Kapitel 17

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Gefühlt hatte ich erst eine Stunde geschlafen, bevor der Wecker mich wieder aus dem Schlaf riss. Sofort sprang ich aus dem Bett. Logischerweise nachdem ich ihn ausgeschaltete hatte, bevor er die ganze Nachbarschaft aufweckte.
Einen Moment schwankte ich, der Schwindel holte mich ein. Das war eine ganz natürliche Reaktion darauf, dass ich so rasch auf stand. Ich war es gewöhnt , trotzdem dachte ich nicht daran, erstmal einen Moment rum zu sitzen.
Dieses bestimmte Geräusch eines Weckers setzte einen minimalen Adrealinschub in mir frei, sodass ich erstmal die Energie hatte, sofort mit was auch immer zu beginnen. So hatte es man mir ebenfalls antrainiert.
Genug der Schwafelei in meinem Kopf, zu allererst musste ich mich anziehen. Diesmal würde ich es ohne die Flügel machen. Natürlich konnte ich sie getarnt mitnehmen. Zur Sicherheit, falls was passieren sollten. Ich ging jetzt mal nicht davon aus, dass jetzt auf der Straße plötzlich eine Schießerei los ging, aber wer weiß.
Ich zog mir einen übergroßen Pulli an, der unglaublich hässlich aussah und aus einem Baumarkt als Beigabe kam. Dazu nahm ich mir ein paar Einkaufstaschen, die überall rumflogen. Es könnte sein, dass ich davon zur Zeit mehr hatte als Hosen, so viel, wie ich schon an Werkzeug eingekauft hatte.
Draußen herrschte weniger Betrieb. Zwei Uhr. Das war ungefähr die perfekte Uhrzeit, wenn man wenigen Leuten begegnen wollte. Die meisten waren bereits zu Hause und alle die mit einer frühen Schicht schliefen noch. Drei oder vier Uhr ging auch noch, aber dann wurde es zusehend voller .
Ein paar Jugendliche, oder auch junge Erwachsene, ganz wie man es sah, hingen noch auf der Straße herum.
Vor solchen Leuten hatte ich Respekt. Denn, dass die nicht mehr nüchtern waren, da konnte man ziemlich sicher von ausgehen. Vielleicht hatten sie nur getrunken oder auch gekifft, da wollte ich mich nicht fest legen.
Mit gesenktem Kopf, so leise wie möglich schlich ich mich an ihnen vorbei und wäre fast gestorben vor Schreck, als aus der Ferne plötzlich Musik los ging. Was zum Teufel? Wer hörte so spät noch, wie man ziemlich deutlich erkennen konnte, Uptown Girl? Alles okay bei denen?
Die Leute, welche sich gerade kichernd an eine Laterne gehangen hatten, lachten noch lauter. Jemand zeigte mit dem Finger auf mich. ,,Eyy, Bro, willst du Stress?", lallte einer zu mir herüber, wobei er seinen Freund in die Seite stieß, der daraufhin umkippte. Sie hatten nicht mal erkannt, dass ich ein Mädchen war. Gut so.
Schnellen Schrittes ging ich weiter. Das war einfach nur traurig, solche Menschen. Hatten sie nichts besseres mit ihren Leben an zu stellen, fanden es cool oder fanden keinen anderen Weg, als so ihre Probleme zu vergessen? Was auch immer, es war schrecklich.
Ich hatte mir fest genommen, mich nie im Leben zu betrinken. Ab 21 war ein Schlückchen Alkohol ja nicht schlimm. Wer wollte, konnte das gerne machen, aber man sollte doch immer darauf achten Herr seiner Sinne zu bleiben. Sonst konnte das hinterher ganz schon unangenehm werden. Außerdem wäre es für mich ganz schön, wenn ich mir nicht all meine Gehirnzellen weg trank. Ja, die könnte ich vielleicht noch mal brauchen.
Nein, Spaß bei Seite, ich hatte sowieso schon genug Problenme mit meinen komischen Gedanken wenn ich mal ein paar Stündchen zu wenig geschlafen hatte.
Es dauerte lange, bis ich das kaputte, heruntergekommende Viertel erreicht hatte. Jetzt in den Nachtstunden war dort Highlife. Also nicht so schlimm, aber es trieb sich die ein oder andere zwieliche Person mehr dort rum, als an hellichem Tag.
Mit gesenktem Kopf, möglichst zielstrebigen Schritten lief ich die Gasse entlang und spitzte dabei meine Ohren. Trotzdem konnte ich von den eng zusammen stehenden Grüppchen nur leises Geflüster wahrnehmen. Oder lautes Gelächter. Hier war kein Nüchterner, der unvorsichtig etwas aus plauderte.
Eigentlich auch egal. Denn mal ehrlich, was sollte ich mit irgendwelchen Informationen anfangen. Die Droge von unserem Ryan Tomphson war sowieso erst in drei Monaten so weit, jetzt machte sicher noch keiner Werbung für das Mittelchen.
Nachdem ich mich schnell vergewissert hatte, dass sich keiner für die unscheinbare, schwarze Gestalt mit den kleinen Paketchen in der Hand interessierte, trat ich in meine alte Beherbergung. Dort war alles unverändert. Es fiel nichts auf.
Hastig faltete ich die Tüten auf und stopfte alles was mir in die Hände kam herein. Ich stellte meine Kopflampe ein, mein Atem ging hektisch. Würde jetzt jemand reinkommen, dann war ich geliefert. Vielleicht würde ich gegen einen Erwachsenen ankommen, aber wenn es mehrere wären.. Und auf der Straße könnte mich wenigstens jemand hören.
Klar, auch da würde es sehr vermutlich keiner riskieren, mir zur Hilfe kommen, doch wenn mich eine Gruppe etwas zusammen schlug, fand man schneller meinen Körper, als wenn ich in diesem einsturzgefährdeten Haus lag.
Deswegen überkam mich nun eine schreckliche Hektik. Vor allem, als lautere Stimmen zu mir drangen. Fuck! Ich ließ vor Schreck die kleinen Batterrien wieder fallen, sodass sie in alle Richtungen davon rollten. Mist, jetzt konnte ich sie nochmal alle einsammeln.
Auf Knien, so schnell es ging nahm ich die Batterien und alles was ich sonst noch so sah, stopfte es in die letzte Tüte und schaltete dann hastig die Lampe aus. Draußen musste ein kleiner Streit entbrannt sein. Zwei Leute schrien sich streitlustig an.
Langsam öffnete ich die Tür einen Spalt. Der Mond beleuchtete eine Gruppe von ca zehn Leuten, die im Kreis um zwei extrem muskelbepackten Typen standen. Unbemerkt schlüpfte ich nach draußen und rannte, nun nicht mehr auf die Lautstärke bedacht davon.
Auch alle anderen in der Nähe, welche noch genug bei Verstand waren zogen sich in die dunklen Gassen zurück, aus denen sie gekommen waren.
Außer Atem rannte ich an einem Deli vorbei, übersah eine Frau, die ich an die Seite rempelte und dafür eine ordentliche Portion an Flüche abbekam. Na gut, ich wäre auch angekotzt, wenn man spät nachts, wo doch die straßen frei waren, noch weg geschoben wurde.
Bis in den 68 Stock sprintete ich, wo extra laut die Tür aufgeschlossen und wieder zu geschlagen wurde. Danach rückte ich noch ein paar Sachen rum, ließ das Wasser laufen, während ich mir die Zähne putzte und legte mich schließlich ins Bett.
Diesmal dauerte es nur so lange, bis mein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte, dann schlief ich ein.

Habt ihr irgendein Feedback zu meiner Geschichte?
Euch allen einen schönen, hoffentlich sonnigeren Tag

Stark ist nicht starkWhere stories live. Discover now