Kapitel 48

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Blut rann von meinen Lippen, bedeckte meinen ganzen Körper, war sogar durch meine Kleidung gedrungen. Doch viel schlimmer als mein Anblick sein musste, war der Geruch. Der unverkennbare Geruch nach Tod. Noch waren die Leichen, die überall in dem dämmrigen Raum verstreut waren, nicht verwesen.
Ich hatte sie getötet, allesamt. Mit wackeligen Schritten kniete ich vor dem nächstiegenden, schlaffen Körper hinüber. Meine Knie knickten ein, ein stummer Schrei verließ meine Lippe. Es hatte nichts gebracht. Die beste Person der Erde war gestorben. Ich hatte doch nicht alle in diesem Raum getöt. Eine Person war durch die Hand des Feindes gestorben.
Die trüben Augen, welche ich so gerne geerbt hätte, starrten mich an. In ihnen schien ein Vorwurf zu liegen. Ein Vorwurf und ein  letzter Befehl. Ich hatte versagt, doch sie hinterließ mir eine letzte Chance, ihren Tod zu rächen. Ich hatte vielleicht vergeblich all diese Soldaten getötet, doch es würden nicht die letzten sein. Jeder einzelne würde bereuen meine Mutter umgebracht zu haben. Tony Stark würde bereuen, meine Mutter umgebracht zu haben.

Mit pochendem Herz schlug ich die Augen auf. Ein Traum, alles nur ein Traum. Doch trotzdem wollte das Bild, wie der echte, noch viel schrecklichere Leichnam meiner Mutter ausgesehen hatte, nicht verschwinden. Diese Art von Alpträuen suchten mich regelmäßig heim und einer war sinnloser als der andere. Ich hatte Gena nicht vor ihrer Krankheit bewahren können, das war nur logisch, aber auch wirklich schlimm. Ich hätte mein Leben und das zahlloser andere dafür gegeben, dass sie überlebte. Nur eins war gleich geblieben, meine Mutter hatte mir eine Möglichkeit dargelassen, eine Möglichkeit, wie ich ihren größten Wunsch erfüllen könnte.
Und exakt das wollte ich jetzt machen.
Etwa zwei Wochen waren vergangen, seitdem ich die Idee gehabt hatte, Spiderman zu entführen. In der Zwischenzeit hatte ich einen detallierten Plan ausgearbeitet, wie ich es vollbringen würde und nebenbei noch immer Nachforschungen zu Fites Tod angestellt. Es gab nichts mehr, was ich auf den Bildern an seinem Leichnam erkennen konnte und alles hatte mir nicht so viel Aufschluss gegeben, abgesehen davon, dass auch sein Tod Starks Schuld gewesen war.
Auch in Sachen der Drogen war ich weiter gekommen. Auch wenn ich sehr abweisend auf Flash reagierte, schien er immer wieder zu versuchen mir zu gefallen, also würde er mir vielleicht doch eine Rundführung durch die Villa der Tomphsons an bieten.
Beim akademischen Zehnkampf gerieten wir ständig aneinander und sogar Peter ließ sich jetzt Flash's Anmerkungen nicht mehr gefallen, worauf ich mächtig stolz war, auch wenn Liz, die regelmäßig versuchte den Streit zu schlichten, mir fast ein bisschen leid tat. Allerdings machte Peter es ihr nicht halb so schwer wie Flash und ich, denn sobald die schwarzhaarige Schönheit auftauchte, zog er sich total zurück.
Aber jetzt war ich schon wieder abgeschweift. Ich sollte mal lieber schauen, wie spät es war. Ich war genau dreizehn Minuten bevor mein Wecker geklingelt hätte aufgewacht, das bedeutete, ich hatte doch noch etwas Zeit, um den Plan, welchen ich eigentlich ehe schon auswendig konnte, nochmal durch zu gehen.
Es war im Prinzip ganz simpel. Die letzten beiden Wochenenden war Spiderman immer bis spät in der Nacht draußen rum geschwungen. Zuerst in Queens und dann später auch in Brooklyn, um kleinere Streitigkeiten zu beheben. Wie mir die Kamerauaufnahmen zeigten, schien das ein Ritual von ihm zu sein, weshalb es nicht schwer sein würde, irgendwo einen Streit zu entfachen und die kleine Spinne auf dem Weg zur Hilfe ab zu fangen.  An der Grenze von Brooklyn zu Queens hatte ich eine Lagerhalle entdeckt, die ich mir einfach mal in Namen von Hydra gemietet hatte. Dort würde er dann unterkommen.
Ich war wirklich gespannt, wie mein Vater darauf reagierte. Ob er versuchte, es geheim zu halten? Einzig die Familie tat mir irgendwie leid. Denn Spiderman hatte wahrscheinlich mindestens eine Person, die sich Sorgen um den Superheld machte. Vielleicht sollte ich eine Botschaft verfassen, dass es der Person unter der Maske gut ging?
Der Wecker klingelte, weshalb ich rasch aufstand und mir dann die Klamotten, welche ich schon bereitgelegt hatte, anzog. Alles war im selben Stil gehalten: Schwarz und unauffällig. Mich sollte möglichst keiner sehen, damit es nicht den kleinsten Anhaltspunkt gab. Deswegen würde ich auch ein paar Kameras ausschalten müssen, denn ich wäre schon ziemlich enttäuscht von meinem Vater, sollte er nicht nach den öffentlichen Aufnahmen schauen.
Wie früh es wohl auf fiel, dass Spiderman verschwunden war? Den Menschen vermutlich nicht so schnell. Es gab Wochen, da ließ die Spinne sich nur einmal blicken, während er manchmal auch mehrmals täglich herum schwang. Ein genaues Muster hatte ich dahinter nicht erkennen können, abgesehen davon, dass die Person unter der Maske von Montags bis Freitags meistens arbeiten oder irgendwelche anderen Sachen machen musste. Wer wusste schon, vielleicht ging die Person ja auch noch zur Schule? Oder war auch ein Mädchen, genau wie ich..
Wer auch immer Spiderman war, ich wollte es nicht wissen. Obwohl, wollen war das falsche Wort. Ja, ich war neugierig, wusste jedoch genauso gut, dass ich die Wünsche der Person, die ich entführte wenigstens ein bisschen beachten sollte.
Nachdem ich mich angezogen  hatte, warf ich wieder einen kurzen Blick auf die Zeit. Ich lag perfekt im Plan, was vielleicht daran lag, dass ich den ganzen Ablauf bereits mehrmals geprobt hatte. Man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen, egal wie hilflos er aussah, man konnte sich nie genug arbeit machen.
Ich schob die Hose ein Stück hoch, um auf meinen Knöcel zu schauen. Noch war dort nur ganz normale Haut, aber am Donnerstag nach der Schule beim Eis essen, hatte ich Peter das Versprechen abgenommen, dass er mir alles selber tatowieren würde. So schwer war das nämlich gar nicht und es war ein schöner Gedankem, dass einer meiner ersten Freunde mit mir dieses Zeichen setzte. Auch wenn Peter es nicht ganz unterstütze.

Stark ist nicht starkWhere stories live. Discover now