kapitel 57

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POV Luke
Auch nach einigen Minuten ist per Funk kein Lebenszeichen von Yumi durchgekommen und ich werde immer unruhiger.
"Luke du darfst jetzt nicht die Fassung verlieren!" ruft mir Rin zu als ich kurz unaufmerksam bin und fast eine Kugel eines Soldaten abbekomme.
"M-mir gehts gut-" kommt es abgehackt über unsere Frequens und ich atme erleichtert auf. "Yumi, bist du verletzt?! Wo bist du?"

POV Yumeku
"n-nur ein paar Kratzer.. ich bin a-an dem Treppenabsatz im ersten Stock.." stammle ich und versuche so unbekümmert wie möglich zu klingen. Mit zusammengebissenen Zähnen übe ich mehr Druck auf die Schusswunde an meinem Oberarm aus und versuche so aufmerksam wie möglich zu bleiben.
Als Luke gerade Rin und den anderen zur Hilfe eilte, kamen mehrere Polizisten die Treppen hoch. Zwei von ihnen kamen direkt in meine Richtung und fünf weitere liefen in Lukes Richtung. Da ich Panik schob, habe ich mich mich einfach blindlinks auf einen der Männer gestürzt. In dem Moment als ich einen der Polizisten zu Boden stach, drückte der andere ungezielt ab.
Zum Glück war der Schuss nicht genau gezielt, sonst hätte mich die Kugel nicht nur so harmlos am Arm getroffen.. Reflexartig stürmte ich auf den Schützen zu und rammte ihm die Klinge meines Messers direkt an die von der Schutzkleidung unbedeckte Stelle am Hals und stach immer und immer wieder zu..
Karftlos sinke ich zu Boden. Mein Körper bebt und ich ringe unkontrolliert nach Luft. Über Funk teilt mir Rin mit, dass es einige Komplikationen gibt und ich mich in Deckung nicht von der Stelle rühren soll.
Laute Schüsse hallen durch die Flure des großen Gebäudes und ich zucke immer wieder erschrocken zusammen.
Weder das Blut, noch der Geruch des Todes, welcher in der Luft liegt machen mir noch etwas aus.
Das einzige was mir Angst macht, ist der Fakt, dass einer meiner Freunde sterben könnte. Die paar Monate die ich jetzt schon bei ihnen bin, waren sozusagen der Start meines neuen Lebens, das will ich nicht einfach so verlieren..
Zusammengekauert sitze ich noch immer in der kalten Ecke hinter dem Treppenvorsprung und halte mit zitternden Händen den Abzug der Waffe, die ich einer der am Boden liegenden Leichen abgenommen habe.
Durch die abgedunkelten Fenster kann ich schwach Scheinwerfer erkennen und das Geräusch von Hubschrauber Turbinen kommt zu den unzähligen grausamen Geräuschen dazu.
Um der Gefahr als Gegner gehalten zu werden aus dem Weg zu gehen, werfe ich die Waffe zurück in Richtung der Leichen und kaue nervös auf meiner Lippe herum.
Noch mehr Militär kommt ins Gebäude gestürmt und sichert nacheinander alle Räume. Offensichtlich läuft wohl doch alles nach Lukes Plan und jetzt muss ich einfach nur die Rolle des Lockvogels spielen.
Mit einer Waffe auf mich gerichtet, tritt ein Soldat vor mich und ich setze einen möglichst Verstörten Gesichtsausdruck auf. "hey kleiner, bist du okay?" werde ich gefragt und der Mann lässt seine Waffe sinken. Kalt starre ich ihm in die Augen und langsam kommt er näher. "Ist das dein Blut? Bist du verletzt?" fragt er weiter und legt mir seine Schutzjacke um die Schultern.
Abgesehen von der Schusswunde ist es hauptsächlich Blut anderer, also bleibe ich einfach stumm und lasse mich von dem Typ auf meine zittrigen Beine ziehen.
"Hey wir haben hier einen verletzten!" ruft der Soldat und vor Schreck ziehe ich den Kopf ein. "kleiner, alles ist okay, wir bringen dich hier raus" versucht er mich zu beruhigen und legt mir den Arm in den Rücken.
Etwas Druck ausübend bringt er mich aus dem Gebäude.
Als wir an einem Krankenwagen ankommen, klappen mir kurz die Beine weg und ich sinke unsanft zu Boden. Der Blutverlust durch die Wunde an meinem Arm, die ich so gut wie möglich zu verdecken versuche macht mir schwer zu schaffen und meine Sicht wird langsam schwummerig. Ein Rauschen ist kurz in meinem Ohr zu hören und dann ertönt zu meiner Erleichterung Lukes Stimme. "Yumi bist du okay?" ich tippe zweimal an mein Ohr, was Luke einen Signalton weiterleitet, dass es mir gut geht. "Läuft alles nach Plan?" wieder tippe ich zweimal an den kleinen Lautsprecher, welcher die Form eines normalen Kopfhörers hat. "gut, wir sind alle okay und sind gerade dabei abzuhauen. Sie werden dich wie nach Plan in die Militärklinik bringen und wenn nicht, dann find ich dich schon" höre ich Luke noch sagen, ehe ich den Kopfhörer aus dem Ohr nehme und unauffällig fallen lasse.
Der Soldat hilft mir nun wieder auf die Beine und zwei Sanitäter kommen mit einer Trage auf mich zugeeilt.
"Mein Name ist Sergeant Major Akira, wir werden dich nun behandeln lassen. Bist du im Stande uns deinen Namen und dein Alter zu sagen? Und was hast du überhaupt an so einem Ort gemacht?" da ich sowieso keinen vollständigen Satz rauskriegen würde, starre ich ihm einfach nur kalt in die Augen und halte weiter meinen Arm.
Dieses mir nur allzu bekannte Gefühl in meinen Lungen lässt mich nach Luft schnappen und ich spüre wie ich immer stärker zu zittern beginne. Mir wird übel und verkrampft ziehe ich auf der Liege sitzend die Beine an den Oberkörper. Überfordert mit der Situation versuche ich meine Atmung unter kontrolle zu kriegen und hoffe dass diese Panikattacke bald ausklingt.
"Hey, du musst atmen! Beruhig dich, alles wird gut!" auch wenn ich weiß, dass Luke und die anderen auf mich vertrauen, kann ich die Angst nicht unterdrücken und zittere unentwegt. Die Angst vor fremden Menschen sitzt tief in mir verankert und meine Hände verkrampfen sich. Jedesmal wenn mir die Luft abgeschnürt wird, kratze ich unkontrolliert an meinem Hals und ich spüre wie das warme Blut langsam an meiner kehle hinunter über meine Hände fließt. "Wir brauchen ein Beruhigungsmittel! Der Junge steht unter Schock!" höre ich gedämpft die Stimme von dem Major, welcher meine Hände von meinem Hals fern hält. Ohne Vorwarnung wird mir eine Injektionsnadel in den Arm gerammt und der Druck auf meiner Brust lässt nach. Erleichtert ringe ich nach Luft und nach der ganzen Aufregung fühle ich mich wie tot. Müde lehne ich mich an die Wand des Krankenwagens und lege meinen Kopf in den Nacken. Die Sanitäter beginnen meine Wunden zu behandeln und reden auf mich ein wach zu bleiben.
Noch immer außer Atem schließe ich die Augen und spüre wie mir immer kälter wird. Die Umgebung um mich herum verschwimmt mit der Zeit und als sich der Krankenwagen mit Major Akira an meiner Seite in Bewegung setzt, verstummen alle Geräusche und alles wird Schwarz..

Floating boyWhere stories live. Discover now