kapitel 7

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POV Yumeku
Ich streiche sanft mit meinen kalten zittrigen Händen über Lukes Oberkörper und erstarre als ich den großen zugenähten Schnitt auf seiner Brust sehe.
Auch an seinem Arm hat er ein riesiges Heftpflaster, welches bereits Blutdurchtränkt ist.
Plötzlich beginnen meine Augen zu schmerzen und ich spüre wie sich Flüssigkeit darin ansammelt.
Weine ich etwar?

Ich kann mich nicht erinnern jemals geweint zu haben und auf einmal kullern die Tränen meine Wangen hinunter.
"ich ha-habe doch gesagt, d-du sollst auf dich aufpassen" stottere ich leise mit brüchiger Stimme.
"Yumi bitte nicht weinen" höre ich Lukes sanfte beunruhigte Stimme.
Er zieht mich zu sich und schlingt seine Arme um mich.
Ich wage es nicht mich zu bewegen, nicht dass eine seiner Wunden wegen mir beginnt ihm weh zu tun. Vorsichtig schmiege ich mich an seinen warmen Oberkörper und lege meine Wange an die stelle, wo ich sein Herz schlagen spüre. Unverhinderlich laufen mehr und mehr Tränen meine Wangen hinab und fallen wie Regentropfen zu Boden.
Mich überkommt ein Gefühl, als würde eine Last von mir fallen und die ganze aufgestaute Trauer die ich in mir trage löst sich mit einem mal.

Meine Atmung stockt ständig und ich beginne zu schluchzen. Ich fühle mich so erbärmlich und trotzdem kann ich nicht aufhören zu weinen. Heute Abend als ich mit Nagisa im Kino war und während des Films mehrere Leute zu weinen begannen, fragte ich mich wie man sich diese Blöße geben kann um vor anderen zu weinen, und jetzt tue ich es selbst. Wie erbärmlich..
Ich kann spüren, wie sich Lukes Herzschlag immer mehr erhöht und ohne es zu merken, schlinge ich meine Arme um Lukes Hüfte und kralle mich an seinem Hosenbund fest.
Ich kann einfach nicht verstehen, was er mit mir macht.. Diese ganzen Emotionen, welche ich noch nie zuvor gefühlt habe..

Nichteinmal im Heim habe ich Traurigkeit gefühlt, denn ich bin mit den schmerzen aufgewachsen und die einzigsten Gefühle die ich dort empfand waren Angst und unbeschreibliche Wut.
Aber wenn ich bei Luke bin, spüre ich nicht nur Angst, sondern auch Glücklichkeit,Traurigkeit, Eifersucht und vor allem Freude.
Meine Hände schließen sich immer fester um den Bund von Lukes Jeans und er streicht mir nun sanft über den Kopf, was mich dazu verleitet aufzusehen um in sein mit Kratzern versehenes Gesicht zu blicken.
"Alles wird gut Kleiner. Die Wunden werden verheilen und die Kratzer hinterlassen bestimmt nichtmal Narben." flüstert er mir mit beruhigender Stimme entgegen und schenkt mir sein wunderschönes Lächeln welches ich so liebe.

Langsam versiegeln meine Tränen und mit einer ruhigen Bewegung wischt mir Luke die nassen Wangen ab. Es ist egal dass ich ihn jetzt erst ein paar tage kenne, ich würde ihm ohne zu zögern mein doch so wertloses Leben in seine Hände legen und ihm voll und ganz vertrauen.
Auf einmal drückt er mich etwas von sich weg und ich merke wie er eine Hand um meine Schultern und die andere in meine Kniekehlen legt und mich im Brautstil hochhebt.
Wie kann Luke trotz all seiner Verletzungen so stark sein und mich so behandeln als wäre ich der verletzte?
Ich merke wie mir das Blut in den Kopf schießt und verlegen bedecke ich meine roten Wangen mit meinen Händen. Sanft werde ich im Bett abgelegt und kurze Zeit später legt sich auch Luke zu mir.
Unbewusst rücke ich näher zu ihm und als er vorsichtig einen Arm um mich schlingt, schmiege ich mich an ihn und lege meinen Kopf auf die unverletzte Stelle seiner Brust. So verharrend schlafen wir beide ein und ich fühle mich in seinem Arm sicher und geborgen..

Mitten in der Nacht wache ich auf und höre neben mir ein schmerzerfülltes Keuchen.
Ich schalte die Leselampe ein und kann erkennen, dass Luke sich im Schlaf eine seiner Wunden am Arm etwas aufgerissen hat und diese nun zu bluten beginnt.
Vorsichtig, darauf bedacht Luke nicht zu wecken mache ich mich auf die Suche nach einem Verbandskasten und werde sofort fündig. Mit zitternder Hand entferne ich das Blutgetränkte Pflaster von seinem Oberarm und tupfe mit einem Reinigungsstäbchen die offenen stellen der Wunde ab um sie zu säubern. Ohne jegliche Geräusche zu machen, schütte ich etwas Flüssigbetäubung auf ein Wattepad und lege es für einige sekunden auf die Verletzung. Mit einem Heftpflaster verschließe ich den zwischenraum des offenen Fleisches von Lukes Arm und lege eine Heftkompresse darauf, um weitere Blutungen zu verhindern. Drum herum wickle ich einen Druckverband, so dass Luke sich im Schlaf die Wunden nicht wieder aufreisen kann und als ich fertig damit bin, atme ich erleichtert auf. Ausnahmsweise ist mein Fotografisches Gedächtnis mal wieder hilfreich, denn ich habe vor einigen Jahren ein Buch über das fachliche Medizinstudium gelesen und konnte deshalb Lukes Verletzung ohne Probleme versorgen. Nachdem ich den Verbandskasten weggeräumt habe, lege ich mich zurück zu Luke ins Bett und ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es mittlerweile schon 5:36 Uhr ist. Ohne weiter über irgendetwas nachzudenken decke ich mich zu und falle in einen ruhigen Schlaf.

POV Luke
Nach einer unruhigen und schmerzvollen Nacht, wache ich erstaunt darüber keine schmerzen zu haben auf. Als ich mich im Badezimmer im Spiegel betrachte, kann ich erkennen, dass um meine Wunde am Arm ein Verband gewickelt ist. Die Plastikverpackung auf dem Waschbecken, verrät mir, dass offensichtlich Yumi in der Nacht die Verletzung betäubt und versorgt haben muss. Dieser Junge und seine Fähigkeiten überraschen mich von Tag zu Tag erneut und ich kann gar nicht genug von ihm lernen. Als ich nur mit Boxershort bekleidet nach dem Duschen das Badezimmer verlasse, fällt mir auf, dass Yumi meinen Blutverschmierten Pullover vom Vortag in den Armen hält und sich wie besessen daran klammert. Wie in Trance trete ich näher an ihn heran und streiche ihm eine Haarsträne aus dem Gesicht.
Davon wird er jedoch wach und blickt mir mit seinem Engelsgleichen Gesicht in die Augen. "Morgen kleiner" murmle ich und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. "m-morgen" erwiedert Yumi und streckt sich. "wie spät ist es?" durchbricht er die Stille und mit einem Blick auf mein Handy antworte ich ihm "14:05 Uhr"
Mit einem seufzen steht Yumi auf und verschwindet im Badezimmer. Ich höre wie die Dusche angeht und lege mich nochmal kurz ins Bett um vor mich hin zu dößen.
Nach einer Gefühlten Ewigkeit in welcher ich unbewusst auf Yumi gewartet habe, kommt er aus dem Badezimmer und mir bleibt der Mund offen stehen.
Er trägt eine kurze schwarze Jogginghose, welche man kaum unter dem viel zu großen Pullover von mir sehen kann. "ist was?" fragt er leise und schaut verlegen zur Seite. Mit beiden Händen spielt er am unteren Bund des Pullovers, welcher ihm fast bis zu den Knien geht und weicht weiter meinem Blick aus.
"Sieh mich an" sage ich etwas streng. Erschrocken zuckt er zusammen und sieht mir mit roten Wangen in die Augen.
Verdammt..
ich darf nicht so sanft mit ihm sein sonst werde ich noch zum Softie. Ich stehe mit kaltem Gesichtsausdruck auf und kann erkennen wie eingeschüchtert Yumi nicht nur von meinem Gesicht sondern auch meiner Größe ist. "hast du etwa Angst vor mir?" frage ich mit meinem typischen player Lächeln.
Oh gott jetzt krieg ich auch noch Stimmungsschwankungen, Yumi muss bestimmt toal verwirrt von mir sein...
Seit Yumi bei mir ist, war ich weder feiern noch saufen und sex hatte ich auch keinen. Auch wenn ich nicht so Schwanzgestäuert wie Rin bin, sollte ich langsam mal wieder eine Tusse klären, nicht dass mir meine aufkommenden Gefühle für Yumi noch im weg stehen. Etwas grob dränge ich Yumi gegen die Wand und aus verängstigten Augen und am ganzen Leib zitternd sieht er zu mir hoch."h-hab ich etwas falsch g-gemacht?" fragt er ängstlich und provokant hebe ich eine Augenbraue und mustere ihn "t-tut mir leid dass ich deinen Pullover einfach genommen habe" wimmert er schon fast nach einem ausweg aus dieser Situation suchend.
Mit einem dumpfen knall schlage ich meine geballte Faust an die Wand neben Yumis Kopf und mit eingezogenem Kopf lässt er sich die Wand hinunter auf den Boden gleiten.
Erst jetzt realisiere ich, dass ich mich von meinen Arschloch Impulsen leiten habe lassen und den kleinen total verängstigt habe.
Geschockt von mir selbst blicke ich überfordert auf Yumi herab welcher gar nicht mehr aufhört zu wimmern. Schnell verlasse ich mit totaler Verwirrung ohne etwas zu sagen den Raum und lasse Yumi mit seiner Angst allein...

Floating boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt