in meinem Mund ausbreitet und an meinem Kinn hinunter läuft. Ich habe ja schon viele Arten von Schmerzen erlebt und verkraftet, aber sich auf die Lippe oder Zunge zu beißen gehört zu meinen Top 5 unangenehmsten Schmerzen. Leise fluchend rapple ich mich auf und schlurfe meine Hand zu einer Schale geformt unter meinem Kinn haltend ins Badezimmer. "Ouchie.." murmle ich immer wieder während ich das Blut von meiner Hand und meinem Kinn wische. "Wie kann das so viel Bluten?" knurre ich als es nach zwei Minuten immernoch blutet. Genervt spüle ich meinen Mund mit Wasser aus, doch auch das bringt nichts und mein Mund füllt sich erneut mit dem Geschmack meines Blutes.
"Yumi?" ertönt es aufeinmal vor der Badezimmertür und ich bringe ein 'hmm' hervor. "Ist alles in Ordnung?" fragt eine mir unbekannte Krankenschwester als sie das Bad betritt und ich nicke nur. Besorgt kommt die Frau auf mich zu als sie das Blut im Waschbecken sieht und ich weiche erschrocken zurück. Entschuldigend sieht sie mich an und nickt dann mit dem Kopf in Richtung Tür. "Na komm, du bist jetzt mit Duschen an der Reihe" erklärt sie und ich folge ihr aus meinem Zimer zurück auf den langen Flur. Wir laufen an unzähligen Eisentüren wie meiner vorbei und biegen einige male ab. Vor einer angelehnten Tür bleiben wir stehen und die Krankenschwester fordert mich dazu auf kurz zu warten. Sie verschwindet kurz in dem Raum und kommt dann mit einem Handtuch und frischen Klamotten zurück, welche sie mir dann in die Hand drückt und wieder zu laufen beginnt. Ein weiteres mal biegen wir links ab und halten dann vor einer Tür mit der Beschriftung 'Duschraum' an.
"Warte hier, ein Pfleger wird gleich kommen" erklärt die Schwester und ich bleibe verspannt an der Tür stehen. Als nach einigen Minuten die Tür auf geht, kommt einer der Patienten heraus und wird an die Krankenschwester übergeben, welche mich hier her geführt hatte. Ein Pfleger tritt aus dem Duschraum heraus und sieht mich freundlich an. "Bist du Yumi?" fragt er lächelnd und ich zögere kurz ehe ich ihm mit einem Nicken antworte. Er deutet mir ihm zu folgen was ich auch tue und wir betreten einen Raum, welcher Scheinbar eine Art Vorraum der Duschen ist. Der Raum hat mehrere kleine Wandspiegel auf verschiedenen höhen hängen und einige Regale sind in die Wände eingebaut, in welchen einige Handtücher und Klamotten liegen. Vor einem der Regale bleibt der Pfleger stehen und reicht mir einen kleinen runden Plastikkorb. "Hier kannst du deine getragenen Klamotten zum Waschen reinlegen und in das Regal kommt deine frische Kleidung die du nach dem Duschen tragen wirst. Zieh dich hier aus und geh dann durch die Tür dort. So kommst du zu den Duschen, ich warte dort auf dich um dich zu beaufsichtigen." erklärt der Pfleger mit einem noch immer sehr überforderndem Lächeln und geht dann durch die Tür auf welche er gerade gedeutet hatte.
Schon irgendwie komisch, dass alle Krankenschwestern und Pfleger so freundlich sind. Vielleicht kommt es mir komisch vor, weil ich es immer anders gewohnt war aber trotzdem ist es irgendwie verwirrend..
Zögernd beginne ich mich auszuziehen und mein Blick fällt auf das Tattoo des Schlangenkopfes an meinen Rippen.
Ob es schon jemandem hier aufgefallen ist? Eigentlich sollte es zumindest Dr. Seishu aufgefallen sein, er hat mich ja schließlich untersucht und wieder zusammengeflickt. Aber er hat mich noch nicht darauf angesprochen, vielleicht hat er sich dabei ja nichts gedacht..
Nachdem ich meine getragenen Klamotten in den Korb gelegt habe, wickle ich mir das Handtuch welches mir die Schwester zuvor gegeben hatte um die Hüfte und atme nochmal kurz durch, ehe ich den Duschraum betrete.

Floating boyWhere stories live. Discover now