kapitel 90

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POV Luke
Langsam geht die Tür auf und ein blasser Streifen Licht erhellt die Küche, wo ich mit verschränkten Armen sitze. Die Figur welche durch die Tür tritt stockt in ihrer Bewegung als sie mich erblickt und ich ziehe die Augenbrauen hoch.
Yumi bleibt wie angewurzelt stehen und blickt geschockt zu mir auf als ich aufstehe und auf ihn zugehe. "Luke ich-"
Ehe er ein weiteres Wort heraus bringt schließe ich ihn in meine Arme und atme seinen Geruch ein. Gemischt mit seinem eigenen angenehmen Geruch, taucht eine fremde eiserne Blut Note gemeinsam mit einem Hauch von Zigarettenrauch auf. Er war also wirklich im 9. Distrikt um den Typen zu finden.
Meine Hände in seinen Pullover ballend drücke ich ihn so von mir dass ich in seine Augen blicken kann. Meinem Blick ausweichend schlingt er seine Arme um mich "Tut mir leid dass ich einfach gegangen bin" murmelt er gegen meine Brust. Mich ganz von ihm entfernend gehe ich ans Küchenfenster und zünde mir eine gedrehte Zigarette an. "Weißt du wie viel Angst ich hatte als ich aufgewacht bin und du weg warst?" sage ich leise und lasse eine kleine Wolke an Rauch in der Nachtluft verstreifen.  "Warum? Warum bist du einfach gegangen" fahre ich fort und muss mich bemühen nicht die Fassung zu verlieren. "Das war gefährlich und du stürzt dich einfach hinein ohne irgend jemandem bescheid zu sagen"
"i-ich wollte euch zeigen dass ich auch alleine eine Hilfe für euch sein kann" murmelt Yumi geschlagen und stellt sich neben mich.
"bist du okay?" frage ich dann doch besorgt nach, worauf ich jedoch keine Antwort bekomme. Meinen Kopf in seine Richtung drehend mustere ich ihn von Kopf bis Fuß, kann jedoch in der Dunkelheit des Raumes nicht viel ausmachen. "Nur eine kleine wunde" gibt er dann nach und weicht meinem Blick aus. "Wo?" hake ich nach, woraufhin er den Ärmel seines Pullovers hoch zieht. Eine lange Schnittwunde zeichnet seinen Unterarm, doch es scheint nicht mehr zu bluten. Seufzend drücke ich die Zigarette am Fensterrahmen aus und schnippe sie mit zwei Fingern aus dem Fenster.
"Setz dich hin" weise ich Yumi an und hole den Verbandskasten aus dem Badezimmer.
"Und was hast du herausgefunden?" frage ich während ich beginne seine Wunde zu säubern.
"Dein Dad hat vor, in ein paar Tagen die Hell Hounds zur Strecke zu bringen, während in ihrem Hauptquartier ein Meeting ist. Der Typ sollte nur sicher stellen, dass die Location richtig ist und andere Lackeys mit einbeziehen. Es war nicht wirklich schwer in die Wohnung zu kommen und es kam so rüber als wäre Carter sich bewusst gewesen dass wir ihn finden würden" berichtet Yumi und ich schüttle seufzend den Kopf
"Er saß mit einer Machete auf seinem Sofa gemeinsam mit vier anderen Typen und die haben alle was genommen, es waren überall auf dem Tisch baggies und lines gelegt und die Pupillen von ihnen waren richtige Teller." spricht Yumi weiter, was mich stocken lässt.
Klar unterschätze ich ihn automatisch manchmal, aber dass er einfach so mit fünf Erwachsenen bewaffneten Typen fertig wird als wäre es nichts... Würde er nicht so klein und zerbrechlich aussehen, würde mich das nicht weniger überraschen. Aber Drogen hin oder her, aus so einer Situation, mit bewaffneten Junkies mit nicht mehr als einer kleinen Wunde herauszugehen ist faszinierend und beängstigend zugleich.
"Hast.. du sie alle umgebracht?" frage ich zögernd, doch Yumi schüttelt den Kopf. "Nein..ich habe sie nur so zugerichtet, dass sie sich die nächsten Wochen im Spiegel nicht mehr erkennen werden. Und sie werden deinem Vater mitteilen, dass das ganze kein Spiel ist"
Nun muss ich schmunzeln "Du hast das ja ganz schön ernst genommen, dass wir meinem Vater das Spiel vermasseln" grinse ich und wuschele durch Yumis Haare.
Es ist auch sehr überraschend, dass Yumi sich mittlerweile soweit unter Kontrolle hat, dass er sich nicht in seiner Mordlust verliert und seine Flashbacks weniger werden. Seine Panikattacken und Alpträume nehmen auch immer mehr ab und er scheint seine Emotionen immer besser im Griff zu haben als vorher..
"Bist du nicht sauer?" reißt mich Yumi aus den Gedanken und blickt zu Boden.
"Doch.. ich bin sehr wütend, aber mehr erleichtert dass du in Ordnung bist" 
Ehrlich gesagt habe ich fast die Fassung verloren als ich aufgewacht bin und Yumi, sein Handy und seine Schuhe weg waren. Ich war kurz davor aus der Wohnung zu stürmen um ihn zu suchen, doch ich sollte ihn wirklich nicht so sehr wie ein Kind behandeln.
Er ist alleine zu so viel im Stande und hat das gerade wieder bewiesen. Es macht sich nur immer eine riesige Panik in mir auf, sobald ich nicht genau weiß wo Yumi ist.
Die letzten Monate ohne ihn waren die Hölle und jetzt wo er wieder an meiner Seite ist, kann ich endlich wieder atmen.
"Lass uns schlafen gehen, es ist schon fast halb Fünf" schlage ich vor, wobei Yumi nur mit einem Nicken zustimmt und vor mir her laufend in unser Zimmer tapst. Seine Klamotten auf dem Boden vor dem Bett verbreitend, wartet er darauf, dass ich mein Shirt ausziehe.
Es ist zu so einer routine geworden, dass Yumi zum Schlafen immer meine Tshirts trägt, also reiche ich ihm mein Shirt, welches er sofort überzieht und sich ins Bett legt. Mich neben ihn legend ziehe ich ihn an der Hüfte eng an mich, was nur ein erschrockenes Einatmen aus Yumi hervorbringt.
"Wehe du machst sowas nochmal ohne uns bescheid zu sagen" mahne ich während meine Finger sich in seine Hüfte graben. Ein leises Seufzen ertönt und er blickt unschuldig zu mir auf "Unterschätze mich nicht mehr, dann mach ich sowas auch nicht" grinst er und lehnt seinen Kopf in den Nacken um einen sanften Kuss an mein Schlüsselbein zu legen. Mit einem Schmunzeln schüttle ich den Kopf und presse meine Finger tiefer in das Fleisch seiner schmalen Hüfte. Ein sanftes Keuchen entweicht seinen Lippen "Ich unterschätze dich nicht, ich will dich nur nicht aus den Augen verlieren" gebe ich zu und beobachte wie Yumis Wangen einen leichten rötlichen Ton annehmen. "Jetzt bin ich ja hier" lächelt er und legt seine Lippen auf die meinen.
Gott, dieses Lächeln bringt mich noch um...

Floating boyWhere stories live. Discover now