Kapitel 18

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Missmutig kaute ich auf meiner Banane rum. Es war nicht, dass ich Banane hasste, aber Apfel schmeckte doch um Längen besser. Nur musste ich mich immer noch ein wenig an meinen  Ernährungsplan halten, der eigentlich auf mein Trainingsplan abgestimmt sein sollte. Das klappte allerdings nicht so richtig, schließlich hatte ich noch ganz viel anderes Zeug zu tun abgesehen vom boxen, joggen oder was auch immer.
Mein Blick wanderte erneut zur Uhr. Verdammter Mist. Immer noch  genau 7 Uhr. Ned holte mich erst in einer halben Stunde ab und das einzige, was ich noch machen musste war, meine Zähne zu putzen. Angezogen hatte ich mich schon. Die Sachen, welche ich gebrauchen könnte waren sogar schon seit gestern akkurat in meinen neuen Rucksack gepackt.
Was  sollte ich mit mir, als reines Nervenbündel, jetzt anstellen. Unruhig trommelte ich einen Rhytmus auf den Tisch, zog mein Handy zu mir rüber und überprüfte, ob eine Nachricht von Fite angekommen war. Er hatte nichts geschrieben.
Da ich ehe nichts mehr essen konnte, ließ ich die Banane auf meinem Brettchen liegen, damit ich sie gleich zu meinem Vollkornsandwich packen konnte. Vor dem Spiegel im Badezimmer blieb ich kurz stehen und betrachtete mich kritisch. Natürlich wollte ich nicht an meinem ersten Tag in der Highschool, die laut tausenden Büchern schnell zur Hölle werden konnte, negativ auffallen. Trotzdem wollte ich meinem Kleidungsstil treu bleiben. Aber mit einer schwarzen Shorts und einem schlichten schwarzem T-shirt konnte man doch nichts falsch machen. Also, das hoffte ich zumindest.
Beim Zähne putzen tigerte ich unruhig durch die mittlerweile aufgeräumte Wohnung. Eigentlich gehörte es nicht zu meinem Plan, Mitschüler hier hin ein zu laden, doch vorsichtshalber hatte ich gestern einmal sauber gemacht. Jetzt sah es auch schon viel wohnlicher aus.
Gut, dafür hatte Fite' s Zimmer gelitten, allerdings war sowieso nicht gedacht, das irgendjemand den Raum betrat. Und irgendwo musste ich ja meine Werkstatt einrichten. Die Flügel wurden ständig weiter ausgearbeitet.
Ich packte die Banane noch in meine Tasche, schaute gut dreitausendmal auf die Uhr, zog meine Schuhe an, machte mir einen Zopf, nur um ihn wieder zu lösen, versuchte ein Buch zu lesen und begann ein Video zu schauen, bevor es endlich zehn Minuten vor halb war und ich es mir erlaubte runter zu rennen.
Logischerweise lief Ned nicht bis ins oberste Stockwerk um mich ab zu holen, sondern wartete unten auf mich. Generell war ich froh, dass er mich zur Schule begleitete. Nicht, dass es für mich schwer gewesen wäre, den Weg zu finden, doch es wäre sicher einfacher, neben jemanden den Schulhof zu betreten, anstatt alleine da zu stehen.
Ned hatte es mir angeboten, mich ab zu holen, jedoch war mir bewusst, dass mein Haus ganz sicher nicht auf der Route lag. Draußen schaute ich mich neugierig um. Es war aufregend, endlich meinen online-Freund kennen zu lernen. Ich hoffte doch sehr, dass wir uns so gut verstanden wie über den Chat.
Er hatte kein Bild von mir. Ich schon. Ein veraltetes Profilbild, was mittlerweile zu einem lustigem Meme getauscht worden war, verriet mir, wie er ungefähr aussehen müsste. Suchend schaute ich mich um, zupfte nervös an meinen Haar rum.
In  acht Minuten sollte er da sein. Verdammt , warum musste ich nur so nervös sein. Es gab sicher unzählige Menschen, die schon öfters als ich die Schule gewechselt hatten. Das half mir aber auch nicht. Denn es gab sicher keinen Sechzehnjährigen, der gerade das erste mal, mitten im Schuljahr, auf die Highscholl sollte.
Noch sieben Minuten. Sechs.
Da sah ich, wie ein etwas dicklicher Junge sich entspannt durch die Menge schob. Auf seinen Schultern wippte ein Rucksack. Das musste Ned sein. Ich hob meine Hand, um ihn auf mich aufmerksam zu machen und tatsächlich erkannte er mich.
Seine Augen weiteten sich, dann lächelte er wieder. War das jetzt gut oder nicht? Ich hatte wirklich erbärmlich wenig, um nicht zu sagen gar nichts, mit realen Kindern in meinem Alter zu tun. Konnte man die auch mal ein wenig verspotten? Ich würde es einfach so machen, wie ich meinte. Und wenn ich dann ab dem ersten Tag Außenseiterin war, hatte ich halt mehr Zeit für mich.
Das einzige, was ich wirklich nicht versauen wollte, war meine Freundschaft zu Ned. Mit keinem im Netz hatte ich so regelmäßigen, angeregtem Kontakt wie mit ihm. Und das sollte auf alle Fälle bleiben.
,,Ähm, hey", begrüßte ich ihn, unsicher, ob ich jetzt seine Hand nehmen sollte, oder einfach los gehen sollte. Ned wirkte umso entspannter. Ohne zu zögern klopfte er mir auf die Schulter und wand sich dann zum gehen, wobei er mir immer wieder mal kurz ins Gesicht schaute. ,,Hey, Laila, echt abgefahren, dich zu sehen. Was für ein Zufall, dass dein Vater hier einen Job hat." Ich zuckte mit den Schultern:,, Ich hab mich auch mega gefreut. Aber kein Wunder, dass er irgendwann hier landet, wir waren gefühlt schon überall."
,,Das muss echt hart sein, wenn du jedes mal neu irgendwo bist. Deswegen berichtest du auch nie von deinen Freunden", erkannte Ned. Wieder zuckte ich mit den Schultern:,, Naja, ich wollte nich unnormal wirken, aber ehrlich gesagt hatte ich bis jetzt immer Privatleher. Also bin ich nicht nur etwas nervös"
Glücklicherweise ließ das während des Gesprächs langsam nach. Ned hatte so eine entspannt, fröhliche Art an sich, die einen einfach komplett herunter fahren ließ. Es war viel schöner, wirklich mit ihm zu reden. Am liebsten hätte ich das den gesamten restlichen Tag gemacht.
Er erzählte mir was von der Midtown Highschool. Im Prinzip wusste ich die Grundsätze bereits aus dem Internet, aber dass die Geschichtslehrerin ihre beiden Enkel vergötterte stand dort überraschender Weise nicht.
Im Gegenzug erzählte ich ihm von meinem komischen Lehrer, den ich tatsächlich mal einen halben Monat gehabt hatte und der die ganze Zeit meinte, mir die Informationen und Hilfen verkaufen zu können.
So dauerte es gar nicht lange, da standen wir schon vor der Schule. Und damit kehrte auch meine Nervosität zurück. Heilige Scheiße. Gott stehe mir bei!

Hilfe, genau das gleiche steht mir morgen auch bevor, also zumindest enden die Sommerferien. Ich will nicht!  Homeschooling war meiner Meinung nach viel entspannter.. Falls ihr Morgen auch wieder hin müsst: Mein Beileid

Stark ist nicht starkWhere stories live. Discover now