kapitel 10

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POV Yumeku
Seit dem Tag an welchem ich mich in der Badewanne fast ertänkt hätte, ist zwischen mir und Luke alles gut. Das liegt schon fast zwei Wochen zurück und seit diesem Tag ist auch nichts weiter erwähnenswertes vorgefallen. Mittlerweile lebe ich seit fast drei Wochen bei Luke und seinen Freunden und in letzter Zeit verstehen wir uns total gut. Es kommt nur manchmal zu den typischen zankereien untereinander und ich fühle mich wohl bei ihnen. Auch wenn ich immer noch sehr zurückhaltend bin, habe ich das Gefühl ich könnte mich nicht nur Luke sondern auch den anderen öffnen. Ich bekomme nicht mehr so oft Panikattacken und meine Sozialphobie schrumpft auch.
Mit mulmigen Gefühl denke ich an das heutige Datum: heute ist der 01. Januar 2020 - heute vor genau Zwei Jahren bin ich aus diesem schrecklichen Heim entkommen...
Nur in Boxershorts und einem Hoodie von Luke welcher mir fast bis zu den Knien geht, tapse ich verschlafen von der gestrigen Silvesterparty in die Küche und hole mir ein paar Cornflakes als Frühstück. Die anderen sind bereits wach und sitzen auch schon am Frühstückstisch. "Morgen Schlafmütze" lacht Louis und nun sehen auch die anderen auf. "Morgen" murrt Rin noch im halbschlaf und Nagisa und Luke sehen nicht viel ausgeschlafener aus. "Guten Morgen" erwiedere ich leise und setze mich neben Luke.
Er lehnt sich schelmisch lächelnd kurz zu mir und wispert nur für mich hörbar "das ist mein Pullover, kleiner." Mit leicht geröteten Wangen widme ich mich wieder meinem Frühstück und trinke genüsslich einen Kakao.
Müde legen wir uns alle nach dem Frühstück - welches um zu bemerken um 15 Uhr stattfand - aufs Sofa und schauen uns an was im Fernseher so läuft. Nach ättlichem Umschalten durch die Verschiedensten Kanäle bleiben wir schließlich bei einem Nachrichten Kanal stehen, welcher gerade die zahlreichen Unfälle der Silvesternacht und den nun viel zu belastenden Feinstaub welcher durch Feuerwerkskörper in der Luft liegt auflegt.
Wir sehen eine ganze Weile fern, bis in den Nachrichten zu meinem Entsetzen eine Dukumentation zu einem Vorfall von vor zwei Jahren gezeigt wird.
Nachrichtensprecherin: "Heute vor genau zwei Jahren passierte in einem Waisenheim namens 'the floating children' ein blutiges masaker..."
gerade möchte Nagisa umschalten, als Rin ihn davon abhält und sagt: "warte ich mag das sehen"
ich werde immer unruhiger und spüre wie mein Körper immer mehr zu zittern beginnt.
Nachrichtensprecherin: " 'the floating Children' ist oberflächlich als Heim für Waisen und psychisch erkrankte Kinder bekannt, jedoch hört man in der Unterwelt viel darüber, dass dort an den Kindern chemische Experimente und physische sowie psychische Folter angewand wird, um besonders Intelligente oder Leistungsfähige Menschen zu erschaffen. An diesem grausamen Ort werden Kinder so zurechtgestutzt, dass sie Geistig mehr Maschinen als Menschen ähneln und durch ein missglücktes Projekt entstand aus den Versuchen ein blutiger Leichenberg. Ein damals 13 jähriger Junge Namens Yumeku mit der Patientennummer 2201 wurde in diesem Heim geboren und sein auffällig hohes IQ und seine scheinbar abgestellten Emotionen machten ihn zu einem scheinbar geglücktem Experiment. Jedoch wurde er unter Drogen gesetzt und als sein Körper die ihm gespritzten Chemikalien nicht mehr abbauen konnte, hatte er seine Impulse nicht mehr unter Kontrolle und brachte 7 der behandelnden Ärzte auf grausame Weise um. Während er versuchte aus dem Heim auszubrechen, kamen durch seine Hand noch 12 weitere Personen, darunter auch Patienten ums Leben. Seit exakt zwei Jahren ist dieser Junge auf freiem Fuß und stellt eine äußerst hohe Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Es wird vermutet, dass Yumeku an der Überdosis bereits gestorben ist, jedoch sollen angebliche Augenberichte beweisen, er wäre noch immer am Leben."
Es wurden ein Foto von mir von vor zwei Jahren gezeigt und ein Viedeo von einer der Überwachungskamers des Heims während ich eine Person töte abgespielt.
Zitternd sitze ich auf dem Sofa und mit einem mal realisieren die anderen, dass die in den Nachrichten gezeigte gefährliche Person neben ihnen sitzt.
Plötzlich springen alle vier wie synchron auf und starren mich entgeistert und ängstlich zugleich an...

POV Luke
Ich kann nicht glauben was ich da gerade in den Nachrichten gehört und gesehen habe. Ich war mir am Anfang des Berichts nicht sicher aber nachdem die nummer 2201 welche auf seine linke Schulter gebrannt wurde und das Bild von seinem Gesicht eingeblendet wurden, war ich mir zu 100% sicher. Auch die anderen scheinen das verstanden zu haben und springen fast zeitgleich mit mir vom Sofa auf um Abstand zwischen uns und Yumi zu bringen. Natürlich sind wir nicht besser und haben weitaus mehr Menschen als Yumi getötet, aber schockiert darüber zu sein ist ja nicht falsch. Immerhin wird er in den Medien gesucht und wir wussten nichtmal über ihn bescheid..
"St-Stimmt d-das?" stottert Nagisa ängstlich und hält sich an Louis fest, welcher nicht weniger geschockt aussieht. "D-das bist du, nicht war?" versuche ich unberührt zu klingen, jedoch hört man den schimmer von Angst heraus und jeder dumme würde erkennen dass auch ich soetwas nicht erwartet hätte.
Plötzlich hebt Yumi den Kopf und in sein Gesicht ist ein angsteinflößendes Lächeln gemeiselt. Von dem Engelsgleichen Gesicht von vorher keine Spur mehr.
Ich kenne ja viele Mörder und Psychopathen aber dieses kranke, angsteinflößende Lachen lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Es ist schlimmer als das jedes Psycho Killers und ähnelt einer Bestie welche nur darauf wartet dich zu zerfleischen. Seine Augen sind nicht mehr nur kalt, sondern funkeln mir bestialisch entgegen und ich merke erst nachdem ich nach Sauerstoff schnappen muss, dass ich vor schreck die Luft angehalten habe.
Auf einmal steht Yumi auf und ich bin mir nicht sicher wie ich ihn bezeichnen soll, denn das vor uns ist nicht der Yumi den ich seit kurzem kenne, sondern die Bestie Yumeku aus den Nachrichten von eben. Ich kann erkennen wie sein Körper stark zittert und mit einem mal erstarrt sein körper und kein Muskel regt sich mehr. Seine Augen werden matt, schließen sich und er kippt benommen ohne jeglichen Halt nach vorne. Mein Beschützerinstinkt kehrt wie ein Schlag ins Gesicht zurück und ich greife nach ihm, um seinen Sturtz abzufangen und sinke gemeinsam mit ihm zu Boden. Es scheint so als wäre er bewusstlos, jedoch könnte dass alles nur Show sein. Ich ertaste seinen Puls und kann an seinem langsamer werdenden Herzschlag erkennen, dass die Bewusstlosigkeit nicht gespielt ist. "Oh mein Gott wass war dass denn?" schnappt nun auch Rin nach Luft und lässt sich auf die Knie fallen. Auch Louis und Nagisa sinken neben Rin erschöpft zu Boden und starren fassungslos auf den regungslosen Körper von Yumi. Lange sitzen wir so da, ohne ein Wort zu sagen geschweige denn uns zu bewegen. "E-er ist nicht gefährlich, das kann einfach nicht sein" murmle ich und spüre wie langsam Tränen in meinen Augen aufsteigen. Ich weiß nicht was dieser Junge mit mir gemacht hat, ich hätte nie im Leben vor anderen Menschen geweint, aber mit Yumis regungslosem Körper im Arm kann ich es kaum verhindern die Tränen zurück zu halten. "N-nein, d-das gerade war bestimmt bloß der Schock o-oder?" fragt Nagisa leise. "d-das hier in deinem Arm ist Yumi und nicht diese Bestie Yumeku" wendet sich Louis betroffen an mich. "d-die Bestie schlummert in ihm un-und wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht ausbricht und wir sie kontrollieren können" murmelt mir nun auch Rin entgegen. "i-ich will ihn nicht verlieren" beginnt Nagisa zu schluchzen und schmiegt sich an Louis, welcher Nagisa zustimmt und auch Rin sieht man an, dass Yumi ihm sehr ans Herz gewachsen ist.
"Ich werde nie wieder von der seite dieses Jungen weichen" sage ich nun entschlossener und hebe Yumi mit zittrigen Beinen hoch. "w-was machst du?" schreit Nagisa schon fast hysterisch und ich ignoriere seine frage einfach. Wackelig laufe ich mit Yumi im Arm zu unserem gemeinsamen Zimmer und lege ihn ins Bett.
Als seine Hand zuckt, weiche ich zurück und ich hätte nie erwartet, dass ich jemals Angst vor ihm haben könnte. "L-Luke, bl-bleib hier, b-bitte hass mich n-nicht" höre ich ihn undeutlich murmeln "i-ich hab angst. e-es t-tut mir l-leid" spricht er leise weiter und trotz meiner Angst trete ich näher an ihn heran. Sein Arm hebt sich und greift schwach nach meiner Hand. Auch wenn das in den Nachrichten stimmt, werde ich Yumi nicht verstoßen, ich werde dafür sorgen, dass seine gesplitterte Seele aufhört zu schweben und er sich mir öffnet. Die Bestie in ihm könnte eine zweite Persönlichleit sein, oder Yumi verbirgt durch sein schweigen dieses Monster in ihm. Mit diesem grässlichen, erschütterndem Blick von vorhin, könnte er ohne mit der Wimper zu zucken Menschen töten und in das geschäft meines Vaters eintreten. Er könnte mit uns gemeinsam töten und alles könnte sich zum Guten wenden. Aber wenn seine dunkle Seite nicht zu bändigen ist, könnte das zu einem wirklichen Problem werden.
Aus unerklärlichen Gründen hat sich in den letzten Minuten das Gefühl ihn beschützen zu müssen um das dreifache verstärkt. Auch wenn ich nun weiß dass er sich trotz seines knochigen Körpers Problemlos wehren könnte, will ich diesem Jungen niemals wieder von der Seite treten. Ich frage mich ob mein Vater davon wusste, denn als Yumi ihn das erste mal getroffen hat, nickte er nur wissend als er Yumi sah und ging nicht weiter auf ihn ein.
Ich gebe zu dass ich Angst vor Yumi habe, aber man muss sich seinen Ängsten stellen und deshalb werde ich ihn nicht alleine lassen. Egal was die anderen sagen, ich lasse Yumi nicht allein und werde ihm helfen sich zu öffnen. Ich frage mich ob er jetzt wo wir über seine Vergangenheit wissen, so angsteinflößend bleibt oder ob diese dunkle Seite von ihm weiterhin hinter seiner kalten Emotionslosen Fassade versteckt bleibt.

Floating boyWhere stories live. Discover now