kapitel 4

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POV Yumeku
Durch ein mir nur allzu bekanntes Geräusch, von um Gnade bettelnden Stimmen werde ich aus dem Schlaf gerissen. Als ich meine Augen öffne, gefriert mir das Blut in meinen Adern.
Ich habe mich nicht getäuscht.. ich bin wieder an diesem verhassten Ort. Mit einem bestätigendem Geräusch öffnet sich die schwere Eisentür zu meiner Zelle. Einer der Heimmitarbeiter tritt ohne mir in die Augen zu sehen zu mir vor und packt mich ohne auf etwas anderes zu achten an meinen Knöcheln und zerrt mich so wie jeden Tag in die Behandlungsräume. Ich versuche vergebens nach Hilfe zu rufen, obwohl ich genau weiß dass mir keiner helfen würde. Nach einiger Zeit erreichen wir den Sterrielen kalten Raum und meine Hände und Füße werden fest mit Fesseln aus Leder an eine Liege gebunden. Dass ich mir nicht meine Zähne ausbeiße, wird mir ein stück Leder zwischen die Kauleiste geklemmt und um meine flehenden Schreie zu ersticken, wird mir ein Stück stoff um den Mund geschnürt. Nun tritt ein Mann mit Mundschutz vor und entledigt mich meinem Kittel, welchen ich als einzigstes Kleidungsstück an meinem Körper trage.
In diesem Heim kriegen wir nicht mehr zum anziehen, damit es bei den Behandlungen schneller und unkomplizierter ist. Ein stechender Schmerz an meinem Oberkörper lässt mich überrascht aufkeuchen und ich spüre wie das warme Blut an meiner Seite herunterläuft. Plötzlich wird mir ein glänzendes Skalpell zwischen zwei meiner Rippen gestoßen und ich versuche zu schreien.

Schweißegebadet schrecke ich hoch und finde mich in Lukes Zimmer wieder. Meine Atmung geht schnell und mein Herz rast als wäre ich einen Maraton gelaufen. Als mich eine Hand an der Schulter fasst, schrecke ich herum und weiche zurück.
Das geschockte Gesicht von Luke blickt mir entgegen und Augenblicklich werde ich ruhiger. Mit einem seufzen lasse ich mich zurück in die Decken fallen und realiesiere erst jetzt, dass das alles bloß ein Albtraum war. "Bist du okay?" fragt Luke besorgt und legt sich zu meinem Überraschen auch wieder neben mich. "j-ja alles okay" bringe ich leise hervor und wir verharren für einige Zeit in unserer Starre.
"komm, wir Frühstücken jetzt und dann gehen wir erstmal Klamotten für dich kaufen, weil du kannst ja nicht für immer unsere dir viel zu großen Sachen tragen." sagt Luke um mich abzulenken während er sich aufrichtet. "mh" gebe ich zustimmend von mir und mache mich ebenfalls daran aufzustehen. Auch wenn ich jetzt schon fast zwei Tage hier bin und die Freunde von Luke echt nett sind, habe ich immernoch etwas Angst vor ihnen. Da ist einerseitz Rin, er ist manchmal total nett und dann auf einmal ist er wie ausgewechselt. Dann ist da noch Louis, er ist so aufdringlich und seine offene und gleichzeitig provozierende Art schüchtert mich irgendwie ein. Und aus Nagisa werde ich auch nicht schlau. Er ist so kindlich und lieb aber in manchen Momenten kann man spüren, dass er auch alles andere als nett sein kann.
Ich habe so viel darüber nachgedacht, dass mir nicht aufgefallen ist, dass ich mittlerweile wie ein Idiot zu Boden starrend im Türrahmen der riesigen Küche stehe und von den anderen blöd angeschaut werde. "Willst du dich nicht hinsetzen?" fragt Rin aus dem nichts und hebt eine Augenbraue. Und schon werde ich mal wieder von Nagisa am Arm gezogen und zur Küchenablage verschleppt. Mit einem mal sitzt er auch schon auf der Ablage und deutet mir, ich solle mich zu ihm setzten. Eigentlich ist er ja schon ganz süß aber ich habe etwas bedenken, er könnte das nur vorspielen. "Nagisa wofür haben wir bitte einen Tisch?" räuspert sich Louis streng und mit eingezogenem Kopf springt Nagisa von der Ablage und läuft mich immer noch festhaltend zum Tisch herüber. Man merkt wie viel Respekt Nagisa vor Louis haben muss. Ich setze mich auf den freien Stuhl neben Luke und sehe wie gewohnt auf meine Hände. "Willst du nichts essen?" werde ich nun von Luke gefragt, welcher gerade dabei ist sich Kaffee in eine Tasse einzuschenken. Ich schüttle den Kopf und starre die Kaffekanne an. "Hast du noch nie Kaffee gesehen?" belächelt mich Rin ironisch und kassiert gleich darauf von Louis einen Schlag auf den Hinterkopf. " sei nicht immer so gemein"fährt ihn Louis an und ich sehe verkegen auf. "ge-gesehen schon, a-aber noch nie probiert." murmle ich und werde nun entsetzt angestarrt. "Waas? Du hast noch nie etwas von der Quelle der Energie getrunken?" schreit Nagisa schon fast fassungslos und schenkt in eine Tasse etwas davon ein und schiebt es mir hin. "Trink!" sagt er nun im strengen Ton und sieht dabei mehr wie ein schmollendes Kind aus. Vorsichtig nehme ich einen Schluck und verziehe das Gesicht. Etwas so bitter schmeckendes habe ich noch nie getrunken und die anderen verschlucken sich schon fast vor lachen. "bitter nicht wahr?" lacht Rin und ich bestätige es mit einem Nicken. Plötzlich steht Nagisa auf und klettert wieder auf die Küchenablage. Diesmal jedoch tut er es um einen Küchenschrank zu erreichen und holt daraus zwei bunte Dosen heraus. Fröhlich kommt er zurück und stellt mir eine davon hin. "Hier. Das ist ein Energy Drink und das ist nicht bitter sondern süß. Aber es ist Koffein drinnen also macht das auch wach." plappert er los. "Irgendwann wirst du noch fett von dem ganzen süßen zeug was du immer in dich hineinkippst" motzt Rin und bekommt von Nagisa nur "Tja ich kann im Gegensatz zu dir essen und trinken was ich will ohne dick zu werden." zurück und die beiden zicken sich noch weiter an. "Komm" höre ich Luke leise sagen, welcher sich offensichtlich vor den Streitereien der beiden drücken will.
Wir gehen in sein Zimmer und er verschwindet nun im Ankleideraum.

POV Luke
Ich gehe im mein Ankleidezimmer um für Yumi passende Klamotten für den Tag zu suchen. Heute werden wir unbedingt Klamotten für ihn suchen und zum Friseur gehen wir auch. Mir ist schon öfter aufgefallen, dass er sich seine silber-glänzenden Haare ständig genervt aus dem Gesicht wischen muss und dass ändern wir heute. Mich selbst umgezogen und mit Klamotten für Yumi im Arm gehe ich zurück zu ihm in mein Zimmer, dass auch er sich umziehen kann. Ich gebe ihm den Weißen Hoodie und die hellblaue Jeans welche ich für ihn rausgesucht habe und sehe jetzt noch nach einem passenden Paar Schuhe für ihn. Als ich gerade mit einem roten Paar Nike Schuhe in den Raum zurück zu ihm gehe, sehe ich wie er gerade seinen Pullover auszieht und erstarre kurz. Auf seiner linken Schulter ist die Zahl 2201 offensichtlich eingebrannt worden und als er mich bemerkt, versucht er ruckartig die für immer sichtbare Nummer zu verdecken. Wie gebannt gehe ich auf ihn zu und nehme seine Hand von der Schulter weg und streiche sanft mit dem Daumen über die Zahl. Ich bemerke wie viel Angst er haben muss, denn seine Muskeln spannen sich an und er beginnt wieder mehr zu zittern. "Woher hast du das" flüstere ich ihm entgeistert ins Ohr, ohne meine Finger von seiner Schulter zu nehmen. Ich ziehe ihn sanft an der Hüfte zu mir, so dass er vor mir steht und ich seine Schulter näher betrachten kann. Er hält seine Hände zu Fäusten geballt und sein Blick ist eisern zu Boden gerichtet. "Sag es mir.." dränge ich ihn etwas und ich spüre wie er sich leicht gegen mich schmiegt. Nun lege ich meinen freien Arm um seinen Oberkörper und drücke ihn näher an mich. Ich wandere mit meiner Hand an seinem Bauch aufwärts zu seiner Brust und bleibe an seinem spürbar schnell schlagendem Herz stehen. Er legt seinen Kopf etwas in den Nacken und versucht zu mir aufzusehen. "Vergangenheit" wispert er mir leise entgegen und windet sich aus meinem Griff.
Schnell nimmt er die Klamotten und verschwindet damit im Badezimmer. Während er sich fertig macht, gehe ich mit schlechtem Gewissen gegenüber Yumi zu dem Arbeitszimmer meines Vaters welches zwei Stockwerke höher liegt als die Wohnung von mir und meiner Freunde. Als ich das Arbeitszimmer betrete, gehe ich zielstrebig auf den Schreibtisch zu und suche nach der Kreditkarte meines Vaters. Es ist nicht so als hätte ich keine eigene Karte, aber da mein Vater sowieso mehr Geld hat als ich, schadet es doch nicht wenn ich davon etwas stibitze. Ihm wird es sowieso nichts ausmachen wenn da jetzt 1 Millionen ¥ (umgerechnet ca. 1000€) mehr oder weniger drauf sind, da er täglich mehr als eine Milliarde ¥ (ca. 1 Millionen €) gewinn macht.
Ach lebt es sich schön als Sohn eines Mafiabosses. ^-^
Als ich gerade an Nikolai unserem Leibwächter vorbei gehe, kommt mir auch schon Yumi mit meinen viel zu großen Klamotten entgegen und ich erwische mich dabei ihn anzustarren. Etwas verlegen streicht er sich die Haare aus dem Gesicht und sieht zu Boden. Die Jeans die er trägt ist ihm zwar zu groß, aber dadurch, dass er sie gekrempelt hat und der weiße Hoodie noch größer ist, wirkt sein Outfit total lässig und passt irgendwie zu ihm. "Komm wir gehen jetzt shoppennn" freue ich mich und deute ihm mir zu folgen. Nachdem wir das riesige Gebäude verlassen haben, fährt auch schon der schwarze Wagen mit meinem Fahrer vor. Wir steigen ein und ich erkläre dem Fahrer, dass wir in die Downtown Mall wollen und ohne Einwände werden wir dorthin kutschiert. Yumi und ich sprechen während der gesamten Fahrt kein Wort und ich glaube ich hätte ihn vorhin nicht so auf das Brandmal auf seiner Schulter ansprechen sollen. "hey, tut mir leid dass ich vorhin so aufdringlich war und dass du dich wegen mir unwohl gefühlt hast aber falls du irgendwann darüber reden möchtest, dann hör ich dir zu." murmle ich und kratze mich verlegen am Hinterkopf. "Schon okay" antwortet mir Yumi leise und sieht mir kalt in die Augen. Manchmal frage ich mich schon, was es mit diesem Blick auf sich hat, denn ich weiß jetzt dass er sicherlich gefühle in sich hat, aber sein Blick sagt alles, nur keine Gefühle aus.

Floating boyWhere stories live. Discover now