kapitel 78

1.1K 68 9
                                    

POV Yumeku
"Kaitooo! Yumiii! Aufwacheennn" reißt mich eine Stimme aus dem Schlaf und als ich die Augen öffne steht Nanami über uns gebeugt im Raum. "Na komm steht schon aufff! Es gibt Mittagessen, ihr Schlaft sonst den ganzen Tag" sagt sie erneut, bis Kaito ein verschlafenen Grummeln von sich gibt. "Jaja wir kommen schon" murrt er und dreht sich mit noch immer geschlossenen Augen zu mir. "Jetzztt!!" sagt Nanami nun noch lauter und verlässt dann den Raum nachdem sie sich versichert hat dass wir wach sind.
Langsam setze ich mich auf und reibe mir die Augen. "Guten Morgen" murmle ich Kaito entgegen welcher sich nun gähnend streckt. "Morgen" grummelt er und strampelt sich aus der Decke heraus. Zu seinem Kleiderschrank tapsend holt er sich ein Tshirt heraus welches er überzieht und wirft mir eine Jogginghose entgegen. Seufzend sieht er aus dem Fenster, wo es draußen noch immer in Strömen regnet. Wieder einmal fällt es mir schwer mein Gesicht bei den pochenden Kopfschmerzen nicht zu verziehen. Auch meine Hände werden von Tag zu Tag zittriger und mein Körper immer unruhiger..
Nachdem ich mir die Hose angezogen habe, gehen Kaito und ich gemeinsam in die Küche, wo wir beide gleichzeitig geschockt stehen bleiben. Am Frühstückstisch sitzen Nanami, Kaitos Mutter und ein Typ mit gräulich gefärbtem Haar welcher uns mit dem Rücken zugewandt auf dem Stuhl sitzt. Es ist schonmal nicht Kaitos Vater, denn dieser ist vor ein paar Tagen auf eine Zweiwöchige Geschäftsreise gegangen und sieht definitiv nicht so aus also wer ist das? Als er uns bemerkt, dreht er sich zu uns um und Kaito blickt verwirrt drein. "Naoto was machst du hier? Ich dachte du wärst erst in ein paar Wochen zurück" fragt er den Typen und setzt sich an den Tisch. Überfordert bleibe ich stehen und höre zu, wie Kaito mit dem Typ redet. "Yumi setz dich doch" sagt Kaitos Mutter, als ihr auffällt dass ich wie angewurzelt da stehe. Zögernd setze ich mich auf den freien Stuhl, welcher direkt gegenüber von dem Typ ist.
Warte... Ist das nicht der Typ von heute Nacht im Treppenhaus? Es war zwar relativ dunkel aber ich bin mir sicher dass er es ist.. Verdammt was wenn er mich erkennt?
Innerlich betend dass er mich nicht erkennt, weiche ich nervös seinem Blick aus, welcher mich kritisch durchbohrt. "Yumi, du kennst Naoto ja noch gar nicht. Das ist Nanami und Kaitos älterer Bruder." sagt Kaitos Mutter und lächelt mich an. "Naoto das ist Yumi, ein, Schulfreund von Kaito, er bleibt für eine Weile bei uns" stellt sie nun auch mich vor. Mit einem mir zugewandten Nicken wendet sich Naoto wieder seinem Essen zu und nun beginne auch ich etwas zu Essen. Dem Gespräch von Kaito und seinem Bruder entnehmend ist er zwei wochen früher als geplant von seiner Universität zurück da irgendein Professor krank wurde..  Die unangenehme Stille die auf die Konversation folgt und der Blick von Kaitos Burder welcher ab und an auf mir liegt, lässt mich kaum einen Bissen herunter kriegen. Zum Glück ist heute Wochenende, so kann ich schonmal das Alleinsein ohne Kaito mit Naoto vermeiden.
"Oh Yumi, ich muss heute Nachmittag übrigens eine Schicht im Laden arbeiten, weil ein Mitarbeiter krank geworden ist" sagt Kaito auf einmal und ich beginne innerlich zu verzweifeln. Soviel zum Thema nicht alleine zu sein... Und so wurde innerhalb von Sekunden der Funke an Hoffnung erstickt :*
Nach dem Mittagessen (was für uns eigentlich Frühstück war) als ich mich gerade daran machen möchte, den Abwasch zu machen, schiebt mich Kaito zur Seite. "Geh du zu Nanami ins Wohnzimmer, ich mach den Abwasch. Nanami besteht darauf ihre Verschwörungstheorien über den Mörder in den Nachrichten mit dir zu teilen." "uhm.. a-aber ich helfe dir lieber, dann gehts schneller" erwiedere ich nervös, doch dann höre ich schon Nanami aufgeregt rufen. "Yumiii schnell, die Nachrichten fangen gleich annn!" auf Kaitos Kopfbewegung in Richtung Wohnzimmer gebe ich mich geschlagen und gehe zögernd ins Wohnzimmer, wo Nanami und -wer hätte es gedacht?- Naoto sitzen. "Na komm schon. Ich hab schon ganz viel über den Mörder im Internet gelesen, die Morde waren bisher alle zwei Tage also muss heute wieder etwas über ihn in den Nachrichten sein" freut sie sich und klopft neben sich aufs Sofa um mir zu deuten dass ich mich setzen soll. Zögernd setze ich mich zwischen sie und Naoto und nehme mir ein Kissen, welches ich sogleich mit meinen Armen umschlinge.
"In den heutigen Morgenstunden bietete sich den Anwohnern einer sonst sehr ruhigen Nachbarschaft ein grausamer Anblick. Von den Massen an Regen spülte eine Welle von rötlichem Regenwasser über die Straße einer Nachbarschaft, welche hin zu einem entsetzlichem Fund führte. Die Leiche eines gefahndeten Mannes bereitete ein grauenhaftes Bild für viele der Anliegenden. Der Mann war aufgrund von Misshandlung und mehrfachen Todschlages auf der Flucht. Laut Polizeiberichten ist die Todesursache nicht klar, da fatale Stichwunden keinerlei Überlebensnotwendigen Organe verletzten doch die Mordwaffe, welche brutal durch die Stirn des Opfers in den Schädel gestoßen wurde, macht nicht klar ob der hohe Blutverlust oder die Verletzung des präfrontalen Cortex die Todesursache sind. Nun wurde auch das Detail über das Symbol auf der Brust der Opfer von Quellen vor Ort des Mordes öffentlich gemacht. Es handelt sich um einen gefiederten Engelsflügel welcher in den Brustkorb der Opfer eingeritzt wurde und jeweils eine kleine Zahl, welche die Opfer nummeriert. Das heutige Mordopfer trägt die Zahl 5 und die Polizei vermutet, dass es nicht das letzte Opfer sein wird. Es wird nun nach Zeugen gesucht, also wenn Sie heute Nacht zwischen 1 und 3 Uhr Nachts etwas gehört oder gesehen haben, bitte wenden Sie sich an die Polizei.-" "Yumi hast du das gehört?! Uhh es wird immer spannender, ein Engelsflügel? Ahh ich muss gleich mal auf dieser einen Website schauen, da sind vielleicht Bilder von dem Mordopfer von Schaulustigen" freut sich Nanami und springt auf um aus ihrem Zimmer ihr Handy zu holen.
Stumm bleiben Naoto und ich auf dem Sofa sitzen und auf einmal sind die langweiligen Nachrichten über Politik ganz schön interessant..
"Das gestern im Treppenhaus warst du, nicht wahr?" bringt Naoto plötzlich hervor und ich schaue ihn mit schräg gelegtem Kopf an. Das Kissen in meinem Schoß enger umschlingend halte ich dem Blickkontakt von Naoto stand, bis er eine Augenbraue hochzieht und ich dann zur Seite blicke. "Das nehme ich mal als ein 'Ja', oder?" hakt er nach, doch ich antworte ihm erneut nicht. Da ich ihn nicht kenne, kann ich auch nicht einschätzen wie er auf meine Antworten reagieren würde. Eine Ausrede kann ich nicht wirklich bringen, weil spazieren gehen im strömenden Regen ist ziemlich unrealistisch und etwas anderes fällt mir aks mögliche Ausrede auch nicht ein.
"Ich möchte gar nicht den Grund dafür wissen warum du überhaupt bei dem Regen raus bist, du solltest nur vorsichtig sein. Du hast gerade ja selbst von dem Mörder gehört, also sei vorsichtig, okay?" sagt Naoto und ehe ich ihm antworten kann, kommt auch Nanami schon aus ihrem Zimmer zurück. Mit der ganzen Situation total überrumpelt, wende ich mich Nanami zu welche beginnt mir etwas über eine Internetseite erklären die sich rund um die Morde der letzten Woche kreist. Erleichtert darüber der weiteren Konfrontation mit Naoto aus dem Weg zu gehen, zeige ich mich interessiert an den unzähligen Bildern von den Mordopfern welche jeweils einen gefiederten Flügel auf ihrer Brust tragen und auch von den Tatorten, die von Schaulustigen und Reportern online gestellt wurden. "Yumi schau hier steht ganz viel darüber, dass es vielleicht nicht nur ein Mörder sondern mehrere sein könnten. Hmm vielleicht irgendeine Religiöse Gruppe oder eine Gang die gegen Schwerverbrecher ankommen wollen?" überlegt Nanami und ich muss schmunzeln, als ich mir einige Kommentare von angeblichen Zeugenberichten durchlese. "Ich denke nicht, dass es mehrere Täter sind. Sieh nur, alle Stichwunden sehen ungefähr gleich aus. Wenn es mehr als ein Täter wäre, würden die Wunden unterschiedlich aussehen, zum Beispiel in der Tiefe, dem Winkel oder der Art wie sie angesetzt sind." erwiedere ich, als sie mich nach meiner Meinung zu den Tätern fragt. "Hmm stimmt, wenn man die einzelnen Wunden der Opfer vergleicht, dann sehen sie schon ziemlich gleich aus. Wow, dass dir soetwas aufgefallen ist.." Staunt Nanami und beginnt sichtbar über etwas nachzudenken. "Aber die Toten waren alle mega starke Männer, dann macht es mich schon neugierig wie stark der Mörder dann sein muss wenn er einfach so ohne Probleme mit ihnen fertig wurde" "Nanami es kommt nicht auf Körperliche Überlegenheit bei soetwas an, sondern auf das flexible und durchdachte Denken und Handeln. Der Mörder könnte sogar total klein und schwach sein und trotzdem ohne Probleme zu soetwas fähig sein. Naja etwas durchgeknallt muss man dafür dann doch sein.." wendet Naoto plötzlich ein und zwischen den beiden beginnt eine Diskussion darüber ob der Mörder nun stark oder schwach ist, gut oder böse und durchgeknallt oder bei Verstand ist.. Während die beiden ständig durcheinander reden und sich gegenseitig unterbrechen, merke ich wie die ständigen Kopfschmerzen welche ich einfach nicht loskriege schlimmer werden. Seit Wochen nehme ich meine Medikamente nicht mehr und obwohl es nicht direkt Entzugserscheinungen sind welche sich verschlimmern, wäre das der beste Vergleich mit den ständigen Stimmungsschwankungen und Panikattacken die sich immer mehr häufen.
Ich spüre wie mein Magen sich zusammen zieht, mir immer kälter wird und das Pochen in meinem Kopf wird von Sekunde zu Sekunde schlimmer. "Ich bin gleich wieder da." murmle ich Nanami entgegen und stehe auf um ins Badezimmer zu gehen. Darum bemüht aufrecht zu gehen sperre ich mich im Bad ein und durchwühle den kleinen Badschrank welcher über dem Waschbecken hängt und beim Anblick meines erbärmlich schwach aussehenden Spiegelbildes fallen mir immer mehr meine Augenringe und meine rötlich gefärbten Wangen auf.
Endlich werde ich nach relativ vielen Schmerztabletten, Beruhigungstabletten und Schlaftabletten fündig, doch ehe ich auch nur eine davon Schlucken kann, zieht sich mein Magen so zusammen, dass ich mich vor Schmerzen nach vorne über das Waschbecken beuge. Als ich mein schnerzerfülltes Wimmern unterdrückend aufsehe, steht mir im Spiegel ein schmerzendes Abbild gegenüber und starrt mir entgegen. Direkt hinter mir, durch den Spiegel mit mir Blickkontakt haltend steht eine Person, deren Gesichtsausdruck voll purer Enttäuschung und Abschäu trieft und abwertend auf mich herab sieht. "L-Luke?!" kriege ich mit brüchiger Stimme hervor, doch er wendet mir nur den Rücken zu und blickt noch einmal über seine Schulter zu mir zurück und entfernt sich von mir, ehe ich ihn durch eine neue Welle an Schmerzen die mich auf die Knie fallen lässt aus den Augen verliere. Am Boden liegend und meinen Bauch fest umschlingend versuche ich seinen Namen zu sagen, doch ich kriege nicht mehr als ersticktes wimmern heraus. "Luke.bleib bei mir.." hauche ich leise und spüre wie sich alles zu drehen beginnt und mir schlecht wird. Gerade noch rechtzeitig kriege ich es hin mich über die Toilette zu beugen, als ich würgen und mich schließlich übergeben muss. Hustend und den Brechgreiz erfolglos unterdrückend rolle ich mich schließlich mit tränenüberströmten Wangen am Boden zusammen. Durch den Tränenschleier erkenne ich, wie die Tür des Badezimmers ruckartig und mit einem lauten Geräusch aufgeht und eine Person auf mich zugeeilt kommt.
Hatte ich die Tür nicht zugesperrt..? Wimmernd halte ich noch immer meinen Bauch und fühle wie jemand seine warme große Hand auf meine Stirn legt. "Yumi! Du glühst ja förmlich" ertönt eine gedämpfte Stimme und ich schließe langsam meine Augen. "L-Luke?" murmle ich leise und spüre wie mich jemand hochhebt. Eine weitere Stimme ertönt, doch ich verstehe nur bruchteile was die Person sagt: "-haluziniert er duch Fieber?" diese Worte hallen jedoch klar und deutlich durch meinem Kopf und jegliche Hoffnung verlässt mich mit den Tränen die meine Wangen hinab rinnen und an meinem Kinn zu Boden tropfen. Die Person die mich gerade in ihren Armen hält ist also nicht Luke..?
"Verdammt" wimmere ich leise als ich spüre wie ich langsam das Bewusstsein verliere und lasse dann meinen Kopf gegen die Brust der Person fallen, welche mich so fest in den Armen hält..

Floating boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt