Kapitel 22

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Unter den Handschuhen schwitzten meine Hände widerlich. Die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt, sodass man mich, sollte man genauer nach oben schauen, noch ganz gut am Himmel aus machen konnte. 
Allerdings machte es mir jetzt nichts mehr aus. Sollten die Menschen nur aufmerksam auf die Gestalt werden, welche dort oben über ihnen schwebte. Ich hatte mich darauf vorbereitet , dass man mich sah.
Mein Körper wurde von einem 0815 schwaren Kapuzenpulli verhüllt, den man sogar in Discountern erwerben konnte. Doch darunter trug ich eine kugelsichere Weste, nur so, zur Sicherheit. Die Hose war eine ebenso häufig vorkommende Arbeiterhose, schnittfest und nur ein bisschen enger genäht, damit nicht so viel Luft darunter kam.
Die Maske musste nicht mehr verändert werden, sie bot die perfekte Tarnung. Alles war ziemlich nichts sagend. Man konnte weder mein Geschlecht, mein Alter oder meine Herkunft an dieser Kleidung erkennen. Und genau das gehörte zu meinem  Plan.
Iron Man sollte vollkommen überrascht und unwissend sein. Ich beschleunigte noch ein bisschen, um zum Hauptquartier der Avengers zu kommen. Mein Vater hatte genug Zeit  bekommen, um damit klar zu kommen, dass jemand Stark Industries geknackt hatte. Jetzt wurde es  Zeit, ihm noch mal ein kleines wenig Angst ein zu jagen.
Ich hatte nicht vor, jemanden offen an zu greifen, oder zu verletzten. Bloß ein stummer Einbruch. Irgendetwas machen, dass ihm zeigte, wie einfach man seine Abwehr durchbrechen konnte. Das würde sein übergroßes Ego hoffentlich, wenigstens ein kleines bisschen verletzten.
Die Lichter unter mir flogen nur so daher. Langsam wurde es wirklich dunkel und mein Nachtsicht-Gerät schaltete sich automatisch ein.
Das Anwesen, auf denen alle Avengers, die gerade nicht auf der Flucht waren, trainierten war groß. Um nicht zu sagen riesig. Wie viele hundert Leute könnten hier wohl leben? Was für eine Verschwendung. Aber so war mein lieber Papa ja, egoistisch wie ein Stück Scheiße.
Eine Weile schwebte ich in sicherer Entfernung über dem Hauptgebäude. So schwer konnte es gar nicht sein, unbemerkt rein zu kommen. Das Anwesen der Tomphsons war besser gesichert, was allerdings auch einfach war, bei mindestens drei mal so wenig Fläche.
Vermutlich würden die Kameras mich überall auf nehmen, doch Bewegungsmelder, die auch auf mich schossen gab es, wenn  ich Glück hatte keine.
In meinem Kopf bildeten sich ein Dutzend Pläne, welche Gebäude ich alle, wie betreten konnte. Anhand der Wärmesignatur- Bilder konnte ich erkennen, wo sich überall noch Leute auf hielten. Hier waren viel weniger los, als im ehemaligem Stark-Tower.
Logischerweise bewegte sich über Nacht auch nicht so viel. Ein paar wenige Wachen patrouillierten oder standen vor Eingängen, doch sonst konnte ich bloß Flecken erkennen, die auf der Stelle lagen.
Der Alarm würde alle Leute aber sicherlich innerhalb von Sekunden aus dem Bett holen, auch wenn Iron Mans Armee wahrscheinlich als erstes da war.
Oh, es könnte sein, dass das gar nicht so schlimm wäre, wenn ein Robortor kam. Da könnte ich ja auch noch das ein oder andere raus reißen. Obwohl, mit so vielen wie Tony Stark mittlerweile entwickelt hatte, kam ich auch nicht klar.
Also blieb wohl die Devise: Unbemerkt rein, bemerkbar machen, schnell wieder raus. Ich versuchte alle Kameras ausfindig zu machen. Sicher arbeiteten sie auch mit Wärme.
Mir kam eine nicht gerade angenehme, aber vermutlich genau deswegen, effektive Idee. Auf Grund der großen Parkanlage trieben sich viele Tiere auf dem Anwesen rum. Wenn ich, wie ein Hund, über die Grenze krabbelt und dann ein paar Meter vom Gebäude entfernt erst aufstand..
Vermutlich der Trainingsteil des Gebäudes war komplett leer. Da würde ich also hin gehen. In Entfernung von einem Kilometer ließ ich mich wieder auf den Boden sinken. Gott, jetzt würde es anstrengend und nass werden.
Angespannt hielt ich die Luft an, während ich mich langsam über die Grenze schob, meinen Kopf senkte, um zu simulieren, dass ich schnüffelte. Hoffentlich schaute gerade keiner genau auf die Kameraüberwachung.
Meine Knie schmerzten fast noch mehr als mein Rücken. Verdammt, was hatte ich mir nur dabei gedacht. Morgen musste ich wieder acht Stunden in der Schule rum sitzen. Kein besonders guter Zeitpunkt für eine spontane abendliche Aktion.
Allerdings schien mein Plan genau auf zu gehen. Zumindest passierte nichts, als ich so entspannt wie möglich über den mittlerweile feuchten Rasen kroch. Was ich in meinen genialen Plan nicht brechnet hatte, waren die miesen Laternen.
Natürlich auch mit Bewegungsmelder.
Und das bedeutete, dass ich plötzlich im Scheinwerferlicht stand. Fuck. Rasch sprang ich auf, jetzt war sowieso alles verloren. Rasch richtete ich nochmal meine Maske, dann stieß ich mich in die Luft. Jetzt musste ich aufs ganze gehen.
Mit zittrigen Fingern entsperrte ich die Handgranate und warf sie genau in ein Fenster. Jetzt aber schnell weg. Noch im weg fliegen hörte ich ein Ohrenbetäubendes knallen gefolgt von weiteren Schüssen.
Okay, die waren dann wohl auf mich gerichtet. Mit der höchst möglichen Anschubkraft schoss ich davon. Mein Fluchtplan stand: Iron Man hatte zwar viele ,,Diener", doch die konnte man sicher schneller austricksen als eine lebendige Person.
Das einzige was ich zu machen brauchte, war ein paar auf dem Weg zum Timesquare ab zu lenken und dort dann in der Menge von Touristen und ein heimischen unter zu tauchen.

Nur musste ich es bis dahin erstmal schaffen. Denn irgendwie gestaltete sich das gerade schwerer als eigentlich gedacht. Die Metall- Männer waren schneller als ich. Die schusssichere Weste konnte mir zwar das Leben retten, war aber auch verdammt schwer. Und Gewicht minderte meine Schnelligkeit.
Bevor ich mich dazu entscheiden konnte, sie ab zu streifen,  falls das überhaupt ging, traf ein Schuss mich hart am Rücken. Der Stoß beförderte mich ein paar Meter schneller, aber auch unkontrollierter nach vorne.
Sobald ich mich wieder unter Kontrolle hatte machte ich eine scharfe Rechtsbiegung hin zu den Hochhäusern und dichter bevölkerten Gebieten. Ab jetzt mussten die Maschinen vorsichtiger werden. Zumindest hoffte ich, dass Tony Stark sie so weit entwickelt hatte. Sonst könnte es sein, dass ich in den nächsten Minuten gegrillt wurde.

















Stark ist nicht starkWhere stories live. Discover now