kapitel 52

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POV Yumeku
Als Nikos Wagen kurz vor dem Schultor zum stehen kommt, steige ich zögernd, mit zittrigen Beinen aus. Auf dem Weg ins Klassenzimmer, will das getuschel um mich herum gar nicht aufhören und verurteilende Blicke durchbohren mich. Mit gesenktem Kopf und stockendem Atem betrete ich den Klassenraum, wo es kurz darauf Schlagartig ruhig wird. Überfordert meide ich jeglichen Blickkontakt und setze mich schweigend auf meinen Platz. Offensichtlich ist noch keiner meiner Freunde hier und folglich sitze ich nun im gesprächsmittelpunkt aller meiner Klassenkameraden. Jedoch spricht mich keiner Direkt an. Es schleichen sich nur ständig Sätze wie 'bestimmt ist er in einer Gang' oder 'vielleicht hat er ja schon Leute getötet'..
Beides kann ich nicht wirklich abstreiten und als endlich die Klassenzimmertür auf geht und Airi, Mio, Hikari und Kaito eintreten, atme ich erleichtert auf.
"Yumi! Geht es dir gut?!" stürmt Airi auf mich zu und fällt mir um den Hals. Etwas überrumpelt nicke ich als antwort und werde auch von Hikari und Mio in besorgte Umarmungen geschlossen. Zu meiner überraschung zieht mich auch Kaito kurz in seine arme und nuschelt etwas wie 'zum Glück gehts dir gut'. Trotzdem meidet er meinen Blick und nun beginnt die wilde fragerei von Airi, welche mit ihrer Neugierde sicher Reporterin oder so etwas werden könnte. "Warum wurdest du von der Polizei mitgenommen, hast du etwas angestellt?" beginnt Mio, welche zum Glück etwas von Hikari zurück gehalten wird. "k-können wir uns nach der Schule treffen, dann erklär ich euch alles" murmle ich und bemerke erneut die schaulustigen Blicke der anderen Schüler.
Kurz bevor es zum Unterrichtsbeginn klingelt, geht nochmals die Klassenzimmertür auf und zu meiner Überraschung tritt Jack ein, welcher einen dicken Verband um seine Hand trägt. "Jack was ist passiert?!" fragt ein Mitschüler nach und noch bevor Jack antworten kann, fällt sein Blick auf mich. In Sekundenschnelle wird er Leichenblass und sein Gesichtsausdruck verändert sich in pure Angst. "was? hast du einen Geist gesehen?" fragt der junge der gerade noch mit ihm gesprochen hat und folgt Jacks ängstlichem Blick. "n-nein alles gut" murmelt Jack mit zittriger Stimme und setzt sich auf seinen Platz. Da sein Tisch mit etwas Abstand neben meinem steht, kann ich deutlich sehen, wie er mich mit angsterfülltem Blick beobachtet und kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Etwas amüsiert drehe ich meinen Kopf während dem Unterricht ab und an zu ihm, woraufhin er verschreckt zusammen zuckt. Dass Jack solche Angst vor mir hat, macht mich irgendwie glücklich... jetzt muss ich nurnoch meinen Freunden alles erklären und hoffen dass Hiro, Taro und Jack nicht umgehen und allen sagen, dass ich sie so zugerichtet habe. Naja würde es nicht dem Ruf der drei schaden, wenn andere erfahren, wie schwach sie gegen mich waren?
Nach Unterrichtsschluss, verabrede ich mich mit den anderen für 15 Uhr in der Downtown Mall und steige dann in Lukes Mustang ein. "Und war es so schlimm?" fragt er mich als ich gerade die Beifahrertür schließe und zieht mich an meiner Krawatte zu sich. Neckend legt er seine Lippen auf die meinen und ich sehe, wie einige Mitschüler gaffend durch die Fensterscheibe blicken.
Mit einem lauten Aufheulen des Motors fährt Luke los und ich reiße erschrocken die Augen auf, als er fast eine Mädchen überfährt. "Du bringst noch jemanden um wenn du so fährst!" keuche ich erschrocken und versichere mich nochmal, dass der Sicherheitsgurt funktioniert. "Wär ja nicht das erste mal" grinst Luke und gibt nochmal extra Gas.
Etwas sehr durchgeschüttelt komme ich in der Wohnung an und beklage mich noch dreißig mal bei Luke, dass er wirklich nicht so fahren sollte.
"Da fährt ein betrunkener sicherer als du" knurre ich als wir gerade in die Küche kommen und Louis lauscht amüsiert meinem rumgemotze. "Luke kommt wenn es ums Autofahren geht nach seinem Dad und glaub mir es hat einen Grund dass er einen extra angestellten Fahrer hat" lacht Louis und lässt mich von dem was er kocht etwas Probieren. Genießend kaue ich und fahre mit meinem gemeckere fort. "Luke hat fast ein Mädchen überfahren und wegen ihm hab ich da nen Blauenfleck, weil ich mich im Auto angehaut hab" murre ich und zeige Louis meine Schulter, welcher bemitleidend die blaue Stelle mustert. "Sicher dass das von Lukes Fahrkünsten kommt und nicht ausm Bett?" kommt aufeinmal Rin hinter mich getreten und legt sein Kinn auf meinem Kopf ab.
"Geh weg von Yumi, du stinkst nach Sex!" faucht Nagisa und quetscht sich zwischen Rin und mich. "Dein One-night-stand steht übrigens verwirrt im Wohnzimmer" zeigt Nagisa auf die ziemlich mitgenommene Blondiene (an der Wahrscheinlich mehr Brust hängt als Gehirn im Kopf ist) im Wohnzimmer. "Hat die irgendwas genommen?" fragt Luke und fuchtelt der Frau vor den Augen rum. Mit ziemlich verzögerter Reaktion sieht sich die Tusse um und ihr Blick fällt auf mich. "Ey du.. wo gehtsn raus?" fragt sie komplett unorientiert und ich zeige ihr den 'Ausweg'.
"Wow an dem paar Brüste hieng ja noch 'n Mensch dran" lacht Nagisa und Rin zieht dessen Shirt hoch. "Mit Flachland wie dir hats auch funktioniert, ich steh eben mehr auf Arsch" grinst Rin und streicht über Nagisas Brust, während er gleichzeitig mit der Hand an dessen Rücken herunter fährz. "mhh..Seh ich aus wie ne Frau?! Natürlich bin ich flach, immerhin hab ich mehr Arsch als die grade" bläst Nagisa die Backen auf und entreißt sich Rins Griff.
Ohne etwas zu sagen, verschwinde ich aus der Küche um mich im Ankleidezimmer umzuziehen. Da es heute etwas kühler ist als in den letzten Tagen, ziehe ich mir einen weißen Pulli, rote Sneakers und eine schwarze Jeans an. Etwas stolz lege ich mir mein Halsband an, welches Luke mir geschenkt hat und betrachte die glänzende Marke mit meinem Namen. Lächelnd fahre ich mit dem Finger über die Gravur und gehe dann fertig umgezogen zurück in die Küche, wo die anderen bereits angefangen haben zu essen. Schnell setze ich mich zu ihnen und esse ebenfalls etwas, jedoch bekomme ich so wie immer fast nichts in mich hinein. "Du solltest wirklich mehr essen, du bist zu dünn" sorgt sich Louis mal wieder, so wie jeden Tag mindestens fünf mal. "Uhm kann mich später jemand in die Mall fahren?" frage ich zögernd nach und Luke erklärt sich sofort bereit. Kopfschüttelnd sehe ich Rin flehend an, welcher sofort versteht: "Schon gut Luke, ich muss sowieso später noch wo hin, dann fahr ich Yumi kurz, liegt sowieso auf dem Weg" schüttelt Rin Luke gekonnt ab, welcher nun betrübt zu uns sieht. "So wie du fährst, hätte auch ich Angst um mein Leben" kichert Nagisa, welcher nach Lukes Todesblick gleich 10 cm kleiner wird.
Als Rin und ich nach dem Essen gerade die Wohnung verlassen wollen, hält uns Luke nochmal auf und schlingt seine Arme um mich. "Bleib nicht zu lang weg, du musst für morgen ausgeschlafen sein.." haucht er mir ins Ohr und beißt kurz in meinen Hals. Mit zusammengekniffenen Augen und darum bemüht keinen Ton von mir zu geben, zucke ich zusammen, woraufhin Luke von mir ablässt und ich gehe endlich mit Rin zu den Tiefgaragen.
"hey Kleiner. Versprich mir eines.." gibt Rin im Auto aufeinmal von sich und ich sehe ihn mit schief gelegtem Kopf an. "geh morgen nicht drauf okay? Nicht nur Luke hängt ziemlich an dir... sondern wir alle" murmelt Rin etwas verlegen und startet den Motor. Als er mir einen kurzen Blick zuwirft, lächle ich ihn warm an und nicke "Versprochen" schmunzle ich und Rin wuschelt mir durchs Haar. "Und du solltest öfter Lachen, das steht dir" neckt er mich und gibt Gas. Auch wenn Rin deutlich über dem Tempolimit fährt, ist sein Fahrstil schon fast beruhigend im Gegensatz zu dem von Luke. An der Downtown Mall angekommen lässt mich Rin raus und lässt noch kurz die Scheibe runter. "Falls ich dich abholen soll, ruf an" sagt er noch, bevor er mit dem Sound seines Motors einige Blicke auf sich zieht und davon fährt.
An dem großen Brunnen in der Mall, wo wir uns immer treffen, warten die anderen bereits auf mich und ich eile zu ihnen. "sorry bin etwas spät" entschuldige ich mich und wir setzen uns an einen Tisch vor einem Cafè. Nachdem die anderen mein Halsband genau betrachtet und komplimentiert haben, geben wir unsere Bestellungen ab und warten darauf, dass der Barista unsere bestellten Getränke bringt.
"So jetzt erklär uns mal, warum du gestern so grob von einem Polizei Officer verschleppt wurdest" bricht Hikari das Thema an und alle sehen mich gespannt an. "Uhm.. also es lagen angeblich Handfeste beweise gegen mich vor und es gab auch Aussagen gegen mich, also musste man das untersuchen." beginne ich zu erklären, jedoch scheint sich keiner der vier damit zufrieden zu geben. "Was für aussagen und von wem? Und stimmt es dass Hiro, Taro und Jack etwas damit zu tun haben?" beginnt Airi mich erneut zu durchlöchern. "j-ja die drei haben was damit zu tun.." murmle ich leise. "d-das was ich jetzt dann sage, ist sicher ziemlich verwirrend, aber-" ich werde von Mios Handy unterbrochen, welches zu klingeln beginnt. Es scheint Mios Bruder zu sein und sie nimmt den Anruf mit kurzem Zögern an. Während dem kurzen gespräch, wird Mios Gesichtsausdruck auf einmal ernst und nachdem sie auflegt, sieht sie sich Nachrichten an, welche gerade eintreffen. "Ist etwas passiert?" fragt Kaito besorgt und Mio schüttelt stumm den Kopf. Scheinbar hat sie Fotos geschickt bekommen, denn sie wischt auf ihrem Display immer wieder zwischen zwei Bildern hin und her und zoomt immer wieder an etwas heran. Dann sieht sie mit großen Augen zu mir und dann wieder auf ihr Handy. "Mio was ist denn los?" wird Hikari ungeduldig und Mio reicht ihr ihr Handy. Auch ihr Blick verändert sich und sie schüttelt den Kopf. "N-nein dass kann nicht sein, sie sehen sich bestimmt nur ähnlich" stammelt sie und wir anderen werden nun auch neugierig. "nun sagt schon..." jammert Airi und Mio sieht mich überfordert an. "Y-yumi, erinnerst du dich an die Zeitschrift, die wir neulich meinem Bruder gekauft haben? Die mit den Murder Mysterys? Und erinnerst du dich an das Cover?" ich überlege kurz und dann kommt es mit einem Schlag zurück: das Bild von mir auf dem Cover und der Artikel über mich...
Hikari legt zögernd Mios Handy in die Mitte des Tisches, worauf ein Selfie von uns Fünf ist. Überfordert sehen Kaito und Airi auf. "Und was ist damit?" gibt Kaito nun seine verwirrung frei und Airi zuckt mit den Schultern. "das hab ich vor ein paar wochen meinem Bruder geschickt.." nun wischt Mio auf dem Display nach links und das abfotografierte Cover der Murder Mystery Zeitschrift kommt zum vorschein. Zuerst betrachten Airi und Kaito das bild mit vollster Verwirrung, jedoch scheint ihnen die ähnlichkeit mit mir nach mehrerem Auf- und Absehen immer mehr aufzufallen.
"Warte, willst du etwa sagen YUMI ist YUMEKU?!" bringt Airi ungläubig heraus und ich beginne immer nervöser zu zittern. "Ich weiß nicht, frag doch Yumi ob er es ist" antwortet Mio etwas verzweifelt und alle Blicke richten sich durchbohrend auf mich, woraufhin ich geschlagen den Kopf senke. Mein Körper bebt nun vor Angst, meine Freunde zu verlieren und meine Augen füllen sich mit Tränen. "i-ich bin kein Monster" murmle ich leise und Tränen fallen von meinen Wangen hinab auf meine Jeans und verblassen in dem schwarzen Stoff . "Y-yumi warum antwortest du denn nicht?" hakt Airi vorsichtig nach. "b-bitte hasst mich nicht.." wimmere ich und ringe nach Luft. Kaito zieht mich langsam zu sich und schlingt seine Arme um meinen Körper, um mich zu beruhigen. "d-du bist kein Monster" flüstert mir Kaito immer wieder zu, bis ich langsam wieder zu Luft komme und die anderen sitzen einfach nur stumm und überfordert da. Keiner von uns scheint diese Situation wirklich zu erstehen und die Stille wird immer erdrückender. "Yumi bitte sag nicht, dass du dieser Yumeku bist.. ihr seht euch doch nur ähnlich oder?" schüttelt Airi den Kopf und sieht mich flehend an. "b-bitte.. ihr dürft mich nicht hassen.. i-ich bin k-kein Monster" bringe ich nur heraus und ich spüre wie Kaitos Arme sich um mich herum anspannen. Zitternd winde ich mich aus seinen Armen und gehe auf etwas Abstand. "Also bist du wirklich Yumeku, ein Mörder?" wispert Mio, darauf bedacht dass es keine anderen Leute um uns herum hören und ich sehe ihr kühl in die Augen. Das zittern meines Körpers will nicht aufhören und immer mehr Tränen rinnen meine Wangen herab, jedoch spüre ich gerade nichts, als das verlangen wegzurennen und jeden der sich mir in den Weg stellt auszulöschen. Und das ist es was mir Angst macht: dieses unkontrollierbare Verlangen dazu, jemanden zu verletzen und ungeschädigt davon zu kommen.
Schwach nicke ich und alle vier nehmen etwas ungläubig aber verängstigt abstand von mir. "a-aber du.." beginnt Hikari zu stottern "du bist kein Psycho, das kann nicht sein."
"zeig uns doch deine Schulter, wenn die Patientennummer da ist, können wir uns sicher sein" stellt Airi fest und rückt wieder näher zu mir. "bitte zeig uns deine Schulter!" drängt sie mich etwas und ich ziehe meinen Pullover so nach unten, dass meine linke Schulter mit der Nummer frei liegt. Geschockt streckt Airi ihre Hand nach mir aus, jedoch stoppt sie ihre Bewegung, ehe sie mich berührt und sieht mich zögernd an.
"h-habt ihr etwa keine Angst?" wimmere ich und Airi streicht mir eine Träne von der Wange. "Natürlich sind wir überrascht, dass wir soetwas nicht über dich wussten.. aber wir könnten dich niemals hassen, für uns bist du einfach nur Yumi" lächelt Airi zweifelend, doch ich kann die Angst in ihrer Stimme deutlich hören. "Und außerdem.. wenn du uns umbringen wolltest, wären wir schon tot, oder?" fügt Hikari an und Mio zuckt zusammen. "Aber bitte erzähl uns trotzdem was mit Hiro, Taro und Jack passiert ist" drängt mich Hikari und ich schlucke schwer. "D-die drei hatten zwei jüngere Mittelschüler verprügelt, also bin ich dazwischen und habe Jack gelähmt und anschließend seine Hand komplett mit einem Messer durchbohrt. Hiro habe ich etwas auf die Brust geritzt und Taro konnte ich nichts antun weil Luke dazwischen gegangen ist" murmle ich monoton und man kann an den Blicken der anderen erkennen, dass sie von meiner Gefühlslosigkeit noch überraschter sind als sonst. "H-hast du seit dem du aus dem Heim ausgebrochen bist... wieder getötet?" fragt Mio kleinlaut nach und ich weite etwas die Augen. Zögernd nicke und werde perplex angesehen. "Wie oft?" hakt Airi nach und ich zucke mit den Schultern. "Mehr als zehn mal?" fragt Kaito und ich nicke leicht. Irgendwie fühlt es sich so sureal an, mit meinen Freunden darüber zu reden als wäre es normal. Dennoch ist es anders als sonst, die sonst so warmen Blicke der vier, sind nun mit Angst gefüllt und ihre Stimmen sind vorsichtig und darauf bedacht nichts falsches zu sagen.
"Hatten diese Leute es verdient zu sterben?" fragt Kaito mit festerer Stimme und sieht mir tief in die Augen. "j-ja" bringe ich mit brüchiger Stimme hervor. "Dann hast du nichts falsches getan. Du musstest so viel schlimmes durchmachen.." erzwingt sich Airi ein Lächeln und als mir bewusst wird, dass nichts wieder so sein wird wie vorher, rinnen mir weitere Tränen die Wangen hinab

Floating boyWhere stories live. Discover now