kapitel 69

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POV Milo
"D-Dr. Seishu?" bei Yumis entsetztem Ton und der gefühlten Armee von 12 Mann, die zu Dr. Seishus Seite steht, muss sogar ich schlucken..
"Perfekter Plan also?" mit hochgezogenen Augenbrauen und ironischer Stimme schiele ich in Yumis Richtung, welcher mir nur kurz einen Todesblick zuwirft und dann wieder in Richtung des Arztes sieht.
Das wird spaßig werden..
"Nana nun schau doch nicht so entsetzt, dir hätte es klar sein müssen, dass wir früher oder später deine Identität heraus finden würden. Naja in unserem Fall war es eher früher.. um genau zu sein wussten wir gleich nach deinem Eintreffen in der Klinik wer du bist.." triumphierend fährt Dr. Seishu fort und wir bleiben einfach so stehen und hören seinem Geschwafel zu. Der hört sich wohl zu gerne selbst reden.. "...Immerhin ist dein Gesicht überall in den Medien bekannt und dein Name fällt ständig in den Nachrichten. Es war ein Einfaches, so zu tun als wüssten wir nicht über dich bescheid und so konnten wir in Ruhe dein Verhalten studieren. Deine Intelligenz ist wirklich faszinierend-" gelangweilt hebe ich die Hand mit dem Maschinengewehr. Einige schnell aufeinanderfolgende gedämpfte Schüsse fahren durch die Reihe und alle 12 Männer, Soldaten oder wie man sie sonst nennen will, gehen mit einem perfektem Kopfschuss zu Boden. Alle außer Dr. Seishu, welcher nun weniger selbstsicher als einziger unverletzt stehen bleibt "Ughh!! Warum müssen alle Bösewichte oder wie auch immer man es betiteln mag so viel reden? Keiner interessiert sich für die Details!!" brülle ich und Yumi schaut mich mit gemischten Gefühlen an. Ich kann nicht wirklich deuten, ob er jetzt angepisst oder erleichtert ist, jedenfalls sieht er mich einfach nur an und seufzt dann. "Oh man, so viel zum Thema 'So wenig Aufsehen wie möglich erregen'. Hat ja super funktioniert" Kopfschüttelnd geht er auf Dr. Seishu zu, welcher zu jedem Schritt den Yumi vorwärts macht, zwei zurück weicht. Bei einem der Männer am Boden angelangt, greift Yumi nach der Waffe und wirft sie mir entgegen. Dann nickt er mit dem Kopf auf die anderen, um mir zu deuten, dass ich die anderen Waffen auch einsammeln soll. Es dauert nicht lange, bis laute Sirenen zu hören sind und wir beide sehen genervt zu Dr. Seishu. Da tut er so als wäre er ganz taff und trotzdem kann er ohne seine bewaffneten Chihuahuas nichts erreichen. Naja nicht mal mit Schoßhündchen ist er weit gekommen.. "Milo ist nicht dein Motto immer 'man sollte immer ein Backup haben'? Hier kommt meins" grinst der Arzt und die Sirenen kommen näher.
Plötzlich springt Yumi mit etwas in der Hand auf und rennt auf Dr. Seishu zu. Er hält ein kleines Jagdmesser in der Hand, welches er scheinbar einem der Soldaten am Boden abgenommen hat. So gut es geht versucht Dr. Seishu ihm auszuweichen, wird jedoch an einigen Stellen von der Klinge getroffen. "Yumi hier!" rufe ich und werfe ihm eine der Kugel sicheren Schutzwesten der Soldaten zu, welche er sich überstreift, ehe die Verstärkung eintrifft.
Yumis sonst immer so desinteressiertes kühles Auftreten macht eine 180° Drehung und man kann seinen Körper unruhig zucken sehen. Seine Augen tragen nun nichtmehr diese leblose Kälte in sich, sondern lodern förmlich vor bestialischem Verlangen.
"Da ist es ja! Das Monster in dir! Du weißt selbst am besten, dass du nicht dagegen ankämpfen kannst! Die Experimente über dich haben mich schon immer interessiert, aber dich endlich so zu sehen.. unglaublich!" scheinbar hat nicht nur Yumi, sondern auch Dr. Seishu seine Fassung verloren. Der Körper des Arztes liegt zitternd mit Wunden übersäht am Boden und die Todesangst in seinen Augen und seiner Stimme wiedersprechen völlig seinen Worten.
"NA LOS BRING MICH SCHON UM DU MONSTER!! ZEIG MIR MEHR VON DER BESTIE YUMEKU DIE IN DIR STECKT!!" Yumis Körper zuckt immer stärker und unkontrollierter und man kann sein leises murmeln nur schwer verstehen. "..-endlich leise! Sei endlich leise!" "NA LOS DU MONSTER!! TU DAS WOFÜR DU GESCHAFFEN WURDEST UND TÖTE!!" diese Worte lassen den Faden an Menschlichleit an dem Yumi bis eben noch verbissen festhielt reißen. Die aufgehende Sonne wirft Yumis Gesicht in ein warmes Licht, welches jedoch durch seinen Gesichtsausdruck sofort gefriert. Ein kaltes Funkeln, welches sich langsam zu höllischen Flammen wandelt, brennt in Yumis Augen und eine für mich komplett neue Seite von ihm kommt zum Vorschein... Yumeku..
Er stürtzt sich schreiend auf den Arzt und sticht immer wieder auf diesen ein. "HALT DIE FRESSE!!!" brüllt er immer und immer wieder. Blut spritzt bei jedem Stich, bis der Arzt keinen einzigen Laut mehr von sich gibt..
Scheinbar fällt es nur mir auf, dass drei große Fahrzeuge des Militärs vorgefahren sind und langsam beginnen Yumi zu umzingeln.
"HEYY!!" brülle ich, als mir keinerlei Beachtung geschenkt wird und mache winkend mit zwei Maschinengewehren in den Händen auf mich aufmerksam. So gut es geht beginne ich, die Soldaten um Yumi herum kalt zu machen und ihm den Rücken frei zu halten.
"ICH BIN KEIN MONSTER!!" durchfährt Yumis Stimme so laut und verzweifelt die Luft, dass jeder sofort den Schmerz und die Angst in ihm wahrnehmen kann.
"Yumi!" ruft einer der Soldaten. Dieser Major Akita-, Akira oder wie auch immer er heißt, der Yumi ständig besucht hat, versucht auf ihn einzureden. "Yumi du musst das nicht tun!" Wow, solche Menschen sind so nervig. Natürlich muss er das nicht tun.. er will es!!
Mit einem kalten Grinsen, welches seinen zuvorigen Worten mehr als nur Wiederspricht, leckt er die blutige Klinge des Messers ab und rennt dann in einer so hohen Geschwindigkeit auf einen der bewaffneten Männer zu, dass dieser gar nicht reagieren kann. Nun richten sich mehr Waffen auf Yumi, doch er nutzt den Soldaten als Schutzschild und wirft mir dann einen fest entschlossenen Blick zu. Mir läuft es kalt den Rücken runter, als mich seine angsteinflößenden Augen treffen, doch die Erleichterung darüber, dass er mir trotz seinem Blutrauschartigem Zustand noch immer vertraucht, macht sich in mir breit und ich nicke. Auf die Vitalpunkte und Stellen die nicht von Schutzkleidung besetzt sind zielend, schieße ich einigen in die Beine oder Arme um sie kampfunfähig zu machen. Yumi beendet es dann mit Stichen auf die Lungen des Gegners gezielt oder sauberen Schnitten, welche Kehlen durchtrennen, als wäre es das einfachste der Welt. Jedenfalls enden beide Varianten darin, dass Blut gespuckt, erstickend gehustet oder wimmernd geröchelt wird. Das Wort 'Monster' fällt immer wieder, doch Yumi scheint das völlig auszublenden. Für jeden einzelnen Gegner verschwendet er nicht mehr als eine Handbewegung und nicht ein einziger Schnitt oder Stich verfehlt seinen Sinn. Yumi zählt jeden einzelnen Mann, der allein wegen ihm zu Boden geht laut mit und irgendwie kommt es mir so vor als würde er durch das Zählen seiner Opfer irgendein Ziel verfolgen..
"Siebzehn.." murmelt Yumi als der letzte Mann zu Boden geht und schüttelt kurz seine Hand, von welcher das Blut in strömen fließt. Naja der letzte nicht gerade.. Dieser Akira Typ steht als einziger unverseht wie angewurzelt da und kann sich nicht dazu bringen zu schießen. Ach wie lustig es doch ist dass er Yumi so sehr ins Herz geschlossen hat, dass er trotz der Tatsache dass Yumi alle seine Kameraden ohne mit der Wimper zu zucken getötet hat nicht aufhalten kann. Gerade als ich auch ihn mit einem Kopfschuss erledigen möchte, stellt sich Yumi direkt in Schussbahn und drückt den Lauf meiner Waffe nach unten. "Schon gut.. Wir müssen weiter, bevor noch mehr Verstärkung auftaucht" sagt Yumi dann wieder in seiner normalen monotonen Tonlage, doch man kann deutlich sehen, dass er nicht okay ist. Mal abgesehen von dem ganzen Blut was an seiner Haut und Kleidung klebt, hat er zwar nicht einen einzigen Kratzer, doch sein Körper bebt und zuckt unentwegt. Er kämpft stetig dagegen an, nicht komplett sich selbst zu verlieren und zählt ständig kaum hörbar bis siebzehn.
"Ach und den lassen wir einfach so da stehen?!" entgeistert deute ich auf den Major, doch Yumi würdigt ihn keines Blickes. Eigentlich scheint es mehr so als würde er sich schämen.. "Yumi.. warum? Warum lässt du nur mich leben?" Man kann dem riesigen Typ dessen Statur mehr wie ein Bär aussieht als ein einfacher Mann deutlich ansehen, wie überfordert und verzweifelt er ist. Also klar ist es irgendwie Verrat an seine Kameraden Yumi und mich nicht zu erschießen, aber hey ich beschwer mich nicht..
"S-sie haben mir doch das Leben gerettet, also sind wir jetzt Quitt.." Yumis Worte klingen eher weniger überzeugend aber mehr wird man wohl nicht aus ihm heraus kriegen, denn er dreht uns beiden den Rücken zu und kickt eine der Leichen etwas zur Seite. Warum er das tut? Keine Ahnung :)
"Yumi du fährst, ich halte uns den Rücken frei" sage ich um ihn abzulenken und deute auf einen der Wagen in welchen vorhin die Soldaten anrückten. Mittlerweile wird die Morgenröte mit lautem anhaltendem Sirenen geheule getränkt und es wird sich nurnoch um Sekunden handeln, bis Verstärkung des Militärs das Gelände überquert und bei uns angelangt sein wird. "Viel Glück Yumi!" ruft Major Akira noch ehe wir in den Wagen steigen und ich schüttle den Kopf. Was für ein romantischer Abschied, oh man wie nervig. Immerhin sind sie sich vorher nicht noch um den Hals gefallen..
Mit Quietschenden Reifen startet Yumi den Wagen und fährt los. Naja zuerst vertut er sich im Gang und fährt Rückwerts los. "Yumi! Stoppp falsche Richtung, wir fahren sonst über die-" zu spät..es holpert ein paar mal und wir überfahren um eine Haar fast den riesigen Teddybär, der sich grade ein paar Tränen verkneift. Dann kriegt Yumi endlich hin den Vorwärtsgang einzulegen und dann fahren wir endlich in due richtige Richtung: Vorwärts :) "Naja immerhin können wir jetzt sicher sein, dass sie wirklich tot sind" stelle ich grinsend fest und sehe den am Boden liegenden Leichen hinterher, die jetzt nicht nur Stichwunden sondern auch Reifenspuren als Dekoration tragen. "Haha" murrt Yumi sarkastisch und drückt auf meinen Befehl hin aufs Gas. "Schneller, die kommen immer näher!" fordere ich ihn auf und kurble das Fenster des Wagens so herunter, dass ich gut genug Zielen kann. Hinter uns versuchen drei schwarze Wägen uns einzuholen, doch die Haken die Yumi beim Fahren schlägt (zwar ungewollt aber egal) sind nicht so schnell aufzuholen. "Halt das Lenkrad still, sonst kann ich nicht zielen!" nörgle ich und ziele auf die Reifen des Wagens der uns am nähsten kommt.
"Dann fahr doch selbst!" keift Yumi und sieht mich böse an. Uuund er schlägt einen weiteren Haken.
"Augen auf die Straße!! Und drück das Gaspedal ganz durch!!" "So lang sind aber meine Beine nicht, ich komm nicht richtig raannn!" schreit Yumi nun verzweifelt und legt einen überraschend sauberen Drift kurz vor einem Absperrzaun hin.
Weiter Anweisungen gebend treffe ich durch die Windschutzscheibe einer der Wägen den Fahrer direkt am Kopf "STRIKE!!" triumphierend beobachte ich, wie der Wagen ungebremst in den Zaun kracht, welchem wir gerade ausgewichen sind. "Okay Yumi, da vorne ist der letzte Grenzabsatz des Militärgebiets, fahr einfach mit vollgas durch die Schranke!" deute ich auf das kleine Grenzhäuschen mit einer rot-weiß gestreiften Schranke, welches immer näher kommt.
Gesagt, getan. Yumi tritt so gut es geht mit den Zehenspitzen das Gaspedal komplett durch und wir rasen durch die Schranke. Zwar geht dabei die Windschutzscheibe kaputt und wir müssen die Augen zusammen kneifen um keine Glassplitter in die Augen zu kriegen, jedoch erweist sich das als Fehler..."BAUMMM!!" schreie ich, als ich wieder die Augen öffne. Glücklicherweise geht Yumi mit dem Fuß vom Gaspedal, so dass wir nur weniger hart in den Baum krachen.. Mit weniger hart meine ich, dass nur mein kleiner Finger komisch absteht und der Rest vom Airbag geschützt wurde. "Ouch fuckk! Bist du okay Yumi?!" frage ich vorsichtig nach und höre sein schmerzerfülltes Stöhnen. "Ouchie" murmelt er und mir fällt auf, dass er sich beim Aufprall selbst mit dem Jagdmesser verletzt hat. "Hey, wie tief ist die Wunde? Zeig mal" besorgt lehne ich mich rüber zu ihm doch ihm fällt mein kleiner Finger zuerst auf. "Geht schon, lass mal deinen Finger sehen" meinen Finger an einem leeren Waffenmagazin stabilisierend, verbindet Yumi ihn grob mit dem Erste-Hilfe-Kasten unter dem Sitz. Sich selbst klebt er eine Druckkompresse mit etwas Tape an die Stelle an seiner Seite, wo seine Verletzung ist, jedoch scheint keiner von uns die Schmerzen so richtig wahrzunehmen..
"Schnell wir müssen nurnoch diese Guards erledigen, dann bist du frei" mit meiner heilen Hand zeige ich auf die Männer, die aus dem Grenzhäuschen gerannt kommen, welches die Anfahrt zum Militärgebiet bewacht und in dem nun ein Loch klafft aus dem ein Teil der Schranke gebrochen ist.
Es sind 7.. nein, 9 Soldaten, welche zwar nicht so stark bewaffnet sind, wie die zuvor, doch als mich zwei Kugeln ohne vorwarnung an der Schutzweste treffen, tut das schon höllisch weh. Das wird bestimmt blaue Flecken geben..
"Ah fuck! Gehts noch?!" brülle ich, als mich eine Kugel an der,Schulter streift. Vergiss die blauen Flecken, das wird eine fette Narbe geben..
Wie abgemacht spiele ich den Lockvogel und lasse die Soldaten nah an mich heran, bis sie nah genug sind dass Yumi hinter dem Wagen hervorkommen kann und sie erledigen kann.
Erst jetzt fällt mir auf, dass Yumi die Schutzweste abgenommen hat und schüttle den Kopf. Will er wirklich das Risiko eingehen, so wie ich angeschossen zu werden?
Offenbar sind meine Zweifel an ihm unbegründet, denn er stürtzt sich mit dem gleichen bestialischen Lodern in den Augen wie vorher und einem eisigen Lächeln auf die Soldaten.
"Achtzehn.." mit einem weiteren Stich geht Nummer 19 zu Boden und 20 und 21 gehen röchelnd mit aufgeschlitzten Kehlen in die Knie. Ich selbst bin mit drei muskelbepackten Soldaten beschäftigt, doch die sind auch nicht wirklich resistent gegen ein Schussloch direkt durchs Hirn. Trotzdem wurde ich von zwei weiteren Kugeln, einmal am Unterarm und einmal am Bein getroffen..
Nummer 22's Tod habe ich wohl verpasst, doch es ist eben ein weiterer kalt werdender Körper am Boden, welcher den Asphalt in ein dunkles fast schon schwarzes Rot färbt. Mit einem kindlichen Kichern krallt sich Yumi in den Hals des letzten Soldaten, stößt sich mit den Beinen an der Seite des Wagens ab und schwingt sich auf dessen Schultern. "Seine Arme!" ruft mir Yumi zu und ich schieße ihm in die gleichen Stellen, an denen ich auch getroffen wurde: Einmal in die linke Schulter des Mannes und einmal in den rechten Unterarm. "thankss" kichert Yumi und schlingt noch immer auf den Schultern des Soldaten sitzend seine Beine um seinen Hals. Ich weiß nicht genau wie Yumi das macht, aber ein prezieser Stich durchbohrt so die Luftröhre des Soldaten, dass die Klinge an der entgegengesetzten Seite zum Einstichsloch heraus kommt. Und doch fließt kein einziger Tropfen Blut. Der Mann steht so unter Schock, dass er sich nicht bewegen kann, was Yumi ausnutzt, denn er zieht das Messer heraus und schlingt schnell seine Beine enger um den Hals, dass kein Blut ausweichen kann. Amüsiert hält er seinem Opfer den Mund und die Nase zu und man kann hören, wie er von innen an seinem eigenem Blut, welches durch die zerstochene Luftröhre in seine Lungen fließt erstickt. Als der Mann zu Boden geht, löst Yumi schnell seine Beine von dessen Hals um nicht auch zu fallen. "Dreiundzwanzig.." Lächelt er. Doch dieses Lächeln hält nicht lange, denn die Realisation darüber was er getan hat schlägt ihn wie ein Blitz. Es ist schon ziemlich gruselig wie blutrünstig Yumi sein kann und ich bin froh, dass er nicht mein Feind ist.. Aber manchmal ist er wirklich ein Crybaby..
"I-ich.. ich habe 23 unschuldige Menschen getötet.." murmelt er zitternd und ich lege den Kopf schief. "Ach das ist, warum du Dr. Seishu nicht mitgezählt hast?" mit einem Nicken und Tränen in den Augen blickt Yumi zu Boden.
Mittlerweile steht die Sonne schon etwas weiter am Himmel, doch große graue Wolken beginnen sie zu verdecken.
"Yumi.. alles ist okay. Du hast dich gut geschlagen" lächle ich und betrachte seinen mit Wunden übersähten Körper, welcher den Umständen nach in ziemlich guter Verfassung ist.. Was man von mir nicht gerade behaupten kann..
Ich ziehe ihn ein letztes mal in eine enge Umarmung und stelle sicher, dass er die Spieluhr mit der Zahl 2001 in den Deckel gebrannt in der Tasche hat. "Jetzt verschwinde endlich, ehe sie uns beide wieder nach drinnen schleppen!" lache ich und versuche zu überspielen, dass ich ihn am liebsten nicht gehen lassen würde.
"Und vergiss mich ja nicht!" rufe ich ihm hinterher und er winkt mit Tränen benetztem Gesicht "Wie könnte ich dich vergessen?!" Er dreht sich noch ein letztes mal um und schenkt mir ein letztes mal sein engelsgleiches Lächeln welches ich leider bisher nicht oft zu sehen bekam, ehe er los rennt.
Von weitem höhre ich die näherkommenden Sirenen und versichere mich nochmal, dass Yumi außer Sichtweite ist.
2 oder 3 oder vielleicht sogar 4 Minuten verstreichen, in denen ich immer wieder dort hin blicke, wohin Yumi verschwunden ist. Ich muss einfach sicher gehen dass er nicht entdeckt und wieder geschnappt wird..
Mit jeder Sirene die immer lauter immer näher kommt und jedem Wagen, welcher vermutlich randvoll mit diesen Witzen von Soldaten gefüllt ist, spüre ich wie langsam mein Körper schwerer wird.
Wie das Adrenalin langsam ausklingt und jede Verletzung eine pochende heiße Welle an Schmerz durch mich pumpt. Wie elektrische Schübe ist der Schmerz mal aushaltbar und mal so stark, dass ich vermute gleich umzukippen. Erschöpft und träge lasse ich mich gegen den Kofferraum des Wagens fallen, welcher noch immer an der Frontseite eine Delle in Form des Baumes hat und geräuschlos vor sich hin Dampft.
Mich links und rechts auf den Lauf der beiden Maschinengewehre in meinen Händen stützend um etwas Balance zu finden, kommen die Wägen alle näher und näher. Soldaten bis auf die Zähne bewaffnet umzingeln mich in einem Halbkreis und ich breite mit den Gewehren in den Händen die Arme aus und kichere.
"Dann lasst uns noch ein letztes mal Spaß haben.." rufe ich mit aller mir verbleibender Kraft und grinse. Ich schieße beide Magazine leer und mir kommt alles wie in Zeitlupe vor. Ich spüre jeden einzelnen Rückstoß der pro Schuss meinen Körper durchfährt..
Ich erkenne wie einige meiner Schüsse ein paar Soldaten zu Boden gehen lassen, genauso erkenne ich genau, welcher von ihnen den Abzug drückt. Ich spüre jede einzige Kugel die meinen Körper durchbohrt und erkenne auch, wie eine Kugel direkt auf meinen Kopf zufliegt, doch ich habe beim besten Willen nicht die Kraft dazu auszuweichen... Die Kugel beim Näherkommen beobachtend, muss ich unbewusst noch ein letztes mal an Yumi denken und wie viel Spaß mir diese kurze Zeit die wir miteinander verbracht haben gemacht hat.
Die negativen Erinnerungen die tief in meinem Kopf vergraben sind verdrängend, warte ich fast schon ungeduldig darauf, dass die Kugel ihr Ziel durchbohrt. Wenn ich jetzt schon sterben muss, dann Glücklich und ohne schlechtes Gewissen!
Nichteinmal den Schmerz mehr Spüre ich..
Ich fühle mich wie betäubt..
Ich kriege gerade noch so mit, wie mein Kopf durch den Einschuss der Kugel nach hinten gegen den Wagen knallt und mein Körper all seine Kraft verliert. Das Lächeln auf meinen Lippen kann ich jedoch am deutlichsten Spüren...
Ich spüre auch, wie alles Schwarz wird und dann..
Nichts..
Einfach nichts..
Immerhin habe ich keinen Langweiligen Tod :)

Floating boyWhere stories live. Discover now